Die Tickets für Busse und Bahnen kennen seit Jahren nur eine Preis-Richtung: nach oben – und das wird auch 2025 wieder der Fall sein. Das Deutschlandticket wird 2025 ohnehin teurer, nun hebt das Land Hessen auch seine übrigen Flatrate-Tickets an: Schülerticket und Seniorenticket werden im kommenden Jahr teurer, das betrifft auch viele in Mainz. Auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund wird seine Preise erneut anheben, damit werden auch Tickets in Mainz teurer. Gleichzeitig drohen Kürzungen beim Angebot – auch Rheinland-Pfalz prüft die Ausdünnung von Buslinien.
Das Deutschlandticket ist eine Erfolgsgeschichte, allein im Rhein-Main-Verkehrsverbund zählt man rund 530.000 Deutschlandticket-Abos -allerdings sind dabei rund 80.000 Studitickets bereits mitgerechnet. Und da liegt bereits die Krux: Das Deutschlandticket schöpfe „sein Potenzial nicht aus“, klagt man beim RMV – denn die Neukunden haben lediglich um drei bis vier Prozent zugenommen. Für einen wirtschaftlichen Erfolg müsste es aber Zuwächse von 20 Prozent oder gar 30 Prozent geben, heißt es bei dem Verkehrsverbund.
Damit hat der Öffentliche Nahverkehr also nicht deutlich mehr Nutzer, aber dafür deutlich geringere Einnahmen: Die 49 Euro des Deutschlandtickets bedeuteten nicht nur „eine Tarif-Revolution“, wie man beim RMV schwärmt – sondern eben auch erhebliche Einkommensverluste. Konsequenterweise steigt der Preis für das Deutschlandticket zum Januar 2025 nun auf 59 Euro, eine erhebliche Steigerung, die womöglich weitere Abbestellungen mit sich bringt – auch wenn das Ticket damit im Vergleich zu den früheren Monatskarten unschlagbar günstig ist.
„Verspätungen und Fahrtausfälle auf inakzeptablem Niveau“
Gleichzeitig aber haben sich die Probleme im ÖPNV eher verstärkt als reduziert: „Besonders aufgrund von Personalengpässen und dem hohen Baugeschehen sind Verspätungen und Fahrtausfälle im RMV-Gebiet wie deutschlandweit auf ein inakzeptables Niveau gestiegen“, klagt man selbst beim RMV. Der RMV-Aufsichtsrat appellierte deshalb jüngst an die Infrastrukturbetreiberin InfraGo, „ihre Versäumnisse in der Personalplanung schnellstmöglich zu beseitigen und sicherzustellen, dass Bauarbeiten pünktlich beendet werden und nicht den Fahrplan durcheinanderbringen.“
Die Preise hebt nun auch das Land Hessen für seine Flatrate-Tickets an: Demnach wird zum 1. Januar 2025 der Preis für das Schülerticket Hessen sowie für das Seniorenticket Hessen von 365 Euro auf 379 Euro im Jahr steigen. Steigende Energie- und Personalkosten seien der Grund dafür, man habe die Steigerung aber „so niedrig wie möglich“ gehalten, betont man im Hessischen Wirtschaftsministerium. Der Preis sei zudem zuvor seit Einführung des Schülertickets Hessen im Jahr 2017 und des Seniorentickets Hessen 2020 nicht erhöht worden.
Der monatliche Abbuchungspreis steigt nun auf 32,20 Euro. Die Komfort-Variante des Seniorentickets, welche die Nutzung der 1. Klasse umfasst, wird künftig 649 Euro statt 625 Euro pro Jahr kosten. „Die Preisänderungen, die durch einen Zuschuss des Landes Hessen sozial abgefedert werden, sind eine Reaktion auf die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Kostenaufwände für den Bus- und Bahnbetrieb“, heißt es zur Begründung weiter. So lägen allein die Energiekosten rund 50 Prozent über dem Niveau von 2020, eine Rolle spielen aber auch die erheblich gestiegenen Personalkosten.
Kürzungen im Angebot und Streichen von Buslinien drohen
„Da im Öffentlichen Nahverkehr keine Gewinne erwirtschaftet werden, dienen die erwarteten höheren Einnahmen direkt der Sicherung der Finanzierung des Bus- und Bahnangebots“, betont man in Hessen zudem. Sicherung ist dabei ein wichtiges Stichwort: Den Nutzern drohen nämlich statt Verbesserungen Kürzungen im Angebot. Gleich mehrere Bundesländer prüften aktuell Kürzungen im Busverkehr sowie im Regional-Schienenverkehr, warnte am Montag der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Konkret genannt wurden etwa Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.
Doch auch in Rheinland-Pfalz sind Kürzungen längst ein Thema: Verkehrsministerin Katrin Eder (Grüne) bestätigte jüngst in einer Sondersitzung des Mobilitätsausschusses, das Land prüfe Kürzungen von Buslinien dort, wo wenige Fahrgäste die Busse nutzten. Welche Strecken wegfallen sollten, sei aber noch nicht geklärt, berichtete der SWR, man müsse aber prüfen, wo das Geld „am Effektivsten“ eingesetzt werden könne. Damit dürften vor allem auch Verbindungen auf dem Land auf der Kippe stehen, auch wenn die Ministerin betonte, es gehe „nicht um ein Abhängen ländlicher Räume“.
Die CDU-Opposition hatte die Sondersitzung beantragt, weil sie argwöhnte, das Land wolle zehn Prozent aller Linien aus Kostengründen streichen. „Noch im April dieses Jahres vertrat Staatsministerin Eder die Auffassung, man habe für viele Menschen im Land den Zugang zur Mobilität deutlich verbessert“, klagte CDU-Verkehrsexperte Markus Wolf – das aber habe „mit der Realität nichts zu tun.“ Denn obwohl das Land erstmals plane, eigenes Landesgeld in den ÖPNV zu geben, reichten die Mittel bei weitem nicht aus.
Städtetag für weniger Buslinien, Ticketpreise steigen
Stattdessen wachse das kommunale Defizit vor allem beim ÖPNV und der Schülerbeförderung „massiv an“, rechnete Wolf weiter vor: Während im Haushaltsjahr 2017 das kommunale Defizit hierfür 45,5 Millionen Euro betrug, seien in den Haushaltsplänen für 2024 rund 264,4 Millionen Euro eingeplant – das sei ein Aufwuchs von über 480 Prozent. Mit weiteren Tarifsteigerungen und Kostenexplosionen bei den Betriebskosten sei zu befürchten, dass ein Buskilometer von derzeit 3,94 Euro ab 2025 bis zu 5,00 Euro im Jahr kosten werde. Linien müssten deshalb gestrichen werden, klagte Wolf: „Das zentrale Versprechen der Regierung Schweitzer von gleichwertigen Lebensverhältnissen zwischen Stadt und Land wird bereits jetzt gebrochen.“
Tatsächlich hatte Ende Oktober der Städtetag Rheinland-Pfalz ausgerechnet auf dem Land für weniger Buslinien plädiert – und für eine Ausdünnung in weniger genutzten Zeiten. Kostentreiber seien auch E-Busse, die schlicht dreimal teurer als Dieselbusse seien, klagte die Geschäftsführende Direktorin des rheinland-pfälzischen Städtetags, Lisa Diener, laut SWR. Dazu sei Energie viel teurer geworden, ebenso das Personal, sowie die Anpassung der Betriebshöfe auf E-Mobilität.
Und so werden zum 1. Januar auch die Ticketpreise weiter steigen: „Zur Sicherung des Fahrtenangebots aufgrund der gestiegenen und weiterhin steigenden Personal- und Energiekosten“, habe man eine Anhebung um durchschnittlich vier Prozent zum 1. Januar 2025 beschlossen, heißt es beim RMV. Alleine die Energiekosten lägen rund 50 Prozent über dem Niveau von 2022, klagt man auch hier, eine Steigerung sei „unausweichlich.“ Die Preisanpassung betrifft alle RMV-Fahrkarten, so steigt der Preis für eine Einzelfahrt in Frankfurt von 3,65 Euro auf 3,80 Euro, eine Fahrt von Frankfurt nach Wiesbaden kostet statt bisher 10,55 Euro dann 11,00 Euro.
Info& auf Mainz&: Informationen über eine Preissteigerung bei den Mainzer Verkehrsbetrieben liegen uns noch nicht vor, kommt sicher noch… Mehr zum letzten Preisschock bei den Tickets zum 1. Januar 2024 könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.