Das gab es auch noch nicht: Das Wiesbadener Rathaus ist am Fastnachtssamstag von einem Narr erobert worden. Ja, Ihr habt richtig gelesen: Die Erstürmung des Wiesbadener Machtzentrums wurde von genau einem Narr geleistet. DACHO-Vorsitzender Simon Rottloff höchstpersönlich schritt zur traditionellen Machtübernahme der Narren, mutterseelenallein musste sich der oberste Wiesbadener Narrenhüter in die Schlacht werfen – und geriet prompt in Unterzahl: Gleich zwei Verteidiger hielten im Wiesbadener Rathaus die Stellung, doch mit schierer Wortgewalt gelang am Ende doch die Eroberung des Rathausschlüssels.

Angriff auf das Wiesbadener Rathaus: Erstürmung Corona-konform mit genau einem Narren. - Video: Stadt Wiesbaden, Screenshot: gik
Angriff auf das Wiesbadener Rathaus: Erstürmung Corona-konform mit genau einem Narren. – Video: Stadt Wiesbaden, Screenshot: gik

Die Corona-Pandemie hat ja nun Umzügen und jeglichen Fastnachtsparties im Freien den Garaus gemacht, in Mainz wurden sämtliche Rathauserstürmungen ebenfalls ersatzlos gestrichen – die Eroberung der Rathäuser steht traditionell dafür, dass die Narren an den tollen Tagen in der Endphase der Fastnachtszeit die Macht übernehmen. Für gewöhnlich ist das ein großes Narren-Event mit Feldlager, Gulaschkanone und der Belagerung des Rathauses mit Hunderten Gardisten, die Corona-Pandemie erlaubte das jedoch nicht.

In Wiesbaden ließen sie sich die Rathauserstürmung aber auch von Corona nicht nehmen: „Ich bin ziemlich sicher, dass ich es auch in diesem Jahr schaffen werde, das Rathaus einzunehmen“, sagte Simon Rottloff voller Zuversicht – der Chef des Wiesbadener Fastnachtsfachverbandes DACHO machte sich am Fastnachtssamstag auf zur Rathauserstürmung.

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Ganz allein stand Rottloff dann vor dem ehrwürdigen Bau, keine Tausenden von Gardisten stärkten ihm den Rücken, keiner lud die Konfetti-Kanone. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) sei bestimmt im Home-Office, orakelte Rottloff, er freue sich sicher schon darauf, die Stadtkasse und die Macht für sich zu behalten. „Ich glaube, er ahnt gar nichts“, sagte Rottloff frohgemut. Doch weit gefehlt: Auf dem Balkon des Rathauses hatten gleich zwei Verteidiger Stellung bezogen: Mende höchstselbst, dazu die Wiesbadener Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel.

Die Kapitulation: Der Rathausschlüssel wird vom Balkon abgeseilt. - Video: Stadt Wiesbaden, Screenshot: gik
Die Kapitulation: Der Rathausschlüssel wird vom Balkon abgeseilt. – Video: Stadt Wiesbaden, Screenshot: gik

„Hast Du geglaubt, Du kommst hier so rein“, schallte es dem Narr entgegen, und Mende verkündete frohgemut: „Dieses Mal sind doppelt so viele Verteidiger anwesend wie Angreifer.“ Denn ach, auch die Kanoniere und Gardisten sind ja im Homeoffice. „Ich darf ja nur alleine mit meinem Hausstand angreifen, gut gemacht, Herr Oberbürgermeister“, konterte Rottloff mit Blick auf die Corona-Verordnung der Stadt, und drohte glatt damit, den Balkon per Hochklettern zu stürmen.

Hin und her wogte der Kampf, der streng auf Distanz und somit nur mit Worten geführt werden konnte – am Ende kam es wie es kommen musste: Die Wortgewalt des einsamen Narren überwältigte die Verteidiger, die daraufhin den großen Generalschlüssel vom Rathaus-Balkon herunterließen  – mehr Corona-Distanz geht nicht.

Sieg des Narren: DACHO-Chef mit Rathausschlüssel nach erfolgreicher "Erstürmung". - Video: Stadt Wiesbaden, Screenshot: gik
Sieg des Narren: DACHO-Chef mit Rathausschlüssel nach erfolgreicher „Erstürmung“. – Video: Stadt Wiesbaden, Screenshot: gik

Und so wurde am Ende das Wiesbadener Rathaus von einer einzigen Narrenhand erobert, der Endspurt der Kampagne ist gerettet, die Narren haben die Macht übernommen – aus und im Homeoffice natürlich. Der Rosenmontagszug findet ebenfalls ebendort statt: Die Zugspitze wartet gleich hinter der nächsten Flurecke…

Info& auf Mainz&: Von der heldenhaften Rathauserstürmung in Wiesbaden existiert ein Video, das Ihr hier auf dem Youtube-Kanal der Stadt Wiesbaden findet. Wir empfehlen es wärmstens und schämen uns ein wenig, dass so etwas niemandem in Mainz eingefallen ist… Nicht dass die Mainzer Narren untätig wären: Mehr zur Fastnacht aus dem Homeoffice lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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