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Monatsarchive: Mai 2016

Domkapitel wählt Giebelmann zum Diözesanadministrator für das Bistum Mainz

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Das ging schnell: Nur einen Tag nach dem Rücktritt von Karl Kardinal Lehmann als Bischof von Mainz hat das Bistum einen neuen Administrator. Bereits am Dienstag wählte das Domkapitel den bisherigen Generalvikar Dietmar Giebelmann zum Diözesandministrator, Giebelmann lenkt damit die Geschicke des Bistums so lange, bis ein Nachfolger für Lehmann gefunden worden ist. Die Nachfolge war keine Überraschung, Giebelmann bisher auch schon die rechte Hand Lehmanns. Dessen Stuhl ist nun seit Mitternacht vakant, die Sedisvakanz kann dauern: In der Regel dauert es rund ein Jahr, bis ein neuer Bischof gefunden und ernannt ist.

Generalvikar Giebelmann vor der Presse zugeschnitten
Generalvikar Dietmar Giebelmann bei einem Auftritt vor der Presse – Foto: gik

Giebelmann war seit 2003 Generalvikar im Bistum Mainz, der 69-Jährige war zuvor schon Domkapitular und unter anderem Personaldezernent unter Lehmann gewesen. Papst Johannes Paul II. würdigte ihn 1998 mit dem Ehrentitel „Ehrenprälat Seiner Heiligkeit“, seither trägt Giebelmann den Titel „Prälat“.  Giebelmann ernannte nach seiner Wahl den Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, zu seinem Ständigen Vertreter als Diözesanadministrator.

Dieser Administrator leitet ein Bistum, solange der Bischofsstuhl nicht besetzt ist, und muss binnen acht Tagen nach dem Rücktritt oder Tod des Bischofs bestimmt gewählt werden. Giebelmann leitet nun das Bistum mit den Rechten und Pflichten eines Bischofs, er darf jedoch keine Grundsatzentscheidungen treffen, die den
künftigen Bischof binden oder in seinen bischöflichen Rechten beeinträchtigen. So muss etwa die Ernennung von Pfarrern durch den späteren Bischof bestätigt werden. Sein Amt endet mit der Besitzergreifung der Diözese durch einen neuen Bischof – so heißt das tatsächlich in der Katholischen Kirche. Der Diözesanadministrator muss nicht aus dem Kreis des Wahlkollegiums stammen, er muss jedoch Priester und mindestens 35 Jahre alt sein.

Karl Kardinal Lehmann war am Pfingstmontag nach 33 Jahren als Bischof von Mainz an seinem 80. Geburtstag aus dem Amt geschieden, nachdem der Papst sein Rücktrittsgesuch angenommen hatte. Die Suche nach seinem Nachfolger ist im sogenannten Badischen Konkordat geregelt, einem Staatskirchenvertrag, der am 12. Oktober 1932 zwischen der Republik Baden und dem Heiligen Stuhl in Rom abgeschlossen wurde, und der seit 1933 auch für das Bistum Mainz gilt.

Lehmann zwischen Marx und Giebelmann beim Festakt Abschied - Screenshot SWR TV
Giebelmann am Pfingsmontag beim Festakt in der Rheingoldhalle rechts neben Karl Lehmann in der ersten Reihe – Foto: gik

Danach reicht das Domkapitel nun eine Vorschlagsliste mit geeigneten Nachfolgekandidaten beim Vatikan ein. Aus dieser Liste, aber auch aus anderen möglichen Vorschlägen benennt der Papst in Rom wiederum drei Kandidaten – er kann übrigens auch ganz andere ernennen, als die auf den Vorschlagslisten. Aus diesen drei Kandidaten wählt dann das Domkapitel in geheimer Abstimmung seinen neuen Bischof. Der Papst muss den Gewählten aber noch ernennen.

Die Besonderheit im Badischen Konkordat: von den drei vom Vatikan benannten Kandidaten muss mindestens ein Priester aus dem Bistum Mainz sein. Der neue Bischof könnte also durchaus ein Bekannter sein – allerdings wurden in der Vergangenheit eher Kandidaten ernannt, die mindestens eine Zeitlang außerhalb des Bistums gedient hatten oder ganz von außerhalb kamen.

Einfach ist das alles nicht – das Bistum Limburg ist nach dem unrühmlichen Abgang von Tebartz-van-Elst bereits seit zwei Jahren ohne Bischof. Allerdings sind sie dort auch immer noch mit dem Aufräumarbeiten der Scherben beschäftigt, die der „Protzbischof“ hinterlassen hat…

Ein Bischofskandidat muss übrigens laut Kirchenrecht mindestens 35 Jahre alt sein, wenigstens fünf Jahre lang Priester – und er muss laut Codex einen festen Glauben, gute Sitten, Frömmigkeit, Seeleneifer, Lebensweisheit und Klugheit aufweisen. Und in Mainz sind die Schuhe enorm groß, die Lehmann hinterlässt… Mit einer Entscheidung noch in diesem Jahr wird bisher nicht gerechnet.

Info& auf Mainz&: Mehr über den Abschied von Karl Kardinal Lehmann findet Ihr in unserem Bericht „Eine Karlscam zum Abschied vom Volksbischof“, und hier findet Ihr unser großes Lehmann-Porträt. Zum Bistum Mainz mit vielen Infos und allen Reden vom Festtag geht es hier.

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Open Ohr: Eiskalt, voll, tolle Musik und spannende Erkenntnisse zum Thema „Heimat“

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Kalt war es, eiskalt – das Open Ohr 2016 gehörte sicher zu den kältesten seiner Geschichte. Regen, klar, das war nie ein Problem auf dem Open Ohr – aber Temperaturen von um den Gefrierpunkt? Brrrr…. Trotzdem kamen Tausende zum Festival auf die Zitadelle, und sie wollten diskutieren: Über Heimat, Heimatstolz, Recht auf Heimat und die Angst um die Heimat – spannende Diskussionen mit leider nicht immer versierten Moderatoren. Dazu tolle Musikacts, die die Festivalbühne rockten – der Name „Get Well Soon“ wurde da zum Programm 😉

Open Ohr 2016 - Neue Heimat basteln
Kann man sich eine neue Heimat basteln? Nun, zumindest für Zugeflogene 😉 Das Open Ohr 2016 – Foto: gik

Es war schon das zweite Open Ohr, das sich nach „Kein Land in Sicht“ 2015 mit den Befindlichkeiten dieser unserer Heimat befasste. „Seit wir uns vor einem Jahr trafen, um über die Flüchtlingspolitik zu diskutieren, hat sich die Diskussion zugespitzt“, befand die Freie Projektgruppe des Open Ohrs: Während die einen auf die Straße gehen, um ihre „Heimat“ vor Überfremdung zu retten, wollen die anderen Geflüchteten eine „neue Heimat“ bieten – doch welche Heimat meinen eigentlich die jeweiligen Parteien?

Es war eine Frage, die umtrieb, das Publikum manchmal mehr, als die Diskutanten auf den Podien. Die Diskussionsrunden litten zuweilen unter Vortragenden, die sich allzu einig waren oder die allzu Bekanntes von sich gaben, manche unter Moderatoren, die es nicht verstanden, ihr Thema spannend in die Hand zu nehmen. „Laaangweilig“, hallte gar ein Zwischenruf beim Eröffnungspodium „Heimatstolz“ über die Menge – da sollte die Projektgruppe eine ehrliche Bilanz ziehen.

Denn es gab wahrhaft viel Spannendes zum Thema „Heimat“ zu entdecken: „Wir würden nicht über Heimat diskutieren, wenn wir nicht herausgefordert würden durch das Erlebnis von Nicht-Heimat“, sagte da etwa der Geograf Kühne – erlebt sich Heimat also vor allem im Verlust von Heimat? Klar wurde: Heimat ist etwas zutiefst individuelles, aber zugleich auch etwas, das an Landschaft, Sprache und Menschen gebunden ist. Heimat, das sei für sie das Nahetal, sagte etwa CDU-Landeschefin Julia Klöckner.

Dom mit Liebfrauenplatz
Heimat – für viele Mainzer ist das eindeutig der Dom – Foto: gik

Und viele Menschen empfinden ihre Heimat auch dann noch als Heimat, wenn es in ihr Unrecht, Krieg und den Verlust der Menschenrechte gibt. Trotzdem verlassen diese Menschen ihre Heimat, um woanders ihr Heil, ihr Glück zu suchen. Wie aber „findet“ man eine neue Heimat? „Heimat ist nichts Statisches, sie verändert sich, kann erworben werden“, sagte die Ethnologin Mareike Späth – „Beheimaten“, das bedeute, eine Gegend „von innen heraus zu verstehen.“

In einer neuen Region aber vollkommen akzeptiert zu werden, das dauere lange, berichtete Geograf Olaf Kühne – Studien hätten gezeigt, dass oft erst die dritte Generation nicht mehr als „Zugereiste“ gesehen werde. Hallo Mainzer – wie oft habt Ihr schon Menschen, die seit 20, 25 Jahren hier leben, noch als „Zugezogene“ bezeichnet, hm?

„Heimat hat zwei Dimensionen, mindestens“, meinte auch Kühne: die der eigenen Person, und die der Gesellschaft, und so lasse sich eben auch die Frage stellen: „Lässt man mich sich beheimaten?“ Heimat habe nämlich auch sehr viel mit Macht zu tun, erklärte Kühne: Wer darf teilhaben am gesellschaftlichen Miteinander, welche Position darf jemand besetzen? „Wer zuzieht, muss sich erst einmal bewähren“, erklärte Kühne – das sei überall auf der Welt so.

Die deutsche Gesellschaft, meinte aber Christian Osterhaus, Geschäftsführer der Jugendhilfsorganisation Don Bosco, „hat sehr viele Stacheln, es ist sehr schwer, in dieser Gesellschaft anzukommen.“ Ob die schwierige deutsche Sprache oder die Bürokratie, ob Wohnung oder Job, „diese deutsche Heimat ist sehr schwer zu erobern“, berichtete  Osterhaus – Don Bosco kümmert sich weltweit um Jugendliche auf der Straße und in Armut, und hilft auch Migranten bei der Integration in Deutschland.

Open Ohr 2016 - Propevolle Hauptwiese am Samstagabend
Heimat trotz Kälte: Die Hauptwiese beim Open Ohr am Samstagabend war proppevoll – Foto: gik

Akzeptiert zu werden, sei doch gar kein Problem, meinte hingegen der digitale Nomade und Blogger Nicolas Martina alias Travel Echo, ob in Mexiko oder Bolivien, er habe nie irgendwo Probleme gehabt. Doch Nic bleibt nirgends länger als ein paar Wochen – und erzählte freimütig, er könne ja auch jederzeit mit Freunden und Familie zuhause Skypen, Dank moderner Technik. Da feierte jemand seine Freiheit ganz offensichtlich auf der Grundlage einer weiter vorhandenen Heimat mit Wurzeln an einem Ort…

„Heimat ist eine Utopie“, glaubte aber auch Max Pichl von Pro Asyl, mit dem Begriff könne er nun wirklich nichts anfangen – da schwangen dann Assoziationen von Heimatfilm und Hirsch am Bergsee mit 😉 Pichl wehrte sich gegen einen ausgrenzenden Heimatbegriff, und gegen den Begriff „Heimat“ überhaupt: Bei der Flüchtlingspolitik und in der Integration gehe es um einen Kampf für Menschenrechte, „da passt es nicht, Begriffe zu benutzen, die im linken Spektrum keine Tradition haben“, kritisierte Pichl.

Open Ohr 2016 - Podium mit Barley Köbler Brück
Spannendes Podium mit dem Grünen Daniel Köbler (ganz links) und SPD-Generalsekretärin Katharina Barley (2.v.rechts) – Foto: gik

„Ich glaube, wir machen seit vielen Jahren einen Fehler, in dem wir Begriffe wie „Heimat“ den Rechten überlassen“, entgegnete der Grünen-Politiker Daniel Köbler – und plädierte dafür, sich genau solche Begriffe wie „Heimat“ zurückzuholen. „Heimat ist ein sehr individueller, emotionales Thema, und zunächst einmal nichts Negatives“, betonte Köbler, der Begriff werde doch erst zum Problem, wenn er zum Ausgrenzen benutzt werde.

Das sah übrigens auch die neue Generalsekretärin der Bundes-SPD so: Den Rechten die „Heimat“ zu überlassen, sei eine Kapitulation, warnte Katharina Barley – die gebürtige Triererin war zum ersten Mal aufs Open Ohr gekommen, und ganz einer Meinung mit Köbler. „Die Rechten greifen sich gerade Begriffe wie „Solidarität“ und „Mehr Demokratie wagen““, berichtete sie, „die versuchen, Wohlfühl-Begriffe für sich zu kapern, das dürfen wir ihnen nicht überlassen.“

Geht also die „Angst um die Heimat“ um? Zumindest machten sich viele Leute Sorgen um die Errungenschaften dieser „Heimat“, um Demokratie, freie Rede und Menschenrechte. Wer also schützt die Heimat – und wer schützt sie wovor? Der Verfassungsschutz der Bundesrepublik Deutschland begriff seinen Job jedenfalls lange nicht als Schutz der Verfassung, sondern als Schutz des Staates vor dem Bürger, berichtete der Zeithistoriker Michael Wala, der die Geschichte des Verfassungsschutzes nach dem Zweiten Weltkrieg erforscht hat. Ud Wala stellte fest: Nein, Altnazis waren im Verfassungsschutz vergleichsweise wenige beschäftigt, nur begriff man sich eben in erster Linie als Regierungsschutz – was sich erst langsam ändere.

Open Ohr 2016 - Wala und Marx mit Mück-Raab
Historiker Wala mit NSU-Ausschuss-Vorsitzender Marx (rechts) mit der Journalistin Marion Mück-Raab (Mitte) – Foto: gik

Der Verfassungsschutz habe auch in Sachen der Terrorgruppe NSU vieles gewusst, seine Erkenntnisse aber nicht an Polizei und Ermittler weiter gegeben, berichtete Dorothea Marx, Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses in Thüringen. „Man versteht sich als Geheimbund“, berichtete sie – und dass Thüringen dem jetzt mit einer verschärften Kontrolle des Verfassungsschutzes durch die Parlamentarier entgegen steuere.

Der Verfassungsschutz sei zur Abwehr notwendig, befand auch Wala, aber er müsse sich ändern: „Er sollte mehr Analyse betreiben, mögliche Zersetzung der Demokratie beobachten“, schlug Wala vor, es brauche einen neuen „Verfassungspatriotismus“, der wirklich die Verfassung schütze – und nicht primär sich selbst.

„Dieses Land bietet mir so viel an Rechtsstaatlichkeit und den Rechten des Individuums“, sagte denn auch Rahim Schmidt, „deshalb gehe ich nicht zurück in den Iran.“ Der Grünen-Politiker kam vor 35 Jahren aus seiner Heimat Iran nach Deutschland, heute trägt der Arzt einen deutschen Nachnamen, sieht Deutschland als seine Heimat – und bezeichnet sich doch immer noch als Gast in diesem Land. Heimat, so wurde klar, bleibt ein schwieriger, ein zwiespältiger Begriff.

Open Ohr 2016 - Lampenschirme in den Bäumen
Wenn die Bäume voller Lampenschirme hängen, dann ist Heimat auf dem Open Ohr – Foto: gik

Und es waren, wie immer auf dem Ohr, die kleinen Dinge nebenher, die weiter Denkanstöße dazu gaben: Da waren zäunte bei den Walking Acts die Theatergruppe Spielsache immer wieder Gruppen von Besuchern ein und forderte sie heraus, über Labyrinthe, Sicherheiten und Wege nachzudenken. Und in den Bäumen auf der Festivalwiese hingen in diesem Jahr statt Lampions altmodische Lampenschirme, ganz wie im heimischen Wohnzimmer. Und mit Hilfe von Schaltern unter den Bäumen konnten die Open Ohr-Besucher das Licht an- oder ausknipsen, je nach gerade vorherrschendem Heimatgefühl.

Die Heimat besser kennen zu lernen, dazu lud das Stadthistorische Museum auf der Zitadelle ebenso ein wie Mundartführungen „Vun de Vilzbach zu de Umbach“, eine Weinprobe auf Rheinhessisch oder die Trips durch die unterirdischen Gänge der Zitadelle. „Wolle mer se eroilasse“, scherzte da ein Besucher in einem unterirdischen Raum – und offenbarte, wie wenig er über seine neue Heimat doch wusste: Der Spruch komme doch irgendwie aus Köln, von der alternativen Stunksitzung, meinte der junge Mann – in völliger Unkenntnis des Ursprungs: Der Fernsehfastnacht „Mainz bleibt Mainz.“

Open Ohr 2016 - Dubioza Kolektiv rocken die Hauptwiese
Dubioza Kolektiv rocken die Hauptwiese auf dem Open Ohr 2016 – Foto: gik

„Making Heimat“ – das Motto des deutschen Pavillons auf der Biennale in Venedig in diesem Jahr gilt so nicht nur für Flüchtlinge. Schade, dass die Vertreterin des Deutschen Architekturmuseums es nicht wirklich schaffte, das Projekt und seine Dimension deutlich zu machen – sie verriet aber, dass die Ausstellung 2017 auch in Frankfurt zu sehen sein wird.

„Die offene Gesellschaft ist meine Heimat“, fasste denn auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Pia Schellhammer zusammen, wohin die Diskussion geht, „das kann sich aber verknüpfen mit einer regionalen Verwurzelung.“ Es ist das Bemühen den Begriff „Heimat“ zurückzuerobern: Weg von einem ausgrenzenden, grenzbehafteten Begriff und hin zu einem, der in Zeiten grenzenloser Globalisierung neuen Halt gibt: Wurzeln, Herkunft, Zugehörigkeit. Heimat eben.

Open Ohr 2016 - Get Well Soon dunkel
Get Well Soon mit toller Bühnenshow auf dem Open Ohr 2016 – Foto: gik

Beinahe hätten wir dabei vergessen, die Musik zu erwähnen: Cool war’s. Bunt und vielfältig. Von Dubioza Kolektiv, die mit einem völlig irren Mix aus einfach allen Musikstilen am Samstagabend der Hauptwiese die kalten Temperaturen austrieben bis hin zu den Headliner von „Get Well Soon“, die manchmal etwas zu getragen, meist aber mit coolen Riffs große Show inszenierten. Fantastisch, vielfältig – Heimat in Weltmusik, das ist die Musik auf dem Open Ohr. Und so wurde gefeiert, getanzt, geklönt und den eisigen Temperaturen getrotzt. Und wie sagte Festivaldezernent Kurt Merkator (SPD) so schön: „Die Eisheiligen sind schließlich auch ein Stück Heimat.“

Info& auf Mainz&: Alle offiziellen Infos zum Open Ohr findet Ihr im Internet unter www.openohr.de.

 

 

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Eine Karlscam zum Abschied vom Volksbischof – Mainz und die Welt würdigen Karl Lehmann zum 80.

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Nun ist Kardinal Karl Lehmann, Altbischof von Mainz, im Alter von 81 Jahren gestorben. - Foto: Screenshot gik

Es war ein Abschied voller Feierlichkeit und voller Humor, Fußball, Fastnacht und vor allem Brücken spielten eine wichtige Rolle: Mainz hat seinen Bischof, Karl Kardinal Lehmann mit Wehmut und vielen guten Glückwünschen in den Ruhestand verabschiedet. Der Papst nahm das Rücktrittsgesuch zum 80. Geburtstag Lehmanns an, um 12.00 Uhr wurde es offiziell verkündet. Derweil wurde in Mainz gefeiert und gedacht – einem Menschenfreund, Büchernarren, Intellektuellen und vor allem einem Brückenbauer zwischen Religionen, Welten, Menschen. Und zum Abschied gab es ein besonderes Geschenk: Eine „Karlscam“, eine Webcam mit Live-Bildern vom Mainzer Dom.

Lehmann von hinten im Dom beim Festgottesdienst zum Abschied - Screenshot SWR TV
Abschied von einem großen Hirten, Theologen und Menschenfreund – Karl Kardinal Lehmann bei seinem letzten Gottesdienst im Mainzer Dom – Foto: gik

Es war ausgerechnet der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), der den Mainzer Bischof mit den passenden Worten würdigte: „Sie waren ein Volksbischof.“ Lehmann sei „beliebt, aber nie beliebig“ gewesen, jemand, dessen Sache Schwarz-Weiß-Denken nie war. „Sie waren ein Glücksfall für Ihre Gläubigen, für die Kirche“, sagte Bouffier, „Sie waren ein Glücksfall für unser Land.“

Es war ein Tag der guten Glückwünsche, ein Tag der Würdigungen und des Dankes: 33 Jahre lang war Karl Lehmann Bischof von Mainz, am Pfingstsonntag legte er das Amt nieder. Der Anlass: Sein 80. Geburtstag – Lehmann wurde am 16. Mai 1936 in Sigmaringen geboren. 1983 wurde er Bischof von Mainz, 21 Jahre lang leitete er die Deutsche Bischofskonferenz als ihr Vorsitzender – mehr zu Lehmann und seinen Stationen findet Ihr in unserem großen Porträt „Abschied von Karlchen Lehmann“. Zu Beginn des Festaktes am Mittag in der Rheingoldhalle gabe es denn auch erst einmal ein Ständchen – von rund 800 Gästen in der Festhalle.

Berührende Ansprache von Kardinal Marx: „Du warst ein großes Geschenk“

Gottesdienst Mainzer Dom Abschied Lehmann - Screenshot SWR
Gottesdienst im Mainzer Dom zum Abschied von Karl Kardinal Lehmann als Mainzer Bischof – Foto: gik

Am Morgen gab sich in Mainz die Ehre, was Rang und Namen hat: Bischöfe, Kirchenpräsidenten  und Spitzen des Staates waren gekommen, um zu Gratulieren und Dank zu sagen. „Was gibst du uns mit?“, sagte Kardinal Reinhard Marx, der heutige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, in einer sehr persönlichen Ansprache im Mainzer Dom, und beantwortete die Frage natürlich auch gleich selbst: große Menschenfreundlichkeit, das innige Bedürfnis, Menschen die Liebe Gottes zu zeigen, aber auch die Wichtigkeit der Theologie und die Reflexion, das theologische Weiterdenken, dazu aber auch die Kollegialität und die Mitbrüderlichkeit, „immer und immer wieder hast du uns das gezeigt“, sagte Marx, und bekannte: „Karl, du bist für uns alle ein großes Geschenk gewesen.“

Es war eine bewegende Ansprache, die Marx da am Morgen im Mainzer Dom hielt, frei in der Rede, sehr persönlich und Lehmann zugewandt. Der Jubilar feierte seinen letzten Gottesdienst als Mainzer Bischof im Dom St. Martin, es schien ihm nicht immer leicht zu fallen. Wegen seiner Probleme mit dem Knie saß Lehmann die meiste Zeit auf einem Stuhl vor dem Altar im Zentrum des Doms, manchmal wirkte er alt, ein wenig müde – das Amt lastete am Ende zuweilen schwer auf ihm. Er freue sich darauf, seine Zeit ab Pfingstdienstag selbst bestimmen zu können, sagte Lehmann vor seinem Abschied.

Lehmann beim Gottesdienst zum Abschied in Mainzer Dom - Screenshot SWR TV
Lehmann beim Gottesdienst zu seinem Abschied als Mainzer Bischof im Dom – Foto: gik

Am Pfingstmontag im Dom sagte Lehmann nur wenig, seine Predigt bezog er auf das Johannes Evangelium: „Gott hat die Welt geliebt“, betonte Lehmann, und das sei eine „Liebe nicht nur für die Erwählten.“ Diese Liebe sei „geradezu verrückt“ und maßlos. „Wenn wir die Welt in ihrere ganzen Brutalität ansehen, können wir oft gar nicht glauben, dass Gott die Welt liebt“, sagte Lehmann, doch diese Liebe sei Realität, und sie könne motivieren, offener auf andere Menschen zuzugehen.

Dreyer: Wichtiger Ratgeber, Brückenbauer, Ohr für Frauen

Das war typisch für Lehmann, den Redner um Redner würdigten als jemanden, der auf Menschen zugeht. „Brücken bauen, über Brücken gehen, der konstruktive Dialog zwischen den Religionen und mit der Politik, das zeichnet sie aus und das bleibt mit Ihnen verbunden“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Lehmann sei der Politik und auch ihr persönlich ein wertvoller Ratgeber gewesen, „er hat sehr viel Humor, er hat immer einen guten Rat“, bekannte sie. Und Lehmann habe „Kirche gelebt, wie ich es mir wünsche: ganz nah an den Menschen, an den Armen.“

Dreyer würdigte aber auch Lehmanns Einsatz für die Schwangerenkonfliktberatung im damaligen Konflikt mit dem Papst, ein Konflikt, in dem Lehmann durch das Machtwort des Papstes eine bittere Niederlage erlitt. Den Katholiken aber habe das gezeigt, „auf diesen Bischof ist Verlass“, erinnerte Dreyer. Lehmann aber habe auch immer ein offenes Ohr für die Frauen in der Kirche gehabt und sich für das Diakonat der Frau eingesetzt. „Wir Frauen denken ja noch weiter, aber wir wären ja schon glücklich, wenn das mit dem Diakonat klappen würde“, sagte Dreyer, die selbst einmal Theologie studiert hat.

Flüchtlingsfonds, Fußball und ein mutiger hessischer Löwe

Wappen Bischof Lehmann - Screenshot SWR TV
State in Fide, Fest im Glauben – das Motto des Bischofs Karl Lehmann – Foto: gik

Zu Lehmann passt auch, dass er zu seinem Geburtstag keine persönlichen Geschenke wollte, sondern stattdessen Spenden sammelte – für einen gerade von ihm gegründeten Flüchtlingsfonds. Und Dreyer ebenso wie Bouffier bekannten artig, sie hätten natürlich auch schon gespendet. Trotzdem gab es auch noch andere Geschenke: Ein Kiste mit bestem rheinland-pfälzischen Weinen warte im Bischofshaus auf ihn, sagte Dreyer. Und Bouffier hatte ihm einen hessischen Löwen mitgebracht: „Er ist mutig und er ist stark, und er passt zu Ihnen“, sagte der hessische Ministerpräsident: „Den großen Hessen-Löwen für einen mutigen Mann.“

Lehmann war auch ein hessischer Bischof, zwei Drittel des Bistums Mainz liegen in Hessen, für rund 500.000 Katholiken war Lehmann der Oberhirte. „Ihnen ist etwas gegeben, das Sie ausgezeichnet“, sagte Bouffier, und zählte auf: „Intellektuelle Brillanz, stabiles Glaubensfundament und unerschütterliche Zuversicht“, dazu „bischöfliche Autorität, intellektuelle Autorität und gelebte Bodenständigkeit.“ Lehmann sei nie abgehoben gewesen, „deshalb waren Sie ein besonders glaubwürdiger Vertreter Ihrer Kirche“, betonte Bouffier – und nutzte die Gunst der Stunde, angesichts so vieler versammelter Kirchenfürsten, um Beistand zu erbitten: für den Verbleib von Frankfurt in der 1. Bundesliga.

Obermessdiener: „Ein Kardinal zum Knuddeln“, ein echter Mainzer

Das sorgte für erhebliche Heiterkeit beim Festakt in der rappelvollen Rheingoldhalle, wie überhaupt viel gelacht wurde. Auch die Fastnacht gratulierte – in Form des „Obermessdieners“ Andreas Schmitt: Lehmann sei immer ein guter Chef gewesen, sagte Schmitt, der selbst im Bischöflichen Ordinariat arbeitet. „Die Mainzer würden sagen: Ein Kardinal zum Knuddeln“, sagte Schmitt. Auch aus Liverpool kam eine Grußbotschaft: „Lieber Karl“, gratulierte niemand anderes als „Kloppo“ Jürgen Klopp, „Förmlichkeit ist in diesem Moment nicht das Wichtigste.“ Nein, nicht in Mainz, und Mainzer seien beide, betonte der Mainz 05-Extrainer: „Wir waren nicht von Anfang an Mainzer, aber wir wurden Mainzer.“

Lehmann zwischen Marx und Giebelmann beim Festakt Abschied - Screenshot SWR TV
Lehmann zwischen Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, und dem Mainzer Generalvikar Dietmar Giebelmann beim Festakt in der Rheingoldhalle – Foto: gik

„Sie haben uns tief geprägt“, sagte denn auch der Mainzer Generalvikar Dietmar Giebelmann, und dankte im Namen aller Mitarbeiter dem Bischof und Kardinal – und hatte dabei eine Träne im Auge. „Sie sind längst ein Mainzer, was einen Mainzer eben so ausmacht“, sagte Giebelmann: „lebensfreudig, mitfühlend, und einer Heimat verbunden, deren Herz der Dom ist.“

Ebling: „Da lacht ein Aug‘, und eines weint“

„Weltoffen, tolerant, Leben und Leben lassen – sie passen in diese Stadt“, dankte auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), und bekannte, es sei „ein gutes Gefühl“, Lehmann auch in Zukunft im Bischofshaus zu wissen. Lehmann habe viel erreicht in der Stadt, für den Glauben und für den sozialen Zusammenhalt, sagte Ebling, und er freue sich mit, wenn Mainz 05 nun in der Europaleague spiele. Der Pfingstmontag sei deshalb auch ein besonderer Tag für die Mainzer, und in die Freude über den Geburtstag mische sich auch aufrichtiges Bedauern über den Abschied. „Wie sagen wir Mainzer“, fügte Ebling hinzu: „Da lacht ein Auge, und eines weint.“

Es gab weitere Grußworte und Grußbotschaften aus der ganzen Republik: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) etwas steif, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) herzlich-verschmitzt, Ex-Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) und Showmaster Thomas Gottschalk: „Bleiben Sie heiter, machen Sie weiter!“ Und selbst die Mannschaft von Fußball-Erstligist Mainz 05 grüßte per Videobotschaft – mit einem Geburtstagsständchen.

Martin Schulz bittet um Beistand für Europa

Festredner beim Festakt aber war ein besonderer Europäer: Martin Schulz, Präsident des EU-Parlaments und Sozialdemokrat, hielt auf Wunsch Lehmanns die Laudatio. „Kardinal Lehmann ist ein Institution in Deutschland“, sagte der, „intellektuelle Brillanz und menschliche Zugänglichkeit haben ihn zu einer besonderen Persönlichkeit gemacht.“ Lehmann gebe Orientierung in Zeiten der Orientierungslosigkeit, er lebe Nächstenliebe, er baue Brücken und er inspiriere Vertrauen, sagte Schulz. Und der EU-Parlamentspräsident erbat etwas von dem Jubilar: „Lassen Sie uns den Glauben an uns selbst wiederfinden – und Sie können uns dabei Vorbild sein.“

Festredner Martin Schulz Abschied Lehmann - Screenshot SWR TV
Mahner für Europa: Festredner Martin Schulz, Präsident des EU-Parlaments, beim Festakt für Karl Lehmann – Foto: gik

Mit „Wir“ aber meinte Schulz niemand anderes als Europa selbst, die Demokratie und die Menschen darinnen. „Warum haben wir den Glauben an uns selbst verloren? Warum sind wir so verzagt geworden, obwohl wir so viel erreicht haben?“, fragte Schulz. Woher bloß komme der Hass von Manchen, die doch ein so sicheres Leben leben dürften, denen so viel geschenkt worden sei? Europa komme ihm zuweilen vor, wie der Scheinriese Turtur aus Michael Endes „Jim Knopf“: „Er erscheint groß, je weiter weg er ist, und er schrumpft immer mehr, je näher man ihm kommt, so ist das auch mit Europa“, sagte Schulz.

Für Millionen von Flüchtlingen auf der Welt sei „Europa ein Sehnsuchtsort“, ein sicherer Ort, ein Platz, wo man alles erreichen kann, wo man ein kleines bisschen Glück finden könne. „Darauf sollten wir stolz sein und im Sinne der Nächstenliebe reagieren“, mahnte Schulz. Stattdessen werde „wieder diskutiert, ob die Renaissance des Nationalen unsere Zukunft sein soll“, kritisierte Schulz, und fügte hinzu: „Wie absurd – angesichts der globalen Herausforderungen, die kein Nationalstaat allein bewältigen kann.“ Es gelte, Europa besser zu machen, nicht es abzuschaffen, „lassen Sie es uns besser machen“, appellierte Schulz.

Theologe Söding: „Selig, wer liest“

Festredner Nummer zwei, der Theologieprofessor Thomas Söding, würdigte Lehmann als großen Theologen. „Es schadet der politischen Kultur in Deutschland nicht, wenn man sieht, dass auch Katholiken denken können“, sagte er verschmitzt, Lehmanns theologisches Denken sei aber von den Realitäten der Menschen geprägt, das zeichne ihn aus. „Er hat ein Koordinatensystem ausgeprägt, das ihm erlaubt, menschliche Erfahrungen mit der Suche nach Gott zu verbinden“, sagte Söding – Lehmann, der Menschenfreund.

Lehmann mit Bischofsmütze und Hirtenstab im Mainzer Dom Abschied - Screenshot SWR TV
Der Hirte geht von Bord: Lehmann bei seiner letzten Amtshandlung mit Bischofsmütze und Hirtenstab im Mainzer Dom – Foto: gik

Doch auch beim Feiern habe Lehmann nicht abseits gestanden, „mit einer erstaunlichen Kondition“, berichtete Söding. „Ihr Wissensdurst ist immens, ihre Bibliothek sagenhaft“ – rund 120.000 Bände soll Lehmann in seinem Bischofshaus angesammelt haben, rund 4.000 (!) hat er selbst geschrieben. „Selig, wer liest, heißt es in der Johannes-Offenbarung“, sagte Söding, „ein Wort wie gemalt für Sie.“

Lehmanns Vermächtnis: Ökumene, Solidarität und Europa

Und der Jubilar selbst? Lehmann hielt am Ende noch eine ernsthafte Art Vorlesung, es wurde eine Art Vermächtnis: ein bescheidenes Menschenbild, „die denkende Erschließung des christlichen Glaubens“, Müdigkeit und Gleichgültigkeit in der Ökumene überwinden, die Bewahrung der Schöpfung und einer lebenswerten Natur sowie Geschwisterlichkeit und Solidarität mit dieser Welt. Und ganz besonders unterstrich Lehmann einen Dank an Schultz, der zugleich ein Appell war: „dass sie trotz so vieler Hindernisse mit hohem Einsatz an Europa festhalten.“ Die bunte Vielfalt, mahnte Lehmann, „sie muss auch stets auf der Suche nach Zusammengehörigkeit bleiben.“

Lehmann beim Festakt zum Abschied - Screenshot SWR TV
… und Lehmann gelöst beim Festakt in der Rheingoldhalle zu seinem Abschied als Bischof von Mainz und zum 80.Geburtstag – Foto: gik

Es sei, sagte Lehmann noch, vor allem ein Tag des Dankes, der Dank an Gott, an die Gratulanten, an seine Mitarbeiter: „Vergelt’s Gott. Ich danke Ihnen, dass Sie mich so lange ertragen haben.“ Und auch Papst Franziskus dankte Lehmann am Ende noch: Ihn grüße ich und danke für sein Wirken“, sagte der scheidende Bischof. Und zitierte am Ende noch einmal seinen eigenen Leitspruch als Hirte: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Webcam vom Dom zum Abschied

Wie es nun weiter geht? Bis Mitternacht noch ist Karl Lehmann Bischof von Mainz, dann erlischt das Amt – und die Suche nach einem Nachfolger beginnt. Damit tritt die sogenannte „Sedisvakanz“ ein – der vakante Stuhl. Innerhalb von acht Tagen wählt das Domkapitel, das Leitungsgremium des Bistums, einen Diözesanadministrator, der die Leitung des Bistums übergangsweise übernimmt. Dann wird eine Liste von geeigneten Kandidaten aufgestellt, die beim Papst eingereicht wird – der benennt daraus drei Kandidaten. Aus diesen dreien wählt dann das Domkapitel in geheimer Abstimmung den neuen Bischof, den aber der Papst bestätigen und ernennen muss. Für gewöhnlich dauert das rund ein Jahr – „die Kirche“, sagte Södung noch, „ist keine Demokratie.“

Screenshot Karlscam mit Sonne
Die „Karlscam“, eine Live-Cam vom Mainzer Dom zum Abschied für Karl Kardinal Lehmann – Foto: gik

Lehmann aber bleibe ja im Bischofshaus ein Nachbar, sagte Generalvikar Giebelmann zum Abschluss des Festaktes noch – und ein (strenger) Beobachter. Und im Gegenzug schenkte das Bistum seinem scheidenden Bischof eine Webcam mit einer Live-Ansicht des Doms, damit er Tag und Nacht beobachten könne, was an „seinem Dom“ geschehe. Vor allem aber, sagte Giebelmann einen wahren und ganz bescheidenen Satz: „Wir haben dem Herrn Kardinal ein Fest geschenkt.“ Danke, Karl Lehmann, Happy Birthday – und alles Gute im (Un-)Ruhestand!

Info& auf Mainz&: Die „Karlscam“ ist nicht nur für Karl Kardinal Lehmann da – Ihr könnt sie auch genießen. Unter der Webadresse domcam.bistummainz.de findet Ihr sie – oder unter karlscam.de. Das Abschieds-Schlusswort von Lehmann könnt Ihr noch einmal in Ruhe nachlesen, es lohnt sich – hier der Link dazu. Auf den gleichen Seiten könnt Ihr auch alle Festreden, Ansprachen aus dem Gottesdienst und vieles mehr nachlesen, hier der Link zu den Glückwünschen.

 

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Schafschur an den Römersteinen – Günter Dorn hält mitten in Mainz rund 40 Schafe

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Am Pfingstsonntag gibt es an den Römersteinen ein ganz besonderes Fest: Schafschur, und das mitten in Mainz. Auf der Wiese unterhalb der Überreste der römischen Wasserleitung hält nämlich Günter Dorn 39 Bergschafe. Die sind nicht nur hübsch anzuschauen, sie erfüllen auch einen ökologischen Zweck: In Bretzenheim, Zahlbach, am Hang zur Uniklinik – Dorns Schafe beweiden die Hänge und halten sie frei von Unkraut und Gras. Und natürlich sind sie eine Attraktion, die Schafe mitten in Mainz. Am Sonntag wird geschoren – und gefeiert.

Römersteinschafe Mai 2016 - Foto Günter Dorn
Die Schafe an den Römersteinen im Mai 2016 – Foto: Günter Dorn

„Schon seit dem 13. Jahrhundert gibt es Schafe an den Römersteinen“, erzählt Günter Dorn, der ganz offiziell „Römersteinhirte“ heißt. In Zahlbach stand einst das Kloster Dalheim, die Nonnen lebten unter anderem von der Schafzucht. Die Römer bauten hier einst eine Wasserleitung über das Zahl des Zaybachs, um das Wasser von den Quellen in Finthen zu ihrem Lager auf dem Kästrich zu leiten.

Als es Günter Dorn des Jobs wegen nach Mainz verschlug, waren die Wiesen unterhalb der Römersteine eine zugewucherte Wildnis mit Unkraut, meterhohem Gras und Brombeersträuchern. „Ich habe dann der Stadt vorgeschlagen, dass ich alles herrichte und meine Schafe herhole“, berichtet Dorn. „Ich bin sehr naturverbunden, gesellig, sozial, ich kann nur in der Stadt leben, wenn ich mit viel Natur lebe und mit meinen Tieren.“

Schafe besitzt Dorn schon seit 30 Jahren, der Fluglotse ist gebürtiger Allgäuer, und als ihm sein Vater einen alten Bergbauernhof vererbte, stand er vor der Herausforderung, die steilen Wiesen mähen zu müssen. Eine Nachbarin besaß dafür Schafe, als die nicht mehr weiter machen konnte, übernahm Dorn die Tiere.“Ich habe eine Art Lehrzeit bei einem richtigen Schäfer gemacht“, erzählt er, von ihm lernte er alles über Klauen schneiden, Wurmbehandlung und das Erkennen von Schafkrankheiten. „Ohne so eine gewisse Grundlage sollte man das nicht machen“, betont er.

Günter mit Schäferwagen - Foto Dorn
Günter Dorn mit einem echten Schäferwagen – Foto: Dorn

Einige Jahre arbeitete Dorn als Flutglotse am Stuttgarter Flughafen, als er dann nach Mainz zog, brauchte er immer jemanden, der nach seinen Schafen sah. Mit der Wiese zu Füßen der Römersteine kam die Chance, das Stück Heimat nach Mainz zu holen – Dorn griff zu. 39 Allgäuer Bergschafe hält er seither dort, „die sind sehr, sehr robust“, berichtet er. Die Tiere brauchen deshalb nur einen Unterstand, ein kleiner Stall bietet Schutz für die neu geborenen Lämmer.

Ihr Futter finden die Schafe auf der Wiese an den Römersteinen – und in der Umgebung. Drei bis vier Kilometer laufen die Tiere pro Tag zu anderen Hängen. In Zahlbach beweiden sie die Wiesen am Hang der Uniklinik, „da ist die Stadt froh, wenn wir da abweiden“, grinst Dorn. Die Böschungen an den Unisportplätzen waren das bevorzugte Winterquartier, auch am Naturschaugarten in Bretzenheim sind die Schafe zu finden. „Man denkt gar nicht, wie viele Flächen es da gibt“, sagt Dorn, „Futter gibt es genug.“ Und so legen seine Schafe im Jahr rund 1.000 Kilometer kreuz und quer durch Mainz zurück.

Zwei Helfer hat Dorn, die mit der Herde unterwegs sind, einen Hütehund besitzt er nicht. „Das ist in der Stadt schwierig“, sagt er, „hier sind ja ständig Spaziergänger mit Hunden unterwegs, da hätte ich mit einem Hütehund zu viel Ärger.“ Denn ein guter Hütehund lasse keinen anderen in die Nähe seiner Schafe, das wäre zu schwierig in der Stadt. „Meine Schafe kennen Kommandos, und auch die anderen Hunde“, sagt Dorn. Und immer läuft ein Helfer mit dem Besen hinter der Herde, um die Hinterlassenschaften zu beseitigen.

Besuch Schafe Römersteine in Zahlbach kleiner
Besuch von den Römerstein-Schafen in Zahlbach – Foto: gik

Vor einigen Jahren war das Idyll akut bedroht: „Vor fünf, sechs Jahren waren die Pläne fertig, hier einen jüdischen Friedhof einzurichten“, berichtet Dorn, „dann wären die Wiesen hier weg gewesen.“ Sogar Probegräber wurden damals gegraben, doch Dorn und seine Nachbarn wehrten sich, gründeten den „Freundeskreis lebendiges Denkmal Römersteine“ – mit Erfolg. Heute sind die Römersteine und die Wiesen Denkmalzone geworden, das bietet einen gewissen Schutz gegen Begehrlichkeiten gegenüber dem Grundstück mitten in Mainz.

„Seit die Schafe hier sind, kommen auch viel mehr Menschen hierher – und die sehen dann ja auch die Römersteine“, sagt Dorn, „das ist schon ein Magnet.“ Auch für die Patienten der angrenzenden Kliniken, für die Kleingärtner und die Kinder der Umgebung sind die Schafe eine geliebte Attraktion. „Viele Kinder haben schon im Zoo einen Elefanten aus der Nähe gesehen, aber im Leben noch kein Huhn“, sagt Dorn, seine Schafe geben der Stadt auch ein Stück Natur zurück.

Schafschur - Foto Dorn
Schafschur an den Römersteinen – Foto: Günter Dorn

Lämmer hat seine Herde in diesem Jahr übrigens nicht, damit es nicht zu viele werden. „Mein Limit ist 50, und keines mehr“, sagt Dorn, „wenn ich die Böcke reinlasse, habe ich ruckzuck 60 Schafe.“ Am Pfingssonntag steht dann traditionell die Schafschur auf dem Plan – ein professioneller Schafscherer aus der Pfalz erledigt den Job. „Karlheinz Krug war mal Schafschurmeister in Rheinland-Pfalz, der kann’s“, sagt Dorn.

Und es wird natürlich gefeiert: mit Kaffee & Kuchen, Grillen Getränke und Livemusik. Eine Mittelalterband spielt Hirten- und Handwerkerlieder, abends gibt es Schlager und eine Rockband. Mit den Einnahmen aus dem Fest werden die Unkosten der Schur gedeckt, die Wolle wird im Verein selbst zu Produkten wie Handschuhe, Schals, Ponchos und Decken für Weihnachtsmärkte verarbeitet. „Der Erlös ist wieder für die Futter der Schafe da“, sagt Dorn, im Winter bekommen die Tiere nämlich zusätzlich Heu. Und vielleicht verliebt sich am Sonntag ja jemand in die Schafe und in das Hüten. „Ich muss nämlich langsam mal einen Nachfolger suchen“, bekennt Dorn.

Info& auf Mainz&: Schafschur-Fest bei den Schafen an den Römersteinen am Pfingstsonntag, 14. Mai 2016, ab 13.00 Uhr auf der Wiese unterhalb der Römersteine an der Unteren Zahlbacher Straße. Infos im Internet findet Ihr hier.

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Abschied von „Karlchen“ Lehmann – Bischof von Mainz wird Pfingstmontag 80 Jahre und geht in Ruhestand

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Der Bischof und die Fastnacht: Lehmann mit Narrenkappe vor dem Mainzer Dom, Zeichen seiner Weltzugewandtheit. - Foto: Bistum Mainz

Schlitzohr, Versöhner, Mahner und Büchernarr – wenn am Pfingstmontag Karl Kardinal Lehmann als Bischof von Mainz in den Ruhestand tritt, dann geht eine Ära zuende. Für die Mainzer ist es ein trauriger Tag: sie verlieren einen ganz besonderen Oberhirten, einen Bischof, der zu Mainz passte wie kaum ein anderer. Lehmann war volksnah, aber nie anbiedernd, liberal, aber nie beliebig. Er ging schon mal zu den 05-ern ins Stadion – mit Fanschal natürlich -, und trug an Fastnacht mit Stolz die Narrenkappe. „Karlchen“ Lehmann haben die Mainzer ihn liebevoll genannt – am Pfingstmontag wird noch einmal groß gefeiert mit Pontifikalamt und Festakt.

Lehmann mit Narrenkappe vor Mainzer Dom 2004 - Foto Bistum Mainz
Lehmann mit Narrenkappe vor Mainzer Dom 2004 – Foto: Bistum Mainz

Das Jubiläum könnte nicht Mainzerischer sein: 33 Jahre lang leitete Karl Lehmann als Bischof die Geschicke des Bistums Mainz,das von Worms bis Offenbach, und von Gießen bis Darmstadt reicht. Am Pfingstmontag wird Lehmann 80. Jahre alt, dann scheiden selbst Bischöfe der katholischen Kirche endgültig aus dem Amt. Der Papst wird wohl Lehmanns Rücktrittsgesuch stattgeben – die endgültige Bekanntgabe erfolgt erst im Festgottesdienst im Dom.

Liberaler Kirchenmann, nie beliebig

Die Mainzer wussten, was sie an Lehmann hatten: Ein „liberaler Kirchenmann“ wurde er oft genannt, Lehmann selbst mochte das Wort gar nicht – zu beliebig schien ihm die Vokabel. Nach allen Seiten offen war der Bischof sicher nicht, er stand fest auf den humanistischen und katholischen Werten. Doch in Zeiten, in denen kirchliche Hardliner wie etwa der Fuldaer Bischof Johannes Dyba die Debatte bestimmten, war der Diplomat und Versöhner Lehmann ein Lichtblick für viele Katholiken.

Am 3. Juni 1983 wurde Lehmann vom Mainzer Domkapitel zum Bischof von Mainz gewählt. Der gebürtige Badener aus Sigmaringen war da seit 1971 als Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Universität Freiburg tätig. Lehmann verließ Freiburg und die Uni nur ungern, doch Mainz wurde ihm bald zur neuen Heimat. Er habe den Dienst in Mainz „gerne und auch mit viel Freude ausgeübt“, sagte er nun vor seinem Abschied, auch danach will Lehmann in Mainz wohnen bleiben.

Lehmann beim Jubiläum 1000 Jahre Mainzer Dom 2009 - Foto Bistum Mainz
Lehmann beim Jubiläum 1000 Jahre Mainzer Dom 2009 – Foto: Bistum Mainz

Tief geprägt vom Zweiten Vatikanischen Konzil

Es war das Zweite Vatikanische Konzil, das den jungen Priester Karl Lehmann zutiefst prägte. Vor Kurzem erst schwärmte er noch einmal von der Offenheit und dem Aufbruch jener Zeit. Lehmann, am 16. Mai 1936 in Sigmaringen als Sohn eines Volksschullehrers geboren, studierte ab 1957 Theologie und Philosophie in Rom, das Konzil erlebte er an der Seite des berühmten deutschen Konzilstheologen Karl Rahner. 1968 wurde Lehmann Theologieprofessor in Mainz, von 1971 an lehrte er als Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Universität Freiburg.

Unter Lehmann wurde das frühere Erzbistum Mainz wieder zum Zentrum katholischer Führung in Deutschland: 1987 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt, 21 Jahre lang lenkte Lehmann die Geschicke der deutschen Bischöfe im schwierigen Spagat mit einem zunehmend konservativen Papst in Rom. Besonders die Frage der Schwangerenkonfliktberatung – vom Papst verboten, von den Deutschen vehement verteidigt – riss einen tiefen Graben zwischen deutscher Kirche und Rom.

Eintreten für Toleranz, Büchernarr, Schriften per Hand

Lehmanns standhaftes Eintreten für die Interessen der deutschen Bischöfe galt lange als Grund, warum der Papst ihm lange den Kardinalsrang verwehrte. Als Papst Johannes Paul II. ihn 2001 dennoch ernannte, kam das als handfeste Überraschung – und die Mainzer jubilierten. Schnell hatten sie ihren Bischof schätzen gelernt, denn Lehmann trat in seinen Predigten immer wieder für Toleranz, Gemeinsinn und Solidarität mit den Schwachen ein, sprach sich gegen die Verfolgung von Ausländern und Homosexuellen aus.

Das passte gut zum weltoffenen Mainz, so wie Lehmanns Büchervernarrtheit gut in die Stadt Gutenbergs passte. „Kardinal Lehmann lässt gerne das Lot seiner Neugier in die Tiefen seiner Bibliothek und seiner persönlichen Erfahrungen herab“, sagte Barbara Nichtweiß, Leiterin der Abteilung Publikationen im Bischöflichen Ordinariat bei Lehmanns letzter Pressekonferenz vor seinem Abschied. 100.000 Bücher soll der Bischof besitzen, nächtelang schreibe er an Beiträgen, verriet sie.

PK Lehmann 80. Geburtstag - Barbara Nichtweiß zeigt Manuskripte Lehmanns - Foto Bistum Mainz
Barbara Nichtweiß zeigt Manuskripte Lehmanns – handgeschrieben – Foto: Bistum Mainz

Und Nichtweiß präsentierte der staunenden Presse einen Stapel handgeschriebener Blätter, Entwürfe Lehmanns für seine Schriften. Der Bischof schrieb tatsächlich noch mit der Hand – und er schrieb, ganz der Professor, gerne über theologische und philosophische Themen, auch über die ganz großen Fragen. Seine erste Dissertation schrieb er über die „Seinsfrage im Denken Martin Heideggers“, eine „Verrücktheit“, wie er einmal selbst schmunzelnd sagte.

Goldenes Schlitzohr und Wider den Tierischen Ernst

Überhaupt gehörte Lehmann zu den Kirchenfürsten, die seinen Humor trotz aller Herausforderungen nie verlor. 2002 wurde er mit dem „Goldenen Schlitzohr“ ausgezeichnet, 2005 mit dem „Orden wider den tierischen Ernst“. Bei der Verleihung in Aachen machte der Kardinal in der Bütt Furore und prägte den Ausspruch: „Wer die Hintertreppen des Vatikan kennt, überlebt auch den Aachener Karneval.“ Auch in die Mainzer Fastnacht hat Lehmann längst Eingang gefunden, oft rühmten die Narren aus der Bütt seine standhaft-liberalen Haltungen. Und natürlich setzt jedes Jahr Fastnachter Andreas Schmitt mit seinem „Obermessdiener“ Lehmann ein verbales Denkmal, ein Zeichen der tiefen Verehrung in Mainz.

Lehmann beim PG zu seinem 80. Geburtstag am 4. Mai 2016 - Foto Bistum Mainz
Lehmann am 4. Mai 2016 beim Pressegespräch zu seinem 80. Geburtstag – Foto: Bistum Mainz

Lehmanns Einsetzen für die Zulassung von Frauen als Diakoninnen und sein Verständnis für Kirchenvolksbegehren machten ihn zum Hoffnungsträger der Reformer, Lehmann aber war das eigentlich nie. „Nachdenken“, sagte er einmal, „hat die Kirche noch nie verboten“, aber ihre Autorität, die dürfe man nicht in Frage stellen.

Verteidiger Benedikts XVI. und der „lange Atem“

Als 2005 der Deutsche Ratzinger zum Papst gewählt wurde – Lehmanns erste Papstwahl als Kardinal – überraschte er mit einer vehementen Verteidigung des konservativen Benedikt XVI. Ob er ihn selbst mitgewählt hat, hat er nie verraten. Auch im Streit um das Ökumenische Abendmahl zwischen Katholiken und Protestanten Anfang der 2000er Jahre hielt sich Lehmann zurück und lehnte – für viele erstaunlich – das gemeinsame Abendmahl strikt ab.

Lehmann betonte, er verstehe die Leute nicht, die solche Veränderungen aus Ungeduld erzwingen wollten. „Die Kirchen haben gewaltige Niederlagen erlitten, wenn sie zu viel wollten“, sagte er nun. Die Kirche sei nicht länger Volkskirche, damit aber verbinde sich auch eine Chance: Statt aufwändigem Schlachtschiff könne sie wendiger sein, schneller reagieren. Was die Entwicklung der Kirche angehe – er messe da „mit langem Atem“. Und Hoffnung gebe es immer, gerade in Gestalt vieler junger Frauen, sagte Lehmann noch: „Unter der Asche ist auch viel Feuer, man muss nur den Mut haben, das auch anzusprechen und zu wecken.“

Lehmann und seine drei neuen Bücher beim PG am 4.5.2016 - Foto Bistum Mainz
Lehmann und seine drei Neuerscheinungen zum 80. Geburtstag – Foto: Bistum Mainz

Nur acht Tage später verkündete Papst Franziskus, er wolle die Öffnung des Diakonenamtes für Frauen prüfen lassen – es ist wie ein Abschiedsgeschenk für Lehmann, den Mann mit dem langen Atem. Und so macht den Mainzern eines Mut: Lehmanns Nachfolger wird nicht von einem konservativen Papst Benedikt ernannt – sondern vom reformfreudigen Papst Franziskus.

Info& auf Mainz&: Zum 80. Geburtstag und zum Abschied gibt es an Pfingstmontag, den 16. Mai 2016, einen großen Pontifikalgottesdienst im Mainzer Dom um 10.00 Uhr. Lehmann selbst wird in dem Gottesdienst noch einmal predigen, es gibt Grußworte aller hohen Kirchenvertreter in Deutschland. Um 13.00 Uhr folgt ein Festakt mit Spitzen aus Politik und Gesellschaft in der Rheingoldhalle, Festredner ist EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD).

Sondersendungen im Fernsehen: Der Festgottesdienst wird vom SWR-Fernsehen live übertragen, der Festakt vom SWR, vom hr sowie vom Fernsehsender Phoienix ebenfalls live. Die Mainzer können Gottesdienst und Festakt aber auch auf dem Liebfrauenplatz verfolgen – dort wird beides auf einer großen Leinwand übertragen. Auch den Gottesdienst kann man hier mitfeiern, Empfang der Heiligen Kommunion inklusive. Der SWR sendet zwischen Gottesdienst und Festakt – von 11.30 bis 13.00 Uhr also – noch die Sondersendung „Ein Halleluja für den Kardinal – Karl Kardinal Lehmann wird 80 Jahre“ und ab 18.45 Uhr „Unser Bischof Karl – Kardinal Lehmann wird 80.“ Bereits an Pfingstsonntag läuft um 18.45 Uhr das Porträt „Kardinal Lehmann – Gottesmann und Menschenfreund“ im SWR-Fernsehen.

Neue Bücher: Zum 80. Geburtstag und zum Abschied sind noch einmal drei neue Bücher von Karl Kardinal Lehmann erschienen: In dem Buch „Was im Wandel bleibt – Christsein in der Kirche heute“ finden sich die Hirtenworte des Mainzer Bischofs aus den vergangenen dreizehn Jahren. Dieser Band ist die Fortsetzung des Buches „Frei vor Gott. Glauben in öffentlicher Verantwortung“ aus dem Jahr 2003, das 21 Hirtenworte Lehmanns enthielt. Buch zwei, „Auslotungen. Lebensgestaltung aus dem Glauben heute“, ist ein Sammelband mit verschiedenen, zu unterschiedlichen Gelegenheiten entstandenen Texten Lehmanns, unter anderem mit Grundsatzreferaten von Lehmann als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Band drei ist ein Gesprächsband, in dem Lehmann gemeinsam mit dem früheren ZDF-Intendanten Markus Schächter auf sein Leben zurückschaut, eine „biographisch akzentuierte Bilanz der vergangenen Jahrzehnte.“ Der passende Titel: „Mit langem Atem.“ Alle drei Bücher sind im Freiburger Herder-Verlag erschienen.

 

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Mehr Kultur wagen! Stadt Mainz startet Prozess zur Kulturentwicklung mit Symposion am Freitag

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Quo vadis Kultur in Mainz? Wie soll sich die Kulturszene in Mainz entwickeln, was fehlt, was sollte es künftig geben? Die Stadt Mainz startet genau dazu nun einen öffentlichen Prozess, der die künftige Kulturentwicklung in Mainz begleiten soll. Auftakt ist am morgigen Freitag, dann findet im Ratssaal des Rathauses ein großes Auftaktsymposium statt. Künstler, Publikum und Kulturmanager, aber auch Politik, Verwaltung und Institutionen sind aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen – tut das unbedingt!

Flyer Mainz Kultur AuftaktsymposiumMainz& findet öffentliche Beteiligung ja immer ein modernes Instrument unserer Demokratie, Ihr Mainz&-Leser wisst das 😉 Dass die Stadt nun einen öffentlichen Prozess zur Gestaltung ihrer Kulturpolitik startet, ist ein starkes Zeichen: Viel zu lange gab es keine einheitliche Strategie, drängte sich der Eindruck auf,d ass neue Initiativen nur misstrauisch geduldet wurden. Das Schick & Schön im Südbahnhof, die alte Lampenfabrik, wo heute die Handwerkskammer sitzt oder auch die Phoenixhalle – allzuoft wurden in der Vergangenheit Kulturinitiativen stiefmütterlich behandelt, um es vorsichtig auszudrücken.

Nun öffnet sich Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) zu einem offenen Dialog mit Initiativen und Bürgern. Ganz bewusst soll ohne Vorgaben diskutiert werden, jede Idee sei willkommen, Anregungen und Wünsche sollen formuliert und entwickelt werden. Bis zum Sommer 2017 sollen sich Akteure aus der Kultur in regelmäßigen Arbeitsgruppen austauschen, etwa zu den Themen Kreativwirtschaft, Musik und Stadtteilkultur, berichtet das Magazin Sensor auf seiner Internetseite.

Am Freitag nun findet ab 12.00 Uhr das große Auftaktsymposium statt, dabei sollen Fachvorträge Denkanstöße geben und Impulse setzen, danach stehen gemeinsame Diskussionen, Fragerunden und das Sammeln von Ideen für ein Kulturleitbild auf dem Plan. Los geht es gleich mit  einem programmatischen Input: „Mehr Kultur wagen! Kulturplanung als Kommunikationsprozess“ kommt von Yasemine Freigang, der Projektleiterin von „Kultur in Westfalen“, danach berichtet Markus Morr, Kulturreferent des Landkreises Marburg-Biedenkopf, über „Kulturelle Planungen: Ein Spannungsfeld zwischen Anspruch, Machbarkeit und Nutzen“.

Und schließlich referiert die Beraterin für Kultur- und Kreativwirtschaft Susanne Dengel über „Kultur- und Kreativwirtschaft aus Sicht der Stadt“. Hoffen wir mal, dass die Vorträge auch tatsächlich lebendige Anregungen und spannenden Input liefern 😉 Moderiert wird der gesamte Prozess sowie auch das Symposium von der Kulturberatung „Staccato“ aus Köln, und natürlich ist auch Kulturdezernentin Grosse dabei und begrüßt die Gäste. Wir sind gespannt – der Flyer zum Symposium zeigt jedenfalls einen Kopfhörer, also geht es hier wohl ums Zuhören 😉 Hingehen!

Info& auf Mainz&: Auftaktsymposium zur Kulturentwicklung in Mainz am Freitag, 13. Mai von 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr im Ratssaal des Mainzer Rathauses. Die Infos dazu gibt es im Internet noch einmal hier.

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Eulchen Bier im Schloss-Biergarten: „Gründer-Biergarten“ eröffnet am 13. Mai

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Freitag ist es so weit: Der neue Eulchen-Schloss-Biergarten öffnet seine Tore! Damit gibt es den Biergarten im schönen Innenhof des Mainzer Schlosses wieder – und die neuen Betreiber sind die coolen Gründer von Eulchen Bier. „Wir freuen uns riesig, diesen Sommer den Schloss-Biergarten bespielen zu dürfen“, sagten sich die Macher Leonidas Lazaridis und Philip Vogel bei der Vorstellung ihres Konzeptes: Ein „Gründer-Biergarten“ soll es werden, ein Treffpunkt der jungen (und nicht so jungen ;-)) Gründerszene. Mit dabei: die Weinraumwohnung, N`Eis und Brits Kwisin. Geil.

Eulchen Biergarten am Schloss - Betreiber Partner Stadt - Foto mainzplus
Die Neuen vom Eulchen Biergarten am Schloss: Die Eulchen Bier-Gründer mit Vertretern von Stadt, Weinraumwohnung, Brits Kwisin und N’Eis – Foto: Mainzplus

„Wir wollen einen generationenübergreifenden und kommunikativen Treffpunkt schaffen und – mit Blick auf die alte Mainzer Bierkultur – den Begriff des Biergartens neu definieren“, erklären Lazaridis und Vogel. Gemeinsam wolle „die gastronomische Gründerszene der Stadt Mainz publik und erlebbar machen.“ So soll es neben den leckeren Craft Beer-Sorten des Eulchen auch Wein von regionalen Winzern via Weinraumwohnung, Eis von N’Eis, nichtalkoholische Getränke wie AiLaike sowie köstliche kulinarische Kleinigkeiten von Brits Kwisin geben.

„Wir freuen uns, dass wir im stimmungsvollen Schlossgarten in diesem Jahr mit einem jungen Start-Up Unternehmen aus Mainz neue Wege in der Gastronomie gehen“, sagte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP). Eulchen Bier habe bereits 2015 einen sehr erfolgreichen Probe-Durchlauf am Schloss absolviert, „die Entscheidung fiel uns für dieses Jahr einfach“, betonte der Dezernent. Die Mainzer Gründerszene zeige damit erneut, „dass sie das Stadtgeschehen mit innovativen Konzepten positiv mitgestaltet.“

Eulchen Bier mit Eule in der Trinkhalle - Foto Eulchen Bier
Das Eulchen Bier zieht ins Schloss, die Trinkahlle gibt’s weiter – Foto: Eulchen Bier

Durch den Eulchen Schloss-Biergarten komme in den eher veranstaltungsruhigen Sommermonaten wieder Leben in den Innenhof des Schlosses, freute sich Mainzplus Citymarketing-Chef August Moderer. Die Kulisse vor dem Kurfürstlichen Schloss sei einmalig, die Besucher liebten die entspannte Atmosphäre. Und man begrüße den Plan der Macher, den Biergarten mit kleinen und größeren Veranstaltungen während der Öffnungszeiten zu beleben – schließlich sei es das Jubiläumsjahr des Reinheitsgebots.

Und schließlich war Mainz 600 Jahre lang nicht nur Weinstadt, sondern auch Bierhochburg, rund 100 Brauereien gab es hier einmal. Mehr darüber erzählen wir Euch in diesem Mainz&-Artikel, dazu die wirklich einmalige Geschichte des Eulchens: Wie zwei Kommunikationsdesignstudenten eine Bachelor-Arbeit schrieben, und dabei aus Versehen ein Bierunternehmen gründeten, eine alte Trinkhalle reaktivierten und der Mainzer Craft Beer-Landschaft neues Leben einhauchten.

Im neuen Biergarten wollen die Eulchen-Macher nun am 18. Juni den Filmsommer Mainz veranstalten und vom 5. bis 8. August das Mainzer Schlossfest Open-Air. Weitere Veranstaltungen kommen da sicher noch. Eröffnung ist am 13. Mai, dann wird ein Wochenende lang der neue Biergarten gefeiert. Wir drücken die Daumen für zauberhaftes Wetter!

Info& auf Mainz&: Eulchen Schloss-Biergarten vom 3. Mai bis September 2016, täglich 16.00 bis 23.00 Uhr. Infos, auch zum Eulchen Bier, unter www.eulchen-bier.de. Die offizielle Eröffnung findet am Freitag, 13. Mai, um 18.00 Uhr statt  – symbolischer Fassanstich und Anzapfen inklusive!

 

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Open Ohr 2016: Heimatstolz, Heimat to Go, Heimat – was zum Kuckuck?

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Es ist ja ein geniales Thema, das die Freie Projektgruppe da für das Open Ohr dieses Jahr gesetzt hat: „Heimat – was zum Kuckuck?“ fragt das politische Jugendkulturfestival in seiner 42. Ausgabe, und knüpft damit nahtlos an das Festivalthema 2015 „Kein Land in Sicht?!“ an. Am Freitag beginnt das letzte politische Jugendkulturfestival Deutschlands wieder einmal, mehr als 100 Programmpunkte drehen sich dann rund um die Frage, was ist Heimat denn heute?  Wo findet man Heimat, und: gibt es ein Recht auf Heimat? Vom 13. bis 16. Mai wird es an Pfingsten auf der Zitadelle wieder spannend – getanzt und gefeiert wird natürlich auch.

Plakat 42. Open Ohr HeimatIm vergangenen Jahr erstickte das Open Ohr ja an seinem eigenen Erfolg: Schon am Freitagabend ging nichts mehr, musste das Festivalgelände wegen drohender Überfüllung geschlossen werden. 9.100 Menschen dürfen sich gleichzeitig auf der Zitadelle tummeln, das Problem: Die Organisatoren müssen das anhand der verkauften Karten bemessen – egal, wie viele Menschen tatsächlich gerade auf dem Gelände sind. So gab es 2015 manchen Engpass, und gerade Besucher, die mit Tageskarten zum „Ohr“ kommen wollten, hatten das Nachsehen.

Dauerkarten werden beim Zutritt bevorzugt

Abhilfe ist für dieses Jahr nicht wirklich in Sicht: „Die Gesamtkarten werden bevorzugt“, sagt Marcus Hansen vom Jugendamt der Stadt Mainz: „Wir wollen erst einmal die Besucher befriedigen, die die vier Tage mit uns erleben wollen.“ Heißt im Klartext: Sind die Kapazitäten erschöpft, werden keine Tageskarten mehr verkauft. „Wir gehen davon aus, dass wir ein Restkontingent haben, aber wir können es nicht versprechen“, sagt Hansen. Denn schon jetzt sind 2.000 Dauerkarten im Vorverkauf vergeben.

„Das Open Ohr ist erfolgreicher denn je“, sagt auch der Mainzer Sozialdezernent Kurt Merkator (SPD), „es ist einzigartig und mittlerweile sogar bei der Politik beliebt.“ Inzwischen ließen sich ja sogar Politiker aller Couleur „sehen, ohne gleich eine Herzattacke zu kriegen“, merkte er süffisant an – es ist ein Seitenhieb auf die früher jährlich wiederkehrenden Bestrebungen von konservativer Seite, das Open Ohr abzuschaffen. Diese Stimmen sind verstummt – zum Open Ohr 2016 kommt sogar CDU-Landeschefin Julia Klöckner höchstpersönlich.

Open Ohr - Theaterstück Flucht im Container 1
Open Ohr 2015: Theaterstück zur Flucht per Container, beklemmend, lehrreich – Foto: gik

Dass das Open Ohr so beliebt ist, liegt sicher an seinem einzigartigen Mix aus politischen Diskussionen, Musik, Theater, Kabarett, aber eben auch toller Festivalatmosphäre auf dem grandiosen Zitadellengelände in Mainz. Hier trifft sich Mainz, Alt wie Jung, Fans von früher, Jugend von heute – mehr Mix geht nicht. Dazu befriedigt das Open Ohr als letzter Überlebender seiner Art ein (wieder) steigendes Bedürfnis nach politischer Diskussion: gerade die Flüchtlingssituation heizt Ängste an und wirft Fragen nach der Zukunft der Gesellschaft auf. Foren, um genau solche Themen zu reden, sind aber rar geworden.

Was ist „Heimat“? Gibt es ein Recht darauf, eine Angst um die Heimat?

So knüpft das Open Ohr mit dem Thema 2016 genau an den aktuellen Events an: Nach Flucht & Vertreibung 2015, geht es dieses Jahr um die Frage: Was ist eigentlich Heimat? Welche Definition haben wir davon – und welche wollen wir haben? Gibt es ein Recht auf Heimat, fragt das Open Ohr – und kann Deutschland fremden Menschen eine Heimat bieten? „Viele Menschen machen sich Gedanken, wie unsere Heimat wird durch die vielen Menschen, die zu uns kommen“, sagt Merkator, „viele haben da Angst.“

Freie Projektgruppe Open Ohr mit Plakat 2016
Vorfreude aufs Open Ohr: Freie Projektgruppe mti Sozialderzernent Kurt Merkator (SPD) in der Mitte – Foto: gik

Aber welche Heimat versuchen eigentlich rechte Agitatoren wie Pegida zu schützen? Nicht umsonst ziert provokativ das diesjährige Open Ohr-Plakat der röhrende Hirsch am Bergsee – Inbegriff des spießig-konservativen Heimatbegriffs à la Heimatfilm.

„Heimat ist nicht nur ein zeitloses Thema, es ändert sich auch ständig“, sagt die Freie Projektgruppe, die das Festival organisiert. Viele junge Menschen hätten gar keine Definition von „Heimat“ – und fänden diese am ehesten in der digitalen Welt des Internets. Was aber macht das dann mit dem Heimweh? Und kann man im Netz überhaupt eine Heimat finden? Globalisierung, Auslandspraktika, häufige Umzüge – „ist diese Generation wurzellos, heimatlos, dadurch dass sie dauernd hin und her gerissen wird?“, fragt die Projektgruppe.

Foren & Theater zu Heimatstolz und Heimat to Go

Silhouette Mainzer Dom
Der Dom, für viele Mainzer DER Inbegriff für Heimat – Foto: gik

In 13 Podien, Wortveranstaltungen und Diskussionen will das Open Ohr diese Themen vom 13. bis 16. Mai auf der Zitadelle erörtern. Zu den Themen Heimatstolz, Recht auf Heimat, Angst um die Heimat und Heimat to Go diskutieren Flüchtlinge, Migranten, Ethnologen, digitale Nomaden, aber auch SPD-Generalsekretärin Katarina Barley. Die Organisation Save me Mainz ist ebenso vertreten wie die islamische Gemeinde Mainz oder das Jugendhaus Don Bosco.

Auch die sieben Theaterproduktionen beleuchten das Thema Heimat, das Theaterlabor Bielefeld bespielt gleich am Freitagabend das gesamte Festivalgelände mit einer großflächigen Umsetzung der Odyssee. Das Westfälische Landestheater greift mit seiner Produktion „Schmerzliche Heimat“ die Geschichte des vom rechtsextremen NSU ermordeten türkischen Blumenhändler Enver Simsek auf. Im Kabarettzelt um Mitternacht geben sich das Lumpenpack, Onkel Fisch, Moritz Neumeier und der Belgier Olivier Sanrey die Ehre – und bringen ihre jeweilige „Heimat“ mit auf die Bühne.

Heimat Mainz mit Mundartführung und Weinprobe

Auch die Heimat Mainz wird beleuchtet: Es gibt Mundartführungen durch Mainz und durch die Unterwelt der Zitadelle, im Stadthistorischen Museum – auf der Zitadelle am Aufgang zum Drususstein – dreht sich alles um die Ausstellung „Es wird schon wieder gut…?“, die die zerstörte Heimat Mainz und ihren Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg beleuchtet. Und am Sonntag gibt es um 13.00 Uhr eine Weinprobe rhoihessisch mit dem Weingut Huster aus Großwinternheim – auch ein Stück Heimat. Im Filmkeller geht es um das urdeutscheste aller Stücke, den Faust, und es ist Edgar Reitz‘ legendäre Saga „Heimat“ zu sehen.

Party am Drususstein bei Stereo Dynamite - Foto: gik
Heimat auf dem Drususstein: das Open Ohr auf der Zitadelle – Foto: gik

Die Stadt Mainz selbst übrigens ist inzwischen mächtig stolz darauf, dass das Open Ohr seine Heimat ausgerechnet hier hat. „Wir sind stolz, dass wir dieses Festival in unserer Mauern haben, dass wir überlebt haben“, betont Merkator und versichert: „Die Stadt steht hinter dem Open Ohr.“ Das gilt auch finanziell: Rund 400.000 Euro kostet das Festival inzwischen, 360.000 Euro kommen von der Stadt als Bürgschaft. Der Betrag werde immer größer, sagte Merkator nun – was vor allem auch daran liege, dass das Festival den Vorschuss schon seit einigen Jahren problemlos zurückzahlen könne. „Das Festival finanziert sich seit sieben, acht Jahren selbst – mit Überschuss“, versichert Merkator.

Musik mit Balthazar, Ohrbooten und Get Well Soon

Aber natürlich gibt es auch wieder richtig viel Musik von 25 Newcomern und bekannten Größen. Zu den Headlinern gehören die Belgier Balthazar mit ihrem bluesig-fröhlichen Sound und das Bosnische Septett Ducioza Kolektiv mit einer Mischung aus Hip-Hop, Reggae, Dub, Punk und Ska, die auf Youtube längst Stars sind. El Mago Masin kommt nach seinem Soloauftritt vor zwei Jahren nun mit seiner Band Wildcamping, mit Parcels kommt eine Elektro-Pop-Band aus Australien, und am Montag heizt die Indie-Mambo-Band Orkesta Mendoza ein. Sonntagabend geben sich auf der Hauptbühne erst Raggabund, dann die Ohrbooten und schließlich Get Well Soon die Mikros in die Hand.

Open Ohr - Go Go Berlin 2
Es wird auch wieder gefeiert und abgetanzt auf dem Open Ohr 2016 – wie hier bei Go Go Berlin 2015 – Foto: gik

Ein besonderes Projekt ist Farbigbunt: Seit Sommer 2015 erarbeiten bei dem Projekt verschiedene Musiker im Internet Musikstücke – es entsteht ein spannender Mix aus Weltmusik und elektronischen Klängen. Auf dem Open Ohr tritt Farbigbunt erstmals analog auf und präsentiert die entstandenen Stücke, dabei sind Musiker aus Mainz, aber auch das junge Orchestre du Montplaisant aus Frankreich.

Abtanzen, abhängen und die eigene Heimat mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten – das 42. Open Ohr wird in jedem Fall wieder spannend.

Info& auf Mainz&: Das 42. Open Ohr findet vom 13. bis 16. Mai 2016 auf der Zitadelle in Mainz statt, Thema: „Heimat – was zum Kuckuck?“ Dauerkarten kosten im Vorverkauf 36,20 Euro, an der Tageskasse 40,- Euro, die Tageskarten kosten 23,- Euro. Sichert Euch mal lieber die Dauerkarten… Dieses Jahr könnt Ihr übrigens auch erstmals gleich Dauerkarten mit Zeltplatzticket in einem kaufen, Kosten: 56,- Euro im Vorverkauf, 58,- Euro an der Tageskasse. Kinder bis einschließlich 13 Jahren haben übrigens freien Eintritt. Das Eintrittsbändchen ist auch gleichzeitig Fahrkarte für den ÖPNV im Bereich Mainz-Wiesbaden sowie im RNN. Mitbringen dürft Ihr übrigens Wasser und Essen, von allen Getränken außer Wasser nur maximal einen Liter. Alle Infos unter www.openohr.de. Wie das Open Ohr 2015 war, lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel.

 

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UPDATE Störerhaftung soll fallen — CDU fordert freies WLAN in Bussen – MVG: Interessante Idee

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Lange hat es gedauert, jetzt scheint der Weg für ein kostenfreies, öffentliches WLAN-Netz in Deutschland endlich frei zu sein. Die Bundesregierung will die sogenannte Störerhaftung endlich abschaffen. Das Prinzip, dass der WLAN-Anbieter auch haftet, wenn ein Dritter illegal Dinge aus dem Internet herunterlädt, war bislang der größte Hemmschuh gegen freies Internet in den Städten. Deutschland hinkt da gewaltig hinterher. Die CDU in Mainz fordert nun mehr freie Hotspots in Mainz – und die Mainzer Verkehrsbetriebe auf, freies WLAN auch in Bussen, Straßenbahnen und an Haltestellen zu prüfen. Die finden das eine interessante Idee – aber auch eine kostspielige.

Abfahrzeiten App Schritt 3
Mal eben per Handy die Abfahrtzeiten an der Haltestelle checken – wäre cool mit WLAN – Foto: gik

Die Entscheidung der Bundesregierung sei eine positive Nachricht für die Bürger, sagte CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig. Gerade die Medien- und Universitätsstadt Mainz müsse die Chance für offene WLAN-Hotspots nutzen. „Davon würden die Bürger, aber auch viele Touristen und Besucher profitieren“, betonte Schönig.

In der Tat: Im Ausland ist es längst gang und gäbe, sich auf öffentlichen Plätzen, an Bahnhöfen und in Cafés schnell mit dem Smartphone oder dem Tablet einloggen zu können. Das ist ausgesprochen praktisch, etwa um mal eben Öffnungszeiten nachzuschlagen, das nächste Hotel oder Restaurant zu finden oder auch den Fahrplan zu checken. Nur in Deutschland ging das bislang nicht – die sogenannte Störerhaftung für fremde Dritte machte Anbietern das Leben schwer. So blieb es bisher meist privaten Initiativen wie dem Freifunk überlassen, für kostenfreies Internet in den Städten zu sorgen.

In Mainz betreibt Freifunk inzwischen 592 Knoten mit 978 Clients und 4 Gateways – wahrlich nicht schlecht. Die komplette Karte könnt Ihr Euch hier interaktiv ansehen. Doch Freifunk arbeitet mit einer speziellen Software und speziellen Routern, und die Technik spielt nicht immer beim Einwählen einfach mit – wir haben zumindest öfters Probleme 😉 Nun soll alles einfacher werden, mit dem Wegfall der Haftung für Dritte die Hemmschwelle zum Einrichten freier Netzwerke sinken.

„Die existierende Störerhaftung war ungerecht und hat zu erheblicher Rechtsunsicherheit geführt“, weiß die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) – die Grünen hatten schon zu Beginn der Legislatur des Bundestags 2013 einen eigenen Gesetzentwurf zur Abschaffung der Störerhaftung vorgelegt. Auch Rheinland-Pfalz hatte sich im Bundesrat dafür eingesetzt, Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) begrüßte am Mittwoch die Abschaffungspläne: Mobilität sei heute ein wichtiger Faktor, für Rheinland-Pfalz es als Tourismusland zudem besonders wichtig, dass an öffentlichen Plätzen und Gebäuden, in Innenstädten, an Sehenswürdigkeiten oder an Premiumwanderwegen ein mobiler Zugang zum Netz bestehe.

Karte Freifunk Netzwerk Mainz
Karte mit den Hotspots von Freifunk Mainz – Foto: gik

„Es wurde höchste Zeit“, sagte auch Rößner, und warf der Union vor, die Abschaffung der Störerhaftung „seit Jahren“ zu blockieren. „Offenbar hat erst ein Machtwort der Kanzlerin zum Umdenken geführt“, meinte sie. Auch die Industrie und Handelskammer in Rheinland-Pfalz begrüßte die Änderung – insbesondere für Hotels, Gastronomie und Einzelhandel werde es immer wichtiger, ihren Kunden freie Netze anbieten zu können. Das sei nun „eine große Chance für die Wirtschaft“, hieß es.

Die CDU in Mainz forderte prompt die Stadt auf, die freien Hotspots auch gleich nach dem Wegfall der Haftung massiv auszubauen und dafür schon jetzt die Vorbereitungen zu treffen. Und die CDU schlägt vor, die Mainzer Verkehrsbetriebe MVG sollten darüber nachdenken, freies WLAN in Bussen, Straßenbahnen und an Haltestellen ernsthaft zu prüfen. „Damit würde der öffentliche Personennahverkehr für viele Menschen noch attraktiver“, sagte Schönig. In Augsburg werde das zum Beispiel seit Oktober 2015 getestet – mit Erfolg. „Es wird hervorragend angenommen“, sagte Schönig, „es wäre gut, wenn dieser Weg auch in Mainz beschritten würde.“

Update: Die Mainzer Verkehrsbetriebe antworteten auf unsere Anfrage daraufhin: „Das ist ein interessantes Thema, mit dem wir uns auch entsprechend beschäftigen“, sagte MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof. Allerdings sei Wlan in Bussen und Bahnen auch „ein kostspieliges Thema“ – und momentan liege der Focus „vor allem auf dem Ausbau des Straßenbahnnetzes und der Fahrplangestaltung.“

Info& auf Mainz&: Mehr Informationen über die Initiative Freifunk Mainz und ihr Netz findet Ihr auf dieser Internetseite. Auf Eurem Handy oder Tablet erkennt Ihr die Netze einfach am Namen „Freifunk Mainz“.

 

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Heavy Metall, Hip Hop, 80s – Die Clubtermine in Mainz vom 10. bis 15. Mai 2016

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Nach der Party ist vor der Party – auch wenn Ihr ja sicher bei der Rosenmontags-, äh Rheinhessenparty im Mai ausgelassen gefeiert habt, gibt es auch diese Woche wieder viele gute Anlässe, in Mainzer Clubs und Bars abzuhängen. Natürlich könnt Ihr auch das Tanzbein schwingen – bei Musik der 80s, Mittelalterrock oder echtem Heavy Metall. Hip Hop, Quizz Night, Black & House – da ist für jeden was dabei. Viel Spaß beim Ausgehen mit Mainz& und Nightsnap! Und Ihr wisst ja: Am Freitag beginnt das Open Ohr…

11.11.2014 - Blick von Bühne hinter Band Rhein-Mainzer - Foto gik
Die Rhein-Mainzer am 11.11. auf dem Schillerplatz – Foto: gik

Dienstag, 10. Mai 2016

Irish Pub – „Steven McGowan” ab 21.30 Uhr, Einlass: 17.00 Uhr.

Kelly’s – „Cocktail + Longdrink Fun”, Einlass: 17.00 Uhr. Angebot: Alle Cocktails und 4cl Longdrinks für nur 5,- Euro.

Shooter Stars – „Biertag“, Pils/Radler 0,3l für nur 1,50 Euro, Einlass: 19.00 Uhr.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Alexander the Great – „Mittelalter Rock” mit DJ Kunst + DJ Kay, Einlass: 20.00 Uhr.

Caveau – „Fachschaftsparty Psychologie“, Happy Hour von 22.00-23.00 Uhr, Einlass: 22.00 Uhr.

Kulturclub schon schön – „KUNTERBUNTER“ mit DJ Slice Nice (New-Old School, Black Beats, Mash-Up, Party Classics), Einlass: 23.00 Uhr und Eintritt: frei.

Red Cat – „Liebevoll“ mit DJ Monophonic. Hits von den 90ern bis heute, Einlass: 21.00 Uhr.

Star Mainz – „YEAH!“ ab 22.00 Uhr. Angebot: freier Eintritt für Studenten.

Donnerstag, 12. Mai 2016

Kelly’s – „Live Music with The Limpets”, Einlass: 17.00 Uhr.

Red Cat – „Phat Cat vs. Dan Gerous“, Einlass: 21.00 Uhr.

Shooter Stars – „Bottleday“, alles aus der Flasche bis 0,33l gibt es für 2 Euro, Einlass: 19.00 Uhr.

The Porter House – „Quiz Night“ ab 20.30 Uhr, Einlass: 17.00 Uhr. Angebot: Von 17.00 Uhr bis 19.00 Uhr alle Pints für nur 3,50 Euro.

Freitag, 13. Mai 2016

50 Grad – „KLUB BØHEME XVI“, Einlass: 22.30 Uhr.

Caveau – „Die Rock Jukebox“, Happy Hour von 22.00-23.00 Uhr, Einlass: 22.00 Uhr.

Comodo – „Finest Hip Hop / Video Mixing“ mit DJ L.O.P., Einlass: 21.00 Uhr.

Irish Pub – „Timmy Rough” ab 21.30 Uhr, Einlass: 17.00 Uhr.

Kulturclub schon schön – „80s Baby! – The Music is geil!“, Einlass: 23.00 Uhr und Eintritt: 4,- Euro.

Red Cat – „START A FIRE“ mit DJ Cin & Nasou, Einlass: 21.00 Uhr.

Star Mainz – „FRESH FRIDAY” mit den DJs Kingo, Fos und Madd Dee. Einlass: 22.00 Uhr. Angebot: Shots für nur 2,- Euro.

Samstag, 14. Mai 2016

Party am Drususstein bei Stereo Dynamite - Foto: gik
Party gibt’s am Wochenende auch am Drususstein auf dem Open Ohr – Foto: gik

50 Grad – „Black & House“ mit Kool DJ GQ & Pascal Rueck, Einlass: 22.30 Uhr. Angebot: Von 22.30 Uhr bis 23 Uhr freier Eintritt.

Alexander the Great – „Hardrocktime + Jacky Night” mit DJ Ernst, Einlass: 21.00 Uhr.

Caveau – „Die Rock-WG“, Happy Hour von 22.00-23.00 Uhr, Einlass: 22.00 Uhr.

Comodo – „Black Music / Club Hits“ mit Danny Fresh, Einlass: 21.00 Uhr.

Irish Pub – „Gear Down” ab 21.30 Uhr, Einlass: 17.00 Uhr.

Kulturclub schon schön – „SLAP!“ mit Joel Mull (Drumcode / Stockholm), DICA & Bulu (Techno), Einlass: 23.00 Uhr und Eintritt: 7,- Euro.

Red Cat – „POP EXPLOSION” mit Time Clash DJ Team, Einlass: 21.00 Uhr.

Star Mainz – „15 JAHRE STAR” mit DJ Fos & DJ Madd Dee. Einlass: 22.00 Uhr. Angebot: 50 Prozent auf alle Flaschen ab 1 Liter; freier Eintritt + Welcomedrink bis 24.00 Uhr.

Sonntag, 15. Mai 2016

50 Grad – „BOUQ. NIGHT“, Einlass: 22.00 Uhr.

Alexander the Great – „The Big Four Special – Metallica, Slayer, Megadeth & Anthrax” mit DJ Kay, Einlass: 21.00 Uhr.

Caveau – „Live: Kings of Core Vol. 6“, Einlass: 18.00 Uhr & Beginn: 18.30 Uhr.

Comodo – „Urban Street Soul / Finest Clubtunes“ mit KrisRock, Einlass: 21.00 Uhr.

Kulturclub schon schön – „Jacob Carter (Hip-Hop, House, Pop)“, Einlass: 23.00 Uhr und Eintritt: frei.

Red Cat – „DEUTSCHUNTERRICHT” mit Wilson, Einlass: 21.00 Uhr.

Info& auf Mainz&: Mehr Details zu den Veranstaltungen, zu Dresscode sowie die Adressen und was in der Location gerade los ist, könnt Ihr bei Nightsnap nachsehen, der Veranstaltungs-App für Mainz und das Rhein-Main-Gebiet – bitte hier entlang. Was das Club-Barometer genau ist? Erzählen wir Euch in diesem Mainz&-Artikel.

 

 

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