Die Stadt Mainz wird zum neuen Schuljahr 600 Kinder aus besonders bedürftigen Familien an den Mainzer Schulen mit Tablets zum digitalen Lernen unterstützen. Man wolle mit dieser Initiative sicherstellen, dass auch Kinder aus Familien, die nicht gut gestellt seien, erfolgreich am Fernunterricht oder am Online-Unterricht teilnehmen können, teilte die Stadt Anfang Juni mit. Die CDU-Opposition kritisierte am Mittwoch im Mainzer Stadtrat, das sei viel zu wenig, es brauche ein Gerät für jeden. Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD) sagte dazu, die 600 Geräte seien Ergebnis einer Bedarfsabfrage bei den Schulen – nun soll es nach dem Willen der Ampel-Koalition ein Tablet oder Laptop für jeden geben.

Ein Tablet für jeden Schüler, das gibt es im Landkreis Mainz-Bingen. - Foto: gik
Ein Tablet für jeden Schüler, das gibt es im Landkreis Mainz-Bingen. – Foto: gik

Die Coronakrise hat zu einem Boom beim digitalen Lernen geführt, doch die Umsetzung von Homeschooling und Online-Unterricht erfolgte zwischen den einzelnen Schulen höchst unterschiedlich. Dazu deckte die Coronakrise gnadenlos Unterschiede in den Lernbedingungen der Schüler auf: Bei weitem nicht alle Schüler verfügen über einen Computer, Laptop oder ein Tablet, manch eine Familie nicht einmal über einen WLAN-Anschluss – gerade Kinder aus bildungsferneren Familien oder solchen mit wenig Geld drohen, beim Lernen abgehängt zu werden.

Die Stadt Mainz teilte deshalb Anfang Juni mit: Aus Mitteln des stadteigenen Hilfsprogrammms „Mainz hilft sofort“ könne man 600 Kindern aus besonders hilfebedürftigen Familien mit der Anschaffung von Verleih-Tablets nebst Tablet-Koffern unterstützen. Man wolle mit der Initiative die staatlichen Schulen in Mainz unterstützen und sicherstellen, dass auch Kinder aus nicht gut gestellten Familien erfolgreich am Online-Unterricht teilnehmen könnten, sagten Oberbürgermeister Michael Ebling und Sozialdezernent Eckart Lensch (beide SPD).

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Die Geräte seien insbesondere für jene Familien gedacht, in denen die Schulkinder keine andere Möglichkeit hätten, an ein geeignetes mobiles Endgerät zu kommen, um die von der Schule gestellten Aufgaben während Schulschließungen und beim Lernen zu Hause zu erledigen. Die Leih-Tablets sollten zentral verwaltet und kostenlos verliehen werden und zum Schuljahr 2020/2021 vorhanden und entsprechend eingerichtet sein, teilten Lensch und Ebling weiter mit.

Lernen und Spielen, auf modernen Tablets geht das besonders niedrigschwellig. - Foto: gik
Lernen und Spielen, auf modernen Tablets geht das besonders niedrigschwellig. – Foto: gik

„600 mobile Endgeräte für über 15.000 Schüler in Mainz – na, herzlichen Glückwunsch“, kritisierte nun am Mittwoch im Mainzer Stadtrat der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Gerd Schreiner. 600 Endgeräte seien einfach zu wenig, vor allem wenn der Unterricht wegen der Corona-Pandemie unter Umständen noch länger in eingeschränkter Form stattfinden müsse. „Digitales Lernen wird auch nach den Sommerferien noch ein wichtiger Bestandteil sein müssen, gerne auch dürfen“, sagte Schreiner, in Mainz trete man aber „auf die Bremse.“ Bei nur 600 Geräten werde der überwiegende Teil der Kinder leer ausgehen, der Bedarf der „bedürftigen“ Kinder könne damit bei Weitem nicht abgedeckt werden.

Sozialdezernent Lensch sagte dazu, die 600 Geräte seien das Ergebnis einer Abfrage bei den 42 Mainzer Schulen, „da kamen die 600 Geräte zusammen.“ Zehn bis 15 Prozent der Schulen hätten sich allerdings trotz mehrfacher Nachfrage noch nicht geäußert, räumte Lensch ein, und betonte zugleich: „Bisher war die Verwaltung der Meinung, es ist nicht zielführend, die Geräte einfach anzuschaffen ohne nachzufragen.“ Die Mainzer Schulen hätten zudem seit Beginn der Schulschließungen bereits vielfach das Verleihangebot von Tablets des Landes aus dem Programm „Medienkompetenz macht Schule“ in Anspruch genommen und auch mobile Endgeräte aus ihrem eigenen Bestand an bedürftige Schüler verliehen.

Leere Schulhöfe, geschlossene Schulen - in der Coronakrise fand lernen vorwiegend zuhause statt. - Foto: gik
Leere Schulhöfe, geschlossene Schulen – in der Coronakrise fand lernen vorwiegend zuhause statt. – Foto: gik

Die CDU hingegen hatte in einem Antrag im Stadtrat Tablets für alle rund 15.200 Mainzer Schüler gefordert. „Wir wollen nicht in einer akademischen Diskussion über die Situation der Familien befinden, wer bedürftig ist oder nicht (mehr), sondern möchten alle Kinder mit einem mobilen Endgerät ausstatten“, hieß es zur Begründung in dem Antrag. Eine unzureichende Ausstattung behindere massiv den Lernerfolg und stelle eine enorme Belastung für die Eltern dar. „Um Chancengleichheit zu schaffen und die Eltern zu entlasten, muss jedes Kind mit einem mobilen Endgerät ausgestattet werden“, forderte die CDU – dass und wie es gehen könne zeige ja der Landkreis Mainz-Bingen.

Der Landkreis hatte Mitte Mai beschlossen, noch in diesem Jahr alle 15.700 Schüler der weiterführenden Schulen sowie die Lehrer mit Tablets auszustatten und dafür 17.388 iPads anzuschaffen. Die Geräte sollen noch in diesem Jahr für alle zur Verfügung stehen, kostenlos sind sie für alle Schüler, die Lernmittelfreiheit erhalten – alle anderen Familien müssen sieben Euro pro Monat und Tablet Leihgebühr zahlen. Der Kreis nimmt dafür zudem Mittel aus dem DigitalPakt Schule, das könne auch Mainz tun, befand die CDU.

Der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Gerd Schreiner auf einem Parteitag der Mainzer CDU. - Foto: gik
Der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Gerd Schreiner auf einem Parteitag der Mainzer CDU. – Foto: gik

Die Ampelfraktionen im Stadtrat mochten sich dem so nicht anschließen: Von dem Antrag der CDU halte sie „gar nichts“, sagte FDP-Bildungsexpertin Cornelia Wilius-Senzer: „Glauben sie wirklich, es kann von heute auf morgen alles über Tablets angewickelt werden?“ Zentral sei doch, dass die Lehrenden wüssten, wie sie das Wissen vermittelten. SPD-Fraktionschefin Alexandra Gill-Gers wurde gar persönlich: „Als Landtagsabgeordneter sollte man in der Lage sein, Herr Schreiner, seinen Kindern einen Laptop zur Verfügung zu stellen“, sagte sie.

Schreiner, der Vater von drei Kindern ist, wies das zurück: „Ja, ich verdiene nicht schlecht, aber drei Laptops anzuschaffen, ist auch für mich ein finanzielles Problem“, entgegnete er: „Und gehen Sie mal auf den Mainzer Wochenmarkt uns fragen da die Leute“. Die SPD habe mal „die große Mitte“ der Menschen vertreten, davon sei aber offenbar wenig übrig.

Am Ende setzten sich Grüne, SPD und FDP mit einem Änderungsantrag durch – und der sieht nun doch vor, dass alle Schüler nach den Sommerferien über ein eigenes oder ein ausgeliehenes digitales Endgerät verfügen sollen. Es solle dabei geklärt werden, ob Tablets oder Laptops für das Lernen in der jeweiligen Altersstufe geeignet sei, heißt es weiter. Zudem soll die Verwaltung in den nächsten Schulträgerausschüssen das stadteigene Konzept zur Vergabe von Endgeräten an bedürftige Schüler vorstellen, Vor- und Nachteile unterschiedlicher Gerätehersteller und Leasinggeber präsentieren und eine Übersicht über verfügbare Breitbandanschlüsse, von WLAN an den Schulen und die Nutzung schulinterner Netzwerke sowie der Landesplattform Schulcampus RLP geben.

Info& auf Mainz&: Die ganze Geschichte zu den 17.8000 iPads für alle Schüler im Landkreis Mainz-Bingen lest Ihr hier auf Mainz&.

 

 

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