Rekord bei den Corona-Neuinfektionen: Das Robert-Koch-Institut meldete am Donnerstag erstmals überhaupt 11.287 Neuinfektionen in Deutschland an einem einzigen Tag – eine so hohe Infektionsrate gab es seit Beginn der Corona-Pandemie noch nie. Die Stadt Mainz steht inzwischen kurz vor der 100er-Marke pro 100.000 Einwohner. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) appellierte deshalb am Donnerstag eindringlich: „Bitte feiern Sie nicht mehr!“ Das Land begrenzt nun die erlaubte Höchstzahl bei privaten Feiern in öffentlichen Räumen auf 25 Personen – auch außerhalb der offiziellen Hotspots. In Altenheimen und in der Pflege sollen Schnelltests helfen, Infektionen zu vermeiden.

Angesichts der zweiten Coronawelle gilt nun wieder: Bleibt Zuhause! - Foto: gik
Angesichts der zweiten Coronawelle gilt nun wieder: Bleibt Zuhause! – Foto: gik

Die Corona-Infektionen kennen derzeit nur eine Richtung: steil nach oben. Das Infektionsgeschehen erreichte am Donnerstag endgültig den exponentiellen Anstieg, deutschlandweit meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) insgesamt 11.287 per Test bestätigte Neuinfektionen – so viele an einem Tag wie nie zuvor. Im Land Rheinland-Pfalz wurden 439 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet – auch das ein neuer Rekordwert. Damit sind aktuell 4.057 Menschen in Rheinland-Pfalz mit dem Coronavirus infiziert, das ist ein Viertel aller seit Februar registrierten Infektionen.

Die Stadt Mainz nähert sich unterdessen mit Hochgeschwindigkeit dem tiefroten Bereich: Das Gesundheitsamt meldete 45 Neuinfektionen im Landkreis Mainz-Bingen und 48 neue Fälle in Mainz, die 7-Tages-Indikation stieg damit in der Landeshauptstadt auf 97 Fälle pro 100.000 Einwohner.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Eindringlicher Appell von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD): Bitte feiern Sie nicht mehr!" - Screenshot: gik
Eindringlicher Appell von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD): Bitte feiern Sie nicht mehr!“ – Screenshot: gik

Angesichts der neuen Entwicklung verschärft das Land nun die Regeln für private Feiern: Ab Montag, den 26. Oktober, dürfen private Feiern in angemieteten Räumen oder auf angemieteten Flächen nur noch mit maximal 25 Personen stattfinden – und zwar egal, ob diese Feier in einem offiziell als Hotspot eingestuften Ort stattfindet oder nicht. Bisher durften noch 75 Personen gleichzeitig feiern, das unterbindet das Land nun. Private Feiern und Familienfeiern seien weiter die Hauptursache des Anstiegs, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Donnerstag in Mainz, deshalb gehe „der dringende Appell an die Bevölkerung zu registrieren: Es ist nicht die Zeit des Feierns!“

Familienfeiern und größere Parties sollten unbedingt eingestellt werden, Maskengebote und Abstandsregeln seien dringend einzuhalten, mahnte die Ministerpräsidentin nach einem Treffen mit Vertretern von Städtetag und Landkreistag in Rheinland-Pfalz. Ihr sei bewusst, dass das Bedürfnis gemeinsam zu feiern, zusammenzusitzen und fröhlich zu sein groß sei. „Die aktuelle Lage lässt dies momentan leider nicht zu“, betonte Dreyer: „Denn wir wissen: die Gefahr der Ansteckung ist da am größten, wo der Abstand nicht eingehalten wird, wo keine Masken getragen werden und sich das Virus so durch direkte Übertragungen oder durch die Luft weiter verbreiten kann.“

Mahnung zu Einsicht auch von Städtetags-Geschäftsführer Fabian Kirsch. - Screenshot: gik
Mahnung zu Einsicht auch von Städtetags-Geschäftsführer Fabian Kirsch. – Screenshot: gik

„Es wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, wie wir durch die Corona-Pandemie kommen“, sagte der Geschäftsführer des Städtetags, Fabian Kirsch: „Wir müssen mit den Zahlen herunterkommen.“ Oberstes Ziel sei jetzt, einen erneuten flächendeckendenden Lockdown zu verhindern, und Schulen und Kitas offen zu halten. Infektionen verbreiteten sich von Veranstaltungen aus in die Bevölkerung hinein, deshalb sei es nun so wichtig, auf Feiern zu verzichten, betonte Kirsch.

Dreyer räumte aber auch ein, es gebe zunehmend ein diffuses Infektionsgeschehen, bei dem die Ansteckungsursachen nicht mehr so leicht auszumachen seien. „Wir haben auch Infektionen, die wir nicht so ganz nachvollziehen können“, sagte sie, auch gebe es zunehmend Fälle, wo sich jemand bei der Arbeit anstecke, das aber nicht merke und so die Infektion weiter verbreite. „Unser dringender Appell laute deshalb: Bitte feiern Sie nicht mehr“, sagte Dreyer.

Im Landkreis Mainz-Bingen gehört zu den Hauptinfektions-Hotspots aber auch ein Altenheim: Im Sörgenlocher Altenzentrum wurden mittlerweile insgesamt 32 Personen positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet, darunter 22 Bewohner. Vor zwei Wochen hatte das Gesundheitsamt den Ausbruch in dem Altenheim mit 12 Positivtests gemeldet, sämtliche Bewohner des Heims sollen diese Woche noch einmal getestet werden. Infektionen gibt es aber auch in zwei weiteren Altenheimen im Kreis Mainz-Bingen: In einem Altenzentrum in Waldalgesheim wurde ein Bewohner positiv auf das Virus getestet, rund 30 Bewohner und das Personal des betroffenen Wohnbereiches wurden daraufhin ebenfalls getestet, die Ergebnisse stehen noch aus.

Die AHA-Regeln. - Grafik: rlp.de
Die AHA-Regeln. – Grafik: rlp.de

Zudem wurde im Seniorenzentrum in Gau-Algesheim am vergangenen Wochenende eine Pflegekraft positiv auf das Corona-Virus getestet. Daraufhin seien zunächst die Bewohner und das Pflegepersonal des betroffenen Wohnbereiches abgestrichen worden, teilte das Gesundheitsamt weiter mit, dabei wurden zwei weitere Bewohner und ein Mitarbeiter als positiv identifiziert. Damit gebe es hier insgesamt vier Infektionen, der betroffene Wohnbereich stehe unter Quarantäne, weitere Testergebnisse stünden noch aus.

Das Übergreifen der zweiten Coronawelle auf die Altenheime gilt unter Experten als absolutes Warnsignal: Bisher gab es trotz explodierender Infektionszahlen kaum Todesfälle, weil sich in erster Linie jüngere Menschen ansteckten, die aber meist nur einen leichten Krankheitsverlauf haben. Seit Mitte September steigt aber bereits der Altersdurchschnitt der Infizierten wieder deutlich an – erreicht die zweite Welle die Gruppe der Senioren oder gar die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen wieder, dann werden auch die Todeszahlen wieder hochschnellen, warnen Experten. Auch so meldete das RKI am Donnerstag wieder erneut 30 Tote in Folge einer Covid-19-Erkrankung.

Gab Schnelltests für Alten- und Pflegeheime bekannt: Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). - Foto: gik
Gab Schnelltests für Alten- und Pflegeheime bekannt: Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). – Foto: gik

Rheinland-Pfalz will diesen Trend nun mit Hilfe von Corona-Schnelltest stoppen: Alle stationären Alten- und Pflegeheime sollen nun Corona-Schnelltests zur Verfügung gestellt bekommen, und zwar 209 Schnelltest pro Bewohner. So könnten diese ebenso wie die Mitarbeiter regulär einmal pro Woche getestet werden, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am Donnerstag in Mainz. Den ambulanten Pflegediensten werden dabei zehn Schnelltests pro Patient zur Verfügung gestellt, die Kosten trägt der Bund im Rahmen seiner neuen Teststrategie.

„Die aktuelle Entwicklung bereitet uns große Sorgen“, betonte die Ministerin weiter. Das Robert-Koch-Institut meldete am Donnerstag mit insgesamt 11.287 Neuinfektionen einen neuen Rekord für Deutschland. Auch in Rheinland-Pfalz gebe es mit 439 Neuinfektionen am Mittwoch den höchsten bislang gemessenen Tagesanstieg, betonte Bätzing-Lichtenthäler: „Die neue Infektionslage stellt uns vor neue Herausforderungen.“ Das Land wolle aber unter allen Umständen eine komplette Schließung der Heime für Besucher wie im Frühjahr vermeiden. Dauerhafte Besuchsverbote solle es nicht mehr geben, betonte die Ministerin, in einzelnen Fällen könnten Heime solche Besuchsverbote aber für ein oder zwei Tage verhängen – aber nicht länger.

„Wir wollen eine Balance zwischen dem Schutz der Gesundheit und sozialen Kontakten“, betonte Bätzing-Lichtenthäler weiter, es solle sichergestellt werden, dass jeder Bewohner weiterhin von zwei Personen am Tag besucht werden könne. Eingesetzt werden dabei neuartige Corona-Schnelltests, sogenannte POC-Antigen-Tests. Diese brächten schneller Ergebnisse als die herkömmlichen PCR-Tests und könnten auch ohne Labore ausgewertet werden, betonte Bätzing-Lichtenthäler. Die Antigen-Tests hätten zwar eine leicht geringere Genauigkeit, es bestehe „das Risiko, dass jeder zehnte falsch-negativ ist“, räumte die Ministerin ein. Das werde aber durch ein einfache und schnelle Handhabung aufgewogen, zumal bei Zweifelsfällen weiter die als sicher geltenden PCR-Tests gemacht werden können.

Die Menge für die Heime reiche auch aus, um bei Bedarf Besucher zu testen, sagte die Ministerin weiter, das sei aber nicht als Regelfall gedacht. Die Heime müssten nun eine Teststrategie entwickeln, dabei gebe es aber Hilfe: Das Land habe ein Musterkonzept entwickelt, das die Einrichtungen nutzen können.

Info& auf Mainz&: Alle Informationen des Landes zur Corona-Pandemie mit den neuesten Regeln findet Ihr hier im Internet, Details zu den Regeln für den Corona-Hotspot Mainz könnt Ihr hier auf Mainz& lesen. Was derzeit in Hessen gilt, haben wir hier aufgelistet.

 

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein