Vergangenen Mittwoch stellte eine Arbeitsgruppe um den Ex-Landesarchäologen Gerd Rupprecht eine kleine Broschüre zu den Denkmälern des Römischen Mainz und ihrem aktuellen Zustand vor, dabei wurde auch angekündigt: Die Broschüre werde kostenlos in der Touristinformation im „Mainz Store“ am Markt ausliegen. Das war auch der Fall, das Heftchen stieß dabei auf so großes Interesse, dass es bereits nach kurzer Zeit vergriffen war. Nun aber teilten die Herausgeber mit: Die Broschüre „Das provinzialrömische Erbe im Mainzer Stadtbild“ sei nicht mehr im „Mainz Store am Markt erhältlich. Intervenierte ein Mitarbeiter der Stadt gegen die Auslage?

Die Präsentation des Römischen Erbes in Mainz kommt seit Jahren nicht voran, erst vor einem Jahr beklagte dieselbe Gruppe den Zustand der Anlage rund um die Römersteine in Mainz-Zahlbach, Reste eines römische Aquädukts, der einst Wasser über das Zaybachtal zum Legionslager auf dem Kästrich führte. Die Stadt reagierte, inzwischen sieht der Park um die Steine samt der Denkmäler selbst deutlich aufgeräumter und gepflegter aus.
Doch für andere antike Denkmäler im Stadtbild gilt das nicht: Seit Jahren wird ein Konzept zum erhalt und zur Präsentation der Römischen Theaters versprochen, gekommen ist es nie. Auch die Baustelle rund um den Drususstein auf der Mainzer Zitadelle wird einfach nicht fertig, andere Reste im Stadtbild wirkten ungepflegt, Informationsstelen seien mit Graffiti beschmiert, unleserlich oder fehlten ganz – so kritisierte es die Gruppe um den früheren Landesarchäologen Gerd Rupprecht vergangene Woche.
Broschüre zum Römischen Mainz: Bestandsaufnahme und Konzept
Gemeinsam legten Rupprecht, der frühere Mainzer Kulturdezernent Peter Krawietz, der langjährige Mainzer Denkmalpfleger Hartmut Fischer sowie der Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz und Gründungpräsident der „Unsichtbaren Römergarde“, Christian Vahl, dabei eine Broschüre vor: Unter dem Titel „Das provinzialrömische Erbe im Mainzer Stadtbild“ werden insgesamt 32 römische Denkmäler aufgelistet, die frei zugänglich im Stadtbild zu finden sind. Gleichzeitig wird aber auch der Zustand dieser Denkmäler beschrieben – und der sei vielfach „beschämend“, finden die Herausgeber.

Das Büchlein solle aber nicht einfach nur „meckern“, man wolle vielmehr einen Anstoß geben, „sich doch noch mal intensiver um die Bewahrung des Römischen Erbe zu kümmern“, empfahl die Gruppe. Als Ansatzpunkt dafür enthält das Bändchen auch ein Konzept, wie das Römische Mainz inhaltlich strukturiert präsentiert werden könnte – als Metropole des Handels und der Information, des Weins sowie der Verbreitung der römischen Zivilisation. „Der Grundgedanke der Interaktion zwischen Römern und Naturbevölkerung macht das Wesentliche des Römischen Mainz aus“, betonte Rupprecht.
Die Gruppe kündigte zudem an, die Broschüre sei kostenlos zu haben, und werde in den Ortsverwaltungen sowie im „Mainz Store“ am Markt ausliegen, der offiziellen Anlaufstelle für Touristen. Doch das kleine Bändchen stieß auf so großes Interesse, dass es offenbar schon nach kürzester Zeit vergriffen war, wie die Gruppe nun berichtete: „Innerhalb weniger Stunden“ sei das Bändchen vergriffen worden, deshalb habe man den Bestand wieder auffüllen wollen.
„Mainz Store“: Wiederauslegung der Broschüre abgelehnt
Doch das erwies sich auf einmal als nicht mehr möglich: In dem „Mainz Store“ sei das abgelehnt worden, dort habe „man darauf hingewiesen, dass die Darstellung der römischen Zeugnisse mit ‚Anregungen“ ergänzt worden seien“, hieß es am Sonntag in einer Pressemitteilung der Herausgeber. Diese „Anmerkungen“ aber „berührten eher kommunalpolitische Aktionsfelder, weniger aber den touristischen Interessenhorizont“ – deswegen sei eine erneute Auflage der Broschüre abgelehnt worden.

Nach Mainz&-Informationen erfolgte die Ablehnung, nachdem zuvor ein Mitarbeiter der Stadt, der mit dem Thema „Archäologisches Erbe“ unmittelbar befasst ist, bei dem Store interveniert hatte. Passte die Ausrichtung der Broschüre mit ihrer klaren Kritik am Zustand der römischen Denkmäler nicht? Tatsache ist: Das kleine Bändchen ist der erste frei verfügbare Stadtführer, mit dessen Hilfe Touristen selbstständig einen Rundgang entlang der vielfältigen Überreste des Römischen Mainz durchführen können – und das interessierte offenbar erheblich.
Wie die Herausgeber auch mitteilten, sei das Interesse an dem Heftchen „unerwartet hoch“, auch die Berichterstattung auf Mainz& darüber wurde mehrere tausend Mal angeklickt. Die Gruppe hatte auch vorgeschlagen, das Konzept könne als Grundlage für Beratungen im „Koordinierungsbeirat“ dienen, den die Stadt Mainz im Februar überraschend angekündigt hatte: Man habe einen „Erarbeitungsprozess“ für ein Gesamtkonzept zur Präsentation des Römischen Mainz unter Leitung der Gebäudewirtschaft Mainz gestartet, der Koordinierungsrat solle die Stadt dabei „wissenschaftlich beraten.“ Nähere Einzelheiten wurden dazu nicht bekannt, nur dass der Prozess zwei Jahre dauern solle.
Was tut eigentlich der Koordinierungsbeirat bei der GWM?
Die Herausgeber der Broschüre hatten ihrerseits Gespräche angeboten, zu dem Koordinierungsrat sei man aber noch nicht eingeladen worden, hieß es auf der Pressekonferenz, dabei hieß es im Februar: „Selbstverständlich“ werde man auch ehrenamtliche Initiativen beteiligen, insbesondere die Initiative Römisches Mainz – diese wolle man „regelmäßig über den Stand der Planungen informieren.“
Die Arbeitsgruppe um Rupprecht und Vahl teilte nun mit, man „bedauere die Haltung der Tourist-Information“, das Heftchen nicht mehr auslegen zu wollen. „Zumal die Broschüre alle Hinweise auf die römische Epoche lückenlos aufzählt, und so den Interessierten eine gute Grundlage bietet, die beschriebenen Zeugnisse auf eigene Faust anzusteuern.“, heißt es weiter. Weiterhin kostenlos erhältlich sei die Broschüre im Stadthaus Große Bleiche sowie samstags in der Mainzer Kunstgalerie im Weihergarten 11.
Info& auf Mainz&: Mehr zu der Broschüre zum Römischen Erbe und dem Konzept dahinter lest Ihr hier auf Mainz&, mehr zu dem Koordinierungsrat der Stadt findet Ihr ausführlich hier bei Mainz&.