Deutschland kehrt mit großen Schritten aus dem Shutdown zurück in Richtung Normalzustand, nun fordert auch die Gastronomie ihr Recht auf Wiederöffnung ein: Die IHK Rheinhessen setzte sich nun in einem Brief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) für eine schrittweise Öffnung zunächst der Gastronomie und danach der Hotellerie ein. Die Existenzängste in der Branche seien groß, die Grundstimmung werde „zusehends verzweifelter“, sagte IHK-Präsident Engelbert Günster am Montag. Auch der rheinland-pfälzische Städtetag fordert eine konkrete Perspektive für eine Wiedereröffnung der Gastronomie noch im Mai – sollte es am Mittwoch bei der nächsten Bund-Länder-Runde keine Einigung gehen, müsse Rheinland-Pfalz mit einem eigenen Konzept vorangehen, forderte der Vorsitzende des Städtetags, der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD).

Mit der Aktion "Leere Stühle" protestierten Mainzer Gastronome auf dem Schillerplatz gegen die anhaltende Schließung ihrer Betriebe. - Foto: fik
Mit der Aktion „Leere Stühle“ protestierten Mainzer Gastronome auf dem Schillerplatz gegen die anhaltende Schließung ihrer Betriebe. – Foto: fik

Am 20. März schloss Deutschland bundesweit seine Gaststätten, Bars und Restaurants, um die rasante Ausbreitung der Corona-Pandemie zu stoppen, seither versuchen sich viele Gastronomen, mit Außer-Haus-Service über Wasser zu halten. Doch für viele reicht das nicht aus, höchstens 20 Prozent ihres normalen Umsatzes könnten sie damit erzielen, sagen Mainzer Gastronome – keine Frage, die Mainzer Gastroszene leidet. Der Schaden alleine für die Mainzer Gastronomie könne einen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen, schätzt die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU).

Allerdings war es gerade die Schließung der Restaurants in Weinstuben in Mainz, die einen wichtigen Treffpunkt und damit auch einen Austausch-Hotspot in Sachen Infektionen mit dem aggressiven Coronavirus stilllegte. Gerade in den vergangenen Tagen sank die Zahl der Neuinfektionen rapide, am späten Montagabend (22.45 Uhr) zählte die Johns Hopkins Universität 165.824 bestätigte Infizierte mit dem neuen Coronavirus in Deutschland, das waren nur knapp 600 mehr als am Vortag. Damit sinkt die Zahl der Neuinfektionen derzeit rapide, allerdings stieg die Zahl der Verstorbenen inzwischen auf 6.918 an – das waren 256 neue Fälle übers Wochenende. Damit steht nun wohl fest: Der Shutdown hat die Ausbreitung des Coronavirus erfolgreich gestoppt.

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Vor zwei Wochen hatte Deutschland mit den Läden den ersten Schritt aus dem Shutdown in Richtung Öffnung getan, nun fordern die Gastronomen vehement ihr Recht. „Die Grundstimmung wird zusehends verzweifelter“, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rheinhessen, Engelbert Günster, nun. Täglich erreichten die IHK Anfragen und Einschätzungen von Unternehmern, die aufgrund der wochenlangen Komplettbeschränkungen von Existenzängsten geprägt seien. Die IHK fordert deshalb nun noch diese Woche eine Entscheidung für eine pragmatische Lockerung der Gastronomie, der die Hotellerie folgen müsse.

Am 20. März stellte Deutschland Tische und Stühle hoch, nun wird über die Wiederöffnung diskutiert. - Foto: gik
Am 20. März stellte Deutschland Tische und Stühle hoch, nun wird über die Wiederöffnung diskutiert. – Foto: gik

„Konzepte mit begrenzten Tischbelegungen, Desinfektionen, Abstandsregelungen und Verzicht auf Theken- sowie Rezeptionsbetrieb liegen in diesen Branchen längst vor“, betonte Günster, und appellierte an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD): „Wir würden es sehr begrüßen, wenn sich die rheinland-pfälzische Landesregierung in dieser Woche zu einer schrittweisen Öffnung dieser Branchen entschließen könnte, und dies notfalls auch im Blick auf bundesweite Regelungen in einem Sonderweg tun würde.“

Das fordert auch der rheinland-pfälzische Städtetag: „Wir können nicht bis zum Sommer mit dem Wiedereinstieg warten, dann stehen viele gastronomische Einrichtungen unwiederbringlich vor dem Aus“, betonte Städtetags-Vorsitzender Michael Ebling, Oberbürgermeister von Mainz (SPD): „Wir fordern einen Start noch im Monat Mai!“ Die Gastronomie sei von dem Shutdown hart getroffen, der gesamte Saisonstart sei weggebrochen, wichtige Einnahmen fehlten. Es sei nun höchste Zeit, eine konkrete Perspektive für ein baldiges stufenweises Hochfahren von gastronomischen Einrichtungen zu geben. „Es geht um nichts weniger als den Erhalt unserer lebendigen und funktionierenden Innenstädte“, betonte Ebling: „Gastronomie trägt essentiell zur Wertschöpfung in den Städten bei, auch viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.“

Gastronom Burkhardt vom Mainzer Aposto mit Maske und Handschuhen - der Gastronomie stehen strenge Hygienekonzepte bevor. - Foto: gik
Gastronom Burkhardt vom Mainzer Aposto mit Maske und Handschuhen – der Gastronomie stehen strenge Hygienekonzepte bevor. – Foto: gik

Die Branche sei zudem gut vorbereitet, vielerorts gebe es konkrete Hygiene- und Abstands-Konzepte. Das hatte die Branche selbst auch bereits betont: Hygiene sei doch das tägliche Brot in den Küchen und Restaurants, Konzepte kein Problem, hieß es bei einer Aktion „Leere Stühle“ Mainzer Gastronome am 24. April auf dem Schillerplatz. Doch die neuen Abstandsregeln bedeuten auch, dass in vielen Restaurants nur ein Bruchteil der eigentlichen Gästemengen bewirtet werden kann, die Durststrecke der Gastroszene wäre mit so einer Öffnung noch nicht vorbei.

Die CDU-Opposition im Land hatte deshalb bereits vor einer Woche einen konkreten Planungshorizont für die Gastronomie gefordert. „Bislang fehlt ihr in der Corona-Krise jede Perspektive, die Gefahr ist groß, dass viele gastronomische Betriebe nicht überleben können und damit viele Arbeitsplätze verloren gehen“, warnte der CDU-Fraktionschef im Landtag, Christian Baldauf. Die Gastronomie brauche „ein klares Signal, dass eine Öffnung so schnell wie möglich, vielleicht sogar schon bis Mitte Mai, angestrebt wird, natürlich immer unter der Maßgabe, dass das gesundheitlich vertretbar ist“, sagte Baldauf. Die Landesregierung müsse umgehend einen Hygieneplan für die Gastronomie erstellen und darin klar Sicherheitsstandards und Hygienevorschriften definieren.

Leere Stühle statt Gäste, die Mainzer Gastronomie leidet unter dem Corona-Shutdown. - Foto: gik
Leere Stühle statt Gäste, die Mainzer Gastronomie leidet unter dem Corona-Shutdown. – Foto: gik

Nun fordert der Städtetag ebenfalls einen Start noch im Mai – die Entscheidung könnte bereits am Mittwoch in der nächsten Bund-Länder-Konferenz fallen zumal die ersten Bundesländer bereits vorpreschen: Niedersachsen etwa kündigte an, bereits ab dem 11. Mai Gastronomiebetriebe wieder zu öffnen. Virologen sahen die schnelle Rückkehr zum normalen Leben bisher skeptisch: Sie befürchten eine zweite Infektionswelle, die womöglich erheblich schlimmer ausfallen könnte als die erste Welle in Deutschland.

Auch Ebling forderte nun aber als Städtetags-Präsident notfalls einen Alleingang in Rheinland-Pfalz, sollte eine bundesweite Regelung nicht zustande kommen: Könnten sich Bund und Länder am Mittwoch nicht auf ein konkretes Datum noch in diesem Monat für das Hochfahren der gastronomischen Betriebe einigen, forderte Ebling, dann sollte Rheinland-Pfalz mit einem eigenen Konzept die stufenweise Wiedereröffnung von Restaurants, Cafés, Biergärten und anderen gastronomischen Betrieben ermöglichen oder den Städten diese Möglichkeit an die Hand geben.

Info& auf Mainz&: Die Mainzer Grünen laden für Dienstag, den 5. Mai, um 15.00 Uhr zu einer Aktion in Sachen Gastronomie in der Corona-Krise ein und wollen „Möglichkeiten für die Zukunft“ vorstellen, Ort: bei Lehmanns in der Holzstraße. Mehr  zu den Problemen der Mainzer Gastronomie im Corona-Shutdown sowie der Aktion „Leere Stühle“ lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zu den Sorgen der Virologen vor einer zweiten Coronawelle könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

 

 

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