Seit fast drei Monaten ist Deutschland wieder im Lockdown, Restaurants sind geschlossen, im Sommer waren sämtliche Weinfeste gestrichen – kein Wunder, dass sich der Weinkonsum in die heimischen Küchen und Wohnzimmer verlagerte: Die Deutschen tranken in der Coronakrise zum Teil deutlich mehr Wein, und sie kauften deutlich mehr Weine aus deutschen Landen ein, meldet das Deutsche Weininstitut (DWI). Über 12 Monate gemessen stieg der Pro-Kopf-Verbrauch an Wein allerdings lediglich um 0,6 Liter – damit trinkt jeder Deutsche pro Jahr 20,7 Liter Wein im Jahr, im Schnitt auf alle Einwohner gerechnet.

Weinkonsum Zuhause statt in der Gastronomie: In der Coronazeit stieg der Weinabsatz vor allem von heimischen Weinen. - Foto: gik
Weinkonsum Zuhause statt in der Gastronomie: In der Coronazeit stieg der Weinabsatz vor allem von heimischen Weinen. – Foto: gik

In Mainz gibt es ja diesen Spruch des Obermessdieners: Bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 20 Litern wäre das Jahr ja schon Ende Januar zu Ende – in der Weinhauptstadt Mainz ist der Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr mit Sicherheit deutlich höher. Die offiziellen Zahlen sehen so aus: Zwischen dem 1. August 2019 und dem 31. Juli 2020 wurden in Deutschland insgesamt 17,2 Millionen Hektoliter Weine aus dem In- und Ausland konsumiert, umgerechnet auf die 83,1 Millionen Einwohner entspricht das einem Wein-Pro-Kopf-Verbrauch von 20,7 Litern. Das seien im Schnitt 0,6 Liter Wein pro Kopf mehr als in den zwölf Monate davor, teilte das DWI nun mit.

Die Weinkonsumbilanz beinhaltet sowohl den Konsum außer Haus, also in der Gastronomie, als auch die Weineinkäufe im Handel und bei den Erzeugern. „Dass der Weinkonsum trotz der Corona bedingt geschlossenen Gastronomie im vergangenen Weinwirtschaftsjahr unterm Strich dennoch gestiegen ist, dürfte auch auf die ausgefallenen Urlaubsreisen ins Ausland zurückzuführen sein“, sagte DWI-Geschäftsführerin Monika Reule. Dazu aber wurde während des ersten Lockdowns im Frühjahr aber auch mehr Wein im Handel eingekauft und zu Hause konsumiert: Im August meldete das DWI einen deutlich gestiegenen Weinabsatz im zweiten Quartal des Jahres 2020.

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Weingenuss im heimischen Garten statt auf dem Weinfest - das ließ den Weinabsatz steigen. - Foto: DWI
Weingenuss im heimischen Garten statt auf dem Weinfest – das ließ den Weinabsatz steigen. – Foto: DWI

Wegen der geschlossenen Gastronomie hätten im Schnitt vier Prozent mehr Privathaushalte Wein eingekauft als im Vorjahresquartal, sagte Reule. Zudem stiegen die Einkaufsmengen pro Haushalt um sieben Prozent – besonders profitierten davon Weine von deutschen Winzern, die ein sattes Plus von 14 Prozent verzeichneten. Weißweine aus deutschen Regionen legten dabei um zehn Prozent zu, Rotweine um 15 Prozent und deutsche Roséweine sogar um 29 Prozent. „Dass die Verbraucher verstärkt zu den heimischen Weinen gegriffen haben, liegt sicherlich auch an einer Intensivierung des allgemeinen Trends zum Einkauf regionaler Produkte durch die besonderen Umstände während der Corona-Pandemie“, sagte Reule.

Anders gesagt: Die Schließung der Gastronomie und der Wegfall von Weinfesten und Weinverkostungen führte dazu, dass viele Verbraucher dem Weinkonsum in den heimischen Wänden frönten – und dafür die Weine ihrer favorisierten Winzer anstatt im Restaurant sich ins Haus liefern ließen. Dazu kam im Frühjahr der neue Trend der Online-Weinprobe, mit der viele Winzer sehr erfolgreich für ihre Produkte warben. So kamen im ersten Halbjahr 2020 von allen verkauften Weinen in Deutschland 44 Prozent aus deutschen Landen (plus 4 Prozent), 16 Prozent aus Italien (plus zwei Prozent), 11 Prozent aus Frankreich (+ 2 Prozent) und 10 Prozent aus Spanien (+ 7,5 Prozent).

Online-Weinprobe in Coronazeiten, hier mit dem Mainzer Weingut Stenner. - Foto: gik
Online-Weinprobe in Coronazeiten, hier mit dem Mainzer Weingut Stenner. – Foto: gik

Im Februar 2020 hatte man beim DWI hingegen noch von einem leicht rückläufigen Weinkonsum gesprochen: 2019 war der Weinabsatz noch um 0,9 Prozent zurückgegangen, der Pro-Kopf-Verbrauch lag bei 20,1 Liter Wein pro Person und Jahr, 0,4 Liter weniger als zuvor. Nun also, im Coronajahr 2020, erfolgte wieder die Steigerung, nunmehr auf 20,7 Liter – eine noch vergleichsweise moderate Steigerung. Ein wesentlicher Faktor sei dabei eine sehr starke Nachfrage im Juli gewesen, heißt es beim DWI weiter: Damals hatte die Gastronomie wieder geöffnet, gleichzeitig hätten sich offenbar aber Verbraucher auch „einen gewissen Weinvorrat angelegt“, sagte Reule.

Der Sektkonsum konnte von dem allgemeinen Trend zum Weinkonsum zuhause indes nicht profitieren: Im Gegensatz zum Wein sank der Sektkonsum in dem genannten Weinwirtschafts­jahr leicht auf 2,6 Millionen Hektoliter, damit tranken die Deutschen umgerechnet 0,1 Liter Schaumwein weniger pro Kopf und Jahr als zuvor und kommen jetzt noch auf 3,2 Liter pro Person und Jahr. Insgesamt trank damit jeder Deutsche im Schnitt 23,9 Liter Wein und Sekt in einem Jahr, insgesamt waren es 19,8 Millionen Hektoliter.  Damit steht der deutsche Weinmarkt an vierter Stelle der weltgrößten Verbrauchermärkte für Wein. Der meiste Wein wird nach Angaben der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) mit 33 Millionen Hektoliter in den sehr viel größeren USA getrunken, gefolgt von Frankreich mit 26,5 Millionen Hektolitern und Italien mit 22,6 Millionen Hektolitern.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Online-Weinprobe in Coronazeiten lest Ihr hier bei Mainz&. Zahlen und Fakten zum Weinkonsum gibt es beim Deutschen Weininstitut, die aktuelle Weinkonsummeldung findet Ihr zum Beispiel hier im Internet.

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