Die Gewitter der vergangenen Tage haben am Frankfurter Flughafen zu erheblichen Verspätungen und Verschiebungen geführt, für Mainz bedeutet das: Auch nach 23.00 Uhr dröhnten noch Flugzeuge über die Stadt. So wurden am Sonntagabend 28 Ausnahmegenehmigungen für verspätete Starts beantragt und 27 von der Luftaufsicht des Landes Hessen genehmigt, 24 davon wurden auch genutzt. Zudem gab es zehn Verspätungslandungen, die letzte um 23.57 Uhr durch die irische Fluglinie Ryanair. Zwei Maschinen konnten nicht mehr vor Mitternacht landen und wurden zum Flughafen Hahn umgeleitet, teilte das Hessische Verkehrsministerium mit. Derweil zeigt der steigende Druck auf Ryanair erste Konsequenzen: Die Iren kündigten an, zwei dauerhaft verspätete Flüge vorzuverlegen.

Mainz und die Region um den Flughafen stöhnen derzeit unter Fluglärm in der Nacht – Schuld ist die Gewitterlage. – Foto: gik

Die Mainzer zogen in den vergangenen Nächten genervt die Köpfe auch: Auch nach 213.00 Uhr, dem eigentlichen Beginn des Nachtflugverbots am Frankfurter Flughafen, dröhnten Maschinen über Mainz. „Startende Flugzeuge in einer Tour bis 24.00 Uhr, wurde das Nachtflugverbot abgeschafft???“, twitterte etwa die Rheingauer Anti-Fluglärm-Initiative Gegenwind. Es waren die heftigen Gewitter, die für eine Aufweichung des Flugverbots sorgten: „Aufgrund von Gewitterwarnungen im Raum Frankfurt mussten am Sonntagabend Maßnahmen der Flugverkehrskontrolle, so genannte Air-Traffic-Control-Maßnahmen (ATC), ergriffen werden“, teilte das hessische Verkehrsministerium mit: Aus Sicherheitsgründen seien dabei die Abstände zwischen den Flugzeugen sowohl bei den Anflügen als auch bei den Abflügen erhöht worden, dadurch sei es zu erheblichen Verzögerungen in den Abläufen gekommen.

Das Ergebnis: Die Fluglinien durften Ausnahmegenehmigungen für spätere Starts und Landungen beantragen. 28 Starts wurden beantragt, 27 genehmigt, „da die Verspätungsgründe ausschließlich wetterbedingt waren und damit außerhalb des Einflussbereichs der Luftfahrtunternehmen lagen“, wie es heißt. 24 Startgenehmigungen wurden in Anspruch genommen, der letzte Start erfolgte um 23.58 Uhr durch Air China nach Peking. Zehn Flieger durften verspätet landen, der letzte um 23.57 Uhr – wieder einmal war eine Ryanair-Maschine betroffen.

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Ryanair steht derzeit massiv in der Kritik, die irische Fluglinie sorgt seit Monaten für Verspätungslandungen in Frankfurt und hält dabei Rekorde von bis zu 70 Prozent aller Verspätungslandungen – so etwa im Januar 2018. Das hessische Verkehrsministerium hatte deshalb im April ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Bruch des Nachtflugverbots gegen Ryanair eingeleitet. Die Iren entschuldigen ihre Verspätungen regelmäßig mit Lotsenproblemen und Streiks an den Ausgangsflughäfen, Hessen wirft der Fluglinie dagegen vor, mit zu eng getaktete Flugplänen bewusst Verspätungen einzukalkulieren.

Ryanair-Maschine bei Nacht. – Foto: Ryanair

Nun zeigt der Druck offenbar Wirkung: Ryanair werde zwei häufig verspätete Flugverbindungen nach vorne verlegen, teilte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) mit. Dabei handele es sich um zwei Verbindungen aus London-Stansted und aus dem spanischen Catania, die Flugzeiten sollten um zwanzig Minuten aus London bzw. um 1,15 Stunden aus Catania vorverlegt werden. „Das sind erste Ergebnisse eines erneuten sehr ernsthaften Gesprächs, das wir mit Ryanair geführt haben“, betonte der Minister: „Wir hoffen, dass sich die Situation damit bessert.“

Flugpläne seien ebenso einzuhalten wie das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen: Das sei „keine freundliche Empfehlung, sondern geltendes Recht“, schimpfte der Minister und kündigte an: „Wir werden weiterhin jede Ryanair-Maschine aus Barcelona und Stansted anzeigen, die nach 23.00 Uhr in Frankfurt landet.“ Nur so könne man juristisch feststellen lassen, ob sich die Verspätungen aus den Flugplänen ergäben und damit ein Verstoß gegen die Nachtflugbestimmungen vorliege.

Bei schwere Wetterlagen gilt das allerdings nicht: Hier gilt Sicherheit vor Nachtruhe. „Wir konnten in den letzten Jahren sehen, dass sich die wetterbedingten Verspätungsstarts immer weiter vom Winter in die Sommermonate verschieben“, sagte Al-Wazir. Dies zeige erneut die Auswirkungen des Klimawandels. Im Winter dagegen habe sich die Situation deutlich verbessert – zuletzt gab es weniger Ausfälle wegen Schnee, Glätte und Einfrieren der Maschinen. Bei der anhaltenden Gewitterlage müssen die Mainzer aber wohl auch in den kommenden Nächten mit Fluglärm zumindest bis Mitternacht rechnen.

Info& auf Mainz&: Die Mainzer Initiative gegen Fluglärm kritisiert die verspäteten Landungen durch Ryanair ebenfalls scharf – und lädt alle Fluglärm-Geplagten zur Gegenwehr: Am Montag, den 11. Juni findet um 18.00 Uhr im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens die inzwischen 250. Montagsdemo gegen Fluglärm statt. Infos dazu gibt es hier im Internet.

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