Wenn heute in den Narrenhochburgen der 11.11. gefeiert wird, fällt das in einem Tal im Rheinland so gut wie komplett aus: Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat nicht nur 8000 Häuser verwüstet und 134 Menschenleben gekostet, sie hat auch Scheunen und Vereinsheime von diversen Karnevalsvereinen verwüstet. Rund 40 Vereine entlang des gesamten Ahrtals sind wohl betroffen, Gardeuniformen, Umzugswagen, Kostüme – die Flut riss auch das mit sich. Nun will ein Karnevalist helfen: Der Ahrweiler Prinz Mathias I. hat eine Flut-Orden kreiert, der Erlös kommt Karnevalsvereinen zugute.
„Ich kam darauf, weil eines Tages ein kleines Mädchen neben mir stand und sagte: ‚Hallo Prinz, ich kann für Dich nicht mehr tanzen – ich habe keine Schühchen und kein Kleidchen mehr“, erzählt Prinz Mathias I., als wir ihn am Vorabend des 11.11. am Telefon erreichen. Mathias I. heißt im richtigen Leben mit Nachnamen Rudolphi, der 69-Jährige ist Inhaber von drei Edeka-Märkten im Ahrtal und Umgebung. Rudolphi selbst lebt 20 Kilometer von Ahrweiler entfernt, von der Flut war er selbst direkt nicht betroffen – wohl aber sein Verein, die Ahrweiler Karnevals-Gesellschaft.
„Die Wagenhallen sind kaputt, samt der Karnevalswagen“, berichtet Rudolphi, „für den Elferrat die Bühne ist weggeschwommen.“ Bei manchen Vereinen seien die Gardeuniformen hinüber, auch die Sporthallen, in denen die Kinder trainierten, seien vielfach von der Flut zerstört worden. „Als mir das kleine Mädchen sagte, ich kann nicht mehr tanzen, hab ich das erst mal so mitgenommen“, erzählt Rudolphi, „aber da bin ich nachts drüber wach geworden.“
Rudolphi war klar: „Da müssen wir was tun“, am Samstagsmorgen skizzierte er den „Flut-Orden“, den eine Kölner Firma in die Realität umsetzte. „Jetzt sind wir dabei den zu vermarkten, denn der Erlös soll an die Karnevalsvereine gehen“, sagt Rudolphi. Am Montag könnten bereits die ersten 15.000 Euro an Karnevalsvereine in Ahrweiler, Walporzheim und Heimersheim überwiesen werden. „Wir wollen durch den Orden Hoffnung erzeugen und nach vorne blicken“, betont Rudolphi, „deshalb ist auch viel Farbe drin: damit wir wieder Freude sehen, und nicht Tristesse.“
Und so zeigt denn auch der Flut-Orden einen Karnevalsclown mit Kappe, der eine Maurerkelle und Steine hält – das sei ein Zeichen für den Wiederaufbau, erklärt Rudolphi. Ihm zu Füßen schlängelt sich die Ahr durchs grüne Tal, die roten Punkte markieren die Ort, und drei Wahrzeichen sind auch mit auf dem Orden verewigt: Die Kapelle von Schuld, das Ahrtor für Ahrweiler und der Barbarossa aus Sinzig hoch zu Ross. 15,- Euro kostet der Orden, der online auf einer speziellen Internetseite bestellt werden kann, einzeln oder im Mehrfachpack.
Eine echte Kampagne werde es 2022 im Ahrtal nicht geben, sagt Mathias I., in Ahrweiler und Sinzig werde es wohl einige wenige Sitzungen geben, in Heimersheim vielleicht auch einen Mini-Umzug einer Fußgruppe. Die Menschen seien stark mit dem Aufbau beschäftigt, sagt Rudolphi, doch gerade in Krisenzeiten habe der Karneval ja auch immer schon Trost und Hoffnung gespendet. Und so lautet das Motto des Ordens denn auch: „Wir kommen wieder – AHRlaaf!“
Er selbst ist nun inzwischen das dritte Jahr in Folge Karnevalsprinz in Ahrweiler: „Ich war in der Session 2019-2020 Karnevalsprinz“, berichtet Rudolphi, „und ich bin quasi immer noch Prinz.“ Für die Session 2021 habe nämlich wegen der Corona-Pandemie kein Nachfolger gewählt werden können – und fürs Jahr 2022 wegen der Flutkatastrophe nicht. Feiern wird Prinz Mathias am 11.11. trotzdem: „Ich bin in Köln eingeladen“, verriet er noch.
Info& auf Mainz&: Auch wenn Orden kaufen unter echten Narren in Mainz natürlich verpönt ist – Orden verdient man sich schließlich – in diesem Fall solltet Ihr mal eine Ausnahme machen: Der Erlös des Flut-Ordens kommt zu 100 Prozent betroffenen Karnevalsvereinen im Ahrtal zugute. Den Orden gibt es für 15,- Euro, zuzüglich Versandkosten, bestellen könnt Ihr ihn hier im Internet. Mehr zur Flutkatastrophe im Ahrtal, drei Monate nach der verheerenden Flutwelle, lest Ihr hier bei Mainz&.