Angesichts des grauenhaften Krieges in der Ukraine ist das Bedürfnis, den Menschen dort zu helfen enorm: In Mainz formiert sich gerade eine ganze Spendenwelle, der Mainzer Komiker Sven Hieronymus war bereits mit einem Hilfstransport an der ukrainischen Grenze – aktuell wird ein zweiter Hilfstransport vor Ort ausgeladen, gesteuert von den Künstlern Tobias Mayer und Björn Rodday. Auch die Mainzer Fastnacht ist alles andere als untätig: Mainzer Ranzengarde und Mainzer Jägergarde sammeln aktuell bereits Spenden. Nun soll die enorme Hilfsbereitschaft koordiniert und kanalisiert werden, gleich acht Mainzer Vereine haben sich dafür zusammengetan. Und der Ukrainische Verein warnt eindringlich davor, einfach ohne Kontakte oder Vorbereitung selbst loszufahren.

Hilfsgüter für die Ukraine. Dier Lkw kam am Fastnachtsdienstag in Polen an. - Foto: gik
Hilfsgüter für die Ukraine. Dier Lkw kam am Fastnachtsdienstag in Polen an. – Foto: gik

Der Krieg in der Ukraine geht inzwischen in seinen sechsten Tag, und das Entsetzen in Deutschland ist groß. Auch in Mainz und Umgebung wollen Unzählige den Menschen in der Ukraine helfen. Der Ukrainische Verein in Mainz warnt derweil, puren Aktionismus zu unterlassen. „Man sollte nicht einfach drauf losfahren, um Menschen zu retten“, betonte die Vorsitzende Viktoriya Jost im Gespräch mit Mainz&. Es seien schon Busse an die ukrainische Grenze gefahren und halbleer zurückgekommen, das mache keinen Sinn. „Bitte fahren Sie nicht einfach drauflos, auch nicht mit Hilfsgütern – sondern bitte nur mit genauer Adresse und Ansprechpartnern“, bittet Jost.

Die Lage an der Grenze zur Ukraine ist nicht unkompliziert, wie sich der Krieg Putins gegen die Ukraine entwickelt – völlig unklar. Die russische Armee verstärkte am Dienstag ihre Angriffe auf große Städte wie Kiew und Charkiw, Experten rechnen damit, dass der russische Präsident Wladimir Putin auch nicht vor dem Einsatz von geächteten Waffensystemen zurückschreckt, die verheerende Schäden und große Opfer anrichten können. Am Nachmittag zerstörten russische Raketen den Fernsehturm in Kiew.

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Derweil rollen schon seit dem Wochenende die ersten Hilfstransporte aus Mainz an die ukrainische Grenze – in Absprache mit dem Ukrainischen Verein. Am Dienstag kam gegen 16.00 Uhr ein Lastwagen mit Hilfsgütern aus Mainz in einem Auffanglager an der polnisch-ukrainischen Grenze an – gesteuert von dem Mainzer Comedian Tobias Christian Mayer und dem Musiker und Arzt Björn Rodday. Die beiden Künstler hatten am Rosenmontag spontan beschlossen, einen Lastwagen zu mieten, um Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze zu bringen – rund 1300 Kilometer weit.

 

Die Künstler Tobias Mayer und Björn Rodday steuerten einen Hilfstransport an die polnisch-ukrainische Grenze., - Foto: Rodday
Die Künstler Tobias Mayer und Björn Rodday steuerten einen Hilfstransport an die polnisch-ukrainische Grenze., – Foto: Rodday

„Wir haben zusammengesessen und überlegt, irgendetwas müssen wir machen“, berichtete Mayer gegenüber Mainz&. Angesichts des Leids in der Ukraine habe er einfach nicht anders gekonnt: „Meine Vorfahren kommen aus Moldawien, das ist genau die Gegend.“ Die Kosten für den LKW streckte Rodday mit seinem Verein „Operiamo“ vor, der Verein sammelt nun noch Kosten für den Transport. „Ich bin ja Leiter des Landesjugendchors Rheinland-Pfalz, bei uns singen Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren“, berichtete Rodday in einem Video, das unterwegs aus dem Auto gepostet wurde. In der Ukraine zögen jetzt Jugendliche mit 18 Jahren in den Krieg. „Die Jugendlichen in meinem Chor sind im gleichen Alter wie die, die jetzt mit der Waffe in den Häuserkampf ziehen, das muss man sich mal vorstellen“, sagte Rodday. Die Vorstellung sei so grausam, dass er einfach helfen müsse.

Die beiden Künstler brachten Lebensmittel, Kleidung und Medikamente sowie Masken, Windeln und Desinfektionsmittel in einem eigens dafür gemietete Lkw an die Grenze, viele der Hilfsgüter wurden vom Verein „Mombach hilft“ sowie vom Ukrainischen Verein in Mainz zur Verfügung gestellt. „Ich habe einen guten Freund aus Kindheitstagen, der vor Ort sehrt gut vernetzt ist“, berichtete Jost. Die Männer hätten die nötige Infrastruktur wie Lkws, Kleintransporter und vor allem Kontakte. „Sie bringen die Hilfsgüter nach Lviv, von dort wird es weiter verteilt“, berichtete Jost. So groß sei die Hilfsbereitschaft in Mainz, dass ihr Verein jetzt keine Sachspenden mehr annehmen könne, betonte Jost gleichzeitig.

„Wir setzen unser Augenmerk jetzt auf die Hilfe für die Soldaten in der Ukraine, denn die müssen das Ding für uns alle gewinnen“, sagte Jost weiter. Die Soldaten brauchten Schutzweste und Helme sowie Spezialausrüstung wie Wärmebildkameras, genau dafür sammele der Verein jetzt Spendengelder. Zudem organisiere sie gerade medizinische Großspenden, etwa von Apotheken, auch die Mainzer Universitätsmedizin habe sich bereits gemeldet. Sachspenden hingegen nehmen unter anderem „Mombach hilft“, „Mainz 05 hilft“ oder die Mainzer Malteser entgegen – alle bitte darum, NUR die genannten Spenden vorbeizubringen, Kleidung wird derzeit nicht angenommen.

Die Mainzer Malteser können Hilfstransporte - hier 2020 mit Gütern für Lesbos. - Foto: Malteser
Die Mainzer Malteser können Hilfstransporte – hier 2020 mit Gütern für Lesbos. – Foto: Malteser

Bei den Maltesern im Haus der Kulturen in der Wormser Straße – an der Alten Portland – werden derzeit Schlafsäcke, Thermodecken, Isomatten und Erste-Hilfe-Kästen gesammelt, bei „Lichtblick“ in der Alten Waggonfabrik auch haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, FFP2-Masken, Babyartikel sowie Wasser in kleinen Flaschen – Details bitte unten nachlesen. Björn Rodday betonte in seinem Video von der polnischen Grenze, es sei ausgesprochen wichtig, dass die Spenden gut und reißfest verpackt und genau beschriftet seien, es sollte selbstverständlich sein, dass nur Güter gespendet werden, die intakt sind.

Bereits am Wochenende war der Mainzer Comedian Sven Hieronymus spontan mit einem Transporter voller Hilfsmitteln ebenfalls Richtung polnisch-ukrainische Grenze gefahren, die letztlich an ein Krankenhaus gingen – im Gegenzug konnten drei aus der Ukraine geflüchtete Personen mit zurückgebracht werden. Hieronymus Aktion löste eine gewaltige Unterstützungswelle aus, der Künstler teilte am Dienstag via Facebook mit, dass auch er ab Donnerstag nur noch Verbandsmaterial, Schmerzmittel und Desinfektionsmittel annehmen werde – die Güter werden in einer Halle in Bodenheim gesammelt, Infos dazu hier im Internet.

Comedian Sven Hieronymus mit Hilfsgütern für die Ukraine. - Foto: Hieronymus
Comedian Sven Hieronymus mit Hilfsgütern für die Ukraine. – Foto: Hieronymus

Und auch die Mainzer Fastnachter sind alles andere als untätig: Die Mainzer Ranzengarde sammelte auf ihrem Feldlager am Fastnachtssonntag spontan Hilfsgelder für die Ukraine, allein durch die Spendenboxen am Sonntag seien mehr als 3.000 Euro zusammengekommen, berichtete Geschäftsführer Andreas Blum gegenüber Mainz&.  „Bereits morgen, Aschermittwoch, geht unser Sattelschlepper an die ukrainisch-rumänische Grenze“, sagte Blum weiter, im Gepäck habe er Decken, neue warme Kleidung, Zwieback, Mineralwasser und Babywindeln – insgesamt 33 Europaletten.

Organisiert werde der Transport gemeinsam mit „Luftfahrt ohne Grenzen“, der die Hilfsgüter aus seinem Lager am Frankfurter Flughafen beisteuere. „Wir nutzen eine schon vorhandene Infrastruktur“, betonte Blum – es werde weitere Hilfstransporte geben.

Diese Orden der Meenzer Jägergarde werden zugunsten von Hilfe für die Ukraine versteigert. - Foto: Jägergarde
Diese Orden der Meenzer Jägergarde werden zugunsten von Hilfe für die Ukraine versteigert. – Foto: Jägergarde

Die Mainzer Jägergarde spendete am Fastnachtsdienstag 44 Orden ihrer Kampagne „an jeden, der eine Geldspende zugunsten der Ukrainehilfe tätigt“, berichtete Daniela Gönner vom Verein „Mombach hilft“. Spenden für den Orden müssen mindestens 55 Euro betragen und auf das Konto von Mombach hilft gehen (Details unten), parallel dazu sollten die Spender eine Email an hilfe(at)mombach.de mit der Adresse des Spenders gehen. „Wenn gewünscht kann Mombach hilft Euch auch eine Spendenquittung erstellen, ein kurzer Hinweis dazu reicht“, heißt es weiter. Die Orden werden dann in den nächsten Tagen per Post zugeschickt

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine, wie sich die Stadt Mainz und das Land Rheinland-Pfalz rüsten, lest Ihr später noch hier bei Mainz&. Wenn Ihr den Transport von Björn Rodday und Tobias Mayer unterstützen wollt und bei den Auslagen für Benzin und Lkw helfen wollt: Bitte spendet an den Verein Operiamo – die Kontaktdaten findet Ihr hier im Internet. Was über die Transportkosten hinaus gespendet wird, geht an die Hilfsaktion von „Mombach hilft“. 

Das Spendenkonto von „Mombach hilft“ ist dieses:

Mombach hilft. eV.
DE59 5506 0611 0000 2164 70, Verwendungszweck „Ukraine Hilfe“
Paypal hilfe@mombach.de

Wer den Menschen und vor allem derzeit den Soldaten in der Ukraine helfen möchte, bitte diese Informationen beachten – Infos via Mombach hilft:

Mainzer Hilfsorganisation koordinieren Spenden für Ostpolen

Acht Mainzer Hilfsorganisationen haben sich zusammengefunden, um gemeinsam die Spendenflut zu kanalisieren:

  • Mombach hilft e.V.
  • Mainz 05 hilft e. V.
  • Malteser Mainz
  • Deutsch-Ukrainische Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft e.V.
  • Ukrainischer Verein Mainz_Українське товариство у Майнці
  • Lichtblick e.V.
  • Mainzer Lionsclubs
  • Soroptimistinnen Mainz

Bevorzugt werden Geldspenden benötigt, damit die aufgezeigten Hilfsorganisationen mit ihren Helferteams die richtigen Produkte kaufen können, um sie im Laufe der Woche mit LKW-Transporten in die Krisenregionen in Ostpolen/West-Ukraine liefern zu können.

Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf folgendes Konto:

  • Mombach hilft. eV.
  • DE59 5506 0611 0000 2164 70, Verwendungszweck „Ukraine Hilfe“
  • Paypal hilfe@mombach.de
  • Spendenquittung bitte unter hilfe@mombach.de anfragen.

Darüber hinaus können folgende Gegenstände abgegeben werden

Malteser: Haus der Kulturen, Wormser Str. 201 55130 Mainz

Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch in der Zeit von 14.00-18.00 Uhr.

Angenommen werden folgende Gegenstände:

  • – Schlafsäcke
  • – Thermodecken
  • – Isomatten
  • – Erste-Hilfe-Kästen (z.B. aus PKWs)

Der Lichtblick – Lernen fördern TG RLP e.V.: Alte Waggonfabrik Gebäude 6319, Hauptstraße 17-19, 55120 Mainz

Dienstag und Mittwoch von 08.00 bis 16.00 Uhr, folgende Spenden:

  • Haltbare Lebensmittel
  • Hygieneartikel
  • FFP2 Masken
  • Babyartikel
  • Wasser in kleinen Flaschen
  • aufgeladene neue Powerbanks
  • Mehrfachsteckdosen
  • Verbandsmaterial
  • Verschreibungsfreie Medikamente
  • Thermodecken
  • Schlafsäcke
  • Isomatten

Alle Artikel sollten im guten, neuwertigen Zustand sein, es wird keine KLEIDUNG angenommen.