Der Krieg in der Ukraine geht in seine dritte Woche, und noch immer ist die Fassungslosigkeit groß: Krieg, mitten in Europa, im 21. Jahrhundert. Nach 77 Jahren (weitgehendem) Frieden hatten die meisten Staaten Europa längst vergessen, wie die grauenhafte Realität des Krieges aussieht – nun wird der Kontinent brutal daran erinnert. Das ruft auch Erinnerungen an andere Kriege und andere Jahrhunderte hervor, in denen Krieg eine Alltäglichkeit war – wie etwa zu Zeiten Ludwigs van Beethovens. Und so erklingen denn auch kommenden Mittwoch, den 16. März 2022, Beethoven sowie der ukrainische Komponist Boris Lyatoshinsky bei einem Benefizkonzert zugunsten der Ukraine in der Mainzer Rheingoldhalle. Das Motto: „Peace shall defeat War“.

Das Philharmonische Staatsorchester lädt zum Benefizkonzert "Peace shall defeat War". - Foto: Staatstheater Mainz
Das Philharmonische Staatsorchester lädt zum Benefizkonzert „Peace shall defeat War“. – Foto: Staatstheater Mainz

Das Konzert für die Ukraine wird vom Philharmonischen Staatsorchester Mainz veranstaltet, und zwar im neu gestalteten großen Saal der Rheingoldhalle. „Die Musiker des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz haben sich alle unentgeltlich zu diesem Konzertabend bereit erklärt,“, berichtete das Mainzer Staatstheater. Initiiert wurde das Konzert durch den 1. Konzertmeister des Orchesters, Mihail Katev, der auch selbst zum Dirigentenstab greifen wird. Der Abend steht unter dem Titel „Peace shall defeat War“, es ist der Titel der Sinfonie Nr. 3 h-Moll, geschrieben von dem ukrainischen Komponisten Boris Lyatoshinsky.

Lyatoshinsky ist ein Zeitgenosse der berühmten Komponisten Schostakowitschs und Prokofieffs, „genießt aber längst nicht deren Anerkennung“, heißt es in der Ankündigung des Staatstheaters weiter. Der Ukrainer wurde 1895 im ukrainischen Zhytomyr geboren, schon früh komponierte er erste Mazurkas, Walzer und Klavierstücke. In Kiew studierte er Komposition und ließ sich von Tschaikowsky, aber auch von Richard Wagner inspirieren. Mit 25 Jahren war er bereits Musikprofessor, 1926 veröffentlichte er seine erste Klaviersonate – und zwar in Moskau, wo er von 1941 bis 1944 auch am Konservatorium lehrte.

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„Wie auch seine russischen Kollegen geriet er wegen ‚Formalismus‘ ins Visier der stalinistischen Kulturbürokratie und hatte mit Maßregelungen und Aufführungsboykott zu kämpfen“, berichtet man beim Mainzer Staatstheater weiter. Immer wieder benutzte Lyatoshinsky traditionelle Folk Musik in seinen klassischen Werken, so etwa auch in seiner 5. Sinfonie, in der er einen Russischen Folksong als Hauptthema verwendete, aber auch Folk Musik aus Jugoslawien benutzte. Seine dritte Symphony mit dem Titel „Peace shall defeat War“ wurde 1951 in Kiew uraufgeführt, und ist „ein klangvolles Zeitzeugnis“, wie es in Mainz heißt. Lyatoshinsky starb am 15. April 1968 in Kiew, wo er auch beerdigt ist.

Ludwig van Beethoven als Mini-Skulptur auf dem Bonner Münsterplatz. - Foto: gik
Ludwig van Beethoven als Mini-Skulptur auf dem Bonner Münsterplatz. – Foto: gik

Krieg war auch die ständige Lebensbegleitung von Ludwig van Beethoven: Der 1770 in Bonn geborene Komponist war zeitzeuge der Kriege Napoleons, seine Sinfonien wie die „Eroica“ sind beredte Zeugnisse von dem Ringen seiner Zeit um Freiheit und Frieden. Kommenden Mittwoch aber kommt in der Mainzer Rheingoldhalle Beethovens Ouvertüre zu Goethes „Egmont“ zur Aufführung, denn mit diesem Stück „erzählt der Komponist eine Geschichte von Unterdrückung, Aufbegehren, Freiheitskampf und Sieg“, wir es in der Ankündigung heißt. Dieses Stück dirigiert Generalmusikdirektor Hermann Bäumer.

Alle Einnahmen aus dem Ticketverkauf und dem gastronomischen Angebot vor Ort gehen an den „Verein für Armut und Gesundheit“, der derzeit auch Hilfseinsätze an der polnisch-ukrainischen Grenze organisiert, um Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zu helfen.  „Solidarität über die Grenzen hinweg für Menschen, die vor Tod und Leid fliehen, ist ein ganz entscheidendes Zeichen der Mitmenschlichkeit und der Übernahme von Verantwortung für meinen Nächsten“, betonte der Vereinsvorsitzende, der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert: „Kultur und Soziales sind in diesem Kontext wichtige Partner.“

Der große, neu gestaltete Saal der Mainzer Rheingoldhalle. - Foto: gik
Der große, neu gestaltete Saal der Mainzer Rheingoldhalle. – Foto: gik

Trabert war selbst unmittelbar nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine an die Grenze zu Polen gefahren, sein Team aus Ärzten und Helfern sei bis heute dort im Einsatz, berichtete er Mainz&: „Derzeit macht das Team die Nachtschicht in einem Camp für die Vertriebenen direkt hinter der Grenze“, sagte Trabert. Dort kommen immer mehr Flüchtende aus der Ukraine an, zumeist Frauen und Kinder – nach offiziellen UN-Angaben haben bereits 2,5 Millionen Menschen die Ukraine wegen des russischen Angriffs verlassen müssen, 12 Millionen Menschen in der Ukraine benötigen möglicherweise humanitäre Hilfe.

Die Konzertbesucher können aber nicht nur mit ihrem Ticket spenden, während des Abends würden zudem zahlreiche Spendentöpfe aufgestellt, heißt es weiter. Kultur- und Weinbotschafter Herbert Egner stellt zudem 1.000 Flaschen Wein aus seinem privaten Weinkeller zur Verfügung, die im Rahmen der Veranstaltung ausgeschenkt werden – auch dafür wird eine Spende zugunsten von „Armut und Gesundheit“ erbeten. Die Mainzplus Citymarketing stellt derweil die Rheingoldhalle kostenlos zur Verfügung. „Wir bitten darum,
dass alle Mainzer zahlreiche Tickets für das Konzert kaufen, und unsere Aktion damit unterstützen“ hieß es von dort.

Info& auf Mainz&: Benefizkonzert „Peace shall defeat War“ des Mainzer Philharmonischen Staatsorchesters am Mittwoch, 16. März 2022 um 19.30 Uhr in der Mainzer Rheingoldhalle, Einlass ist bereits ab 18.30 Uhr. Tickets kosten 10,- Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühr und sind im Mainz Store am Markt 17 (Domplatz), erhältlich (Telefon 06131/242-888) oder hier im Internet. Mehr zum Thema Hilfe für die Ukraine aus Mainz lest Ihr auch hier bei Mainz&. Mehr zum Bündnis Mainzer Vereine zur Hilfe in der Ukraine findet Ihr zudem hier bei Mainz&.

Spenden könnt Ihr indes auch ganz ohne Konzert, nämlich so:

Vereinskonto unter dem Stichwort „Ukraine Konzert“:
Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.
Mainzer Volksbank Konto-Nummer: 191 90 18
BLZ: 551 900 00
IBAN: DE24 5519 0000 0001 9190 18
BIC: MVBMDE55