Nach der verheerenden Niederlage bei der Oberbürgermeisterwahl arbeitet die Mainzer SPD nun an ihrer Neuaufstellung: Jana Schmöller und Ata Delbasteh sollen die neue Doppelspitze der Sozialdemokraten in der Landeshauptstadt werden. Das bestätigt Delbasteh am Freitag gegenüber der Internetzeitung Mainz&. „Für mich war immer klar: wenn die Partei mich ruft, werde ich dem folgen“, sagte Delbasteh im Gespräch. Der 44-Jährige ist in Mainz vor allem als Gastronom bekannt, Schmöller ist seit Herbst 2022 SPD-Fraktionschefin im Mainzer Stadtrat.
Vor zwei Wochen war die bisherige SPD-Spitze in Mainz zurückgetreten, Christian Kanka und Mareike von Jungenfeld zogen damit die Konsequenz aus dem verheerenden Abschneiden der SPD bei der Oberbürgermeisterwahl im Februar: Die SPD war bei der Wahl mit Spitzenkandidatin von Jungenfeld lediglich auf 13,3 Prozent der Stimmen gekommen, und hatte nach mehr als 74 Jahren den OB-Posten in der Landeshauptstadt verloren.
Kanka und von Jungenfeld waren selbst erst seit einem Jahr im Amt gewesen, mit dem Duo hatte die Mainzer SPD nun in sechs Jahren fünf Vorsitzende verschlissen. Die OB-Wahl war wiederum eine Konsequenz aus dem überraschenden und plötzlichen Abgang von Amtsinhaber Michael Ebling (SPD), der im Oktober 23022 zum Innenminister von Rheinland-Pfalz wurde. Ebling, der selbst bis 2017 SPD-Kreischef war, wird vorgeworfen, seine Partei in Mainz für eine Nachfolge nicht aufgestellt zu haben, die Wut der Mainzer Sozialdemokraten in der Wahlnacht richtete sich auch gegen den in Mainz bisher übermächtigen SPD-Mann.
Schmöller und Delbasteh sollen Partei neu aufstellen
Auch Kanka und von Jungenfeld hatten der SPD in Mainz kein eigenständiges Profil geben können, nun versucht es die Mainzer SPD also erneut mit einer neuen Doppelspitze – gut ein Jahr vor der wichtigen Kommunalwahl 2024. Als weiblicher Teil der Doppelspitze soll nun Jana Schmöller vorgeschlagen werden, die aber auch erst im Herbst 2022 die Führung der SPD-Stadtratsfraktion übernommen hat. Schmöller sagte damals, sie halte eine Trennung zwischen Fraktion und Partei für sinnvoll – nun will sie dennoch auch nach dem Parteivorsitz greifen.
Schmöller ist eine der wenigen jungen Sozialdemokraten in Mainz, die immerhin noch etwas Bekanntheit aufweisen: Schmöller war von 2019 bis 2021 Juso-Chefin in Mainz, damals unter ihrem Mädchennamen Schneiss, im OB-Wahlkampf 2019 war sie maßgeblich für die Schmutzkampagne gegen den heutigen Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase wegen falscher Vorwürfe zu seiner Mitgliedschaft in einer Studentenvereinigung verantwortlich. 2023 griffen die Jugendorganisationen der Ampel-Parteien die falschen Vorwürfe erneut auf – entschuldigt hat sich bis heute niemand dafür.
Schmöller hatte im OB-Wahlkampf 2023 die Kandidatur von Jungenfelds enthusiastisch begrüßt, sie selbst war aber ebenfalls als Kandidatin gehandelt worden. Ihr zur Seite wollen die Sozialdemokraten nun Ata Delbasteh stellen: Der 44-Jährige ist Gastronom in Mainz und leitet unter anderem das Schlossgarten-Catering sowie das „Bergschön“ im Mainzer Kirschgarten. Als Politiker ist Delbasteh indessen bisher nicht aufgefallen: Zwar ist er bekanntermaßen Mitglied der SPD, doch ein politisches Amt, etwa im Stadtrat, hat er bisher nicht bekleidet.
Delbasteh: „Sozialdemokratie hat mich immer schon begleitet“
„Die Sozialdemokratie hat mich schon immer begleitet“, sagte Delbasteh gegenüber Mainz& auf die Frage, warum er nun als Parteichef der Mainzer SPD antreten will. Er habe sich immer schon „aufgrund eines sozialdemokratischen Bewusstseins“ engagiert, „und ich hatte immer das Gefühl: Wenn man helfen kann, muss man das auch“, sagte der Gastronom, und betont: „Ich traue mir das auf jeden Fall zu.“ Gerade im Zusammenspiel mit Jana Schmöller als Partnerin könne er sich das gut vorstellen.
Schmöller und Delbasteh haben nichts weniger als die Neuaufstellung der Mainzer SPD vor der Brust, über den Personalvorschlag will nun kommenden Dienstag der Unterbezirksvorstand entscheiden. Danach muss die neue Doppelspitze von einem Parteitag offiziell gewählt werden, der Termin soll in den kommenden Wochen stattfinden. Als wahrscheinlicher Termin für die Kommunalwahl 2024 gilt der kommende Mai – die Wahl könnte wie schon 2019 gemeinsam mit der Europawahl zusammengelegt werden.
Bei der OB-Wahl im Februar und Anfang März hatte die bisherige Ampel-Koalition im Mainzer Stadtrat stark an Zustimmung verloren: Grüne, SPD und FDP kamen gemeinsam gerade einmal noch auf 38,6 Prozent der Stimmen. Gewählt wurde am 5. März der parteilose Nino Haase mit der großen Mehrheit von 63,6 Prozent – Haase war schon im ersten Wahlgang auf 40,2 Prozent gekommen, und holte damit schon da mehr als alle Ampel-Parteien zusammen.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Rücktritt der bisherigen SPD-Spitze könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.