Die Gefahr des Coronavirus ist weiter nicht gebannt, doch die Corona-Impfung schützt sehr wirksam vor schweren Erkrankungen und Todesfällen. So lautet die vorläufige Bilanz von Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) zur Corona-Pandemie. „Impfen ist sicher, die Daten liegen vor“, betonte Hoch am Donnerstag in Mainz. Bis heute gebe es in Rheinland-Pfalz weniger als 50 gemeldete Impfschäden – bei 5,4 Millionen Impfungen. Seit Beginn der Corona-Pandemie gab es 180.000 bestätigte Infektionsfälle in Rheinland-Pfalz – jeder 50. Infizierte starb an den Folgen einer Covid-19-Infektion. Aktuell liegen auf den Intensivstationen zu 89 Prozent Ungeimpfte.

Das Mainzer Impfzentrum hat am Donnerstagabend seine Tore geschlossen. - Foto: gik
Das Mainzer Impfzentrum hat am Donnerstagabend seine Tore geschlossen. – Foto: gik

Die Bilanz des Ministers kommt am Tag, an dem die 32 Impfzentren im Land ihre Tore schließen: Nach neun Monaten beendet das Land Rheinland-Pfalz den Betrieb der zentralen Impfanlaufstellen. Die Impfzentren seien „eine ganz wichtige Säule“ der Impfstrategie gewesen, sagte Impfkoordinator Daniel Stich, „wir halten es aber trotzdem für richtig, dass wir heute eine andere Struktur wählen.“ Die Zentren seien immer für das Massengeschäft ausgelegt gewesen, jetzt aber habe sich der Impfbedarf „deutlich verändert“. Wichtig seien jetzt aufsuchende Impfangebote, wie sie das Land mit den Impfbussen ins Leben gerufen habe. Die Impfbusse sollen deshalb noch bis Jahresende weiter durchs Land rollen, kündigte Stich an.

In den 32 Impfzentren wurden seit Jahresbeginn 2020 insgesamt zwischen 2,6 und 3 Millionen Impfungen durchgeführt, rund 600 Mitarbeiter sorgten für Logistik, Organisation und Durchführung, und das weitgehend reibungslos. „Ein ganz, ganz großes Dankeschön von unserer Seite – das sind die stillen Helden dieser Pandemie“, betonte Stich. Die Impfzentren seien in einer Phase entscheidend gewesen, „in denen es viele Menschen gab, die geimpft werden wollten, aber zu wenig Impfstoff“, ergänzte Minister Hoch – das sei jetzt anders: Genügend Impfstoff gibt es schon seit Wochen, die Impfungen würden nu vor allem in den Arztpraxen durchgeführt, und da sei man mit rund 10.000 Anlaufstellen im Land „sehr gut aufgestellt.“

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Das Mainzer Impfzentrum war ein wichtiger Baustein für die größte Impfaktion in der Geschichte Deutschlands. - Foto: privat
Das Mainzer Impfzentrum war ein wichtiger Baustein für die größte Impfaktion in der Geschichte Deutschlands. – Foto: privat

Auch das Mainzer Impfzentrum schloss am Donnerstagabend seine Tore, das Mainzer Zentrum geht aber wie acht weitere in Land erst einmal nur in den Stand By-Betrieb, ebenso das Impfzentrum Mainz-Bingen in Ingelheim. Auch Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) dankte „allen, die mit ihrem Engagement ermöglicht haben, dass das Impfzentrum seine Funktion als Baustein bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie erfüllen konnte.“

Seit dem 4. Januar 2021 konnten sich die Mainzer im Gebäude der ehemaligen FH in Mainz-Gonsenheim impfen lassen, in dieser Zeit wurden dort rund 124.000 Impfungen durchgeführt, davon 68.000 Erst- und 55.000 Zweitimpfungen. Genutzt wurden vor allem die Impfstoffe von Biontech und Moderna, dazu gab es rund 1.000 Impfungen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, bei dem eine Impfung für einen vollständigen Impfschutz ausreicht.

23 Impfzentren werden nun  abgebaut, ihre Ausstattung werde eingelagert, sagte Stich weiter. Die neun Stand By-Zentren werden für den Fall vorgehalten, dass die Corona-Pandemie doch noch einmal aufflammt: Das Land wolle auch „für den Worst Case“ gerüstet sein, dass im Winter eine neue Corona-Mutation auftrete, gegen die die aktuellen Impfstoffe nicht mehr wirkten, sagte Stich weiter: Der Mainzer Hersteller Biontech habe aber bereits angekündigt, seinen Impfstoff sehr schnell auf neue Mutationen umrüsten zu können. Für den Fall, dass dann eine neue Impfwelle nötig sei, „wollen wir gerüstet sein“, betonte Stich. In den Stand By-Zentren müsse man dann „nur noch die Tür aufschließen.“

Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) bei der Vorstellung der Impfbusse. - Foto: RLP
Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) bei der Vorstellung der Impfbusse. – Foto: RLP

Der Standy By-Betrieb gilt erst einmal bis zum Jahresende, kommt es zu keinen größeren Ausbrüchen, zum 1. Januar 2022 werde ihre Zahl auf die vier Impfzentren reduziert, und zwar in Mainz-Bingen, Koblenz, Neustadt und Trier, sagte Stich weiter. Geimpft wird aber natürlich weiter, in den kommenden Wochen neben den Impfbussen vor allem in rund 10.000 Arztpraxen im Land. „Wir haben uns für eine Struktur entschieden, mit der wir sehr schnell auf alle Eventualitäten reagieren können“, betonte Minister Hoch: Namhafte Wissenschaftler rechneten mit einem erneuten deutlichen Anstieg der Corona-Infektionszahlen in den kommenden Wochen des Herbstes und des Winters.

In manchen Teilen der Öffentlichkeit werde der Wert des Impfens gerade in Frage gestellt, kritisierte Hoch zudem, dabei zeigten die Zahlen deutlich: „Impfen ist sicher“, unterstrich der Minister. Bis heute gebe es in Rheinland-Pfalz weniger als 50 gemeldete Impfschäden – bei 5,4 Millionen Impfungen im Bundesland. „Das ist ein Fall auf 100.000 Impfungen“, rechnete Hoch vor.  Der Minister bestätigte zudem: Ja, es gebe natürlich Fälle, in denen Menschen nach einer Impfung gestorben seien, etwa durch Unfälle oder an Alterskrankheiten. „Aber wir haben bis jetzt keinen bestätigten Fall, in denen Menschen wegen einer Impfung gestorben ist“, unterstrich der Minister.

Immer weniger Menschen lassen sich aktuell gegen das Coronavirus impfen. - Foto: Biontech
Immer weniger Menschen lassen sich aktuell gegen das Coronavirus impfen. – Foto: Biontech

Je mehr Menschen aber geimpft seien, umso häufiger werde es natürlich vorkommen, dass Verstorbene vorher auch eine Corona-Impfung bekommen hätten. „Wenn wir einen Impfquote von 100 Prozent hätten, hätten wir nur Geimpfte, die sterben“, betonte Hoch, „das ist kein Grund sich gegen eine Impfung zu entscheiden.“

Tatsächlich haben derzeit in Rheinland-Pfalz bereits 80 Prozent der Erwachsenen über 18 Jahren eine erste Corona-Impfung erhalten – doch für eine effektive Herdenimmunität reicht das nicht aus. Das liegt zum einen daran, dass Kinder unter 12 Jahren weiter nicht geimpft werden können, zum anderen hat die Impfquote bei den 12- bis 17-Jährigen erst rund 50 Prozent erreicht. „Wir sehen aber gerade wegen der Delta-Variante, dass das noch nicht reicht“, betonte Hoch: „Gleichzeitig sehen wir aber auch, wie effektiv das Impfen wirkt.“

So seien unter den rund 12.000 neuen Fällen mit bestätigten Corona-Infektionen der vergangenen Wochen nur 19 Prozent Ungeimpfte gewesen, 81 Prozent aber waren nicht geimpft. Von 721 Fällen, die in Krankenhäuser eingewiesen werden mussten, waren 81 Prozent nicht geimpft –  und von den 87 aktuellen Fällen auf den Intensivstationen sind 89 Prozent Ungeimpfte. Auf den Intensivstationen liegen zudem inzwischen vornehmlich jüngere Menschen, „die liegen da sehr lange und mit sehr schweren Verläufen“, berichtete der Minister. Tatsächlich gab es in Rheinland-Pfalz in den vergangenen vier Wochen insgesamt 51 Menschen, die an dem Coronavirus verstraben, davon waren zehn zwischen 20 und 59 Jahre alt. 41 Tote waren 60 Jahre oder älter. „Man sieht sehr deutlich, wie effektiv das Impfen schwere Krankheitsverläufe verhindert“, betonte Hoch.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Impfbussen in Rheinland-Pfalz und wo sie zu finden sind, lest Ihr hier bei Mainz&, alle Termine der Impfbusse findet Ihr hier im Internet. Das Landesuntersuchungsamt gibt seit dieser Woche jeweils donnerstags einen detaillierten Wochenbericht zur Corona-Pandemie heraus, den Bericht samt Tabellen findet Ihr hier im Internet.

Kommentar& auf Mainz&: Erfolgsmodell Impfzentrum 

121 Millionen Euro hat der neunmonatige Betrieb der 32 Impfzentren in Rheinland-Pfalz gekostet, das Geld kam zu gleichen Teilen von Bund und Land – es wurde ein Erfolgsmodell: Bis zu drei Millionen Impfungen wurden hier in neun Monaten bewältigt – es ist die größte Impfkampagne in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschlands. Die Impfzentren bewältigten die Mammutaufgabe (weitgehend) reibungslos und effektiv, dass die Impfkampagne zu Beginn heillos stockte und mancherorts massives Chaos herrschte, an den Impfzentren lag es nicht. Ihre Strukturen waren effizient und leistungsfähig, bis zu 1.000 Menschen wurden hier an manchen Tagen auf einen Schlag geimpft.

Angriff auf das Coronavirus: Mit der Superkraft der Corona-Impfstoffe gegen das Virus. Ausschnitt aus dem Impf-Comic der Mainzer Universitätsmedizin. - Screenshot: gik
Angriff auf das Coronavirus: Mit der Superkraft der Corona-Impfstoffe gegen das Virus. Ausschnitt aus dem Impf-Comic der Mainzer Universitätsmedizin. – Screenshot: gik

Die Ärzte im Land hätten das nie und nimmer alleine leisten können  – viele Praxen waren auch so schon vom Ansturm der Impfwilligen völlig überwältigt. Dass sie nun die anstehenden Auffrischungsimpfungen alleine bewältigen sollen, dürfte vor allem dem Einfluss ihrer Lobbyvertreter geschuldet sein: die Impfung bringt Geld, die Impfzentren waren auch eine kostspielige Sache. Hoffentlich geht das nicht nach hinten los – wenn etwa eine neue Corona-Mutante die Welt überrollt und eine neue Impfrunde nötig macht.

Ausgeschlossen ist das nicht, neue Mutationen wie die Mü-Variante kursieren bereits. Die Impfstoffhersteller sind gerüstet – gut, dass das Land Rheinland-Pfalz vorausschauend agiert, und Impfzentren im Strand By-Betrieb hält. Und endlich hört man im Gesundheitsministerium offenbar auch der Wissenschaft zu: Virologe Drosten & Co warnen bereits seit einigen Wochen, dass eine neue Corona-Welle im Herbst praktisch unvermeidlich ist. Das wir das nicht mehr fürchten müssen, ist genau einem Fortschritt zu verdanken: Die Impfung schützt effektiv – und sie hat dem Coronavirus seinen Schrecken genommen. Bleibt zu wünschen, dass die hartnäckigen Impfverweigerer endlich mal die Fakten zur Kenntnis nehmen – und von ihrem Egotripp gegenüber der Gesellschaft runterkommen.

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein