2027 wird es keine Landesgartenschau in Mainz geben – die Landesschau findet in Neustadt an der Weinstraße statt. Das rheinland-pfälzische Kabinett entschied sich am Dienstag für die pfälzische Kommune. „Wir gratulieren Neustadt an der Weinstraße ganz herzlich“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Die pfälzische Weinbaukommune hatte sich mit einem Schwerpunkt auf ökologische Aufwertung der Naturräume bei gleichzeitiger Schaffung sozialer Angebote durch Freizeit- und Naherholung für unterstützungsbedürftige Stadtteile beworben. Mainz wollte mit der Landesgartenschau einen Bereich vom Stadtpark über die Zitadelle bis zum Rheinufer aufwerten. In Mainz sieht man sich nun als „zweiten Sieger“.

Die Bewerbung der Landeshauptstadt Mainz war nicht unumstritten, schließlich hätten für die Umbauarbeiten wichtige Grünbereiche im Stadtpark, im Bereich der Mainzer Zitadelle und des Rheinufers monatelang für Bauarbeiten gesperrt werden müssen. Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) wollte mit der Gartenschau eine Aufwertung des weiterhin brach liegenden Mainzer Rheinufers, der Zitadelle sowie des Stadtparks erreichen, auch das Römische Erbe von Mainz sollte insbesondere rund um das Römische Theater aufgewertet werden – wie genau war noch nicht eindeutig definiert.
Die Landesgartenschau war wegen der Corona-Pandemie bereits von 2026 auf 2027 verschoben worden, der Mainzer Stadtrat hatte im Juni 2021 die Bewerbung endgültig beschlossen. Kritiker hatten von vorne herein gewarnt, Mainz habe mit seinem Konzept nicht die allerbesten Chancen, weil Landesgartenschauen meist eher zur Aufwertung von Konversionsflächen oder brach liegenden städtischen Bereichen vergeben würden – so betonte es etwa die Grüne Tabea Rößner während des OB-Wahlkampfs.
Nun kommt es genau so: Der Ministerrat des Landes entschied sich am Dienstag dafür, die Landesgartenschau 2027 nach Neustadt an der Weinstraße zu vergeben. Dort will man mit der Landesgartenschau ein brach liegendes Gebiet im Osten der Stadt sowie eine ehemalige Mülldeponie in einen neuen Grünzug verwandeln. Die „Grüne Konversion“ soll dabei gleichzeitig neue Naherholungsräume für zwei benachbarte, dicht bebaute Stadtteile liefern, so soll ein Spiel- und Sportpark entstehen, gleichzeitig sollen ökologische Räume zurückgewonnen werden.

Die Landesregierung strich denn auch besonders diese Verbindung von Ökologie und sozialem Nutzen heraus: Das Bewerbungskonzept von Neustadt/Weinstraße lege einen Schwerpunkt „auf die ökologische Aufwertung der Naturräume bei gleichzeitiger Schaffung sozialer Angebote durch Freizeit- und Naherholungsbereiche für unterstützungsbedürftige Stadtteile“, heißt es in der Begründung. Mit dem Leitbild „Sprung ins Grüne“ solle ein neuer, grüner Naherholungsort mit vielen Freizeitaktivitäten entstehen. Mittelpunkt des Areals werde der rekultivierte Deponieberg, von dem sich eine neue 360-Grad-Perspektive über das Landesgartenschaugelände, dem Stadtgebiet bis zum Haardtrand und die Rheinebene eröffne.
„Wir freuen uns auf die Landesgartenschau 2027 in Neustadt an der Weinstraße“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nach der Entscheidung. Man sei aber „ebenso begeistert von den weiteren fünf Bewerbern“ – dazu gehörten neben Mainz auch Speyer, Bitburg, Bendorf sowie die Mittelmosel rund um Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues. Alle haben Bewerber hätten „zukunftsweisende Ideen für ihre Städte oder Regionen vorgelegt.“, betonte Dreyer. Dass sich dieses Mal so viele rheinland-pfälzische Kommunen aus ganz unterschiedlichen Regionen des Landes mit jeweils ganz unterschiedlichen Voraussetzungen, Schwerpunkten und Konzepten beworben hätten, zeige „die große Vielfalt wunderbarer Gegenden in unserem Bundesland.“
Alle Konzepte seien vom Bewertungsbeirat als grundsätzlich geeignet eingestuft worden, hieß es weiter. Das sei „ein tolles Zeichen“, wie sehr sich die Städte engagieren, um Nachhaltigkeit und Infrastruktur zu verbessern, den ökologischen Ausbau voranzubringen und den Lebensraum für die Menschen weiterentwickeln zu wollen. „Es gibt heute also eigentlich nur Gewinner – aber natürlich nur eine Ausrichterkommune 2027“, sagten Dreyer und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP).

Die Bewerberkonzepte seien damit „eine gute Grundlage für die Kommunen, um die enthaltenen Ideen und Vorhaben weiter zu verfolgen“, betonte Schmitt zudem. Die Landesregierung verfolge mit dem Projekt „Landesgartenschau“ das Ziel, eine nachhaltige Entwicklung von Kommunen zu initiieren und damit dauerhafte Impulse für Wirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung, Verkehrsinfrastruktur, Grünflächen- und Freiraumkonzepte sowie für den Tourismus zu geben. Städte und Regionen sollen aufgewertet, damit Arbeitsplätze geschaffen und gesichert sowie die Lebens- und Wohnqualität der Bürger und Bürgerinnen verbessert werden.
„Unsere Landesgartenschauen sind ein hervorragendes Instrument zur Attraktivitätssteigerung der Innenstädte und liefern als Best-Practice-Beispiele auch wichtige Impulse für unser Schwerpunktthema ‚Innenstädte der Zukunft‘ innerhalb der Landesregierung“, sagte Schmitt weiter. Allein über die Bewerbungskonzepte hätten die Kommunen schon wichtige Impulse setzen können. Neustadt muss nun bis Herbst 2022 ein tragfähiges Finanzierungskonzept für die Landesgartenschau vorlegen.
Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) zeigte sich nach dem Beschluss „traurig“: Er gratuliere Neustadt an der Weinstraße, die Landesgartenschau dort werde „sicher fulminant“, sagte Ebling. Dennoch stehe er „hier heute auch mit viel Optimismus und sage: nach wie vor sehe ich in den Konzepten, die wir für unsere Bewerbung entworfen haben, großes Potential für die nachhaltige Entwicklung unserer Stadt und die Aufwertung öffentlicher Grün- und Naherholungsflächen in der Landeshauptstadt.“ Mit diesen Konzepten habe Mainz das kulturelle Erbe der Stadt stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken wollen.

„Gründe genug zu sagen: Wir packen die Pläne und Konzepte nun nicht ins Archiv, sondern arbeiten trotzdem an ihrer Umsetzung“, betonte Ebling. Das werde nun zwar ohne den festen Endpunkt einer „Landesgartenschau 2027“, man wolle aber „mit viel Motivation und der Agenda 2030“ die Entwicklung fest im Blick behalten. Auch Mainz stehe vor großen Aufgaben bei Klimaschutz, Energiewende, Zukunft der Mobilität, der Sicherung des sozialen Zusammenhalts sowie der Bewahrung von Biodiversität. Mit der Bewerbung habe Mainz „neue Lösungswege beschrieben und wird diese gehen, um Antworten auf die drängenden Fragen der Stadt der Zukunft zu finden“, fügte der OB hinzu.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Diskussion um die Landesgartenschau in Mainz könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Die Bewerbungsunterlagen von Mainz könnt Ihr Euch selbst noch einmal hier im Internet ansehen und herunterladen.