Die Corona-Impfungen kommen mittlerweile in Rheinland-Pfalz besser voran: Eine Million Rheinland-Pfälzer sind inzwischen vollständig gegen das Coronavirus geimpft, meldete das Land Rheinland-Pfalz am Donnerstag. Trotzdem warten noch immer rund 195.000 Menschen der Priogruppe 3 auf ihre Impftermine, 96.000 Menschen registrierten sich nach Aufhebung der Impf-Priorisierung am Montag neu für einen Impftermin beim Land. Akzeptanzprobleme gibt es aber weiter für den Impfstoff von AstraZeneca, die Stadt Mainz richtete deshalb nun eine Impfbörse ein: Impfwillige können sich hier für einen kurzfristigen Nachrückertermin für eine Impfung mit AstraZeneca registrieren. Das Angebot gilt allerdings nur für Mainzer über 60 Jahre, die einer der Priogruppen angehören und beim Land bereits im Terminpool registriert sind.

Für Impfungen mit AstraZeneca gibt es jetzt eine Nachrücker-Impfbörse bei der Stadt Mainz für Ältere. - Foto: AstraZeneca
Für Impfungen mit AstraZeneca gibt es jetzt eine Nachrücker-Impfbörse bei der Stadt Mainz für Ältere. – Foto: AstraZeneca

Mit der Nachrückerliste sollen Menschen schneller an einen Impftermin kommen können und gleichzeitig vermieden werden, dass übrigbleibende Impfdosen verfallen. Deshalb habe man eine Börse für Restimpfdosen eingerichtet, bei der sich Bürger auf einer Nachrückerliste für eine Impfung mit AstraZeneca registrieren lassen könnten, teilte die Stadt Mainz am Donnerstag mit. Aus dieser Nachrückerliste würden dann abends, wenn absehbar sei, dass Impfdosen im Impfzentrum Mainz übrigblieben, Impfwillige kontaktiert, die in der Lage seien, kurzfristig zur Impfung zu erscheinen. Gestartet werde mit den Restimpfdosen des AstraZeneca-Impfstoffs.

Informiert werde über freie Termine per SMS, wenn am Ende des Tages noch Impfdosen übrig seien, so die Stadt weiter – die Benachrichtigungen per SMS können täglich von Montag bis Sonntag zwischen 8.30 Uhr und 18.30 Uhr erfolgen. Ausgewählt werde dabei automatisch nach dem Zufallsprinzip, wer eine Erstimpfung wahrnehme, bekomme dann auch automatisch einen Termin zur Zweitimpfung, der im Nachgang per Email mitgeteilt werde. Das System ersetze nicht die normale Terminvergabe des Landes Rheinland-Pfalz, betonte die Stadt zudem, sondern sei ein zusätzlicher Service, wenn Impfstoff übrig sei.

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Das Impfzentrum der Stadt Mainz in Mainz-Gonsenheim. - Foto: Stadt Mainz
Das Impfzentrum der Stadt Mainz in Mainz-Gonsenheim. – Foto: Stadt Mainz

Interessierte können sich auf dieser Internetseite der Stadt Mainz für die Nachrückerliste anmelden, um sich registrieren zu können, müssen die Interessenten einen festen Wohnsitz in Mainz haben, mindestens 60 Jahre alt sein und einer der Risikogruppen 1, 2 oder 3 angehören. Zudem müssen die Interessenten über eine Mobilfunknummer verfügen und innerhalb von 30 Minuten nach der Benachrichtigung im Impfzentrum Mainz in Mainz-Gonsenheim vor Ort sein können. Das Angebot gilt zudem nur für Menschen, die bereits über einen Platz auf der Warteliste der Terminvergabe des Landes verfügen, und dies über die Registrierungsnummer nachweisen können.

In Mainz erhielten inzwischen rund 94.000 Menschen eine erste Impfung, rund 40.000 Menschen sind vollständig geimpft – fast die Hälfte bereits durch die Hausdarztpraxen. Landesweit wurden in Rheinland-Pfalz insgesamt 2,8 Millionen Impfungen verabreicht, davon 1,8 Millionen Erstimpfungen. „Wir haben heute den Ein-Millionsten Rheinland-Pfälzer mit Vollschutz versehen, das ist ein schönes Jubiläum“, sagte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) am Donnerstag. Die Impfkampagne des Landes komme „gut und schnell voran“, binnen zehn Tagen sei es gelungen, die Menge derer, die auf einen Impftermin warteten, um die Hälfte zu verringern.

Impfkarte von Deutschland am 10. Juni 2021. - Grafik: RKI
Impfkarte von Deutschland am 10. Juni 2021. – Grafik: RKI

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts haben damit inzwischen 46,1 Prozent der Rheinland-Pfälzer eine Erstimpfung und 24,1 Prozent beide Impfungen erhalten. Der Andrang auf die Impfungen lässt hingegen nur wenig nach: Am Montag wurde die Priorisierung bei den Impfungen aufgehoben, seither hätten sich weitere 96.000 Menschen neu beim Land für einen Impftermin registriert, sagte Impfkoordinator Daniel Stich. „Der große Ansturm im Vergleich zu früheren Stichtagen ist aber ausgeblieben“, sagte Stich weiter, Probleme mit dem Anmeldesystem habe es keine gegeben.

Noch immer warten aber rund 195.000 Personen im Terminpool des Landes auf ihre Impftermine, beinahe ausschließlich Personen der alten Priorisierungsgruppe 3. Vor zehn Tagen hatten hier noch rund 400.000 Menschen auf ihre Termine gewartet, die Zahl der Menschen ohne Impftermin wurde damit binnen zehn Tagen halbiert. „Es ist uns ganz gut gelungen, die Menschen zu beruhigen, die sich registriert haben, dass sie das Vertrauen haben können, dass sie auch weiter ihre Impftermine mit Priorität bekommen“, betonte Stich zudem.

Die Impfzentren in den Ländern laufen inzwischen rund, Rheinland-Pfalz würde sie deshalb gerne behalten. - Foto: Stadt Mainz
Die Impfzentren in den Ländern laufen inzwischen rund, Rheinland-Pfalz würde sie deshalb gerne behalten. – Foto: Stadt Mainz

Das Land hatte sich dazu erstmals überhaupt vergangene Woche mit einem Schreiben an die rund 400.000 Registrierten der Priogruppe 3 gewandt und um Geduld und Vertrauen gebeten. „Die Resonanz war sehr positiv“, sagte Stich, „wir haben vollstes Verständnis für die, die mit Nachdruck und Ungeduld auf den Termin warten.“ Es solle nun zusätzlich eine Status-Termin-Abfrage über das Internetportal eingerichtet werden, bei der man mit seiner Registrierungsnummer seinen Status abfragen könne. „Das macht es nicht schneller“, räumte Stich ein, „ich glaube aber das hilft, das Vertrauen ins System zu steigern und Transparenz herzustellen.“

Hilfe könnte es auch für Menschen geben, deren Zweitimpfung nun ausgerechnet mit einer Urlaubsbuchung kollidiert. Terminpärchen ließen sich in der Regel nur als Ganzes verschieben, sagte Hoch, betonte aber: „Wir haben die Urlaubszeit im Blick.“ Bei sehr triftigen Gründen „geht sehr viel“, versprach der Minister – und zu triftigen Gründen könne auch eine Urlaubsbuchung etwa mit der ganzen Familie gehören. Wer ein solches Problem habe, solle sich mit allen Daten und Angaben unbedingt online im Terminportal melden, sagte Hoch: „Wir gucken im Rahmen der Kapazität der Impfzentren immer, ob da individuell etwas machbar ist.“ Der Minister betonte zudem, die Politik werde ihr Versprechen halten können, im Laufe des Sommers allen Impfwilligen ein Impfangebot machen zu können – im Herbst werde man vielleicht sogar für Impfungen werben müssen.

Noch immer ist der Corona-Impfstoff knapp und begehrt. - Foto: Biontech
Noch immer ist der Corona-Impfstoff knapp und begehrt. – Foto: Biontech

Die Impfzentren seien weiter „eine sehr wichtige und tragende Säule“, sagte Stich, die Debatte über eine vorzeitige Schließung „können wir nicht nachvollziehen.“ Das Land Hessen hatte am Dienstag angekündigt, seine Impfzentren Ende September schließen zu wollen, Rheinland-Pfalz lehnt das ab. Hintergrund ist die Finanzierung: Die Impfzentren wurden auf Bitten des Bundes eingerichtet und werden zu 50 Prozent von diesem finanziert, diese Vereinbarung läuft jedoch Ende September aus. In Rheinland-Pfalz betont das Land, die Impfzentren seien „ein wichtiger Baustein“ der Impfkampagne, den man „auch mit Blick auf noch kommende Herausforderungen wie mögliche Auffrischungsimpfungen nicht ohne Not frühzeitig aufgeben“, betonte ein Ministeriumssprecher auf Mainz&-Anfrage.

Bevor eine solche Struktur abgeschafft werde, „bedarf es einer Klärung, wie die Impfkampagne ohne diesen Baustein möglichst effektiv fortzusetzen ist“, fordert Rheinland-Pfalz: Der Bund sei nun in der Pflicht, „eine verlässliche Aussage zur Zukunft und weiteren Finanzierung über dieses Datum hinaus zu treffen.“ Am Donnerstag sagte Stich, die Länder seien in Gesprächen mit dem Bund über die Zukunft der Impfzentren. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Donnerstag in Berlin zu, über eine Fortsetzung nachzudenken, schließlich würden wohl ab Herbst Auffrischungsimpfungen nötig. Über das Thema soll kommende Woche die Konferenz der Gesundheitsminister beraten.

Info& auf Mainz&: Vorgestellt wurde am Donnerstag auch der neue digitale Impfpass – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&. Ebenfalls am Donnerstag veröffentlichte die Ständige Impfkommission Stiko ihre Empfehlung zu Impfungen bei Kindern und Jugendlichen – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zum Ende der Impf-Priorisierung lest Ihr hier bei Mainz&. Die Nachrückerbörse für Impfungen der Stadt Mainz findet Ihr hier im Internet.

 

 

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