Seit heute ist die Priorisierung bei den Corona-Impfungen beendet – zumindest weitgehend: Das Land Rheinland-Pfalz versprach am Montag, auch künftig würden alle Menschen über 70 Jahre weiter prioritär geimpft, auch wenn sie sich nach dem 7. Juni anmelden. Die Zusage, dass alle bisher Angemeldeten aus den Priorisierungsgruppen 1 bis 3  vor den neuen Anmeldungen geimpft würden, gelte auch weiter – die Regeln gelten aber nur für die Impfzentrum des Landes. Den Ärzten ist nun freie Hand gegeben, sie sollen auch Kinder ab 12 Jahren impfen, sofern die Eltern dies wollen – das Land nimmt erst einmal keine Anmeldungen für Impfungen bei Kindern entgegen. Derweil bittet das Land Rheinland-Pfalz die noch Wartenden um Geduld, mit einem eigenen Schreiben.

Hob mit Wirkung zum 7. Juni die Priorisierung bei den Corona-Impfungen auf: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). - Foto: gik
Hob mit Wirkung zum 7. Juni die Priorisierung bei den Corona-Impfungen auf: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). – Foto: gik

Die Aufhebung der Priorisierung durch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) war auf breite Kritik gestoßen: Viel zu früh, lautete die Hauptkritik, das werde eine völlig Überlastung der Arztpraxen und viel Frust nach sich ziehen –  denn weiterhin ist bei Weitem nicht genügend Impfstoff da, um alle, die jetzt geimpft werden wollen, auch umgehend zu impfen. Spahn verband seine Freigabe denn auch gleich mit der Bitte um Geduld – das werden auch die Rheinland-Pfälzer brauchen: 47.000 Menschen meldeten sich bereits am Montag bis zum Mittag beim Terminpool des Landes für einen Impftermin an – schnell werden sie ihn nicht bekommen. Rund 430.000 Rheinland-Pfälzer der Priorisierungskategorien 1 bis 3 sind noch vor ihnen an der Reihe.

Der Impfstau der vergangenen Wochen löst sich allerdings nun spürbar auf: So warten in der Gruppe der über 80-Jährigen nach Angaben des Landes lediglich noch 50 Personen im Terminpool auf ihren Impftermin, 3.700 Menschen über 80 haben einen Termin und warten auf ihre erste Impfung. In der Gruppe der über 70-Jährigen warten derzeit noch 200 Personen auf ihre Impftermine, rund 60.000 haben ihre Termine erhalten, warten aber noch auf die erste Impfung. Auch in diesen beiden Gruppen der Hochgefährdeten waren in den vergangenen Wochen immer wieder noch neue Registrierungen hinzugekommen.

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Der neue Gesundheitsminister von Rheinland-Pfalz: Clemens Hoch (SPD). - Foto: Sämmer / Staatskanzlei RLP
Der neue Gesundheitsminister von Rheinland-Pfalz: Clemens Hoch (SPD). – Foto: Sämmer / Staatskanzlei RLP

Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) hatte jüngst versprochen: alle Personen aus den Priorisierungsgruppen 1 bis 3, die sich vor dem 7. Juni im Terminsystem des Landes registriert haben, werden auch nach dem 7. Juni vorrangig bei der Terminvergabe berücksichtigt. Das betrifft allerdings nur die Termine in dem Impfzentren des Landes – den Ärzten ist mit der Freigabe der Priorisierung nun selbst anheim gestellt, wen sie in welcher Reihenfolge impfen. Hoch versprach am Montag nun außerdem: Die Priorisierung für alle Menschen über 70 Jahren bleibe in den Impfzentren des Landes auch nach dem 7. Juni erhalten. Wer also älter als 70 Jahre ist, und sich nach dem 7. Juni noch für einen Impftermin beim Land Rheinland-Pfalz registriert, soll vorrangig behandelt werden.

Insgesamt wurden in Rheinland-Pfalz bis zum Montag gut 1,7 Millionen Erst- und gut 900.000 Zweitimpfungen durchgeführt. Damit haben genau 44 Prozent der Rheinland-Pfalz eine erste Impfung erhalten – im Vergleich der Bundesländer ist das inzwischen nur noch der fünftletzte Platz. So wurden in Hessen 45,4 Prozent der Bevölkerung Erstgeimpft, in Baden-Württemberg 44,8 Prozent – und Nordrhein-Westfalen ist mit 48,3 Prozent derzeit sogar der Spitzenreiter in Deutschland.

Startseite für das Impfportal des Landes Rheinland-Pfalz im Internet. - Screenshot: gik
Startseite für das Impfportal des Landes Rheinland-Pfalz im Internet. – Screenshot: gik

Bei den vollständig Geimpften ist das Saarland mit 25,1 Prozent Spitzenreiter, Rheinland-Pfalz liegt mit 21,8 Prozent derzeit auf Platz sieben, Hessen mit nur 18,8 Prozent auf dem letzten Platz. Bundesweit ist damit mehr als fünf Monate nach Beginn der Impfkampagne lediglich ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland vollständig geimpft. In Mainz wurden vergangene Woche rund 15.000 Impfungen durchgeführt, insgesamt haben 94.101 Personen in Mainz inzwischen eine Erstimpfung erhalten, 40.363 Personen sind bereits zum zweiten Mal geimpft. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind in Rheinland-Pfalz aber immerhin 78 Prozent der über 60-Jährigen in Rheinland-Pfalz geimpft, das ist bei Impfzentren und Ärzten zusammengerechnet.

Trotzdem warten in der Priogruppe 3 der über 60-Jährigen und der Menschen mit schweren Vorerkrankungen noch immer viele Rheinland-Pfälzer auf einen Impftermin. Rund 400.000 Menschen seien in dieser Gruppe derzeit registriert, teilte das Land am Montag mit, 143.000 Personen hätten aber bis Sonntagabend ihre Impftermine erhalten – damit habe sich die Zahl der auf einen Termin Wartenden auf rund 230.000 Menschen nahezu halbiert.

Nach wie vor gibt es nicht genug Corona-Impfstoff in Deutschland. - Foto: Biontech
Nach wie vor gibt es nicht genug Corona-Impfstoff in Deutschland. – Foto: Biontech

Der neue Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) wandte sich vergangene Wochen nun in einem Schreiben an die Wartenden: „Ich verstehe sehr gut, dass die lange Wartezeit für Sie eine Belastung darstellt und Sie schnellstmöglich eine Impfung erhalten möchten“, schrieb der Minister an alle im Terminpool Registrierten – es ist das erste Mal, dass das Land eine generelle Rückmeldung verschickt. Die Länder bekämen aber immer noch nur eine begrenzte Menge Impfstoff geliefert, schreibt Hoch in dem Brief weiter, der Mainz& vorliegt, und bittet: „Ich bitte Sie noch um ein wenig Geduld, wir vergeben zügig weitere Termine.“

Im Juni rechnet Rheinland-Pfalz mit 1,5 Millionen Impfstoffdosen, davon sollen ein Drittel – rund 500.000 – an die Impfzentren gehen, zwei Drittel aber an die Hausärzte sowie die Betriebsärzte, die nun ebenfalls mitimpfen dürfen. Seit Montag dürfen sich nun zudem auch Kinder über 12 Jahren um einen Impftermin bemühen, die Bundesregierung hatte Ende Mai den Weg dafür freigemacht, nachdem die Europäische Arzneimittelagentur EMA am 28. Mai den Impfstoff von Biontech auch für Kinder freigegeben hatte: Das Vakzin sei auch für Kinder zwischen 12 und 16 Jahren sicher, betonte die EMA. Die Immunantworten bei Kindern ab 12 Jahren seien „ähnlich oder sogar besser“ als bei jungen Erwachsenen, das Vakzin schütze sicher vor der Krankheit Covid-19.

Professorin Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ehtikrates zu Langzeitfolgen bei Impfstoffen in der ZDF-Sendung Lanz. - Screenshot: gik
Professorin Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ehtikrates zu Langzeitfolgen bei Impfstoffen in der ZDF-Sendung Lanz. – Screenshot: gik

Die Ständige Kommission in Deutschland (Stiko) hat aber weiter keine Empfehlung für die Impfungen bei Kindern abgegeben, sie tendiert derzeit nur zu einer Empfehlung zur Impfung bei Kindern mit Vorerkrankungen – die Stiko sagt, sie habe noch zu wenig Daten für eine Empfehlung, auch seien die Landzeitwirkungen bei Kindern noch unklar. Derweil betont die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Professor Alena Buyx, es habe in der Geschichte der Impfstoffe „nie echte Langzeitwirkungen gegeben“, die nicht schon nach den ersten ein bis zwei Monaten aufgetreten seien. Mit dem Biontech-Impfstoff seien aber bereits weltweit mehr als 150 Millionen Menschen geimpft worden, darunter auch drei Millionen geimpfte Teenager. „Das ist nicht nichts“, betonte Buyx in der ZDF-Sendung Markus Lanz: „Also wenn es da jetzt wirklich etwas Gravierendes gäbe, dann würde man das sehen.“

Gerade die mRNA-Impfstoffe wie Biontech seien so konstruiert, dass ihre Wirkstoffe bereits zwei Wochen nach der Impfung zerfallen seien und im Körper nicht mehr nachgewiesen werden könnten, sagte Buyx weiter: „Die zerfallen, werden abgebaut, dann sind die weg“, betonte die Expertin – ihre Ausführungen könnt Ihr hier im Video selbst ansehen. Das US-Unternehmen Moderna betragte am Montag nun ebenfalls die Zulassung seines Impfstoffs für Kinder ab 12 Jahren in der Europäischen Union – auch das Vakzin von Moderna ist ein mRNA-Impfstoff. Jugendliche ab 16 Jahren dürfen bereits seit Längerem mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech geimpft werden.

Wie das Coronavirus an eine Zelle andockt, in sie eindringt und sich dort vermehrt. – Grafik: covid19-pandemie.org
Wie das Coronavirus an eine Zelle andockt, in sie eindringt und sich dort vermehrt – und welche Rolle RNA dabei spielt. – Grafik: covid19-pandemie.org

Das Ausbleiben der Stellungnahme der Stiko hatte in der vergangenen Woche viele Eltern verunsichert, weil so der Eindruck entstehen konnte, der Biontech-Impfstoff wäre nicht sicher – das aber stimmt nicht. Wann genau die Stiko ihre Empfehlung abgeben wird, ist derzeit noch unklar, das Ausbleiben hat aber auch Auswirkungen auf Familien in Rheinland-Pfalz: Sie können ihre Kinder ab 12 Jahren derzeit nicht beim Terminpool des Landes registrieren. Solange keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission vorliege, werde das auch so bleiben, sagte ein Ministeriumssprecher auf Mainz&-Anfrage, bis dahin solle die Impfung der Kinder über die Kinder- und Hausärzte laufen.

Da in den kommenden Wochen die Ärzte deutlich mehr Impfstoff erhalten als die Impfzentren des Landes, empfiehlt sich bei der Suche nach einem Impftermin eine zweigleisige Strategie: Eine Anmeldung beim Terminpool des Landes Rheinland-Pfalz über die Internetseite impftermin.rlp.de – und die Anmeldung bei einem Hausarzt oder einem Facharzt, der ebenfalls impfen darf. Im Ministerium heißt es derweil, die zweigleisige Strategie sei auch ausgesprochen okay, man habe nur eine dringende Bitte: Wer einen Impftermin bei einem Arzt erhalte, möge doch bitte unbedingt seinen Termin im Impfzentrum auch absagen – ansonsten werde die Impfkampagne unnötig für andere verzögert.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Impfen für Kinder lest Ihr ausführlich hier bei Mainz&. Mehr zu dem wochenlangen Impfstau in Rheinland-Pfalz könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Das Registrierungsportal des Landes Rheinland-Pfalz für einen Impftermin in einem der Impfzentren findet Ihr hier im Internet, dort werden auch weitere Fragen beantwortet und man kann seinen Termin auch stornieren. Wie genau der mRNA-Impfstoff von Biontech aufgebaut ist, und wie er wirkt, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

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