Der Geburtstag war bereits am 12. Februar, nun aber wird gefeiert: An diesem Samstag laden die Mainzer Winzer zur großen Geburtstagsfeier auf die Mainzer Zitadelle. Gefeiert wird natürlich mit einer Weinverkostung, aber auch Talks und Informationen stehen auf dem Programm. Los geht’s ab 16.30 Uhr in der Kulturei, abends laden die Winzer zu Beats & Wein. Der Verein hat sich der Förderung der Weinkultur in Mainz verschrieben – einer seiner größten Erfolge: Das Mainzer Marktfrühstück, das in diesem Jahr 25 Jahre alt wird – und ausgerechnet jetzt um seine Zukunft bangen muss.

Das Mainzer Marktfrühstück ist das große Erfolgsevent der Mainzer Winzer, hier das Weingut Eckert beim Ausschank im Jahr 2017. - Foto: gik
Das Mainzer Marktfrühstück ist das große Erfolgsevent der Mainzer Winzer, hier das Weingut Eckert beim Ausschank im Jahr 2017. – Foto: gik

Es war im Jahr 1999, als einige Mainzer Winzer die „Interessengemeinschaft der Mainzer Winzer“ ins Leben rief. Der Zusammenschluss erfolgte mit dem Ziel, „das Kulturgut Wein in Mainz mit seinen zahlreichen Facetten den weininteressierten Menschen näherzubringen“, wie es bei den Mainzer Winzern hieß. Das war vor 25 Jahren tatsächlich nötig: Mainz war noch keine „Great Wine Capital“, das öffentliche Weinleben in der Landeshauptstadt nur rudimentär ausgeprägt, und die rheinhessischen Weine in ihrer Qualität noch ausbaufähig.

Der große Aufbruch der Rheinhessenwinzer in Richtung Qualität und Vielfalt markierte die Grundlage für die kommende Entwicklung: In den folgenden 20 Jahren erlebte gerade die Weinregion Rheinhessen einen Boom und eine Aufbruchsstimmung, wie sie nur wenige Regionen erlebt haben. Junge Winzer brachten nun neben einer ausgezeichneten Ausbildung and er Weinuni in Geisenheim auch vielfältige Erfahrungen aus Auslandspraktika mit – und begannen, die neuen Erfahrungen auch in Rheinhessen umzusetzen.

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Mainzer Winzer: Erfinder des Marktfrühstücks und der Weindörfer

Mit dabei waren auch Weinpioniere aus Mainz, allen voran der Chef des Weinguts der Stadt Mainz, Winzer Hans Willi Fleischer. Gemeinsam mit dem Mainzer Winzer Horst Hünerkopf richtete Fleischer 1999 das Mainzer Marktfrühstück neu aus: Aus einem Frühstückstreff wurde fortan ein echter Weintreffpunkt – aus dem Neustart vor 25 Jahren wurde eine einmalige Erfolgsgeschichte: Heute zieht das Mainzer Marktfrühstück jedes Jahr Tausende von Besuchern an – pro Veranstaltung, wohlgemerkt – und ist zum beneideten Erfolgsexport der Stadt Mainz geworden.

Das Marktfrühstück im Schatten des Mainzer Doms ist eines der Highlights der Mainzer Winzer. - Foto: gik
Das Marktfrühstück im Schatten des Mainzer Doms ist eines der Highlights der Mainzer Winzer. – Foto: gik

In diesem Jahr wird das Marktfrühstück 25 Jahre alt – und zwar genau am 24. April 2024. „Die Idee damals war, auf dem Mainzer Wochenmarkt zur Belebung Thementage und ‚Weck, Worscht, Woi‘ anzubieten – heute ist die beliebte Veranstaltung nicht mehr wegzudenken und bedeutet für unseren Verein eine umfangreiche Vorbereitung und Organisation“, erinnert sich der Verein. Jede Woche im Wechsel betreibt ein Mitgliedsweingut den Ausschank, inzwischen fragten zahlreiche Organisationen von Wochenmärkten, Stadtentwicklungen oder Tourismusbereichen anderer Städte nach dem Erfolgskonzept.

Am 27. April wird es zum Jubiläum ein ganz besonderes Marktfrühstück geben: Nicht nur ein Weingut wird den Ausschank betreiben und seine Produkte präsentieren – sondern gleich der gesamte Verein. „Der Besucher kann somit seinen Lieblingswein aus dem Angebot von 23 Weinbautrieben wählen“, so die Ankündigung. Parallel zu diesem Ausschank wird die Weinkarte auch am Weinstand am Fischtor sowie auf dem Leichhof angeboten.

Mainzer Winzer bangen um Zukunft des Marktfrühstück

Ausgerechnet zum silbernen Jubiläum sorgt sich der Verein aktuell aber um den Fortbestand des beliebten Events: Mit Beginn des Neubaus für das Gutenberg Museum, muss das Markfrühstück seinen angestammten Platz auf dem Liebfrauenplatz notgedrungen verlassen – wo es weiter gehen kann, ist bislang unklar. Stadt Mainz und Mainzer Winzer sind sich über einen Ort für die Bauphase uneins. Die Stadt Mainz bevorzugt bislang das Rathausplateau – den Jockel-Fuchs-Platz – die Mainzer Winzer sehen das kritisch – mehr elst ihr dazu hier bei Mainz&.

Der Weinstand der Mainzer Winzer am Rheinufer Höhe Fischtorplatz. - Foto: gik
Der Weinstand der Mainzer Winzer am Rheinufer Höhe Fischtorplatz. – Foto: gik

„Ob das Silberjubiläum der Mainzer Traditionsveranstaltung auch gleich das aus bedeutet können wir heute noch nicht beantworten“, heißt es deshalb bei den Mainzer Winzern. Klare sei für den Verein aber: „Das Mainzer Marktfrühstück kann nur in direkter Nähe des Wochenmarktes funktionieren – sonst ist es nicht mehr des Mainzers liebstes Marktfrühstück, sondern lediglich ein Weinausschank an einem beliebigen Platz.“ Die Besonderheit der Veranstaltung gehe auf einem anderen Standort verloren.

Auch der Weinstand am Mainzer Rheinufer muss weiter von An nach B ziehen: Zur Saison öffnete der Weinstand zwar am Fischtorplatz, im Sommer aber muss er wieder einmal umziehen, dieses Mal erneut an den Brunnen am Hilton. Gründe sind weiter Probleme mit einzelnen Anwohnern, aber auch die große Anziehungskraft des Standes: Werde das marktfrühstück verlagert, müsse auch der Weinstand umziehen, verriet Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) im Mainz&-Interview – sonst werde der Weinstand überrannt.

Weindorf bei der Johannisnacht, Wein-Marathon, Great Wine Capital

Zweiter großer Schwerpunkt der Mainzer Winzer war bei ihrer Gründung bereits das Weindorf auf dem Leichhof im Rahmen der Johannisnacht – auch das wurde mit dem Zusammenschluss der Mainzer Winzer konsequent ausgebaut. Am 12. Februar 2004 gründete sich dann der Verein „Die Mainzer Winzer e.V.“ mit damals 25 aktiven Mitgliedsbetrieben. Heute besteht der Verein aus 23 aktiven Mitgliedsbetrieben, verschiedenen inaktiven Mitgliedern aus den Bereich Weinbau sowie Privatpersonen und einer festangestellten Mitarbeiterin.

Weindorf der Mainzer Winzer zur Johannisnacht auf dem Markt. - Foto: gik
Weindorf der Mainzer Winzer zur Johannisnacht auf dem Markt. – Foto: gik

Und der Verein trieb zahlreiche Events und Neuerungen voran: Frühjahrs- und Herbstverkostungen wurden ins Leben gerufen, ein Wein-Marathon durch die Innenstadt,  ein Federweißer-Ausschank und schließlich auch der Weinstand der Mainzer Winzer am Rheinufer. Vieles überschneidet sich mit dem Vereine der Hechtsheimer Winzer, so etwa das Weinfest im Hechtsheimer Kirchenstück, und natürlich gehört die Organisation des Mainzer Weinmarkts Ende August und Anfang September zu den großen Events.

2008 wurde die Stadt Mainz Mitglied im weltweiten Netzwerk der „Great Wine Capitals“, das war auch ein Erfolg der Mainzer Winzer, die gemeinsam mit dem Verband Rheinhessenwein zu den treibenden Kräften der Initiative gehören. Inzwischen ist die Weinkultur aus der Stadt Mainz nicht mehr wegzudenken, auch wenn bis heute eine echte Wein-Vinothek für Mainzer Weine oder ein Weinerlebniszentrum fehlen.

Weingeburtstag auf der Zitadelle mit großer Verkostung

Ins Jubiläumsjahr startete der Verein ganz Mainz-klassisch: Am Rosenmontagszug nahm eine 80-köpfige Gruppe Mainzer Winzer teil, schließlich war der Rosenmontag exakt der Gründungstag des Vereins. Die erste große Geburtstagfeier folgt nun an diesem Samstag, den 6. April 2024: In der Kulturei, zu Füßen der Zitadelle, laden die Mainzer Winzer ab 16.30 Uhr zum großen Weintasting, samt Weinmacher-Small-Talk – passenderweise mit Blick auf den Prominenten-Weinberg an der Zitadelle, der auch von den Mainzer Winzern ins Leben gerufen wurde.

Der Prominenten-Weinberg zu Füßen der Mainzer Zitadelle. - Foto: gik
Der Prominenten-Weinberg zu Füßen der Mainzer Zitadelle. – Foto: gik

Ab 19.30 Uhr gibt es dann eine Weinbar und Partystimmung mit Hits nicht nur aus den letzten 20 Jahren. Für das leibliche Wohl steht der Foodtruck der Bio-Schweinothek aus Gau-Bickelheim bereit, allerdings nur bis 21.00 Uhr. Mit dabei sind praktisch alle Mitgliedsweingüter der „Mainzer Winzer“ -. Ihr könnt Euch also durch die wunderbare Vielfalt der Mainzer Weine durchprobieren.

Für die Zukunft schauen die Mainzer Winzer übrigens durchaus kritisch auf das Thema „Wein in Mainz“: „Aktuell wird die Weinhauptstadt Deutschlands ihrem Titel nicht wirklich gerecht“, kritisiert der Verein – das Kulturgut Wein müsse künftig in der Stadt noch stärker erlebbar sein. „Die Umsetzung eines Weinerlebniszentrums wäre eine weitere Attraktion in Mainz“, fordert der Verein, auch ein fester Ausschankplatz für einen Weinstand am Rheinufer vom Frühjahr bis in den Herbst gehöre dazu. „Es bedarf noch viel Entwicklung , um das Kulturgut Wein umfangreich in der Stadt zu erleben oder touristisch zu vermarkten“, so die Bilanz.

Info& auf Mainz&: Der große Weingeburtstag der Mainzer Winzer findet am Samstag, den 6. April 2024, ab 16.30 Uhr in der Kulturei auf der Mainzer Zitadelle statt. Tickets kosteten im Vorverkauf 20,- Euro, darin enthalten ist der Eintritt sowie die Weinverkostung zwischen 16.30-19.30 Uhr enthalten. Im Anschluss findet ein Getränkeverkauf an der Weinbar statt.