So ein paar essbare Pflanzen hatte Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) ja schon am Schillerplatz gepflanzt, jetzt aber soll es ein richtiges Urban Gardening-Projekt in der Innenstadt geben: Am Freitag lädt Eder ab 10.00 Uhr ganztägig zum Gärtnern in der Innenstadt. Ort des Geschehens ist der Romano-Guardini-Platz – das ist die Grünanlage hinterm Proviantamt und vor dem Hilton City-Hotel und dem Unterhaus. Unter dem Motto „Mainz bekennt Farbe“ geht es dann in erster Linie um Färberpflanzen.

Blumenschmuck am Schillerplatz Frühjahr 2014
Urban Gardening Gurken und Tomaten statt Blumen wie hier am Schillerplatz – Foto: gik

Vom Färberwaid bis zum Rotkohl soll alles, was sich zum Herstellen von Farbstoffen nutzen lässt, Thema im ersten Jahr des Urban Gardening Projektes sein. Vor Ort dabei ist Peter Reichenbach, ein laut Stadt „ausgewiesener Experte für dieses Thema“, der einen ganztägigen Workshop anbietet. Dabei geht es auch um die Vermittlung nahezu in Vergessenheit geratener Techniken zur Herstellung von Naturfarben.

Allerdings sollen beim Urban Gardening mitten in der Stadt auch Gurken, Tomaten und Kückenkräuter ihren Platz finden, das ist ja die Grundidee des Gärtnerns mitten in der Stadt. Urban Gardening wurde in London erfunden, seit 2004 breitet es sich geradezu wuchernd über den Planeten aus. Das Ziel: Die Städte für die Natur zurückzuerobern und Lebensmittel vor der Haustür anbauen.

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Guerilla-Gardening: Samenbomben für hässliche Stadt-Ecken

Eine Spielart sind dabei die Guerilla-Gärtner, die mit „Samenbomben“ aus Erde, Ton und eben Blumensamen heimlich Verkehrsinseln oder andere vernachlässigte Flecken in Städten bombardieren – um so ganz buchstäblich von unten eine andere, grünere Stadt wachsen zu lassen. „Eine andere Welt ist pflanzbar“ lautet ihr Motto, am 1. Mai war übrigens „International Sunflower Guerilla Gardening Day“ – also der Tag, um Sonnenblumen wild in der Stadt auszusetzen 😉

Hochbeete für die Kräuter - Urban Gardening - Foto gik
Kräuter in der Holzkiste beim Urban Gardening in der Neustadt- Foto: gik

Das Urban Gardening-Projekt der Stadt kommt da vergleichsweise zahm daher, und doch sind die essbaren Ecken in der Stadt bei vielen auf Kopfschütteln gestoßen. Warum eigentlich? Weil viele Leute ihre Hunde nicht im Zaum halten können – oder auch sich selbst nicht? Ein Beet, in dem etwas Essbares wächst, nötigt doch eigentlich mehr Respekt ab, sollte man meinen – und dieser Respekt kommt dann schließlich auch der ganzen Stadt zugute. Viel besser, als seltsame Plakate mit der Aufschrift „Respect the City“… finden wir bei Mainz& – und das war jetzt der Kommentarblock 😉

Vorbild „Essbare Stadt“ Andernach

Das Urban Gardening-Projekt auf dem Romano-Guardini-Platz wird übrigens betreut vom Büro „Wesentlich“, das sich „Büro für urbane PflanzKultur“ nennt und Furore machte mit dem Konzept der „Essbaren Stadt“ in Andernach. Dort ziehen sich Obst und Gemüsebeete rund um die Schlossruine im Zentrum der Stadt, und die Bürger können abends auf dem Heimweg mal schnell Tomate, Gurke oder Apfel fürs Abendessen mitnehmen. Nach drei Jahren zieht das Büro ein weitgehend zufriedenes Fazit: Geringer Pflegeaufwand, glückliche Bürger – und Einsparungen beim Grünflächenbudget. Soso. Und was hat das Büro „Wesentlich“ wohl als Motto? „Eine andere Welt ist pflanzbar“…

Proviantamt mit Grünanlage
Proviantamt mit Grünanlage daneben, dort geht’s zum Romano-Guardini-Platz – Foto: gik

Beim Projekt in Mainz sollen aber, so betont es Eder, die Mainzer Bürger im Vordergrund stehen – und dazu rechnet sie nicht nur gebürtige oder langjährige Mainzer: „Das Mitmachprojekt ist für Jung und Alt, für Meenzer und Nichtmainzer, für Menschen mit und ohne körperliche Einschränkungen und für Menschen aus fernen Ländern, die hier in Mainz eine Zuflucht gefunden haben“, heißt es im Flyer der Stadt.

Urban Gardening gibt’s schon – in der Mainzer Neustadt

Für ökologische Belange sensibilisieren, Ideen einbringen, Erfahrungen austauschen und den regionalen Bezug zur Lebensmittelproduktion stärken – all dies sollen Inhalte der Veranstaltung sein. Der Romano-Guardini-Platz soll so „zu einem innerstädtischen Hotspot des gegenseitigen Austauschs und der Kommunikation werden.“ Na dann 😉

Dass Urban Gardening in Mainz funktioniert beweist übrigens schon seit zwei Jahren eine Gruppe in der Mainzer Neustadt: In einem Hinterhof an der Forsterstraße gräbt, pflanzt und erntet seit Februar 2013 eine Gruppe Neustadtgärtner Radieschen, Gurken, Bohnen und viele Kräuter. Und die Leute sind dabei, weil es Spaß macht, man Freunde findet und es Eltern wichtig ist, ihren Kindern zu zeigen, wo das Gemüse her kommt – auch wenn sie mitten in der Stadt aufwachsen.

Info& auf Mainz&: „Mainz bekennt Farbe – Gärtnern in der Innenstadt“ am Freitag, den 8. Mai ab 10.00 Uhr auf dem Romano-Guardini-Platz hinterm Proviantamt. Dezernentin Eder wird allerdings erst um 12.00 Uhr erwartet. Mehr zum Urban Gardening-Projekt Neustadtgarten findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel. Kontakt bei der Stadt: Grün- und Umweltamt der Stadt Mainz, Telefon 06131 – 12 33 91, Email gruen-umweltamt@stadt.mainz.de.

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