Die Uferpromenade am Mainzer Rheinufer in Höhe des Feldbergplatzes wurde am Samstag zu einem gold-glitzernden Meer: Auf 110 Meter Länge bedeckte eine Goldfolie die Uferpromenade vor der Taunusstraße. „Die Folie ist das Symbol für unser Rheingold, das lebens- und schützenwerte Ufer in der Neustadt“, sagte die Mainzer Künstlerin Elfie Clement, die ihre Installation dem Protest gegen die geplanten Schiffsanleger vor der Neustadt und der Südmole des neuen Mainzer Wohngebiets Zollhafen widmete. An der Aktion beteiligten sich auch die OB-Kandidatn Nino Haase (Parteilos/CDU/ÖDP/FW) und Tabea Rößner (Grüne) – und Rößner sprach sich anschließende auf Facebook klar gegen die Schiffsanleger aus.
Die Bürgerinitiative Neustadt-Ufer hatte zum Familientag auf die Rheinpromenade geladen, die Initiative protestiert seit Monaten gegen den Plan der Wasser- und Schifffahrtdirektion (WSV), vier Schiffsliegeplätze samt Autoabsetzanlage unmittelbar vor den Wohnhäusern der Mainzer Neustadt und des neuen Wohngebietes Zollhafen zu errichten. An den Schiffsanlegestellen könnten bis zu 16 Binnenschiffe vor Anker gehen, geplant sind sieben Landestege und eine Autoabsetzanlage unmittelbar vor den denkmalgeschützten Caponniere.
Die BI Neustadt-Ufer befürchtet einen erheblichen Ausstoß von Dieselabgasen sowie erheblichen Lärm für die Bewohner entlang der Rheinpromenade und im Zollhafen, bei den Plänen sei „null Rücksicht genommen worden auf Menschen, Denkmalschutz und Lebensqualität“ – der Schaden für die Mainzer Neustadt werde erheblich. Genau darauf wollte nun auch die Mainzer Künstlerin Elfie Clement hinweisen: Das Neustadt-Rheinufer sei so wertvoll und so schützenswert, wie das legendäre „Rheingold“, betonte sie. Für die Protestaktion nähte Clement mehrere hundert Rettungsdecken zu einer Länge von 110 Metern und einer Breite von drei Metern zusammen – das sei die Länge eines kleineren Binnenschiffs.
Am Samstag wurde die Folie von der BI Neustadt-Ufer ausgelegt, an der Aktion beteiligten sich nach Angaben der BI mehrere Dutzend Helfer. Mit dabei waren auch die OB-Kandidatin Tabea Rößner (Grüne) und Nino Haase (parteilos), der für CDU, ÖDP und Freie Wähler ins Rennen geht. Rößner sprach sich danach auf ihrem offiziellen Facebook-Profil für die OB-Wahl explizit gegen die Schiffsanlegestellen vor der Neustadt aus: „Meines Erachtens nicht der geeignete Ort mitten in der urbanen Stadt“, schreibt Rößner: „Es wäre wichtig, auf allen Ebenen Druck zu machen, um einen anderen Standort zu finden, gerade auch auf das zuständige Bundesverkehrsministerium.“
Damit nimmt Rößner explizit eine andere Haltung ein als die Mainzer Grünen bisher. So hatte Bürgermeister Günter Beck (Grüne) noch im Oktober 2018 die Pläne für die Schiffsanlegestellen offensiv verteidigt und im SWR-Interview betont, er könne „die ganzen Befürchtungen nicht nachvollziehen.“ Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) hat die Anlegestellen bisher stets als wichtig für die Binnenschiffer und für Mainz verteidigt.
Sein Herausforderer Nino Haase nahm am Samstag an der Protesktaktion gegen die Schiffsanleger Teil und betonte, er halte die Schiffsanlegestellen von ihren Emissionen her „für nicht erträglich für die Anwohner“. Für die Entwicklung des Rheinufers seien die Pläne „ein absoluter Schlag in den Nacken“, sagte Haase gegenüber Mainz&. Besonders kritisierte er die Kommunikation der Stadt in Sachen Schiffsanleger: Man habe versucht, die Pläne möglichst wenig bekannt zu machen, warf er der Stadt vor. „Das sorgt am Ende dafür, dass dort Stillstand herrscht, wenn Klagen einlaufen – und das ist zu erwarten“, sagte Haase: „Das zeigt wieder einmal, dass offene Kommunikation besser ist, und das möchte ich in dieser Stadt pflegen.“
Stillstand befürchten indes auch die Binnenschiffer: Die neuen Liegestellen vor der Südmole seien im Zuge des Planungsverfahrens „bis zur Abhandlung aller Widersprüche auf Eis gelegt, und das kann Jahre dauern“, klagte die Europäische Vereinigung der Binnenschiffer bereits Anfang Juli, die Prüfung von Alternativstandorten sei bislang nicht in die Wege geleitet. Bei einem Runden Tisch im Mai hatten Vertreter des Bundes zugesagt, man wolle noch einmal Standorte im Mainzer Stadtgebiet prüfen, um möglicherweise Alternativen zu dem Standort am Mainzer Zollhafen zu finden.
Den Runden Tisch hatte die CDU-Bundestagsabgeordnete Ursula Groden-Kranich initiiert und dabei auch ein separates Treffen mit den Binnenschiffern zugesagt, für die die Liegeplätze wichtige Standorte für Landgang und Personalwechsel sind. Einen Termin mit den Binnenschifffahrtsverbänden gebe es indes bisher nicht, klagte die Europäische Vereinigung der Binnenschiffer – wir fragen da aktuell noch einmal nach. Gegen die Pläne de WSV gingen im Planungsverfahren mehr als 500 Einwände der Anwohner ein, wie lange die Prüfung der Einwände dauern werden, ist bislang unklar.
Info& auf Mainz&: Mehr zu den Plänen und Ausmaßen für die Schiffsanlegestellen vor der Mainzer Neustadt und dem Mainzer Zollhafen lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zur Rolle der Stadt bei den Planungen lest Ihr hier bei Mainz&, die Meldung in Sache Suche nach Alternativstandorten findet Ihr hier.