Nur einen Tag nach den Verschärfungen der Corona-Regeln durch Bund und Länder, kippt Rheinland-Pfalz schon wieder eine wesentliche Regel: Menschen mit Auffrischungsimpfungen würden von der Testpflicht bei der 2G-plus-Regel ausgenommen, das teilte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) überraschend am Freitag in Mainz mit. Wer also seine Booster-Impfung bereits habe, sei schon von Tag eins an von der Testpflicht ausgenommen. Ab Samstag gilt auch in Rheinland-Pfalz flächendeckend die 2G-plus-Regel in Innenräumen, damit müssen auch Geimpfte beim Besuch eines Restaurants, Kinos oder Fitnessstudios einen negativen Coronatest vorlegen – nun werden Geboosterte ausgenommen.

Die Restaurants in Rheinland-Pfalz fürchten mit den neuen Corona-Regeln erhebliche Einbußen, vor allem im Weihnachtsgeschäft. - Foto: Adam & Eden
Die Restaurants in Rheinland-Pfalz fürchten mit den neuen Corona-Regeln erhebliche Einbußen, vor allem im Weihnachtsgeschäft. – Foto: Adam & Eden

Gegen die 2G-plus-Regel war vor allem der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Sturm gelaufen: Die Politik mache das Gastgewerbe durch die Dreifachsicherung „zum ‚Fort Knox für Gäste'“, schimpfte der rheinland-pfälzische Dehoga-Präsident Gereon Haumann, für einzelne Betriebstypen wie Cafés, Bistros oder Kneipen bedeute das „einen faktischen Lockdown.“ Die verschärften Zugangsregeln seien zudem völlig „unverhältnismäßig und nicht notwendig, da es kein einziges signifikantes Infektionsgeschehen im Gastgewerbe in Rheinland-Pfalz in den letzten 20 Monaten gegeben hat“, betonte Haumann weiter.

Das Gesundheitsamt Mainz-Bingen betont allerdings wie alle Experten zurzeit, das Infektionsgeschehen mit dem Coronavirus sei derzeit „diffus“, Ansteckungen passierten vor allem im Privatbereich – und an Wochenenden, also genau dann, wenn viele Menschen im lockeren Freizeitrahmen zusammenkämen. Dazu kommt, dass vielerorts Infektionsketten überhaupt nicht mehr nachverfolgt werden, weil den Gesundheitsämtern dazu – erneut – die Kapazitäten fehlen. Experten um den Corona-Modellierer Dirk Brockmann betonen zugleich aber auch, dass derzeit in Deutschland wohl 80 bis 90 Prozent aller Ansteckungen über Ungeimpfte geschehen – mehr dazu lest Ihr hier im Internet.

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Mitarbeiter in einem Impfbus des Landes Rheinland-Pfalz. - Foto: Staatskanzlei RLP
Mitarbeiter in einem Impfbus des Landes Rheinland-Pfalz. – Foto: Staatskanzlei RLP

Mit der neuen 2G-plus-Regel sollten eigentlich Ansteckungen gerade in Innenräumen unterbunden werden. Aerosolforscher betonen immer wieder, es seien enge Innenräume, in denen die Haupt-Ansteckungsgefahr bestehe, also genau die Bars, Clubs und Restaurants, für die nun auch für Geimpfte und Genesene eine Testpflicht hätte gelten sollen. Dazu stellte sich in den vergangenen Monaten immer deutlicher heraus, dass eben auch geimpfte das Coronavirus übertragen können, wenn auch in deutlich geringerem Maße als Ungeimpfte. Auch nimmt derzeit die Zahl der Impfdurchbrüche stark zu, weil der Impfschutz unter der Delta-Variante schneller nachlässt als ursprünglich erwartet.

„Wir müssen die Dynamik der vierten Welle stoppen“, betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nun am Freitag erneut. Daher gelte ab Samstag auch in Rheinland-Pfalz flächendeckend die 2G-plus-Regel in Innenräumen und die 2G-Regel draußen, wenn nicht dauerhaft eine Maske getragen werden könne. Gleichzeitig kündigte Dreyer aber die Ausnahme für Geboosterte von der Testpflicht an: „Wir haben heute im Kabinett noch einmal intensiv beraten und entschieden, dass Menschen mit bereits erfolgter Auffrischungsimpfung von der Testpflicht der 2G-plus-Regelung ausgenommen sind“, sagte Dreyer.

Verkündet Ausnahmen für Geboosterte von der "2G-plus-Regel: Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). - Foto: gik
Verkündet Ausnahmen für Geboosterte von der „2G-plus-Regel: Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). – Foto: gik

Die Auffrischungsimpfung erhöhe den Impfschutz enorm, verteidigte Dreyer die neue Regel. Geboosterte bräuchten deshalb für ihren Besuch in einem Restaurant oder beim Betreten eines Fitnessstudios keinen weiteren Test mehr, der Impfstatus mit der erfolgten Auffrischungsimpfung reiche aus. Dieser Status gelte bereits mit dem ersten Tag nach erfolgter Auffrischungsimpfung. Generell ausgenommen in Rheinland-Pfalz sind Kinder bis 12 Jahre und 3 Monate: Sie brauchen keinen Test. Für Kinder bis einschließlich 17 Jahre gilt überall 3G – geimpfte und genesene Kinder über 12 Jahre brauchen also auch im Kino oder der Gastronomie keinen Test.

Die Industrie- und Handelskammern (IHK) begrüßten umgehend die Befreiung von der Testpflicht für dreifach Geimpfte: Das sei gut für die Gastronomiebetrieb und gebe „einen größeren Anreiz zur Dritt-Impfung“, unterstrich Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, forderte zugleich aber auch: „Wir erwarten diesmal eine erfolgreiche Booster-Kampagne.“ Die aktuell fehlenden Testkapazitäten und langen Warteschlangen vor den Testzentren seien deshalb „ein ernstes Problem.“

Gleichzeitig forderte Rössel, die neuen 2G-Zugangsbeschränkungen im Handel sollten statt mit Zugangskontrollen lediglich mit Stichproben kontrolliert werden dürfen. „Durch die stichprobenartige Kontrolle an der Kasse kann das Weihnachtsgeschäft weitergehen, ohne dass teure und abschreckende Zugangskontrollen nötig sind“, forderte Rössel.

Info& auf Mainz&: Was genau nun ab Samstag in Rheinland-Pfalz gilt lest Ihr hier bei Mainz& – und könnt Ihr hier beim Land Rheinland-Pfalz nachlesen. Neue Regeln für die Stadt Mainz sowie einen Besuchsstopp für die Mainzer Uniklinik findet Ihr hier bei Mainz&.  Alle Informationen rund um das Coronavirus, zu Studien, neuen Regeln und Veranstaltungsabsagen findet Ihr hier in unserem Corona-Dossier auf Mainz&.

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