Das Karussell hat einen ebenerdigen Zugang, die Spielgeräte sind ungewöhnlich rund und am Klettergerät hängen Sitzschalen statt Schaukeln: Dieser Spielplatz ist anders, das sieht man auf den ersten Blick. Das neue Spielareal direkt neben dem Fußballstadion des Bundesligaclubs Mainz 05 ist ein „Stück zum Glück“: Er ist einer von 55 inklusiven Spielplätzen der Initiative in Deutschland, der Kinder mit und ohne Behinderungen gleichberechtigt miteinander zu spielen erlaubt. Am Dienstag wurde der erste inklusive Spielplatz für Mainz eingeweiht, Dank einer Initiative von REWE, Procter & Gamble und der „Aktion Mensch. Ganz unfeierlich ging es zu, dafür mit ganz viel Spielfreude und einem berühmten Stargast.

Viel Spaß hatten Kinder und Ehrengäste bei der feierlichen Eröffnung des ersten inklusiven Spielplatzes in Mainz mit Para-Sport-Botschafter Mathias Mester. - Foto: gik
Viel Spaß hatten Kinder und Ehrengäste bei der feierlichen Eröffnung des ersten inklusiven Spielplatzes in Mainz mit Para-Sport-Botschafter Mathias Mester. – Foto: gik

„Ich finde es toll und wichtig, dass es so einen Ort gibt, wo man sich treffen und austuschen kann“, sagt Mathias Mester, „das hätte ich mir als Kind auch gewünscht.“ Der gerade einmal 1,42 Meter kleine Mann gehört zu den ganz Großen: Mester hat 16 Jahre lang Leichtathletik im Leistungssport gemacht, er ist mehrfacher Para-Weltmeister und Para-Europameister im Speerwurf und begeisterte die Fans, als er 2008 bei den Paralympics in Peking Silber im Kugelstoßen holte.

Heute ist der 38-Jährige als Botschafter des Para-Sports unterwegs, hat seine Biographie geschrieben und engagiert sich für die Initiative „Stück zum Glück“. „Man spricht immer von Inklusion, aber leider spricht man eben meist nur drüber und tut nichts“, sagt Mester: „Deshalb finde ich es so toll, dass es die Initiative gibt.“ „Stück zum Glück“ ist eine gemeinsame Initiative von Procter & Gamble (P&G), REWE und der „Aktion Mensch“, mit der die Partnerunternehmen den Bau inklusiver Spielplätze in ganz Deutschland vorantreiben – für mehr Vielfalt und Miteinander auf deutschen Spielplätzen.

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„Stück zum Glück“: Spenden werden bei REWE-Einkauf gesammelt

Bei der Initiative werden über die Partner Procter & Gamble und REWE Spenden gesammelt, die Spendenmechanik ist einfach: Mit jedem Kauf eines P&G-Produktes in einer REWE-Filiale fließt ein Cent in das Projekt. Bisher sind so über 3,6 Millionen Euro zusammengekommen, und die Projektpartner wollen weitermachen: „Das Leben von Menschen zu verbessern, liegt eigentlich in unserer DNA, deshalb liegt uns diese Initiative am Herzen“, sagte Vertriebsleiter Florian Sieben, und betonte gemeinsam mit REWE-Vorstand Peter Maly: „Wir sammeln weiter – mit dem Ziel, noch mehr inklusive Spielplätze zu realisieren und so weitere Orte der Begegnung für alle zu schaffen.“

Der erste inklusive Spielplatz in Mainz liegt direkt neben der Mainz 05-Arena. - Foto: gik
Der erste inklusive Spielplatz in Mainz liegt direkt neben der Mainz 05-Arena. – Foto: gik

Am Dienstag wurde in Mainz nun der 55. inklusive Spielplatz der 2018 gegründeten Initiative „Stück zum Glück“ eingeweiht, und der erste in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Das Areal liegt direkt neben der Mainz 05-Arena, und das aus gutem Grund: Der FSV Mainz 05 hatte sich dafür beworben, dass neben der Fußballarena ein inklusiver Spielplatz entsteht. „Der Gedanke Fair Play ist auch im Sport und gerade im Fußball von großer Bedeutung“, betonte Stefan Hofmann, Vereins- und Vorstandsvorsitzender FSV Mainz 05: „Im Stadion entstehen Begegnungen und wachsen Freundschaften. Kinder mit und ohne Behinderung und deren Familien können sich spielend und unvoreingenommen begegnen – das ist bei uns in der Fußballarena so, aber auch hier auf dem Spielplatz.“

Auf dem neuen Spielplatz in Mainz fördern die vielseitigen Spielgeräte gezielt die kognitive, motorische, koordinative und soziale Entwicklung der Kinder, und zwar egal ob mit oder ohne Behinderung. Die Spielgeräte wurden eigens von der Firma Kompan Design entwickelt, Firmenchef Uwe Lersch beschäftigt sich mit seinem eigenen Institut für Kindesentwicklung, Inklusion und Gesunderhaltung im öffentlichen Raum intensiv mit diesen Themen. „Wir haben insgesamt eine alarmierende Verschlechterung der Kindesentwicklung“, sagte Lersch im Gespräch mit Mainz&: Digitale Überforderung, eine sitzende Lebensform, schlechte Ernährung und Überhütungseffekte der Eltern, „das ist wirklich dramatisch“, sagt Lersch.

Ein Spielplatz für alle: „Gemeinsam spielen ist Inklusion pur“

Seine Spielplätze sollen deshalb den Kindern Selbstbestimmung und Abenteuerlust zurückgeben. „Wenn Kinder Selbstbestimmung nicht mehr erleben dürfen, fehlen ihnen wesentliche Faktoren der Entwicklung“, sagt Lersch. Ein guter Spielplatz entwickele Motorik und Risikoeinschätzung, die Kinder machten hier die Erfahrung, ihrer Grenzen zu überschreiten und auch mal, Schmerzen zu erfahren – auch das sei ganz wichtig. „Die Kinder müssen ihr Spielverhalten ausleben und daran wachsen, sie müssen eigene Entscheidungen treffen, diskutieren, streiten, und vor allem erleben, dass sie all das alleine tun dürfen“, betont Lersch.

Egal ob mit Prothese oder Rollstuhl, oder ohne Behinderung: Auf dem ersten inklusiven Spielplatz in Mainz haben alle Spaß. - Foto: Thilo Schmülgen
Egal ob mit Prothese oder Rollstuhl, oder ohne Behinderung: Auf dem ersten inklusiven Spielplatz in Mainz haben alle Spaß. – Foto: Thilo Schmülgen

„Für die soziale und auch motorische Entwicklung ist das sehr, sehr wichtig“, sagt auch Mester: „Wie man sieht, sind hier alle Gerät zugänglich für Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, für Kiddies, die ein Prothese haben – das ist das Tolle. Man kann klettern, rutschen sich Hangeln, schaukeln. Auf die Super Nova können alle drauf, man hat nicht nur Spaß, sondern lernt auch was dabei.“

Das Karussell wiederum ist ebenerdig gestaltet, damit auch Rollifahrer direkt reinfahren können, ein kleines Detail mit großer Wirkung. Im hinteren Teil stehen zudem auch größere Reckstangen und ein Klettergerüst für größere Kinder oder auch Erwachsene. Der Boden ist dabei übrigens nicht nur rutschfest, sondern auch aus Recyclingmaterial und dazu wasserdurchlässig.

Gemeinsames Spiel & Erleben: „Das muss Standard werden“

„Gemeinsam spielen ist Inklusion pur“, erklärt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. Aber rund 80 Prozent der Spielplätze in Deutschland seien eben nicht inklusiv und schließen somit Kinder mit Behinderung aus. Der neue inklusive Spielplatz in Mainz sorgt nun für mehr Gleichberechtigung und Teilhabe.

Ebenerdiges Karussell, moderne Klettergerüste: Der inklusive Spielplatz in Mainz am Mainz 05-Stadion. - Foto: gik
Ebenerdiges Karussell, moderne Klettergerüste: Der inklusive Spielplatz in Mainz am Mainz 05-Stadion. – Foto: gik

„Soziales Miteinander und Gleichberechtigung zu verbinden, das ist einfach großartig“, freute sich auch Mainz 05-Stadionsprecher Andreas Bockius: „Wer als Kind barrierefrei spielen kann, ist auch als Erwachsener freier von Barrieren.“

„So müsste es überall sein“, seufzte der Ortsvorsteher des Mainzer Stadtteils Bretzenheim, Manfred Lippold, und fordert: „Wir müssen umdenken in der Stadt, wir brauchen solche Plätze, und nicht diese Pseudo-Spielplätze, die überall an Neubauten entstehen. So, wie hier muss es überall werden, das muss Standard sein.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu der Initiative „Stück zum Glück“ und die inklusiven Spielplätze findet Ihr hier im Internet. Dieser Text entstand als bezahlte Kooperation mit den Projektpartnern, wir unterstützen diese Initiative ausdrücklich.