Im Juni 2020 hatte der Mainzer Stadtrat den umfangreichen Ausbau des Mainzer Straßenbahnnetzes beschlossen, nun nimmt das erste Teilstück konkrete Formen an: Am Montag reichte die Stadt Mainz die Planungsunterlagen für das Teilstück „Binger Straße“ beim Landesbetrieb Mobilität ein. Der Lückenschluss in der Binger Straße bildet einen Bypass zum Mainzer Hauptbahnhof und soll das Straßenbahnnetz vor allem bei Unfällen leistungsfähiger machen.

So soll die Straßenbahn-Spange entlang der Binger Straße einmal aussehen. - Grafik: Mainzer Mobilität
So soll die Straßenbahn-Spange entlang der Binger Straße einmal aussehen. – Grafik: Mainzer Mobilität

Mit dem Ausbauprojekt „Binger Straße“ soll eine zweispurige zusätzliche Straßenbahnverbindung von der Alicenbrücke am Hauptbahnhof bis zum Münsterplatz entstehen. Die Strecke entlang der Binger Straße ist nur 300 Meter lang, doch die sind von entscheidender Bedeutung: „Zum einen soll der Hauptbahnhof als ÖPNV-Knoten nachhaltig entlastet werden“, sagte Projektleiter Christian Jakobs von der Mainzer Mobilität. Zugleich werde mit der neuen Trasse die Voraussetzung für die weiteren Straßenbahn-Ausbauprojekte geschaffen.

Der Mainzer Stadtrat hatte im Juni 2020 mit den Stimmen der Ampel-Koalition aus Grünen, SPD und FDP einen umfassenden Ausbau des Mainzer Straßenbahnnetzes beschlossen. Insgesamt drei Teilprojekte sollen dafür geplant und umgesetzt werden: Neben der „Binger Straße“ gehören auch der neue Innenstadtring vom Schillerplatz übers Höfchen in die Mainzer Neustadt sowie eine Trasse in das Heiligkreuz-Viertel dazu.

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Straßenbahn „Fortbewegungsmittel für Jetzt und die Zukunft“

Man fordere die Stadtverwaltung auf, „nach dem großen Erfolg der ‚Mainzelbahn'“, das Straßenbahnnetz in Mainz weiter zu entwickeln, hieß es damals. Die „Mainzelbahn“ war die große Ausbaustufe des Mainzer Straßenbahnnetzes von der Innenstadt über die Universität und das Mainz 05-Stadion nach Bretzenheim, Marienborn und den Lerchenberg. Allerdings hat die Stadt Mainz bis heute die Endabrechnung des Projektes nicht vorgelegt – Kritiker argwöhnen, der Ausbau habe deutlich mehr veranschlagt als die ursprünglichen 70 Millionen Euro – im August 2019 war zuletzt von knapp 90 Millionen Euro die Rede.

Übergabe der Planungsunterlagen für den Straßenbahnausbau Binger Straße in Speyer.- Foto Mainzer Mobilität
Übergabe der Planungsunterlagen für den Straßenbahnausbau Binger Straße in Speyer. Mit Bürgermeister Günter Beck (Grüne, ganz links) und Stadtwerke-Chef Daniel Gahr (ganz rechts). – Foto: Mainzer Mobilität

Die Mainzer Ampel-Koalitionäre aber setzen weiter auf den Straßenbahnausbau: Die sei „das stadtverträgliche und emissionsfreie Verkehrsmittel, und mit ihrem urbanen Charakter das alltagstaugliche Fortbewegungsmittel für die Jetzt-Zeit und in Zukunft“, betonte Bürgermeister Günter Beck (Grüne) beim Einreichen der Unterlagen am Montag beim Landesbetrieb Mobilität in Speyer. Straßenbahnen verfügten über höhere Kapazitäten und seien für viele Fahrgäste attraktiver als der Bus, unterstriche Beck: „Durch den Lückenschluss in der Binger Straße können wir an den Erfolg der Mainzelbahn anknüpfen , und die Stärken des ÖPNV in Mainz optimieren.“

Tatsächlich nämlich leidet das Mainzer Straßenbahnnetz unter dem Problem, dass es keine Ausweichstrecken oder Ringlinien gibt. Gibt es auch nur an einer Stelle einen Unfall oder eine Unterbrechung, so werden alle Straßenbahnlinien zwischen Hechtsheim und Finthen in Mitleidenschaft gezogen. Mit der „Binger Straße“ soll deshalb nun eine Spange gebaut werden, die eine Umfahrung des stark belasteten Hauptbahnhofs und zugleich mehr Ausweichmöglichkeiten für die Trams schafft.

Mainzer Mobilität hofft auf Baustart 2024

Für die zwei Spuren der Straßenbahnen muss allerdings Platz geschaffen werden im Straßenraum: Für die Autos stehen künftig nur noch jeweils eine Fahrspur in der Binger Straße zur Verfügung, die zudem zum Teil über die Straßenbahntrasse führt. Im Bereich der Hintere Bleiche soll die jeweils eine Fahrspur pro Richtung „von einem auf zwei Fahrstreifen aufgeweitet werden“, heißt es bei der Mainzer Mobilität weiter – so solle „der Verkehrsfluss in die Knotenpunkte gewährleistet werden.“

So sollen die Straßenbahn-Spuren und Autofahrspuren in der Binger Straße einmal aussehen. - Grafik: Mainzer Mobilität
So sollen die Straßenbahn-Spuren und Autofahrspuren in der Binger Straße einmal aussehen. – Grafik: Mainzer Mobilität

Damit aber wird das Entree von der Alicenbrücke hinunter in Richtung Große Bleiche erst einmal zu einem Nadelöhr, weil das Verbindungsstück zwischen Alicenplatz und Hinterer Bleiche nur je eine Fahrspur aufnehmen kann – schon jetzt staut sich hier regelmäßig der Verkehr, zumal bereits jetzt Busse die Querspange benutzen. Geweitet werden soll die Straße aber dadurch, dass die Parkplätze am Straßenrand wegfallen. Stattdessen seien auf beiden Seiten der Binger Straße „künftig großzügig angelegte, separate Geh- und Radwege geplant“, heißt es weiter.

Beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) wurden nun die dafür notwendigen Planungsunterlagen eingereicht. Die umfassten Pläne zu den geplanten Verkehrsanlagen, Gutachten und Stellungnahmen etwa zu Schallschutz, Brandschutz und Naturschutz. Auch eine neue Haltestelle „Binger Straße/ Münsterplatz“ soll zwischen der Hinteren Bleiche und dem Münsterplatz entstehen. Wie lange die Prüfung der Unterlagen durch den LBM Speyer dauere, lasse sich nicht abschätzen, heißt es weiter: Man hoffe auf einen Planfeststellungsbeschluss Ende 2023 und einen Baustart 2024. Die neue Trasse könnte dann Ende 2025 in Betrieb genommen werden.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Ausbau des Straßenbahnnetzes in Mainz lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zur Debatte des Innenstadtrings samt möglicher Straßenbahntrasse durch die Hindenburgstraße lest Ihr hier.