Die Hilfe für aus der Ukraine vertriebene Menschen erstreckt sich inzwischen auch auf kleine Ebenen: In Mainz und Wiesbaden fahren Flüchtlinge aus der Ukraine ab sofort kostenlos in Bussen und Bahnen, teilten am Mittwoch Mainzer Mobilität und Wiesbadener ESWE mit. Damit beteiligen sich die Verkehrsunternehmen an einer bundesweiten Aktion des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Überhaupt ist die Solidarität mit der Ukraine groß: Am Donnerstag werden Kurhaus und RheinMain Congress Center (RMCC) in Wiesbaden in Friedensfarben leuchten, am Mittag die Glocken des Mainzer Doms sieben Minuten für den Frieden läuten. Und auch die Hilfstransporte in Richtung Ukraine rollen weiter.

Flüchtlinge aus der Ukraine fahren ab sofort in allen Bussen und Regionalbahnen in Mainz, Wiesbaden und anderswo kostenlos. - Foto: gik
Flüchtlinge aus der Ukraine fahren ab sofort in allen Bussen und Regionalbahnen in Mainz, Wiesbaden und anderswo kostenlos. – Foto: gik

Der Krieg in der Ukraine bewegt die Menschen auch in der Rhein-Main-Region sehr, und es kommen immer mehr Menschen aus der Ukraine nach Rheinland-Pfalz: Aktuell zähle man bereits 83 Ukrainer und Ukrainerinnen in den Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende (AfAs) des Landes, teilte das Integrationsministerium am Mittwoch mit. Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Ukrainer direkt bei Freunden oder Familienangehörigen unterkommen, und sich vermutlich gar nicht erst bei staatlichen Stellen melden.

Ukrainerinnen und Ukrainer, die aufgrund des Krieges in ihrem Land flüchten mussten, können aber ab sofort in Mainz und Wiesbaden die Busse und Bahnen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) kostenlos nutzen, das teilten am Mittwoch Mainzer Mobilität und Wiesbadener ESWE mit. Damit beteilige man sich an der bundesweiten Aktion des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV): Die im VDV organisierten etwa 600 Verkehrsunternehmen und Verbünde beschlossen demnach am Dienstag in einer Sondersitzung des Präsidiums die Aktion.

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Das Wiesbadener Kurhaus wird Donnerstagabend in Friedensfarben erstrahlen. - Foto: gik
Das Wiesbadener Kurhaus wird Donnerstagabend in Friedensfarben erstrahlen. – Foto: gik

Danach können ukrainische Geflüchtete bis auf Weiteres in allen Nahverkehrszügen – also S-Bahn, Regionalbahn oder Regionalexpress -sowie in allen U-Bahnen, Straßenbahnen, Stadtbahnen und Bussen kostenlos mitfahren. Als Fahrausweis dient ein gültiges ukrainisches Ausweisdokument. „Es ist nur ein kleiner Beitrag, aber für den Wiesbadener Mobilitätsdienstleister eine Selbstverständlichkeit“, hieß es von Seiten der ESWE. Die Regelung gilt zudem im gesamten Gebiet des RMV sowie im Rhein-Nahe Nahverkehrsverbund.

 

In Wiesbaden werden zudem am Donnerstag das RheinMain Congress Center (RMCC) sowie das Kurhaus Wiesbaden ab 20.00 Uhr zwei Stunden lang in den Regenbogenfarben des Friedens erstrahlen, teilte die Stadt Wiesbaden weiter mit. Man beteilige sich damit an der Aktion #lightforpeace2022 der Veranstaltungsbranche in der Schweiz, Deutschland und Österreich und wolle „ein sichtbares Signal gegen den Krieg in die Welt senden.“

Die ukrainische Flagge weht seit dem Wochenende über dem Mainzer Landtag. - Foto: gik
Die ukrainische Flagge weht seit dem Wochenende über dem Mainzer Landtag. – Foto: gik

„Jedes Zeichen der Solidarität ist in diesen Tagen des Krieges immens wichtig“, betonte der Wiesbadener Bürgermeister und Wirtschaftsdezernent Oliver Franz (CDU): „Mit der Beleuchtung in den Regenbogenfarben des Friedens bekunden wir auch öffentlich sichtbar unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.“ Unter #lightforpeace2022 werden die teilnehmenden Veranstaltungshäuser und Eventlocations ihre Lichtinstallation auf ihren Social Media Kanälen mit Fotos und Videos teilen. Damit sende die Veranstaltungsbranche ein starkes und internationales Signal gegen Krieg und ein eindeutiges Bekenntnis zum Frieden in die Welt. Ob auch in Mainz Gebäude oder Denkmäler an der Aktion teilnehmen, ist bislang nicht bekannt.

Ein Zeichen für den Frieden will aber auch das Bistum Mainz setzen: Am Donnerstag, den 3. März, werden die Glocken des Mainzer Doms um 12.00 Uhr sieben Minuten lang für den Frieden läuten, teilte das Bistum mit. Dazu hatte die Europäische Vereinigung der Dombau-, Münsterbau- und Bauhüttenmeister aufgerufen. „Wir, die Gemeinschaft der Bauverantwortlichen der großen Kathedral- und Domkirchen Europas von Norwegen bis Malta und von Spanien bis in die Ukraine, möchten zum Krieg in der Ukraine nicht schweigen“, schreibt die Vereinigung in ihrem Aufruf: „Europa brennt.“

Die Glocken des Mainzers Doms werden am Donnerstagmittag sieben Minuten lang läuten - als Zeichen für Frieden und gegen den Krieg in der Ukraine . - Foto:
Die Glocken des Mainzers Doms werden am Donnerstagmittag sieben Minuten lang läuten – als Zeichen für Frieden und gegen den Krieg in der Ukraine . – Foto:

Deshalb sollen die Glocken sieben Minuten läuten, „jede Minute für einen Tag dieses unsinnigen Krieges“, heißt es weiter. Mit diesem Läuten „erklären wir uns solidarisch mit den Menschen, die diesen Krieg aushalten und um ihr Leben bangen müssen, die den Widerstand gegen eine Übermacht organisieren müssen, die vor dem Krieg fliehen müssen, die den Mut haben, gegen die Kriegstreiber in ihrem Land zu protestieren und die in den Ländern leben, die unmittelbar von diesem Krieg betroffen sind.“ Jeder aus der Gemeinschaft setze sich in seinem Umfeld dafür ein, „dass auch die Menschen aller anderen Kirchen hiervon erfahren und das Brandläuten an vielen Orten Europas zu hören sein wird.“

Das Bistum Mainz hat zudem 50.000 Euro Soforthilfe für Caritas international und Renovabis gespendet, das teilte der Mainzer Weihbischof Udo Bentz am Mittwoch mit. „In der Ukraine sind hunderttausende Menschen auf der Flucht, deswegen wollen wir mit unserer Soforthilfe die Arbeit von Caritas international unterstützen“, sagte Bentz. Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, unterstützt die akute Katastrophenhilfe der Caritas Ukraine sowie die Flüchtlingshilfe der Caritasverbände in Polen, Slowenien, Moldawien und Rumänien finanziell.

Zudem erhalte das Bistum Mainz viele direkte Anfragen von Bistümern aus der Ukraine. „In der vergangenen Woche hat mich beispielsweise die Bitte des Erzbischofs von Ivano-Frankivsk erreicht – ein Bistum in der Westukraine, zu dem wir schon lange gute partnerschaftliche Beziehung haben“, sagte Bentz weiter. Dort brauche man Unterstützung, um den Menschen auf der Flucht zu helfen, ähnliche Bitten kämen aus anderen Bistümern. Man wolle nun „beraten, wie wir in den kommenden Wochen unsere Hilfe gut und nachhaltig organisieren“, sagte Bentz.

Hilfstransporte rollen derzeit gleich reihenweise von Mainz in Richtung Ukraine. - Foto: gik
Hilfstransporte rollen derzeit gleich reihenweise von Mainz in Richtung Ukraine. – Foto: gik

Derweil rollen von Mainz aus weiter Hilfstransporte in Richtung ukrainische Grenze: Am Mittwoch startete bereits ein weitere Transport des Ukrainischen Vereins in Mainz mit Hilfsgütern von Medizin über Schlafsäcke und Isomatten, Taschenlampen an die polnische Grenze. „Wir sind sehr dankbar und berührt von Ihrer Hilfsbereitschaft und Empathie“, teilte der Ukrainische Verein am Mittwoch via Facebook mit – allerdings werde man auch überrannt: „Aktuell sind wir darauf konzentriert, die gesammelten Güter zu sortieren und in die Ukraine zu transportieren“, heißt es weiter: „Deswegen nehmen wir aktuell KEINE SACHSPENDEN mehr an.“

Das Mainzer Aktionsbündnis, das sich aus mehreren Vereinen gebildet hat, sammelt derweil weiter Hilfsgüter für die Ukraine. Aktuell würden vor allem medizinisches Material und Hygieneartikel wie Taschentücher, dazu weiter Schlafsäcke, Isomatten und Decken gebraucht, sagte Flüchtlingskoordinator Behrouz Asadi von den Mainzer Maltesern. Dazu brauche es Energieriegel oder Schokoriegel, Kindernahrungsmittel wie getrocknetes Milchpulver sowie Wasserkocher, Mehrfachsteckdosen, Batterien und Taschenlampen – nach Möglichkeit Neuware. „Wir fahren morgen früh mit einem Transport los“, sagte Asadi gegenüber Mainz&, „und wir werden versuchen, die Sachen direkt in die Ukraine zu bringen – unser Ziel ist Kiew.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu der Mainzer Hilfe für die Ukraine mit allen Anlaufstellen sowie zu den Hilfstransporten gerade auch von Mainzer Künstlern findet Ihr hier bei Mainz&.