Der Krieg in der Ukraine wird von Seiten des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit zunehmender Erbarmungslosigkeit geführt: Auf die Städte in der Ukraine regnet es Bomben, immer mehr Menschen verlieren Hab und Gut und Zuhause – und immer mehr Menschen fliehen aus der Ukraine. Schätzungen gehen von bis zu sieben Millionen Flüchtlingen aus, sehr viele davon werden auch nach Deutschland kommen. Stadt Mainz und Land Rheinland-Pfalz rüsten sich deshalb derzeit für die Unterbringung von Geflüchteten, die Stadt ruft die Mainzer auf, private Unterkünfte für ankommende Ukrainer zur Verfügung zu stellen.

Die Angst vor der zunehmenden Härte des Krieges in der Ukraine ist groß, hier eine Mahnwache in Mainz vergangene Woche. - Foto: Zschunke
Die Angst vor der zunehmenden Härte des Krieges in der Ukraine ist groß, hier eine Mahnwache in Mainz vergangene Woche. – Foto: Zschunke

Am Mittwoch nahm der Krieg in der Ukraine an Härte erheblich zu, Putins Truppen bombardieren inzwischen die meisten großen Städte im Land und verschonen dabei weder Wohnhäuser noch Krankenhäuser oder Kinderheime. Nachdem die ersten sieben Tage des Krieges überhaupt nicht so verliefen, wie man sich das im Moskauer Kreml offenbar gedacht hatte – der russische Angriff stockte, ausgebremst vom zu allem entschlossenen ukrainischen Volk – greift Putin nun zu Terror und Schrecken: Auf die ukrainischen Städte regnet es Bomben.

Die neue Härte wird zu einer noch größeren Flüchtlingswelle führen, als sie ohnehin schon begonnen hatte: Am Montag berichtete die Mainzer Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne) noch von rund 500.000 aus der Ukraine Geflüchteten, die in die EU eingereist seien – die meisten in Polen und die Nachbarstaaten. Inzwischen dürfte die Zahl der Flüchtlinge bereits doppelt so hoch liegen, und sie wird weiter steigen: Schätzungen gehen von rund sieben Millionen Flüchtenden aus – reichen könnte auch diese Zahl nicht.

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Das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Mainz rüsten sich für die Aufnahme von Flüchtlingen, wie hier 2016 in der Alten Portland. - Foto: gik
Das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Mainz rüsten sich für die Aufnahme von Flüchtlingen, wie hier 2016 in der Alten Portland. – Foto: gik

Das Land rüstet sich deshalb für die Aufnahme von Flüchtlingen, wie viele nach Rheinland-Pfalz kommen werden, vermochte Ministerin Binz nicht zu sagen. Am Mittwoch meldete das Integrationsministerium, man habe binnen 24 Stunden 29 ukrainische Staatsbürger in den Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende (AfAs) aufgenommen, damit befänden sich aktuell 83 Ukrainerinnen und Ukrainer in einer der fünf AfAs des Landes. Die Zahl der tatsächlich Gekommenen dürfte höher liegen, denn Ukrainer, die bei Freunden oder Familien untergekommen sind, sind dabei nicht erfasst.

 

200.000 Ukrainer lebten bereits vor dem Krieg in Deutschland, in Rheinland-Pfalz seien es bislang rund 5000 gewesen, sagte Binz weiter. Das Land könne in den kommenden Wochen kurzfristig 4000 Plätze in den Ersteinrichtungen zur Verfügung stellen, berichtete die Ministerin weiter, und betonte: „Wir gehen aber davon aus, dass wir mehr aufnehmen müssen als die 4000.“ Das Land verfüge derzeit über rund 3800 Aufnahmeplätze, davon sind aber rund 3700 derzeit belegt.

2016 wurde gar der Alte Casinosaal in der Alten Portland zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. - Foto: gik
2016 wurde gar der Alte Casinosaal in der Alten Portland zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. – Foto: gik

„Wir haben aktive und passive Puffer“, betonte Binz, „die aktivieren wir jetzt, dann haben wir eine zusätzliche Kapazität von 4000 Plätzen.“ Als „aktive Puffer“ werden dabei Unterbringungen in festen Gebäuden bezeichnet, „passive Puffer“ seien Stellflächen für Zelte und Traglufthallen. Rund 500 Plätze in den AfAs könnte mobilisiert werden, in dem das Land seine Corona-Beschränkungen lockert.

Die Hoffnungen des Landes für die Unterbringung von Geflüchteten ruhen deshalb weitgehend auf den Kommunen. Die Oberbürgermeister der fünf größten Städte in Rheinland-Pfalz – Mainz, Trier, Koblenz, Ludwigshafen und Kaiserslautern – betonten bei einem Treffen am Mittwoch, alle fünf Oberzentren seien bereit, sehr kurzfristig geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufzunehmen und die notwendigen Infrastrukturen umgehend bereitzustellen. Mit dem Land Rheinland-Pfalz würden dazu bereits Gespräche geführt, die Stadtverwaltungen hätten ihrerseits Krisenstäbe aktiviert, „um alles in ihrer Macht Stehende in die Wege zu leiten.“

Flüchtlingsunterkunft in der Wormser Straße 2015. - Foto: gik
Flüchtlingsunterkunft in der Wormser Straße 2015. – Foto: gik

In Mainz hieß es am Montag, es würden Unterkünfte für die Geflüchteten an verschiedenen Stellen in der Stadt vorbereitet – so etwa in der ehemaligen Housing Area in Mainz-Gonsenheim. Nach Angaben der Stadt sind dort derzeit 60 Plätze frei, weitere 60 Plätze sollten im Laufe der Woche in den städtischen Einrichtungen ertüchtigt werden. „Wir können über 500 Plätze in kurzer Zeit anbieten“, sagte Stadtsprecherin Sarah Heil, davon seien rund 100 Plätze verfügbar in Hotels und Jugendherbergen. „Das finden wir, ist ein sehr, sehr guter Stand“, sagte Heil auf Mainz&-Anfrage.

Aktuell gebe es insgesamt in den Flüchtlingsunterkünften in Mainz insgesamt 1.334 Plätze, davon seien 1.169 belegt. Davon lebten derzeit 375 Menschen in der Housing Area in Mainz-Gonsenheim. „Wir sind bereit, Menschen zu empfangen und unterzubringen“, betonte Heil: „Es ist dafür gesorgt, dass den Leuten, die vor Krieg fliehen, geholfen wird.“ Doch auch bei der Stadt herrscht die Befürchtung vor, dass die Zahl der bereit stehenden Plätze nicht reichen wird. Oberbürgermeister Michael Ebling und Sozialdezernent Eckart Lensch (beide SPD) riefen deshalb die Mainzer auf, private Unterkünfte für ankommende Ukrainer zur Verfügung zu stellen.

Mainz zeigt sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine - wie hier bei einer Mahnwache vor Kriegsausbruch. - Foto: gik
Mainz zeigt sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine – wie hier bei einer Mahnwache vor Kriegsausbruch. – Foto: gik

„Den Menschen, die ihr Land aufgrund des russischen Angriffs verlassen, wollen wir helfen., wir wollen ihnen Schutz und Sicherheit bieten, wo wir können“, betonte Ebling: „Wir bitten alle Mainzer, die helfen wollen: Stellen Sie Unterkünfte und Schlafplätze zur Verfügung, wenn Sie können.“ Der Krieg in der Ukraine „berührt uns als einzelne Menschen und als Stadt“, sagte Lensch: „Unser Ziel ist es, den Menschen zu helfen und Ihnen das zu bieten, was Sie in Ihrer Heimat auf der Flucht vor dem Krieg aufgeben mussten: Eine Unterkunft, Sicherheit und die Möglichkeit sich ohne Angst in Ihrem Umfeld zu bewegen.“

Auch im Landkreis Mainz-Bingen bereitet man sich derzeit vor allem darauf vor, geflüchteten Menschen eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen und diese zu betreuen: „Bisher ist die Zahl der Kriegsflüchtlinge in unserem Kreis noch niedrig“, sagte Landrätin Dorothea Schäfer (CDU): „Aber wir müssen davon ausgehen, dass auch bei uns viele Menschen aus dem Kriegsgebiet unterkommen wollen.“ Auch Schäfer bittet deshalb die Bürger, kurzfristig zur Verfügung stehenden Wohnraum zu melden. „Die Menschen brauchen gerade vor allem eine Anlaufstelle und ein Dach über dem Kopf“, betonte die Landrätin. Geflüchtete, die bereits hier sind und schon eine Unterkunft gefunden haben, werden gebeten, sich beim Einwohnermeldeamt anzumelden, das sei die Voraussetzung, um vom Landkreis im Bedarfsfall Hilfen in Anspruch nehmen zu können.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Hilfswelle für die Ukraine in Mainz lest Ihr auch hier bei Mainz&. Wer privaten Wohnraum, sei es eine Ferienwohnung, eine momentan leerstehende Wohnung oder ähnliches, hat, kann sich unter dieser Email-Adresse an die Stadt Mainz wenden: fluechtlingskoordination@stadt.mainz.de – weitere Kontaktmöglichkeiten liegen uns leider nicht vor. Im Landkreis Mainz-Bingen kann man freien Wohnraum unter der E-Mail-Adresse ukraine-hilfe@mainz-bingen.de oder telefonisch unter 06132/7873338 melden. Eine weitere Möglichkeit, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, bietet auch die Plattform des ukrainischen Generalkonsulats in Frankfurt über folgende Mailadresse: 61224calendar@gmail.com

Spenden&: Derzeit werden die Vereine des Hilfsbündnisses für die Ukraine von Sachspenden überhäuft, der Ukrainische Verein in Mainz nimmt deshalb etwa zurzeit KEINE Sachspenden mehr entgegen. Hilfe ist tatsächlich derzeit am effektivsten durch Geldspenden, damit können zielgerichtet Produkte wie Babynahrung, Powerbanks oder andere Bedarfsgegenstände gekauft und in die Ukraine gebracht werden. Die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft e.V. nimmt Spenden auf folgendem Konto an und stellt auch Spendenquittungen aus:

IBAN: DE49 5519 0000 0653 9900 10; BIC: MVBMDE55XXXBLZ: 551 900 00
Kennwort: „Ukraine-Hilfe“
Kreditinstitut: MAINZER VOLKSBANK MAINZ