Mitten in den Streit um eine Testpflicht in Kitas veröffentlichte die Würzburger Universität nun Ergebnisse einer Kita-Test-Studie, und da zeigte sich: Corona-Tests in Kitas können Infektionen frühzeitig erkennen und die Ausbreitung des Coronavirus effektiv verhindern. Trotzdem lehnt das Land Rheinland-Pfalz eine Testpflicht in Kitas weiter ab, ja in den Kitas im Land wird noch nicht einmal regelmäßig getestet. Dabei gab es in Mainz ein erfolgreiches Modellprojekt an Kitas mit Lollitestst – fortgesetzt wurde es nicht.

Der Würzburger Professor Oliver Kurzai am Mittwochabend im Interview mit dem SWR. - Screenshot: gik
Der Würzburger Professor Oliver Kurzai am Mittwochabend im Interview mit dem SWR. – Screenshot: gik

Das Fazit von Professor Oliver Kurzai war eindeutig: „Unsere Daten zeigen, dass wir mit einer Teststrategie in Kitas, die bestimmte Mindestanforderungen erfüllt, Infektionen in Kitas so frühzeitig erkennen können, dass wir eine Ausbreitung in den Kitas effektiv verhindern“, sagte der Professor für Mikrobiologie von der Universität Würzburg am Mittwochabend in der Landessschau Aktuell des SWR. Durch die frühzeitige Entdeckung der Infektionen könnten „ein größerer Ausbruch oder Sekundärinfektionen effektiv verhindert werden.“

Kurzai ist einer der Leiter der Würzburger Kita-Studie, seit dem Herbst 2020 untersuchen sie hier, wie Kitas in der Corona-Pandemie sicherer gemacht werden können. Im Herbst 2020 starteten die Würzburger Forscher eine Studie zu Corona-Tests in Kitas, rund 1.000 Kinder und Betreuer aus 9 Kitas der Stadt Würzburg wurden zur Teilnahme eingeladen – das entsprach einem Viertel aller in Würzburg betreuten Kinder unter 6 Jahren. Von September 2020 bis März 2021 wurde dann in neun Würzburger Einrichtungen untersucht, wie Coronatests in Kitas sicher durchgeführt werden können, und welche Methoden die höchste Akzeptanz haben.

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Kitakind beim Lollitest in einer Kölner Kita. - Foto: Stadt Köln / Thomas Banneyer
Kitakind beim Lollitest in einer Kölner Kita. – Foto: Stadt Köln / Thomas Banneyer

Eine zweite Studienrunde schloss sich von Mai 2021 an, nun legten Kurzai und sein Team erste Ergebnisse daraus vor. Eine wichtige Erkenntnis sei gewesen, dass sich Eltern und Erzieherinnen „besserer und sicherer fühlten und weniger Sorgen hatten“, wenn in der Kita regelmäßig getestet wurde“, sagte Kurzai weiter, das sei „ein direkter Nutzen für Eltern und Mitarbeiterinnen in Kitas.“ Es gebe Methoden, auf Sars-CoV-2 zu testen, die von Kindern und Erziehern gut angenommen würden, dazu gehörten Lollitests oder – wie in seiner Studie – Mundspülwasser-Tests. Weit über 90 Prozent der Teilnehmer hätten die Tests als völlig problemlos empfunden, berichtete Kurzai.

Dazu hätten mathematische Modellierungen gezeigt, dass die Tests eben dazu beitrugen, Ansteckungsketten frühzeitig zu unterbrechen, betonte Kurzai weiter. Mindestanforderungen seien dafür: Es müsse mindestens zweimal pro Woche getestet werden, davon einmal am Montag, das Testergebnis müsse noch am gleichen Tag vorliegen und mindestens 50 Prozent der Kinder müssten teilnehmen. In Bayern – wo ab dem 10. Januar eine Testpflicht in Kitas gilt – werde man nun eine Teilnahme von nahezu 100 Prozent erreichen und drei Tests pro Woche haben, sagte Kurzai weiter: „Das sind Bedingungen, die auch für Omikron ausreichend sind.“

Lollitest in einer Kita in Mainz-Weisenau im Mai 2021. - Foto: gik
Lollitest in einer Kita in Mainz-Weisenau im Mai 2021. – Foto: gik

In Rheinland-Pfalz lehnt Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) dagegen eine Testpflicht in Kitas weiter entschieden ab. Man setze „auf Freiwilligkeit“ in den Kitas, sagte eine Sprecherin ihres Hauses am Montag – doch die Freiwilligkeit führt lediglich dazu, dass in den meisten Kitas gar nicht getestet wird. Dabei gab es in Mainz im Frühjahr 2021 einen erfolgreichen Probelauf mit Lollitests in Mainzer Kitas, nachd3em es zuvor im März zu einem erheblichen Infektionsgeschehen durch die neue Beta-Variante des Coronavirus gekommen war.

Ab April 2021 wurden in allen rund 60 Kitas der Stadt regelmäßig Corona-Schnelltests bei den Kindern durchgeführt, der Mainzer Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD) schwärmte, dabei würden „PCR-Tests im Lolli-Format kindgerecht zum Einsatz gebracht.“ Die Lutschtests brachten innerhalb von 15 Minuten ein Testergebnis, die Tests „bringen den Einrichtungen die Sicherheit, dass niemand infektiöses hineinkommt und trägt dazu sei, dass die Inzidenzen nicht noch höher sind“, sagte Lensch damals.

Die Tests würden „super angenommen“ berichteten die Erzieherinnen, die Teilnahmequote betrug etwa in einer Kita in Mainz-Weisenau 60 Prozent  – fortgesetzt wurde das Projekt dennoch nicht: Das Land lehnte eine Fortsetzung als Modellprojekt ab, aus Kostengründen und weil angeblich Laborkapazitäten fehlten. Tests in den Kitas müssten von den Trägern der Einrichtung organisiert werden, heißt es zudem von Landesseite – doch viele Träger  scheuen die Kosten und verweisen wiederum aufs Land. „Die Lolli-Tests“, sagten die Erzieherinnen in Weisenau damals noch, „müssen unbedingt bleiben.“

Organisation der Lollitests in einer Kita in Mainz-Weisenau im Mai 2021. - Foto: gik
Organisation der Lollitests in einer Kita in Mainz-Weisenau im Mai 2021. – Foto: gik

„Wenn in Deutschland angesichts der Omikron Welle Kitas geöffnet bleiben sollen, brauchen wir eine verbindliche Teststrategie, damit Infektionen möglichst früh erkannt und größere Ausbrüche vermieden werden“, fordert auch der Kita-Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz. Regelmäßige Tests seien umso wichtiger, weil sich auch Kita-Fachkräfte trotz Impfung und Booster infizierten – fielen sie „gehäuft aufgrund einer Coronainfektion aus, ist die für unsere Gesellschaft systemrelevante Betreuung der Kinder nicht mehr gesichert“, warnt die Vorsitzende Claudia Theobald – auch Rheinland-Pfalz brauche dringend eine verpflichtende Teststrategie für die Kitas. „Es ist absolut unverständlich, warum in rheinland-pfälzischen Grundschulen verpflichtende regelmäßige Tests als zentrales Mittel bei der Bekämpfung der Pandemie gelten, in Kitas aber als nicht notwendig erachtet werden“, fügte Theobald hinzu.

Info& auf Mainz&: Unseren Bericht zu den Lollitests in Mainzer Kitas könnt Ihr hier noch einmal nachlesen. Informationen zur Würzburger Kita-Studie findet Ihr hier im Internet.

 

 

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