Mainz streitet derzeit besonders viel über den Autoverkehr, die klare Ansage von Seiten der Stadt ist: Autos sollen aus der Stadt verbannt werden, derzeit wird vor allem radikal gegen parkende Autos auf bisher geduldeten Flächen vorgegangen. Doch bei den Alternativen kommt Mainz eben auch nicht voran: Der Fahrradklimatest des ADFC bescheinigte Mainz gerade, in Sachen Fahrradinfrastruktur nicht voran zu kommen. Mainz rangiere weiterhin mit einer Note von gerade 3,97 im Mittelfeld und habe sich in zwei Jahren nicht verbessern können. Besonders dramatisch: Rheinland-Pfalz ist insgesamt Schlusslicht, das Fahrradklima sei „alarmierend schlecht“, klagt der ADFC.

Alle zwei Jahre befragt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Radfahrer in der ganzen Republik nach ihrer Meinung zum Thema Radfahren in Deutschland. Gefragt wird nach der Breite der Radwege und dem Zustand der Oberfläche, nach Wegweisung für Radler, Radmitnahme im ÖPNV, nach Konflikten mit Autofahrern und ganz allgemein, ob Radfahren in der jeweiligen Kommunen eher Spaß macht oder eher Stress verursacht.
Nun wurde der Fahrradklimatest 2024 vorgelegt, an der 11. Untersuchung bewerteten bundesweit 213.000 Bürger die Zufriedenheit mit den Radwegen und das Sicherheitsgefühl auf der Straße. Die grundlegenden Ergebnisse: Die Zufriedenheit der Radfahrenden habe sich leicht verbessert, vor allem hügelige Orte seien fahrradfreundlicher geworden – Dank E-Bikes. „In fast allen Großstädten zeigt sich, dass Investitionen in den Radverkehr – in breite, sichere Radwege, Fahrradbrücken und Fahrradparkplätze – sofort für mehr Zufriedenheit unter den Radfahrenden sorgen“, sagte der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat. Ein großes Problem sei aber weiter das Thema Sicherheit: Mehr als 70 Prozent der Radfahrer fühlten sich im Straßenverkehr nicht sicher.
Mainz stagniert: Keine Verbesserung beim Fahrradklima
Die großen Sieger im ADFC-Fahrradklimatest 2024 ist bei den Großstädten die Stadt Frankfurt, die sich mit deutlichen Verbesserungen auf Platz 1 vor Hannover und Bremen schiebt. In der Klasse der Städtezwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern, zu der auch Mainz gehört, führt weiter Münster vor Freiburg, Bonn verbessert sich auf Platz 5 – und Mainz liegt unverändert auf Platz 10 von insgesamt 25 Städten. Mainz liegt mit 3,97 Punkten nur noch leicht vor Wiesbaden, das mit 3,98 Punkten auf Platz 11 kommt. Schlusslicht ist Krefeld mit einer Durchschnittsnote von 4,51.

Auffällig dabei: Die Benotung von Mainz beim Fahrradklima hat sich seit Jahren nicht verbessert: Schon beim Fahrradklimatest 2016 erzielte Mainz eine Durchschnittsnote von gerade einmal 3,9, da war man gerade um vier Plätze abgerutscht und kam nur noch auf Platz 17. 2018 wurde Mainz dann neu in die Kategorie von Großstädten zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner eingruppiert, und kam mit einer Note von 4,0 auf Platz 11 – viel getan hat sich daran nicht.
Kritikpunkte waren damals in Mainz eine schlechte Oberfläche der Radwege (4,8), ein schlechtes Sicherheitsgefühl (4,4) und erhebliche Konflikte mit Autofahrern (4,4), für die Breite seiner Radwege bekam Mainz damals lediglich die Note 5. Detailergebnisse für Mainz wurden bei der Veröffentlichung der Ergebnisse am Dienstag nicht vorgelegt, beim ADFC Rheinland-Pfalz hieß es lediglich, Mainz stagniere: Die Landeshauptstadt Mainz rangiere mit einer Note von 3,97 im Bundesvergleich im Mittelfeld, „eine Verbesserung gegenüber der vorherigen Befragung konnte nicht erzielt werden.“
Dabei hatte Mainz zuletzt diverse Fahrradstraßen wie in der Hindenburgstraße ausgewiesen und auf rechtlich umstrittene Rad-Piktogramme auf der Fahrbahn gesetzt – Vorschläge von Initiativen wie etwa Mainz Zero zu neuen Radwegen etwa auf der Alicenbrücke wurden hingegen ignoriert. Zur Abstimmung waren Radfahrende bundesweit im Herbst 2024 aufgerufen, 1.047 Orte kamen mit der notwendigen Mindeststimmenzahl in die Bewertung.
Rheinland-Pfalz beim Fahrradklimatest Schlusslicht
Entsetzt äußerte man sich beim ADFC über das generelle Abschneiden von Rheinland-Pfalz: Das Bundesland schneide „alarmierend schlecht ab“, die Fahrradfreundlichkeit der Städte werde im Durchschnitt nur mit der Schulnote 4,2 bewertet, klagte der ADFC- das sei schlechter als in jedem anderen Flächenbundesland. In den Nachbarländern Hessen und Baden-Württemberg liege die Durchschnittsnote bei 3,8, Rheinland-Pfalz sei „Schlusslicht“.

Positive Beispiele fänden sich hingegen in Landau mit der Note 3,34, einem Spitzenwert, sowie in Koblenz, das seine Fahrradklima-Testergebnis in den letzten Jahren habe deutlich verbessern können: Von Note 4,7 im Jahr 2020 über 4,3 in 2022 auf nun 4,0. „Dieser Aufwärtstrend ist bundesweit bemerkenswert, auch wenn Koblenz weiterhin nur im ausreichenden Bereich liegt“, lobt der ADFC.
Der Fahrradclub fordert nun, die Landesregierung müsse dringend aufholen und deutlich mehr konsequente Förderung für den Radverkehr: „Rheinland-Pfalz darf beim Radverkehr nicht länger Schlusslicht sein“, kritisierte ADFC-Landeschef Bernd Lohrum: „Unsere Städte liegen im Fahrradklima-Test weit hinten, das ist ein eindeutiges Alarmsignal.“ Die Landesregierung sei in der Pflicht, die Radverkehrsförderung endlich zur Priorität zu machen, es gebe „hervorragende Vorbilder in anderen Bundesländern, wie eine ambitionierte Radverkehrspolitik zu besseren Ergebnissen führt. An diesen erfolgreichen Strategien sollte sich Rheinland-Pfalz orientieren, um den Anschluss nicht zu verlieren“, forderte er.
Info& auf Mainz&: Den ganzen ADFC-Fahrradklimatest 2024 mit allen Details und vielen Grafiken findet Ihr hier im Internet, die Auswertung für Rheinland-Pfalz gibt es hier beim ADFC Rheinland-Pfalz. Mehr zur Bewertung des Fahrradklimas in Mainz durch Radfahrer in den vergangenen Jahren könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.