Das Mainzer Landesmuseum ist in die Jahre gekommen, die Ausstellungen sind in Teilen nicht mehr zeitgemäß – und dann gab es da ja noch den Protest für den Erhalt der Steinhalle als Ausstellungsort für das reiche römische Steinerbe. Nun stellten Mainzer Innenministerium und Landesmuseum erste Maßnahmen zur Neukonzeption vor: Mit modernen Formaten will man das Museum fit für die Zukunft machen. Erste Schritte: Eine neue Ausstellung zum Jüdischen Erbe ab 2025 und Präsentationen Mainzer Funde – in der alten Steinhalle. Wie dort aber künftig die Präsentation der antiken Steinreste aussehen soll, das ist weiter unklar.

Die alte Steinhalle des Mainzer Landesmuseums, wie sie bis 2015 die zahlreichen Denkmäler zum Römischen Erbe präsentierte. - Foto: Mainz&
Die alte Steinhalle des Mainzer Landesmuseums, wie sie bis 2015 die zahlreichen Denkmäler zum Römischen Erbe präsentierte. – Foto: Mainz&

Das Mainzer Landesmuseum ist eines der ältesten Museen in Deutschland und gehört heute zu den bedeutendsten Museen von Rheinland-Pfalz – doch seine Präsentationen gelten als modernisierungsbedürftig, eine Neukonzeption als überfällig. Dabei gehören dem Museum reiche Sammlungen von Gemälden, Porzellan und Kunstgegenständen aus Epochen von der Vorgeschichte über Historizismus und Jugendstil bis hin zur Moderne. Berühmt ist zudem seine Sammlung römischer Steindenkmäler, die mit mehr als 2000 Einzelexemplaren zu den größten nördlich der Alpen gehört.

Genau diese Steindenkmäler waren bis 2016 in der sogenannten „Steinhalle“ präsentierte worden, der alten Reithalle der Mainzer Kurfürsten. Doch 2016 zog hier der rheinland-pfälzische Landtag während der Sanierung des Deutschhauses ein, komplett mit Plenargestühl und Lobby. Die Steinhalle wurde dafür mit einem riesigen Raumteiler versehen, für die antiken Monumente war nur noch wenig Platz – sichtbar blieben etwa der Dativius-Victor-Bogen und einzelne Steindenkmäler wie etwa der berühmte Blussus-Stein.

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Proteststurm für Erhalt der Steinhalle für Römischer Funde

Doch für berühmte Exponate wie etwa die Große Mainzer Jupitersäule oder zahlreiche Grabsteine und Statuen gab es im Landesmuseum seither keinen Platz mehr, als der Landtag 2021 deshalb zurück ins Deutschhaus umzog, waren die Erwartungen groß – schließlich hatte der frühere Landtagspräsident Joachim Mertes stets die Rückgabe der Steinhalle an das Museum versprochen. Doch der Ausbau des Plenargestühls verzögerte sich, als dann 2019 Landtagspräsident Hendrik Hering aus dem Interims-Plenarsaal ein „Demokratielabor“ zur Förderung von Demokratie-Bewusstsein machen wollte, erhob sich ein veritabler Proteststurm.

Die Lobby des Interims-Landtags in der alten Steinhalle des Mainzer Landesmuseums ab 2016 mit dem Dativius-Victor-Bogen und einigen Grabdenkmälern. – Foto: gik
Die Lobby des Interims-Landtags in der alten Steinhalle des Mainzer Landesmuseums ab 2016 mit dem Dativius-Victor-Bogen und einigen Grabdenkmälern. – Foto: gik

Ein Demokratie-Labor sei ja eine schöne Idee, aber doch bitte nicht in der Steinhalle, hieß es, nachdem Mainz& 2021 die Pläne öffentlich gemacht hatte. Die alte Steinhalle sei ein europaweit einmaliger Präsentationsort römischer Steindenkmäler mit einzigartiger Atmosphäre gewesen, der unbedingt wieder hergestellt werden müsse, forderten die Kritiker – Mainz drohe andernfalls eine irreparable Rufschädigung, gar von „Geschichtsvergessenheit“ war die Rede.

Der Freundeskreis des Landesmuseums schlug öffentlich Alarm und sprach sogar von „Wortbruch“, gleich reihenweise protestierten Verbände von Historikern und Archäologen sowie renommierte Geschichtsvereine gegen die „Zweckentfremdung“, ein Bürgerrat bildete sich, eine Petition mit mehr als 6.000 Unterschriften forderte schließlich den Erhalt der Steinhalle. Die wurde schließlich im Sommer 2023 vom Mainzer Innenministerium auch zugesagt: Bereits Anfang 2024 solle die Steinhalle mit einer neuen Präsentation wieder für Besucher zugänglich sein, hieß es damals.

Ausstellung zu jüdischem Erbe in Steinhalle, Innenhof als Oase

Dazu ist es bislang nicht gekommen, nun aber stellten Innenminister Michael Ebling (SPD) und Museumsdirektorin Birgit Heide erste Schritte für eine Neukonzeption vor. Man wolle das Museum „mit modernen Formaten und einer noch stärkeren Öffnung hin zum städtischen Leben“ fit für die Zukunft machen, und „Besucher von nah und fern anlocken“, hieß es dabei. Zentrale Elemente bei der Neukonzeption seien der Innenhof als Oase im Herzen der Landeshauptstadt, neue Ausstellungsmodule mit digitalen Elementen, die Bespielung der Außenfassaden des Museums – und „die einzigartige Steinhalle, die fortan wieder ganz dem kulturellen Erbe zur Verfügung steht.“

Wie viele Römische Denkmäler kehren am Ende in die Steinhalle zurück? Das ist weiter unklar. - Foto: gik
Wie viele Römische Denkmäler kehren am Ende in die Steinhalle zurück? Das ist weiter unklar. – Foto: gik

„Es ist ein Meilenstein, dass die Steinhalle fortan wieder voll und ganz musealen Nutzung zur Verfügung steht“, betonte Ebling bei der Pressekonferenz. In einem ersten Schritt solle in der Steinhalle ab 2025 eine neue Ausstellung „Jüdisches Erbe und Leben in Rheinland-Pfalz“ präsentiert werden. Dabei solle auch modernste Museumstechnik mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und Augmented Reality für die spätere Erneuerung der Dauerausstellung erproben werden.

Die Ausstellung zum Jüdischen Erbe, das seit 2021 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, soll dabei in den Teil der Steinhalle einziehen, wo bislang das alte Plenargestühl stand – dessen Ausbau ist nun abgeschlossen. Während die Ausstellung zum jüdischen Erbe laufe, werde parallel der dauerhafte Umbau der Steinhalle geplant, betonte Ebling weiter: Die Steinhalle werde künftig „wieder ohne Raumteiler erscheinen und multifunktionell nutzbar sein.“ Das jüdische Erbe und das UNESCO-Welterbe SchUM sollten anschließend „dauerhaft fester Bestandteil des Landesmuseums“ sein.

Steinhalle soll „Multifunktionshalle“ werden

Die Steinhalle soll also nach dem aufwändigen Ausbau des Raumteilers wieder in der vollen Länge ihrer 1.200 Quadratmeter Fläche erlebbar und bespielbar sein, geplant sei „ein Multifunktionshalle“, die auch für Veranstaltungen genutzt werde, hieß es nun. Das aber wirft Fragen auf, in welcher Form und Anzahl in der Halle nun künftig die römischen Steindenkmäler präsentiert werden. Eine Antwort darauf gab es diese Woche nicht.

Das antike Orpheus-Mosaik wird seit August 2023 im Marstall, einem Seitentrakt des Landesmuseums gezeigt. - Foto: gik
Das antike Orpheus-Mosaik wird seit August 2023 im Marstall, einem Seitentrakt des Landesmuseums gezeigt. – Foto: gik

Tatsache ist: Die Form der Präsentation in der alten Steinhalle war ebenfalls nicht mehr zeitgemäß, doch Tatsache ist auch, dass in den Archiven des Mainzer Landesmuseums und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Tausende von Funden aus der Römerzeit schlummern – ohne, dass die Bevölkerung davon etwas zu sehen bekommt. „Geben Sie dem Landesmuseum und den Mainzer Bürgern die Steinhalle komplett zurück!“, hatte deshalb 2021 die Vorsitzende des Freundeskreises, Elisabeth Kolz gefordert, und kritisiert: „Mainz verfügt über archäologische Schätze, die niemand mehr zu sehen bekommt!“

Zumindest in Teilen soll sich das nun wohl auch ändern: Ab 2026 solle es den neuen Ausstellungsteil „Mainz Kompakt“ geben, der „ausgewählte Highlights und Mainzer Funde schlaglichtartig präsentiert“, kündigte Direktorin Heide an. Dieses „Mainz Kompakt“ soll dann allerdings im ehemaligen Marstall angesiedelt sein, also jenem Teil, in dem seit Herbst 2923 bereits das Orpheus-Mosaik gezeigt wird. Dazu wolle man „das beliebte ‚Schaufenster der GDKE‘ noch sichtbarer machen, mit dem wir aktuelle Neu-Funde der Archäologie und andere spannende Projekte aller Direktionen der GDKE präsentieren“, kündigte Heide an.

Innenhof des Landesmuseums als Stadt-Oase für City-Events

Weitere Neuerungen sind zudem für den Innenhof des Landesmuseums geplant: Das Viereck wird schon jetzt für zahlreiche Veranstaltungen genutzt, künftig wolle man das Museum durch attraktive Angebote im Innenhof „noch stärker zur Stadt hin öffnen“, hieß es weiter. Dafür werde das Schwerlastregal für die Steindenkmäler im Innenhof abgebaut und der Hof so hergerichtet, dass die Aufenthaltsqualität noch weiter steige.

Der Innenhof des Mainzer Landesmuseums mit dem Schwerlastregal für Steindenkmäler (links). - Foto: gik
Der Innenhof des Mainzer Landesmuseums mit dem Schwerlastregal für Steindenkmäler (links). – Foto: gik

„Der Innenhof ist schon jetzt ein viel gefragter und beliebter Treffpunkt sowie Veranstaltungsort für unsere Kooperationspartner und bietet ein einzigartiges Potenzial, das wir durch eine sichtbare Aufwertung noch weiter ausschöpfen wollen“, sagte Heide. Durch eine Bespielung der Außenfassade – erst in der Weihnachtszeit mit einem „Adventskalender“, und ab dem kommenden Jahr mit neuen Fahnen und Bannern -, werde das Museum zudem nach außen sichtbarer.

„In Museen wird künftig immer mehr Interaktion und Erlebnischarakter gefragt sein – und genau das bieten wir mit der Neuaufstellung des Landesmuseums“, betonte Ebling: „Gerade in einer Stadt wie Mainz, die sich durch Gemeinsinn und Lebensart im öffentlichen Raum auszeichnet, haben wir die einzigartige Chance, das Museum zu einem Hot Spot des gesellschaftlichen Lebens zu machen und damit die Zugänglichkeit des kulturellen Erbes für jedermann und jederfrau zu erhöhen.“

Info& auf Mainz&: Die ganze Geschichte zur Steinhalle könnt Ihr noch einmal hier nachlesen, die Ereignisse mit dem Proteststurm haben wir hier zusammengefasst.