Die zweite Corona-Welle hält bislang weitgehend unvermindert an, gerade auch in Mainz: Am Mittwoch meldete das Gesundheitsamt Mainz-Bingen 112 neue Fälle alleine in der Stadt Mainz, 182 waren es zusammen mit dem Landkreis. Die 7-Tages-Inzidenz stieg auf erschreckende 260 pro 100.000 Einwohner, in Mainz ist die Corona-Lage damit weiter höchst angespannt. Das Robert-Koch-Institut sieht Mainz derzeit auf Platz 13 der bundesweiten Corona-Hotspots. Trotzdem sieht Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erste Anzeichen einer Abschwächung – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte hingegen vor einem hartem Winter: Die zweite Welle werde Deutschland noch lange beschäftigen.

Karte der Corona-Hotspots in Deutschland am 12. November 2020 laut RKI - Mainz liegt auf Platz 13. - Foto: gik
Karte der Corona-Hotspots in Deutschland am 12. November 2020 laut RKI – Mainz liegt auf Platz 13. – Foto: gik

Am Mittwoch wurden in Rheinland-Pfalz 924 Neuinfektionen gemeldet – binnen einer Woche kamen damit 5.562 neue Infektionen hinzu. Mehr noch: 35 Menschen starben an den Folgen einer Coronainfektion, am Donnerstag kamen weitere zehn Todesfälle hinzu – und eine Rekordzahl von 1.292 Neuinfektionen allein in Rheinland-Pfalz. Trotzdem sieht Ministerpräsidentin Dreyer „erste vorsichtige Anzeichen, dass sich die exponentielle Dynamik des Infektionsgeschehens abschwächt“, wie die MP am Mittwoch in einer Regierungserklärung im Mainz4er Landtag sagte. Zugleich betonte Dreyer, hinter jeder Zahl stehe ein Schicksal: „Bis heute sind 342 Menschen an und mit COVID-19 gestorben, auch bei uns trauern Angehörige und Freunde, kämpfen Menschen mit den Folgen ihrer COVID-19 Erkrankung“, sagte die Ministerpräsidentin mit Bezug auf die Zahlen vom Mittwoch.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte hingegen am Mittwoch noch einmal eindringlich: die zweite Coronawelle sei noch nicht vorbei: „Wir müssen davon ausgehen, dass die zweite Welle härter ist, und sie fällt vor allem in eine schlechte Jahreszeit“, sagte die Kanzlerin bei einem Termin in Berlin. Wegen der zunehmend schlechten und kalten Witterung halten sich die Menschen vermehrt in geschlossenen Räumen auf, neueste Studien zeigen deutlich: Die Infektionsgefahr steigt dadurch stark an.

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Corona-Infektionen häufen sich vor allem in geschlossenen Räumen bei langer Verweildauer, so neueste Studien - hier ein Restaurant vor der Corona-Pandemie. - Foto: gik
Corona-Infektionen häufen sich vor allem in geschlossenen Räumen bei langer Verweildauer, so neueste Studien – hier ein Restaurant vor der Corona-Pandemie. – Foto: gik

Eine Studie der amerikanischen Universität Stanford simulierte nun, wo sich zwischen März und Mai die meisten Menschen in großen Ballungsräumen der USA wie New York, Los Angeles und Chicago angesteckt hatten. Das Ergebnis bestätigt die bisherigen Verdachtsmomente – und ist eine schlechte Nachricht für alle Restaurants, Bars und Fitnessstudios: Bis zu 80 Prozent der Infektionen konnten die Forscher anhand von Handy-Bewegungsdaten und Infektionszahlen auf nur zehn Prozent der Orte zurückführen – es waren genau die Orte, an denen Menschen lange in größeren Gruppen verweilen. Die Wiedereröffnung von Restaurants, Cafés und Fitnesscentern habe die Infektionszahlen demnach am stärksten nach oben getrieben, so die Forscher laut einem Spiegel-Bericht.

Die gute Nachricht dabei: Wurde die Personendichte an einem Ort reduziert, sank sofort auch das Infektionsrisiko – und zwar um bis zu 80 Prozent. Die Studie wurden am 10. November noch als vorläufiges Paper in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlicht und muss noch den Revier-Prozess vor der endgültigen Veröffentlichung durchlaufen, die Zeitschrift sah die Ergebnisse aber als so relevant an, dass sie den Bericht vorab veröffentlichte – hier könnt Ihr ihn Euch selbst ansehen. Merkel betonte denn auch, die einschränolkenden Maßnahmen und Hygienekonzepte würden

Konnte noch keine Entwarnung geben: RKI-Präsident Lothar Wieler. - Screenshot: gik
Konnte noch keine Entwarnung geben: RKI-Präsident Lothar Wieler. – Screenshot: gik

Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) mochte am Donnerstag keine Entwarnung geben: Die Coronalage bleibe sehr ernst, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. „Wir werden noch ein paar Monate die Pobacken zusammenkneifen müssen“, sagte Wieler wörtlich in einer Pressekonferenz. Zwar habe sich der Anstieg der Neuinfektionen etwas verlangsamt, es sei aber noch zu früh um zu beurteilen, ob die Maßnahmen des Teil-Lockdowns seit 2. November wirkten. „Die Kurve flacht sich etwas ab“, sagte Wieler – warum genau, sei aber noch unklar. Die Abflachung könne auch daran liegen, dass die Labore mit der Auswertung der Tests an ihrer Kapazitätsgrenze angekommen seien.

Das RKI meldete am Donnerstag einen neuen Höchststand von 21.866 Neuinfektionen und 215 neue Todesfälle. 3.186 Patienten brauchen derzeit zudem laut dem offiziellen Intensivregister DIVI eine intensivmedizinische Behandlung, davon müssen 56 Prozent der Patienten beatmet werden, das sind in absoluten Zahlen 1.813 Patienten mit Covid-19. Damit schrumpft die Zahl der freien Betten auf den Intensivstationen in Deutschland dramatisch schnell. Seit Anfang September nehme der Anteil älterer Personen unter den COVID-19-Fällen wieder zu, warnte das RKI in seinem Situationsbericht vom Donnerstag. Da diese häufiger einen schweren Verlauf durch COVID-19 aufwiesen, steige ebenso die Anzahl an schweren Fällen und Todesfällen. Die Situation im Gesundheitssystem sei „zunehmend angespannt“, warnt das RKI.

Aktuelle Kurve der Neuinfektionen mit dem Coronavirus. - Quelle: RKI, Screenshot: gik
Aktuelle Kurve der Neuinfektionen mit dem Coronavirus. – Quelle: RKI, Screenshot: gik

Das Virus bereite sich inzwischen weitgehend diffus aus und häufe sich in Privathaushalten, aber zunehmend auch in Gemeinschaftseinrichtungen und Alten- und Pflegeheimen, auch Arbeitsumgebungen und religiöse Veranstaltungen rücken wieder in den Fokus. „Für einen großen Anteil der Fälle kann das Infektionsumfeld nicht ermittelt werden“, warnt das RKI. Es sei deshalb unbedingt notwendig, dass sich die gesamte Bevölkerung weiter konsequent an die Hygiene- und Abstandsregeln hielten – und das auch im Freien. Innenräume lüften, Masken tragen und Menschenansammlungen besonders in Innenräumen meiden, mahnt das RKI eindringlich.

Am Montag wollen Bundeskanzlerin Merkel und die Chefs der Bundesländer wie vereinbart erneut über die Coronalage beraten – dann sind die ersten zwei Wochen den November-Lockdowns bereits vorbei. Dass der Lockdown aber tatsächlich Ende November aufgehoben wird – das ist alles andere als klar. Merkel wollte Medienberichten zufolge am Donnerstag keine Garantie zum Ende des Lockdowns abgeben, eine Verlängerung in den Dezember wird nicht mehr ausgeschlossen. Derweil sind die November-Hilfen für die betroffenen Unternehmen noch immer nicht beschlossen und können weiter nicht beantragt werden.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) kündigte am Donnerstag an, es werde noch im November Abschlagszahlungen von bis zu 10.0000 Euro oder von 5.000 Euro für Solo-Selbstständige geben – das berichtet etwa das Redaktionsnetzwerk Deutschland. In den vergangenen Tagen hatte es zunehmend Kritik gehagelt, weil die Bundesregierung trotz großer Ankündigungen bislang noch immer keine Hilfen auf den Weg gebracht hat, viele Betriebe aber händeringend auf Unterstützung warten. Der Hotel- und Gaststättenverband warnte am Dienstag, 67 Prozent der gastgewerblichen Betriebe in Rheinland-Pfalz sähen sich aktuell  in ihrer Existenz gefährdet.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den geplanten Corona-Hilfen für November haben wir hier bei Mainz& aufgeschrieben. Was der Wellenbrecher-Lockdown im November bewirken soll, könnt Ihr in dieser Mainz&-Analyse nachlesen, wie die Clubbranche in Mainz unter der Coronapandemie leidet, lest Ihr hier bei Mainz& – und wie Ihr Künstlern in Not helfen könnt, findet Ihr hier. Den aktuellen Lagebericht des RKI findet Ihr zum Download samt vieler zusätzlicher Informationen hier im Internet.

 

 

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