Die Mainzelbahn hat mit ihren Baustellen in diesem Sommer die Mainzer Autofahrer ja schwer genervt, nun verbreitet der Geschäftsführer der Mainzer Verkehrsbetriebe (MVG), Jochen Erlhof, positive Nachrichten: „Wir haben den Höhepunkt der Baumaßnahmen überschritten“, sagte Erlhof am Montag bei einem Pressetermin. Von 31 Monaten geplanter Bauzeit seien 18 Monate schon geschafft – ab jetzt soll es besser werden. Davor haben die Planer aber noch einmal zwei heftige Baustellen gesetzt: In den Herbstferien wird der Binger Schlag am Arbeitsamt noch einmal zur Engstelle. Und am Wochenende wird noch einmal die A60 gesperrt.

Visualisierung MVG Mainzelbahn in der Marienborner Straße
Soll: So soll die Mainzelbahn mal über die Marienborner Straße rollen – Visualisierung: MVG

Es ist ein Mammutunternehmen, die Erweiterung der Mainzelbahn auf den Lerchenberg: 9 Kilometer neue Strecke, eine Erweiterung der bisherigen Straßenbahnstrecke von 19 Kilometern um praktisch die Hälfte mehr. In den vergangenen Wochen wurde deshalb noch einmal Kritik in Mainz laut: zu teuer, zu aufwändig – und sind Busse nicht viel praktischer, billiger und flexibler? Was bringt das Projekt Mainzelbahn eigentlich?

Erlhof: Mainzelbahn gut fürs Klima und mehr Sitzplätze

Viel, unterstrich Erlhof heute noch einmal: Ein besserer Nahverkehr mit kürzeren Taktzeiten, mehr Sitzplätze auf einen Schlag (73 zu 48 in einem Bus), eine bequemere Beförderung für den Fahrgast, dazu Zero-Emissionen und einen positiven Beitrag zum Stadtklima, zählte Erlhof auf. „Schon heute haben wir vier Millionen Fahrgäste mehr als 2009, wir haben über 40.000 Studierende – und Mainz wächst weiter“, argumentiert der MVG-Mann.

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Gleisstapel Mainzelbahn Marienborner Straße Richtung Bretzenheim
Ist: Noch stapeln sich an der Marienborner Straße die unverbauten Gleise – Foto: gik

Tatsache ist: Das 80-Millionen-Euro-Projekt wirbelt Mainz derzeit ganz schön durcheinander. Die Baustelle am Arbeitsamt und auf der Alicenbrücke sorgte wochenlang für heftige Behinderungen und lange Staus auf der Saarstraße, der Ostergraben in Bretzenheim ist gesperrt, die Haifa-Allee stark eingeschränkt. Auch in Marienborn hinterließ die Mainzelbahn im Sommer, Dreck, Sperrungen und Ärger. Und die Rampen an der Uni werden noch für Wochen gesperrt bleiben, eine Baustelle, auf der man zudem keinen Fortschritt sieht…

Arbeit an den Uni-Rampen verschiebt sich, Arbeiter hinter Spundwand

Die Arbeiten dort lägen hinter der großen Spundwand, berichtete Projektleiter Johannes Koeck am Montag, „deshalb sehen Sie dort nichts.“ Zudem wurde der Start der Bauarbeiten an den Rampen um einen Monat nach hinten verschoben – wegen der Sperrung der Schiersteiner Brücke im Frühjahr. Wahnsinn, wie die noch nachwirkt in Mainz. Und drittens habe man im Sommer alle Arbeiter am Binger Schlag vor dem Arbeitsamt konzentriert, um dort so schnell wie möglich fertig zu werden, sagte Koeck.

Baustelle Mainzelbahn blockierte Rampe Saarstraße an der Uni
Unirampen: Seit Monaten dicht, auch noch 2016 – Foto: gik

Insgesamt ist die MVG mit dem Baufortschritt aber zufrieden: Knapp vier Kilometer Gleise liegen schon, darunter allein zwei zusammenhängende Kilometer entlang des Ostergrabens. Unterbrochen ist die Strecke dort noch von dem alten Geflügelhof, der wird zum Jahresende von den Besitzern an die MVG übergeben, ab Januar 2016 wird der Hof abgerissen. Damit Ihr Euch keine Sorgen um die Besitzer macht: die erhalten einen neuen Bauernhof, ausgesiedelt aus Mainz. Die Vorrangfläche für die Mainzelbahn gab es nämlich schon vor dem Hof – nur dachte damals keiner mehr, dass hier tatsächlich mal eine Straba rollen würde 😉

Erlhof: Es wird nicht bis 2017 gebaut, Bauzeit endet 2016

Und Erlhof beruhigte: Die Fertigstellung der Mainzelbahn bis 2017 heißt nicht, dass bis zur letzten Minute gebaut wird – im Gegenteil. „Die gravierenden Bauarbeiten werden bis Ende 2016 abgeschlossen sein“, versprach er. Schließlich müsse die Strecke von Gutachtern abgenommen werden, es brauche Probefahrten, Mitarbeiter müssten auf der auf der Strecke geschult werden. Also noch ein Jahr Bauzeit…

Und so geht es nun mit den Baustrecken weiter:

Rampen an der Uni, Univorplatz: das wird sich wohl noch bis 2016 hinziehen. Was mit dem großen Jubiläum der Johannes-Gutenberg-Universität – 70 Jahre Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg – wird, ist noch unklar. Den Uni-Vorplatz baue das Land, man sei aber natürlich in Absprache, sagte Erlhof. Die Stützwände an der Saarstraße sollen bis Ende April 2016 fertig sein, die Rampen selbst bis März 2016, die Haltestelle Friedrich-Pfeiffer-Weg bis Juni 2016, die Fußgängerbrücke hier aber schon bis Ende April 2016.

Koblenzer Straße: Die Brücke für die Mainzelbahn über die Koblenzer Straße soll bis Mai 2016 fertig sein.

Trasse Mainzelbahn Marienborn
Auch in Marienborn fehlt noch das eine oder andere Gleis auf der Trasse – Foto: gik

Ostergraben/Bretzenheim: wird noch bis Sommer 2016 eine Baustelle bleiben, aber natürlich nicht mehr komplett aufgerissen wie jetzt. Ab Januar 2016 fällt der Bauernhof, dann kann hier die Lücke zwischen den Gleisen geschlossen werden. Dann aber geht’s in Bretzenheim noch weiter: die Querung der Marienborner Straße auf Höhe der Wilhelm-Quetsch-Straße wird von Februar bis April 2016 gebaut.

Haifa-Allee: Hier wird schon seit einem Jahr gebaut, nun soll die Kreuzung nach Marienborn endlich fertig werden – Anfang November soll es so weit sein.

Lerchenberg: Die Brücke für die Mainzelbahn soll im November fertig sein, ebenso die Erich-Dombrowski-Straße und die Hindemithstraße vom Kreise Brucknerstraße bis zur Wendeschleife. Der Bereich Hindemithstraße entlang der Gustav-Mahler-Siedlung soll bis Ende 2015 fertig sein.

Dazu gibt es am kommenden Wochenende und in den Herbstferien noch einmal zwei Großsperrungen:

Brücke Unterführung Mainzelbahn Marienborn von vorn
Für die Fertigstellung der Mainzelbahnbrücke über die A60 wird noch mal die Brücke gesperrt. Diese hier ist allerdings für die Bahn am Bahnhof Marienborn – Foto: gik

Sperrung Autobahn 60: Am kommenden Wochenende wird von Freitagnacht bis Sonntagnacht noch einmal die Autobahn 60 in Höhe Marienborn voll gesperrt. Es ist die fünfte und letzte Sperrung für die Mainzelbahn, nun wird das Tragegerüst an der Mainzelbahn-Brücke abgerissen. Bei der Sperrung nimmt die MVG übrigens auf das Mainz 05-Spiel am Freitagabend Rücksicht: Die Sperrung in Richtung Mainz und Bingen beginnt erst ab 22.00 Uhr, die Richtung Frankfurt und Rheinhessen erst ab Mitternacht – damit die Fans noch nachhause kommen.

Saarstraße: In den Herbstferien dann wird die Saarstraße noch einmal einspurig, und zwar stadtauswärts am Binger Schlag, das ist die Kreuzung am Arbeitsamt. Nachdem das Studiwohnheim hier neu gebaut, Versorgungsleitung dafür verlegt und in den Sommerferien die neue Straßenbahn-Weiche eingebaut wurde, wird hier nun die Straße verbreitert und der Bürgersteig verlegt – um mehr Platz zu schaffen.

Baustelle Mainzelbahn Binger Schlag
Der Binger Schlag wird in den Herbstferien noch einmal zur Engstelle wie im Sommer – Foto: gik

„Unser Ziel ist eindeutig, dass in den 14 Tagen hinzubekommen“, betont Erlhof. Im März oder April wird es hier noch einmal einen Engpass geben, wenn die neue Betondecke aufgetragen wird.

Erlhof bedankte sich im Übrigen ausdrücklich bei den Mainzern für ihr Verständnis und ihre Geduld. Im Übrigen betonte er noch einmal, die Straßenbahn werde durchaus in Zukunft auch am Stadion halten – wie man sie aber in das „gut funktionierende An- und Abtransportsystem“ für die Fans einbinde, werde sich weisen. „Wir haben am Ende alle Optionen“, betonte er, „mit einer vollen Straßenbahn am Stadion vorbei zu fahren und zu sagen Ätsch-Bätsch – auf den Gedanken kommt kein Mensch.“ Und fügte mit einer guten Portion Selbstironie hinzu: „selbst wir nicht…“

Info& auf Mainz&: Natürlich hat Mainz& schon ausführlich über die Mainzelbahn berichtet, einen grundlegenden Artikel dazu findet Ihr hier. Zur offiziellen Mainzelbahn-Seite der MVG mit aktuellen Informationen auch zu Sperrungen geht es hier entlang.

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