Generationswechsel beim Mainzer Carneval Club (MCC): Nach 25 Jahren gab Horst Seitz das Amt des Präsidenten eines der vier großen Mainzer Fastnachtsvereine ab – und hatte sich einen prominenten Nachfolger ausgesucht. Florian Sitte, Redner-Nachwuchsstar der Mainzer Fastnachtsszene führt ab jetzt den MCC, ihm zur Seite steht zudem ein deutlich verjüngter Vorstand. Damit führt nun „Angela Merkel“ einen der ältesten Mainzer Fastnachtsclubs, der nun mit einem deutlich verjüngten Vorstand in die Kampagne 2022 zieht – mit 2G und der Hoffnung auf zurückkehrende Normalität.

Der scheidende MCC-Präsident Horst Seitz mit seinem Vorgänger und dem Bild von Florian Sitte als Angela Merkel. - Foto: gik
Der scheidende MCC-Präsident Horst Seitz mit seinem Vorgänger und dem Bild von Florian Sitte als Angela Merkel. – Foto: gik

„Nach 25 Jahren, 250 Vorstandssitzungen und 250.000 Kilometern mein‘ ich, es wär genug“, zog Horst Seitz Bilanz einer Amtszeit, die man durchaus als Ära bezeichnen kann: 25 Jahre lang führte der Rechtsanwalt den Mainzer Carneval Club (MCC), es war sozusagen Ehrensache in der Familiendynastie: Opa Jakob Wucher gilt als Patriarch und MCC-Legende, der Enkel allerdings machte seine ersten Schritte woanders – beim Gonsenheimer Carneval Verein (GCV) stand Horst Seitz in den 1970er Jahren mit seinem Bruder Norbert auf der Bühne. Seinen Stammplatz als politisch-literarischer Redner fand Horst Seitz dann aber doch wieder beim MCC – 1996 wurde er als Nachfolger von Bernd Mühl Präsident des Clubs.

Nun aber gab der 74-Jährige die Schelle als Präsident ab, und bilanzierte: „Mein Regiment war eher ein mildes“, er habe sich damals „in dieses Amt nicht gedrängt, ich habe nur im richtigen Moment Ja gesagt.“ Nun gibt Seitz den Staffelstab an die jüngere Generation weiter, als seinen Nachfolger schlug er selbst Florian Sitte vor, der 41 Jahre junge Zahnarzt gehört zur Riege der jungen Rednerstars, die seit einigen Jahren die Mainzer Fastnachtsszene rocken – buchstäblich: Sitte gehört zur Riege der RotRockRapper der Mainzer Prinzengarde, die mit furiosen Songs wie „Ich hab Uniform“ veritable Hits landeten und mit der „Fastnight“ eine der beliebtesten jungen Fastnachtssitzungen ins Leben gerufen haben.

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Florian Sitte 2021 als "Angela Merkel" bei "Mainz bleibt Mainz". - Foto: gik
Florian Sitte 2021 als „Angela Merkel“ bei „Mainz bleibt Mainz“. – Foto: gik

Bundesweit wurde Sitte mit einem Schlag 2018 bekannt, als er bei der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ als Parodie von Kanzlerin Angela Merkel brillierte – seither gehört Sitte zur ersten Riege der politischen Redner in Mainz, und spielte in diesem Jahr auch eine wichtige Rolle bei den Planungen zur Corona-Sonderausgabe der Fernsehsitzung, ebenso wie bei den eigenen digitalen Auftritten des MCC wie der gestreamten DisTanz. Sitte wurde am Donnerstagabend denn auch einstimmig von der Mitgliederversammlung des MCC zum neuen Präsidenten gewählt, Horst Seitz mit minutenlangen stehenden Ovationen verabschiedet – und anschließend zum Ehrenpräsidenten des Clubs gekürt.

„Ich fühle mich sehr, sehr geehrt“, sagte der frisch gewählte Neue: „Ich weiß, was da für eine große Geschichte hinten dran ist, die Fußstapfen sind sehr groß, und ich versuche, sie auszufüllen.“ Der MCC steht, wie alle Fastnachtsvereine, vor der Herausforderung, das alte Brauchtum fit für die Zukunft zu machen, dazu litten die Vereine in der Corona-Pandemie stark unter Einnahmeverlusten, weil keine Veranstaltungen möglich waren. Man sei trotz allem „mit einem blauen Auge“ davongekommen, bilanzierte Seitz, und seufzte: Es habe geschmerzt, kein Publikum zu haben.

Stadionsitzung des MCC in der Mainz 05-Arena in der Corona-Kampagne 2021. - Foto: gik
Stadionsitzung des MCC in der Mainz 05-Arena in der Corona-Kampagne 2021. – Foto: gik

„Dass der MCC der Kampagne 2021 dennoch einen – wenn auch bescheidenen –  karnevalistischen Anstrich geben konnte, verdanken wir unserer Kreativität und dem Anspruch, unsere Brauchtumspflege auch in herausfordernden Zeiten zu gestalten“, sagte der scheidende Präsident. Die DisTanz sei „ein voller Erfolg“ gewesen, die MCC-Wagenhalle „eine beeindruckende Kulisse“ geworden. „Ich denke, wir haben ein Publikum begeistern können, dass wir unter Umständen nicht oder noch nicht in unseren Sälen finden konnten“, sagte Seitz.

Ein Erfolg sei auch die ungewöhnliche Fastnachtssitzung mit dem Fußballclub Mainz 05 in dessen Stadion gewesen, Seitz ließ durchblicken: Der MCC hätte das gerne fortgeführt. Doch Mainz 05 habe „eine etwas andere Vorstellung“, berichtetet der Alt-Präsident weiter, die Konsequenz: 2022 plane der MCC keine Neuauflage der Stadionsitzung. Acht eigene Sitzungen plant der Narrenclub nun für 2022, darunter eine Gemeinschaftssitzung mit dem MCV, das Narrenschiff sowie den FEIERabend, eine neue After-Work-Sitzung, die ohne Pause und für Firmen, Belegschaften und Vereine daherkommt.

Übergabe der Amtskette des MCC-Präsidenten von Horst Seitz (rechts) an Florian Sitte (links). - Foto: gik
Übergabe der Amtskette des MCC-Präsidenten von Horst Seitz (rechts) an Florian Sitte (links). – Foto: gik

Auch der MCC setze in der Kampagne 2022 ganz auf die 2G-Regel, sagte Sitte gegenüber Mainz&. „Wir haben lange darüber diskutiert“, sagte Sitte, „aber es ist einfach eine Frage des Brauchtums – wenn man es ein paar Jahre nicht macht, ist es fott.“ Ein Problem mit Absagen von Rednern habe der MCC deswegen nicht, betonte Sitte mit Blick auf die aktuelle Debatte um Fastnachtsveranstaltungen unter 2G. „Jeder sagt, klar machen wir das“, betonte er, „Hauptsache, wir können irgendwas feiern – und ohne 2G ist ja gar nichts normal.“

Er hoffe, „dass wir wieder relativ nah an die Normalität kommen“, sagte Sitte, das hänge aber ab von den Infektionszahlen und der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie. Der MCCV bereite sich intensiv vor, plane seine Veranstaltungen, verkaufe Karten, schreibe seine Vorträge, „alles andere liegt nicht in unserer Hand“, sagte der neue Präsident. Die Sitzungsleitung der „Fastnight“ werde er im Übrigen weitermachen, sagte Sitte, auch die große Fastnachtsparty der Prinzengarde findet unter der 2G-Regel statt.

Friedrich Hofmann verabschiedete sich 2020 nach 25 Jahren als "Till" - Foto: gik
Friedrich Hofmann verabschiedete sich 2020 nach 25 Jahren als „Till“ – Foto: gik

Der MCC wiederum musste zuletzt noch einen Abschied verkraften: Schon 2020 hatte Friedel Hofmann nach 25 Jahren sein Amt als Symbolfigur „Till“ auf der Reichstagskuppel beendet und der Paraderolle Adé gesagt, wegen der Corona-Pandemie konnte der Verein das erst jetzt in Präsenz würdigen. Hofmann habe „als Till Maßstäbe gesetzt und weit über Mainz hinaus gezeigt, wie fein, filigran und vornehm diese Mainzer Spielart der politisch-literarischen Fastnacht daher kommen kann“, würdigte Seitz den langjährigen „Till“: Lieber Friedel, so weh es uns tut: wir respektieren Deine Entscheidung – Dein Club sagt von Herzen: Danke, Friedrich!“

Hofmann gab nun auch sein Amt als Vizepräsident ab, als Nachfolger hatte sich Florian Sitte den zweiten großen MCC-Redner an seiner Seite gewünscht: Jürgen Wiesmann, Redner-Tausendsassa und Sitzungspräsident des MCC, bundesweit bekannt in seiner Paraderolle „Ernst Lustig“. Neu im geschäftsführenden Vorstand sind zudem Alexandra Neuert als Schriftführerin und Johanna Epple als Beisitzerin, Schatzmeisterin Margareta Müller bleibt im Amt.

Info& auf Mainz&: Den MCC mit allen Veranstaltungen für 2022 findet Ihr hier im Netz, mehr zur Geschichte des MCC und dem Prinzenpaar der Jubiläums-Kampagne 2020 findet Ihr hier bei Mainz&. Den letzten Auftritt von Friedrich Hofmann als „Till“ könnt Ihr hier noch einmal auf Mainz& nachlesen.

Der neue Vorstand des MCC komplett samt scheidendem Präsidenten Horst Seitz und Ex-Vizepräsident Friedrich Hofmann (beide ganz links). - Foto: gik
Der neue Vorstand des MCC komplett samt scheidendem Präsidenten Horst Seitz und Ex-Vizepräsident Friedrich Hofmann (beide ganz links). – Foto: gik

 

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