Die Sanierung des maroden Mainzer Taubertsbergbades steht vor dem ersten großen Umbau: Im Herbst 2019, direkt nach Ende der Sommersaison, soll der große Umbau des Schwimmerbeckens im Freibadbereich starten. Das bislang drei Meter tiefe Schwimmerbecken soll in einen Nichtschwimmer- und einen Schwimmerbereich umgewandelt werden, die Wassertiefe flacher und Sprudelelemente für zusätzliche Attraktivität sorgen. Zudem soll das Becken mit einer Traglufthalle wie in Mombach ausgestattet werden – um ab 2020 als Ersatz für das Sportbad dienen zu können. Dann nämlich soll der große Umbau beginnen: Das Sportbad muss wegen massiver Mängel grundlegend saniert werden, das Erlebnisbad wird eingestampft. Von der früheren Erlebniszone soll ein Teil zum Raum für die neue Saunalandschaft werden, die andere Hälfte ein Kinderbad mit Durchgang zum Sportbad.

Nach der Sommersaison 2019 soll nun das Freibad im Taubertsbergbad grundlegend saniert und attraktiver werden. Künftig soll hier eine Traglufthalle den Schwimmsport sichern. – Foto: gik

Am 1. Januar 2018 übernahm die Stadt Mainz nach der Insolvenz des vorherigen Badbetreibers Uwe Deyle das Schwimmbad, seither traten immer mehr Mängel zutage: Kacheln, Duschen, der Beton in Wänden und Böden, die Decken – und nun auch die Schwimmbecken selbst, alles leidet offenbar unter jahrelanger Vernachlässigung. „Wir müssen an das Sportbad mit dem Becken komplett ran, weil wir Probleme mit dem Beton des Beckens haben“, sagte nun Schwimmbadmanagerin Kerstin Stumpf. Damit ist klar: Auch das Sportbad im Inneren des Hallenbades muss komplett neu gemacht werden – das Taubertsbergbad ist eine einzige Baustelle.

Das hat auch Folgen für den restlichen Badbetrieb: Die neue Trägerin Stadtbad GmbH nimmt deshalb als erstes den Freibadbereich in den Fokus. „Wir müssen jetzt das Ganze vordenken“, sagte Stumpf – nach der Sommersaison beginnt deshalb der Umbau des Schwimmerbeckens im Freiluftbereich. Das 50-Meter-Becken ist bisher satte drei Meter tief, das sei eigentlich völlig veraltet, sagte Stumpf: Das tiefe Becken brauche eine erhebliche Wassermenge, die umgewälzt und geheizt werden müsse, das bringe hohe Kosten. Auch sei das Becken derzeit für Nichtschwimmer nicht nutzbar, weswegen es gerade im Sommer eigentlich immer ziemlich leer sei.

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Nun soll das Nichtschwimmerbecken mit Edelstahl saniert werden und künftig eine Tiefe von maximal zwei Metern bekommen. Die Hälfte des Beckens soll eine Stehtiefe bekommen und somit auch für Nichtschwimmer nutzbar sein, flexible Absperrungen wahlweise einen Betrieb als 25-Meter-Becken und als Vollbahn von 50 Metern ermöglichen. Zusätzlich sollen neue Sprudelelemente wie Wasserpilze das Becken attraktiver machen. Vor allem aber soll das Becken so auch für Nichtschwimmer nutzbar werden – und das sei wichtig für den Sportunterricht. „Sonst würde für die über die gesamte Sanierungsphase der Schwimmunterricht ausfallen“, sagte Stumpf.

Auch das Sportbad am Taubertsberg hat offenbar mehr Mängel als gedacht: Das Becken hat Betonprobleme, das Hallenbad soll ab 2020 komplett erneuert werden. – Foto: gik

Die ganze Sanierungsphase – das gilt voraussichtlich ab 2020. Dann nämlich muss das Sportbad für die grundlegende Sanierung geschlossen werden, und zwar komplett. Man wolle aber das Taubertsbergbad „unter allen Umständen am Laufen und geöffnet halten“, betonte Stadtwerke-Vorstand Daniel Gahr, und das gelte gerade auch für den Schwimmsport der Mainzer Schulen. Die sollen während der Schließung des Sportbades dann das Freibad nutzen können – mit Hilfe einer Traglufthalle. Das Konzept bewährt sich bereits seit vielen Jahren im privat geführten Mombacher Schwimmbad, nun soll es auch das Taubertsbergbad retten helfen.

Bis zum Sommer 2020 solle das neu sanierte Außenbecken fertig sein und auch mit den nötigen Verankerungen für die Traglufthalle ausgestattet sein, sagte Stumpf. 36 mal 64 Meter groß soll die Hallenkonstruktion werden, innerhalb dieser Abmessungen auch Platz für Container für Duschen und Umkleiden sein. Die Halle selbst sei schon für 400.000 bis 600.000 Euro zu haben, sagte Stumpf, auch weil man sparsam denkt: „Wir streben derzeit an, eine gebrauchte Halle zu übernehmen“, sagte die Geschäftsführerin.

Danach soll es an die Sanierung des Hallenbades gehen, und hier wird wohl wenig so bleiben wie derzeit: Schon im Oktober 2018 hatten die neuen Besitzer entschieden, das einstige Erlebnisbad nicht weiter zu führen: Die Schäden an der Substanz seien so gravierend, dass eine Sanierung nicht mehr wirtschaftlich sei, hieß es zur Begründung. Stattdessen soll nun das Sportbad wesentlich größer werden und zu einem Familienbad weiter entwickelt werden. Dazu soll der bisherige Teil des Erlebnisbades, in dem etwa die große Rutsche stand, dem Sportbad angegliedert werden. Der zweite Bereich des alten Erlebnisbades soll dann Teil der neuen Saunalandschaft werden.

Das Schwimmerbecken im Freibadbereich soll flacher und attraktiver werden und so für mehr Gruppen nutzbar sein. – Foto: Stadtwerke Mainz

Wann die Sanierungsarbeiten des Hallenbades fertig sein könnten, sei derzeit nicht abzusehen, sagte Stumpf auf Nachfrage weiter – auch die Kosten seien noch unkalkulierbar. „Wir brauchen erst die Architekten im Boot“, sagte Stumpf. Die Arbeiten am Freibadbecken veranschlagte sie mit mehr als 2,2 Millionen Euro, dafür habe man auch Zuschüsse bei der Klimaschutzstiftung beantragt. Auch abseits der großen Sanierungsschritte gehen die Ertüchtigungsarbeiten am Taubertsberg weiter: Zwischen dem 23. April und dem 6. Mai einschließlich wird das Schwimmbad wohl komplett geschlossen sein – in dieser Zeit soll die Steuerungstechnik für das Bad erneuert werden.

Diese Arbeiten ziehe man vor, da die Befürchtung bestehe, dass die derzeitige Steuerung nicht mehr bis zur Generalsanierung durchhalte. Nun werde ein neuer Schaltschrank als Provisorium aufgebaut, der aber über die Sanierung hinaus weiter verwendet werden könne. Damit wird die Liste der gravierenden Mängel im Taubertsbergbad, die der Vorbesitzer hinterlassen hat, noch ein Stück länger. „Das Bad umzugestalten ist ein steiniger Weg“, räumte denn auch Sportdezernent, Bürgermeister Günter Beck (Grüne) ein. Es sei aber richtig, jetzt fundiert vorzugehen.

Das 50-Meter-Becken soll künftig flexibler nutzbar sein, Absperrungen für getrennte Nutzungen des Schwimmer- und des Nichtschwimmerbereichs sorgen. – Grafik: Stadtwerke Mainz

„Die Mainzer Stadtbad AG ist angetreten, die Bausubstanz zu verbessern“, betonte auch Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), das oberste Ziel bleibe, ein Stadtbad zu betreiben und für Besucher und Vereinssport zu sichern. Inzwischen sei der Sprungturm saniert, die Technik ermögliche „einen geregelten Badebetrieb“, sagte Ebling weiter. Und mit der Entwicklung des Bades sei die Stadt auch durchaus zufrieden: Rund 238.000 Besucher hätten 2018 das Taubertsbergbad besucht, das seien rund 144.000 Gäste im Sportbad und 94.000 im Freibad gewesen – und deutlich mehr als in den Vorjahren, als zwischen 148.000 und 214.000 Besucher gezählt wurden. „Die Mainzer haben das Taubertsbergbad wiederentdeckt“, sagte Ebling.

Dazu trugen nach Darstellung der Stadt auch neue Angebote wie der Familien-Sonntag und Angebote wie 50-Plus-Aktiv bei, seit Januar gebe es auch eine Wassergymnastik am Samstag. Anfang März sei zudem erstmals gemeinsam mit einem Drittanbieter „Meerjungfrauenschwimmen“ im Bad angeboten worden. Auch erste Schwimmsportveranstaltungen hätten hier wieder stattgefunden – etwa die rheinland-pfälzischen Meisterschaften im Wasserspringen im Januar dieses Jahres.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den neuen Plänen fürs Taubertsbergbad sowie die gravierenden Folgen für die Stadt nach der Deyle-Insolvenz lest Ihr hier bei Mainz&. Infos zum Taubertsbergbad mit Öffnungszeiten, Angeboten und Eintrittspreisen gibt’s hier im Internet.

 

 

 

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