Die Hilfsbereitschaft für die von der Flutkatastrophe betroffenen Region im Norden von Rheinland-Pfalz ist unglaublich hoch, von allen Seiten melden sich Hilfswillige, Spendenfreudige und Unterstützer. Die Mainzer Universitätsmedizin schickt zehn Notärzte in den Kreis Ahrweiler, der Rüsselsheimer Autobauer Opel bietet jedem Flutgeschädigten kostenlos ein Ersatzfahrzeug. Ford aus Köln stellt geländegängige Fahrzeuge für Bergung und Aufräumarbeiten. Die Feuerwehr Nieder-Olm wird noch in der Nacht mit 15 Fahrzeugen ins Katastrophengebiet fahren – bei der Feuerwehr gingen binnen Stunden 700 Kubikmeter Hilfsgüter ein. Auch Mainz& hilft: Wir sammeln Powerbanks für die Betroffenen in der Katastrophenregion, wir wollen helfen, Kommunikation wieder herzustellen, damit sich Menschen wieder finden können.

Verwüstungen in Schuld an der Ahr am Tag 1 nach der Flutkatastrophe. - Foto: Jens Doumen
Verwüstungen in Schuld an der Ahr am Tag 1 nach der Flutkatastrophe. – Foto: Jens Doumen

Angesichts der ungeheuren Verwüstungen durch die Hochwasserkatastrophe im Norden von Rheinland-Pfalz und im Süden von Nordrhein-Westfalen kommt immer mehr Hilfe aus Mainz und dem Rhein-Mainz-Gebiet für die betroffenen Menschen. Die Mainzer Universitätsmedizin schickt zehn Notärzte und Notärztinnen in die besonders stark betroffene Region Ahrweiler. Die Einsatzkräfte sollen zunächst bis Samstagnachmittag vor Ort bleiben, je nach Beurteilung der Lage werde man weitere Notärzte entsenden, um das Ärzteteam vor Ort zu verstärken oder abzulösen, teilte die Uniklinik am Freitagabend mit.

Das hat auch Folgen für den Betrieb der Uniklinik in Mainz: Weil die Mediziner der Klinik für Anästhesiologie für den laufenden Betrieb der Universitätsmedizin nicht zur Verfügung ständen, könne es in Mainz zu längeren Wartezeiten kommen, betonte die Klinik. Nicht dringliche Operationen und Behandlungen könnten im Einzelfall auch ausfallen oder verschoben werden. „Angesichts der Notlage in Rheinland-Pfalz ist es uns ein Anliegen und selbstverständlich, dass wir den Menschen vor Ort rasch helfen, betonte Uniklinikchef Norbert Pfeiffer: „Diese Menschen brauchen uns jetzt!“

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Selbst Brücken wurden von den Fluten an der Ahr weggerissen, hier in Schuld. - Foto: Jens Doumen
Selbst Brücken wurden von den Fluten an der Ahr weggerissen, hier in Schuld. – Foto: Jens Doumen

Die Region entlang der Ahr wurde von der Katastrophe besonders betroffen, binnen Minuten stürzte eine wahre Sturzflut in der Nacht zum Donnerstag durch das Tal, riss Autos, Häuser und sogar Brücken mit sich. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach am Freitagmittag bereits von 60 Toten, am Freitagabend war bereits von 65 Toten die Rede, von 1300 Menschen weiß man allein in der Region Ahrweiler nicht, wo sie abgeblieben sind. Tausende Menschen haben alles verloren, was sie besessen haben, Strom, Wasserversorgung, Telefon – alles ist zusammengebrochen, sogar eine Gasleitung brach in der Eifel.

„Seit Mittwoch erleben wir eine verheeren Naturkatastrophe im Land, wie wir sie noch nicht erlebt haben“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte am Abend in einer Ansprach im SWR. Hunderte haben ihr Zuhause verloren, Brücken sind  zusammengebrochen. „Diese Naturkatastrophe können wir nur gemeinsam bewältigen“, betonte Dreyer. Auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) zeigte sich sich tief getroffen: „Das sind sehr bittere Tage für uns alle in Rheinland-Pfalz – und ganz besonders für die am härtesten getroffenen Regionen der Eifel“, sagte Ebling. Nun gelte es, „solidarisch und eng zusammen zu stehen und unsere helfenden Hände zu reichen.“ Die Katastrophe sei so nicht absehbar war gewesen, „nun gilt es, Hilfe in allen erdenklichen Bereichen zu organisieren und den betroffenen Regionen beizuspringen“, sagte Ebling.

Tonnen an Hilfsgütern wurden binnen weniger Stunden bei der Feuerwehr Nieder-Olm abgegeben. - Foto: Mainz&
Tonnen an Hilfsgütern wurden binnen weniger Stunden bei der Feuerwehr Nieder-Olm abgegeben. – Foto: Mainz&

Und das tun die Menschen: In Nieder-Olm wurde die Feuerwehr binnen Stunden nach einem Hilfsaufruf förmlich überrannt. „Es gab eine unvorstellbare Hilfswelle“, sagte Wehrleiter Michael Rott am Abend gegenüber Mainz&, „wir haben 650-700 Kubikmeter Hilfsgüter gespendet bekommen.“ Binnen weniger Stunden wurden bei der Feuerwehr in Nieder-Olm Kinderwagen und Babytragen, Geschirr, Kochtöpfe und Kleidung in ungeheurem Ausmaß abgegeben – die Feuerwehr musste schon am Mittag bitten, keine Spenden mehr vorbeizubringen. Ähnlich ging es den Feuerwehren in Essenheim oder Mainz-Hechtsheim, die Spendenbereitschaft ist riesig, die Menschen wollen helfen – doch noch kommt vieles zu früh: Viele Orte sind noch gar nicht zu erreichen, die Sachlage vielerorts völlig unklar.

„Wir werden mit 15 Fahrzeugen da heute Nacht hochfahren“, sagte Rott weiter, die Güter gingen an eine zentrale Annahmestelle im Bereich Ahrweiler. Die Feuerwehr sei beriets in Ahrweiler mit Manpower im Einsatz. „Das ist jetzt erst einmal nur ein erster Stepp“, sagte Rott weiter, „es gibt da Leute, die haben seit Tagen die gleiche Kleidung an.“ Was aber genau gebraucht wird, wo und für wen, das ist noch weitgehend unklar. „Ausgabeterminals und so, das muss erst noch aufgebaut werden“, sagte Rott.

Helfer sortieren Spenden für die Opfer der Hochwasserkatastrophe an der Ahr bei der Feuerwehr Nieder-Olm. - Foto: Mainz&
Helfer sortieren Spenden für die Opfer der Hochwasserkatastrophe an der Ahr bei der Feuerwehr Nieder-Olm. – Foto: Mainz&

Auch die Sammelaktion von „Mombach hilft“ wurde binnen Stunden mit Stapelweise Hilfsgütern bedacht. „Wir sind voll, richtig voll, aber wir haben noch Lagerkapazitäten“, sagte Daniela Gönner am Abend gegenüber Mainz&. Die Annahmestelle wurde inzwischen in die Turnhalle der Lemmchen-Grundschule verlegt. „Wir sammeln die nächsten drei Tage weiter“, versicherte Gönner, Hilfsgüter in Form von Kleidung, Hygieneartikeln und Geschirr könnten noch jeden Tag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr an der Lemmchenschule abgegeben werden. Die Hilfsgüter sollen am Dienstag in die Region Ahrweiler gebracht werden.

Spenden werden deshalb derzeit besonders gerne auch in Geldform entgegen genommen: Der Ingelheimer Pharmakonzern Boehringer Ingelheim spendete spontan eine Million Euro an das Deutsche Rote Kreuz, um die Katastrophenhilfe vor Ort zu unterstützen. Man sei mit den zuständigen Behörden im Austausch, um weitere Hilfsmaßnahmen zu unterstützen, teilte das Unternehmen mit. Der Wirtschaftsbetriebe von Boehringer Ingelheim werde in einem ersten Schritt am morgigen Samstag den Kreis Ahrweiler mit 2.300 Mahlzeiten versorgen.

Die Hochwasserfluten haben entlang der Ahr unglaublich Verwüstungen hinterlassen. - Foto: gik, Screenshot via ZDF
Die Hochwasserfluten haben entlang der Ahr unglaublich Verwüstungen hinterlassen. – Foto: gik, Screenshot via ZDF

Das Bistum Mainz spendete am Freitag 25.000 Euro für die Opfer der Flutkatastrophe, der Caritasverband für die Diözese Mainz beteiligte sich mit 5.000 Euro, ebenso die Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf zeigte sich auf Facebook schockiert und rief zum Gebet und auch um konkrete Solidarität auf. Der Mainzer Generalvikar, Weihbischof Udo Bentz rief zu Spenden für die Opfer auf. „Wir sind sprachlos und fassungslos über die Nachrichten und Bilder“, sagte Bentz, erst nach und nach werde das ganze verheerende Ausmaß dieser Katastrophe sichtbar. Bentz rief dazu auf, die Sonntagskollekten als Soforthilfe zu spenden, die Gelder würden an den Caritasverband des Bistums Trier geschickt.

Ganz konkrete Hilfe kam am Freitag aus Rüsselsheim: Der Autobauer Opel kündigte an, von der Flutkatastrophe Betroffenen kostenlos und unbürokratisch mit Autos zu helfen. „Die Bilder aus den Katastrophengebieten bewegen uns alle“, sagte Opel Deutschland-Chef Andreas Marx: „Wir möchten den Betroffenen wenigstens eine kleine Sorge nehmen und sie weiterhin mobil halten, falls ihr eigenes Fahrzeug aufgrund der Flut zerstört oder nicht mehr fahrbereit ist.“ Die Menschen benötigten ihre Fahrzeuge ja auch weiterhin für den Weg zur Arbeit und den Alltag. „Deshalb können sich Flutgeschädigte jetzt beim Opel-Partner vor Ort für die nächsten Wochen kostenlos ein Ersatzfahrzeug besorgen“, sagte Marx.

Hunderte von Menschen haben ihre Autos in den Fluten verloren. - Foto: gik, Screenshot via SWR
Hunderte von Menschen haben ihre Autos in den Fluten verloren. – Foto: gik, Screenshot via SWR

Betroffene können sich ab Montag über die Hotline des Opel Info Service (Telefonnummer unten) oder bei einem der Opel-Händler in den betroffenen Regionen melden. Im Zuge der Mobilitätsaktion „Ein kostenloses Ersatzfahrzeug für Flutgeschädigte“ können Betroffene kostenlos ein Auto für bis zu drei Wochen ausleihen. Die Bereitstellung eines Ersatzwagens werde von den Opel-Partnern vor Ort organisiert, es genüge eine Bestätigung, ausgestellt von den örtlichen Hilfsdiensten wie zum Beispiel THW, Polizei, Feuerwehr oder direkt von der Gemeinde, dass das eigene Fahrzeug aufgrund von Hochwassereinfluss nicht fahrbereit sei.

Auch der Kölner Autobauer Ford hilft mit Fahrzeugen im Katastrophengebiet: Ford stellte spontan eine Fahrzeugflotte für die Katastrophenhelfer im schwer getroffenen Rhein-Erft-Kreis zur Verfügung, zum Einsatz kommen vor allem allradgetriebene Ranger-Pick-ups und verschiedene Transporter der Transit-Familie im ebenfalls schwer getroffenen Erftstadt und Umgebung. Damit wolle Ford die Helfer, die sich für die Unwetteropfer der Region einsetzten, schnell und unbürokratisch unterstützen.

Und dann gibt es noch die kleinen Hilfsaktionen der besonderen Art: Der Mainzer Gastronom Michael Vogt, besser bekannt als Sweaty, kündigte am Freitag auf Facebook an: Er werde seinen gesamten Tagesumsatz in einer Kneipe „Good Time“ am kommenden Dienstag für die Opfer der Flutkatastrophe zu spenden. Das ist umso bemerkenswerter, als Vogt mit seiner Kneipe und dem Rockclub „Alexander the Great“ selbst zu den am stärksten von der Coronakrise betroffenen Gastronomen in Mainz gehört. „Gerade wir haben in dem letzten Jahr erfahren wie toll und auch überlebenswichtig die Hilfe anderer ist“, schreibt Vogt, „dass wir jetzt hier nicht einfach wegschauen können und dürfen.“

Mainz& sammelt Powerbanks für die Betroffenen der Flutkatastrophe. - Foto: gik
Mainz& sammelt Powerbanks für die Betroffenen der Flutkatastrophe. – Foto: gik

Mainz& hilft ebenfalls: Wir sammeln Powerbanks, um den Menschen in der betroffenen Region zu helfen, ihre Kommunikation wieder herzustellen und ihre Angehörigen zu finden. Allein im Kreis Ahrweiler werden derzeit rund 1.300 Menschen vermisst, bei vielen wird vermutet, dass sie sich schlicht nicht melden können, weil Telefone und Stromnetze ausgefallen sind. Wer deshalb eine Powerbank übrig hat oder vielleicht Unternehmen kennt, die Powerbanks auf Lager haben – bitte meldet Euch bei uns, am besten unter Info(at)mainzund.de, per Handy oder auf den sozialen Netzwerken. Die Powerbanks werden am Dienstag mit dem Hilfstransport aus Mainz in die Region Ahrweiler gehen.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Hochwasserkatastrophe im Norden des Landes Rheinland-Pfalz und in NRW lest Ihr auch hier auf Mainz&, mehr über die Spendenwelle genau hier. Hilfsgüter für die Region Ahrweiler können noch in den nächsten drei Tagen an der Lemmchen-Grundschule in Mainz-Mombach abgegeben werden, zwar jeden Tag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Es gibt inzwischen mehrere Spendenkonten für die Opfer der Hochwasserkatastrophe, wir listen hier die Größten auf:

Land Rheinland-Pfalz: Unter dem Kennwort „Katastrophenhilfe Hochwasser“ können Spenden auf folgendes Konto bei der Sparkasse Mainz überwiesen werden: Landeshauptkasse Mainz, IBAN: DE78 5505 0120 0200 3006 06, BIC: MALADE51MNZ

Bistum Mainz: Unter dem Stichwort „Hochwasser 2021“ können Spenden eingezahlt werden: Spendenkonto Diözesan-Caritasverband Trier, Pax-Bank, IBAN: DE43 3706 0193 3000 6661 21, BIC: GENODED1PAX
— Bündnis der Hilfsorganisationen „Aktion Deutschland Hilft“, Stichwort: Hochwasser Deutschland, IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30 (Bank für Sozialwirtschaft), Online spenden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de.

 

 

 

 

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