Eigentlich wäre die Weihnachtszeit wieder eine Zeit für Fernreisen, der Flug in warme Länder lockt normalerweise viele Menschen – doch in diesem Jahr macht erneut Corona einen Strich durch die Rechnung: Die vierte Corona-Welle hat im November zu einem neuen Knick im Luftverkehr geführt – die Erholung ist einstweilen abgesagt. Und mit Omikron droht der Luftfahrtbranche neues Ungemach. Am Frankfurter Flughafen reagiert man trotzdem mit Optimismus – und mit einer Anhebung der Landeentgelte. Die neue Gebühren sollen auch dazu dienen, lärmärmere Flugzeuge zu fördern, verspricht der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne).

Hoch im Sommer hatte sich die Luftfahrtbranche über wieder steigende Zahlen gefreut. - Foto: Fraport
Hoch im Sommer hatte sich die Luftfahrtbranche über wieder steigende Zahlen gefreut. – Foto: Fraport

Noch im Sommer- und in den Herbstmonaten hatte sich die Luftfahrtbranche über eine deutliche Zunehme der Flugbewegungen gefreut, doch das setzte sich im November nicht fort: So seien im verkehrsstarken Oktober noch 208.414 Flüge im deutschen Luftraum unterwegs gewesen, meldete die Deutsche Flugsicherung (DFS) nun. Im November seien es aber mehr als 33.000 Flüge weniger gewesen – „ein deutlicher Knick der Wachstumskurve“, schreibt die DFS.

Flughäfen, Fluggesellschaften und auch die DFS hätten eigentlich mit der Wiederaufnahme der Flüge in die USA Anfang November die Hoffnung auf stabilere Verkehrszahlen verbunden, schreibt das Langener Unternehmen weiter – doch das erfüllte sich nicht. Grund sind neue Reisebeschränkungen und Unsicherheiten durch die vierte Coronawelle, aber auch durch die neue Omikron-Variante. Damit verzögert sich die Rückkehr zum Vorkrisenniveau weiter – auch wenn 2021 schon wieder deutlich mehr geflogen wurde als im ersten Pandemiejahr 2020.

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So registrierte die DFS immerhin zwischen Anfang Januar und Ende November rund 1,497 Millionen Flüge im deutschen Luftraum. Das sei bereits einen Monat vor Jahresende mehr als im gesamten Vorjahr, schreibt die Flugsicherung weiter: Im ersten Corona-Jahr 2020 wurden wegen der massiven Reisebeschränkungen vor allem im Frühjahr lediglich 1,463 Millionen Flüge gezählt. In Frankfurt war der Flugverkehr damals um bis zu 90 Prozent eingebrochen und erholt sich seither nur langsam wieder. Trotz des Anstiegs 2021 sei das Verkehrsaufkommen aber weiter gering, meldete die DFS, und das vor allem gemessen an der Zeit vor Corona: 2019 hatte es im deutschen Luftraum noch insgesamt 3,337 Millionen Flüge gegeben. Damit liegt der Flugverkehr weiter bei weniger als 50 Prozent im Vergleich zu vor der Pandemie.

Parkende Lufthansa-Flugzeuge im Lockdown 2020 auf der Nordwestbahn Frankfurt. Foto: Lufthansa / Oliver Roesler
Parkende Lufthansa-Flugzeuge im Lockdown 2020 auf der Nordwestbahn Frankfurt. Foto: Lufthansa / Oliver Roesler

Beim Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport spricht man hingegen weiter von einer „fortgesetzten Erholung“: Es gebe eine „anhaltende Nachfrage nach touristischen Zielen in Europa sowie interkontinentalen Verkehren unter anderem nach Nordamerika“, teilte die Fraport in ihrem Monatsbericht mit. So habe man in Frankfurt im November rund 2,9 Millionen Passagiere gezählt – im Vergleich mit dem November 2020 sei das ein Plus von 341,5 Prozent gewesen.

Im ersten Corona-Krisenjahr 2020 hatte die Fraport allerdings auch 73 Prozent weniger Passagiere abfertigen können als im Vorkrisenjahr 2019, und auch im November 2021 verzeichnete man am größten deutschen Flughafen lediglich nur etwas mehr als die Hälfte des Niveaus von 2019 – die Passagierzahlen entsprachen einem Minus von 42,8 Prozent. Kumuliert über die ersten elf Monate des laufenden Jahres zählte die Fraport ein Fluggastaufkommen von rund 22,1 Millionen Passagieren in Frankfurt – das waren zwar 23,6 Prozent mehr als 2020, aber eben auch immer noch 66,4 Prozent weniger als 2019. Wegen der anhalten Einbußen hatte die Fraport im September zudem den Start des neuen Terminals 3 nach hinten verschoben, mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

Der Winter wird der Luftfahrtbranche wohl wieder rückläufige Zahlen bescheren: Omikron bremst Flugreisen aus. - Foto: Fraport
Der Winter wird der Luftfahrtbranche wohl wieder rückläufige Zahlen bescheren: Omikron bremst Flugreisen aus. – Foto: Fraport

Und der Aufschwung ist wohl erst einmal auch schon wieder vorbei: Für Dezember deute sich wegen der wieder steigenden Inzidenzwerte und damit einhergehender Reisebeschränkungen eine schwächere Passagierentwicklung ab, teilte die Fraport mit. Dabei hatte sich das Unternehmen Anfang November noch von einem „optimistischen Ausblick“ auf die Wintermonate gesprochen – Dank der Erholung des Tourismus in den Sommermonaten war der Umsatz wieder deutlich gestiegen.

Für mehr Umsatz sollen nun 2022 auch neue Landegebühren sorgen: Das hessische Wirtschaftsministerium genehmigte gerade die von der Fraport vorgelegte neue Entgelteordnung, die ab Januar gilt. Die Gebührenordnung sehe im Schnitt eine Erhöhung der Entgelte um 4,3 Prozent vor, informierte nun Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne), und lobte: „Die neue Entgeltordnung folgt dem Ziel der Landesregierung, zusätzliche Anreize für den Einsatz möglichst lärmarmer Flugzeuge zu verankern.“

Die neuen Landeentgelte in Frankfurt sollen lärmärmere Flugzeuge fördern. - Foto: gik
Die neuen Landeentgelte in Frankfurt sollen lärmärmere Flugzeuge fördern. – Foto: gik

Dafür würden die lärmabhängigen Flughafenentgelte für lautere Flugzeuge weiter erhöht. Der Einsatz von besonders modernen, lärmärmeren Flugzeugen werde durch Anpassungen an den sogenannten Noise Rating Index (NRI) stärker als bisher belohnt. Zusätzlich würden Nachlässe für Flüge, die ausnahmsweise in der Kernnacht zwischen 23.00 Uhr und 5.00 Uhr stattfinden, abgeschafft, um Flugbewegungen in dieser Zeit noch weiter zu reduzieren, betonte Al-Wazir.

Damit setze die Fraport „weitere ökonomische Anreize für Fluggesellschaften, in Frankfurt mit einem leiseren Flugzeug zu starten oder zu landen“, das freue ihn sehr, sagte der Minister. Allerdings sieht die neue Gebührenordnung gleichzeitig ein neues Incentive-Programm zur Stärkung des Luftverkehrs vor: Das neue „Recovery Program FRA 2022“ setze Anreize für alle Fluggesellschaften, um die Fluggastzahlen wieder an das Vorkrisenniveau anzunähern, informierte Al-Wazir weiter. Der Anreiz: Nachlässe auf die mit der neuen Entgeltordnung erhöhten Entgelte.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Lage der Luftfahrtwirtschaft in 2021 könnte Ihr auch noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Gerade erst, im September 2021, hatte die Fraport den wegen Corona den Start des neuen Terminals 3 nach hinten verschoben, mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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