Das Unverständnis über die Ungleichbehandlung der Kitas im Vergleich zu den Schulen nimmt immer mehr zu, am Dienstag protestierten deswegen sogar Erzieherinnen in Mainz. Nun forderte auch der Stadtelternbeirat in Mainz Tests für alle Kitas in der Stadt – und widerspricht Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD). Der behauptete kürzlich, es gebe Tests in allen Mainzer Kitas, die Elternvertreter widersprechen – und sprechen von großen Unterschieden in Mainz. Nun forderte selbst die Mainzer SPD ihren Dezernenten und SPD-Kreisvorsitzenden Lensch zum Handeln auf – die CDU schimpft derweil, die Stadt Mainz lasse Kinder, Eltern und Erzieherinnen im Regen stehen.

Die neue Vorsitzende des Stadtelternausschusses in Mainz, Daniela Gönner. - Foto: gik
Die neue Vorsitzende des Stadtelternausschusses in Mainz, Daniela Gönner. – Foto: gik

Vor wenigen Wochen konstituierte sich in Mainz ein neuer Stadtelternausschuss (StEA), und der spricht sich nun offen für „die zügige Einrichtung von niedrigschwelligen Testangeboten in allen Kitas“ in Mainz aus, um der aktuellen Infektionslage zu begegnen. Man rate angesichts der schnellen Verbreitung der hoch ansteckenden Omikron-Variante „dringend“ dazu, „ein breites, kostenloses und regelmäßiges Testangebot in allen Kitas umzusetzen.“

„Omikron lässt uns keine Zeit zum Abwarten“, betonte die neue StEA-Vorsitzende Daniela Gönner, gegenüber Mainz& sagt sie: Auch in Mainz werde nicht in allen Kitas getestet, zudem mache oft nur die Hälfte der Eltern mit. „Die Erfahrungen aus den Kitas im Mainzer Stadtgebiet zeigen, dass die Testquote sehr hoch ist, wenn Schnelltests (Lollitests) kostenfrei angeboten und vor Ort in den Kita-Alltag integriert vorgenommen werden“, heißt es in der Stellungnahme des Elternbeirats weiter: „Daher appellieren wir an das Stadtjugendamt und alle Kita-Träger, regelmäßige Testangebote mehrmals pro Woche für alle Einrichtungen zu organisieren.“

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Lensch: Testangebote in allen Kitas – StEA widerspricht

Darin sähen die Eltern „eine pragmatische Maßnahme, die den Erziehern, Kindern sowie allen Angehörigen in der akuten Situation großer Ansteckungspotentiale ein erhöhtes Maß an Schutz bietet.“ Die Lernprozesse der bereits regelmäßig testenden Kitas zu formalen und förderlichen Testprozeduren „werden der Stadt förmlich auf dem Tablett serviert“, betonte Gönner. Das müsse die Stadt einfach nur abschöpfen. „Wir müssen unsere Kinder schützen“, unterstrich die mehrfache Mutter.

Wird von seiner eigenen Partei zum Handeln für mehr Kita-Tests aufgefordert: der Mainzer Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD, rechts), hier mit Landes-Impfkoordinator Daniel Stich (SPD). - Foto: gik
Wird von seiner eigenen Partei zum Handeln für mehr Kita-Tests aufgefordert: der Mainzer Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD, rechts), hier mit Landes-Impfkoordinator Daniel Stich (SPD). – Foto: gik

Der Mainzer Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD) sagte dazu gegenüber Mainz&, es gebe „grundsätzlich in allen Kitas Angebote“, die aber „sehr unterschiedlich angenommen würden.“ Aus seiner Sicht mache eine Testpflicht in Kitas derzeit aber keinen Sinn: „Im Moment würde ich nicht sehen, warum wir die Testpflicht einführen sollten“, sagte er, es sei derzeit „nicht mehr möglich, die Infektionsketten zu stoppen.“ Wenn sich eine Kita bei der Stadt melde, bekomme sie aber ein Testangebot vermittelt.

Mainzer SPD bittet um mehr Testmöglichkeiten

Lensch ist derzeit auch immer noch kommissarischer Vorsitzender der Mainzer SPD, nun fordert ihn seine eigene Partei zum Handeln auf: Die SPD „bitte um mehr Testmöglichkeiten“, teilte die Mainzer SPD Ende vergangener Woche mit – man habe sich mit einem Schreiben an Dezernent Lensch gewandt. „Wir wissen, dass die Situation sowohl für das Kitapersonal als auch für die Kinder und deren Eltern zurzeit extrem belastend ist“, schreiben Jana Schneiß und Andreas Behringer darin. Man stehe auch weiterhin dazu, dass die Kitas geöffnet blieben – wegen der sozialen Kontakte , der Chancengleichheit und den Betreuungsangeboten für die Eltern.

„Dennoch muss Sorge dafür getragen werden, dass in den Kitas so viel wie möglich getestet wird, um bestmöglichen Gesundheitsschutz für Kinder, deren Familien und die Erzieherinnen und Erzieher der Stadt Mainz zu leisten“, heißt es in dem Brief weiter. Der Schutz durch Testungen sei höher, je mehr Kinder getestet würden – dafür brauche es aber nicht nur die Bereitschaft der Eltern, sondern auch Testmöglichkeiten, die für alle praktikabel seien. „Wir unterstützen die Forderung des Stadtelternausschusses, allen Mainzer Kitas die „Testung im Kita-Alltag“ zu ermöglichen“, betonen Schneiß und Behringer weiter.

Lolli-Tests in Kitas funktionieren gut und wurden bereits vielfach erprobt - wie hier in Köln. - Foto: Stadt Köln
Lolli-Tests in Kitas funktionieren gut und wurden bereits vielfach erprobt – wie hier in Köln. – Foto: Stadt Köln, Thomas Banneyer

Man wisse, dass sich Lensch selbst aktiv für die PCR-Lolli-Tests in Kitas eingesetzt habe,  „sollte es eine Möglichkeit auf Einsatz der PCR-Pooltests geben, sollte der Einsatz nicht am Geld scheitern und die Stadt Mainz die Kosten dafür übernehmen“, fordern die beiden Stadträte für die SPD-Stadtratsfraktion. Auch solle die Stadt das Projekt „Kitahelfer“ für die Randzeiten neu auflegen und auszubauen und zugleich den Kitas ermöglichen, von Öffnungszeiten abweichen zu können, wenn nur so der generelle Betrieb aufrechterhalten oder die Gruppentrennung gewährleistet werden könne.

CDU: Stadt lässt Kitas „im Regen stehen“

Gleichzeitig kritisierte SPD-Fraktionschefin Alexandra Gill-Gers die CDU-Opposition für ihre „einfach mal pauschalisierten Forderungen nach mehr Tests“ in Kitas. Tatsächlich hatte der Mainzer CDU-Chef Thomas Gerster zwei Tage zuvor die Forderung des StEA nach mehr Tests unterstützt: Die angespannte Situation in den Kitas sei „für alle Beteiligten belastend und gefährlich“, sagte Gerster, die Stadt aber stehle sich aus der Verantwortung: „Sie lässt die Kitas im Regen stehen und verschließt die Augen vor den steigenden Infektionszahlen“, kritisierte Gerster: „Diese Laissez-faire-Politik hilft den Betroffenen nicht weiter.“ Es brauche entschiedenes Handeln und ein klares Konzept, um die Kleinsten zu schützen.

Auch in Mainzer Kitas gab es bereits Lolli-Tests - das Projekt wurde nicht fortgesetzt. - Foto: gik
Auch in Mainzer Kitas gab es bereits Lolli-Tests – das Projekt wurde nicht fortgesetzt. – Foto: gik

„Wir müssen die Situation schnell unter Kontrolle bringen“, forderte auch der CDU-Fraktionschef im Stadtrat, Hannsgeorg Schönig. Mehr kostenlose Testungen bei den Kindern durchzuführen, sei dabei ein wichtiger Schritt. „Die Stadt muss die Kosten dafür vollständig übernehmen und sie allen Einrichtungen zugänglich machen“, forderte Schönig. Mit einem niedrigschwelligen Testangebot könne nachweislich die Testquote erhöht werden, das schütze Kinder, Eltern und die Erzieherinnen.

Das hatte kürzlich auch eine Studie der Universität Würzburg ergeben: Corona-Tests in Kitas könnten Infektionen frühzeitig erkennen und die Ausbreitung des Coronavirus effektiv verhindern, befanden die Forscher – besonders gut geeignete seien dafür die sogenannten Lolli-Tests. Die waren auch bereits bei einem Modellprojekt in Mainz im Frühjahr 2021 zum Einsatz gekommen, in allen rund 60 Kitas der Stadt wurden damals regelmäßig Corona-Schnelltests bei den Kindern durchgeführt. Die Tests würden „super angenommen“, hieß es damals bei Stadt Mainz und den Kitas – fortgesetzt wurde das Projekt dennoch nicht: Das Land lehnte eine Fortsetzung ab, aus Kostengründen und weil angeblich Laborkapazitäten fehlten.

Info& auf Mainz&: Mehr Schutz für die Kitas, eine Testpflicht und Lollitests für alle Einrichtungen forderten auch Teilnehmer einer Demo am Dienstag in Mainz – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&. Wie die Wut in Kitas wächst, und was das Land dazu sagt, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Einen ausführlichen Artikel über die Würzburger Kita-Test-Studie findet Ihr hier bei Mainz&. Unseren Bericht über das Modellprojekt Lolli-Tests in Mainzer Kitas vom April 2021 findet Ihr hier.