Kurz vor Pfingsten änderte die Stadt Mainz auf einmal die Verkehrsregelung an der Oberen Zahlbacher Straße: Das Stück zwischen „Am Gautor“ und „Am Römerlager“ ist jetzt auf einmal eine Einbahnstraße, die Durchfahrt für Autos nur noch in Richtung Gautor möglich. Die Stadt argumentiert, so könnten hier Bewohnerparkplätze eingerichtet werden. Die FDP zeigt sich derweil entsetzt: Die neue Regelung führe dazu, dass Rettungswagen aus der Altstadt nicht mehr direkt zur Uniklinik abbiegen könnten, und so bei Notfällen wertvolle Zeit verlören. Die FDP-Stadtratsfraktion fordert nun einen sofortigen Stopp aller weiterer Parkraummaßnahmen und die Erarbeitung eines gesamtstädtischen Verkehr-Masterplans.

Die Obere Zahlbacher Straße ist nun plötzlich Einbahnstraße in Richtung Gautor, auf der Fahrplan sollen Parkplätze entstehen. - Foto: gik
Die Obere Zahlbacher Straße ist nun plötzlich Einbahnstraße in Richtung Gautor, auf der Fahrplan sollen Parkplätze entstehen. – Foto: gik

Die Mitteilung der Stadt Mainz fiel knapp aus: Der Abschnitt der Oberen Zahlbacher Straße zwischen Am Gautor und Am Römerlager werde nun als Einbahnstraße eingerichtet, teilte das Verkehrsdezernat am 2. Juni 2025 mit. Ab dem 5. oder 6. Juni sei der Teilbereich nur noch von „Am Römerlager“ in Richtung „Am Gautor“ befahrbar, nicht aber aus Richtung Gautor, Zitadelle und Altstadt. „Für Radfahrende ist das Fahren gegen die Einbahnstraße zugelassen“, betonte die Stadt weiter – dass die Straße eine wichtige Querspange in Richtung Universitätsmedizin, Landwehrweg und Schlesisches Viertel ist, erwähnte die Stadt nicht.

Die Stadt argumentierte lediglich, durch den Wegfall des Gegenverkehres könnten auf der Fahrbahn neue Bewohnerparkplätze ausgewiesen werden. Dies sei „im Hinblick auf den geplanten Fernwärmeausbau in der Nikolaus-Becker-Straße und Schneckenburgerstraße geboten.“ Die beiden Straßen finden sich in dem Wohnareal am Fichteplatz, rund um diesen hatte es zuletzt heftige Proteste der Anwohner gegen das zunehmend rigide Vorgehen des Verkehrsdezernats gegen parkende Autos auf bislang geduldeten Flächen gegeben.

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FDP: Neue Einbahnstraße verzögert Rettungswagen zur Uniklinik

Die ÖDP hatte das Vorgehen als problematisch bezeichnet, zudem sammelte eine Petition unter dem Titel „Stadt stoppen“ Unterschriften gegen den „Knollen-Feldzug“, forderte eine Denkpause bei der Parkraum-Vernichtung und „ein umfassendes Konzept der Stadt Mainz, das fair, sozial und klimagerecht in allen Stadtteilen Parkflächen für Autos und Fahrräder zur Verfügung stellt.“ Die FDP hatte wegen des rigiden Vorgehens des Verkehrsdezernats in mehreren Mainzer Stadtteilen – darunter die Wallstraße und auch Bretzenheim – die Legalisierung von geduldetem Parkraum sowie ein ganzheitliches Parkraumkonzept für Mainz gefordert.

Rettungswagen an der Zufahrt zur neuen Notfallaufnahme der Mainzer Universitätsklinik. - Foto: gik
Rettungswagen an der Zufahrt zur neuen Notfallaufnahme der Mainzer Universitätsklinik. – Foto: gik

Nun also entschloss sich die Stadt offenbar, die Obere Zahlbacher Straße für Parkraum zu benutzen, am Pfingstwochenende war die Umsetzung bereits zu besichtigen. Davon aber zeigte sich nun die Mainzer FDP regelrecht entsetzt – und zwar mit Blick auf die Zufahrt von Rettungswagen zur Mainzer Unimedizin. „Ein Rettungswagen, im Einsatz aus der Altstadt vom Gautor kommend, kann jetzt nicht mehr in die Obere Zahlbacher zur Uniklinik einbiegen, um den Notfall zur Klinik zu bringen“, kritisierte der Vorsitzende der FDP Mainz-Oberstadt: Er steht stattdessen im Stau!“

Denn der Rettungswagen müsste jetzt weiter geradeaus über die Pariser Straße fahren, um dort rechts in die Straße am Römerlager einzubiegen. Auf der Karte sind das zwar nur wenige Meter Umweg, die aber gehen mit zwei Ampelkreuzungen einher. Zudem herrsche auf diesem Straßenstück der Pariser Straße oftmals Stau, wegen der engen Fahrbahnen ist hier auch nicht die Bildung einer Rettungsgasse möglich. Klann kritisierte, ein Rettungswagen verliere so im Notfall wichtige Minuten, das sei eine „völlig unüberlegte“ Regelung.

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FDP fordert sofortigen Stopp aller Parkraummaßnahmen

Die FDP-Stadtratsfraktion warnte nun, es gebe weitere Vorlagen des Amts für Verkehrswesen zur Reduzierung von öffentlichem Parkraum. „Wir fordern eine sofortige Aussetzung solcher Maßnahmen, solange die betroffenen Anwohner nicht umfassend einbezogen worden sind, sich einzubringen und auf kommende Änderungen einzustellen“, sagte FDP-Fraktionschefin Susanne Glahn. Dazu gehörten auch längerfristig Information an die Ortsbeiräte, damit auch diese die Möglichkeit hätten, sich mit solchen Entscheidungen zu befassen und Lösungen zu beraten.

Fordert sofortigen Stopp aller neuer Parkraummaßnahmen ohne Konzept: FDP-Fraktionschefin Susanne Glahn. - Foto: FDP Mainz
Fordert sofortigen Stopp aller neuer Parkraummaßnahmen ohne Konzept: FDP-Fraktionschefin Susanne Glahn. – Foto: FDP Mainz

„Was wir derzeit erleben, ist wieder ein übereiltes und einseitiges Vorgehen der Verwaltung, ohne die Betroffenen und Ortsbeiräte und ihre Bedürfnisse einzubinden und ernst zu nehmen“, kritisierte Glahn. Niemand sei gegen Verkehrsberuhigungen, wo sie geboten seien, „aber diese werden nun instrumentalisiert, um seit Jahrzehnten genutzte und auch benötigte Parkflächen abzuschaffen“, schimpfte sie: „Wer heute noch vor seiner Tür parkt, sollte wissen, dass das nach der Verkehrsberuhigung und den neuen Regelungen unzulässig sein wird und künftig mit Knöllchen geahndet wird.“

Dieses Vorgehen der Stadt stehe zudem „im klaren Widerspruch zu aufwendig inszenierten Bürgerbeteiligungen“, sagte Glahn, und verwies auf Bürgerbeteiligungen etwa im Regierungsviertel oder bei der Umgestaltung der Schusterstraße. „Echter Wille zur Bürgerbeteiligung sieht anders aus“, kritisierte sie. Anwohner und Mitglieder aus den Ortsbeiräten Bretzenheim, Oberstadt, Hartenberg/Münchfeld und Gonsenheim hätten Vertretern der FDP bestätigt, dass sie von den jüngsten Maßnahmen und den zugrundeliegenden Plänen neuer Verkehrsberuhigungen und ihren Folgen keine Kenntnis hätten.

FDP: Masterplan Verkehr „ohne beschönigende Rechenmodelle“

„In einzelnen Straßen und Quartieren, etwa um die katholische Kirche in Gonsenheim, haben sich in den engen historischen Strukturen nachbarschaftliche Parklösungen etabliert, die nun ohne Beteiligung der Bürger und ohne Not abgeschafft werden“, kritisierte Glahn weiter. Rund um den Fichteplatz würden nun „unter einem technischen Vorwand langfristige Veränderungen für den ruhenden Verkehr durchgesetzt, ohne die Auswirkungen transparent zu machen.“ Als Folge drohten auch hier zusätzliche Staus, weil der Verkehr nicht mehr geordnet in Richtung Bretzenheim und Zahlbach abfließen könne.

Petition der Mainzer FDP zur Legalisierung von seit Jahrzehnten problemlos genutzten Parkflächen-. - Foto: FDP Mainz
Petition der Mainzer FDP zur Legalisierung von seit Jahrzehnten problemlos genutzten Parkflächen-. – Foto: FDP Mainz

„Einmal gesetzte Markierungen und Schilder schaffen Fakten, die sich nicht mehr so einfach zurückdrehen lassen“, warnte auch Klann: „Wir haben in Bretzenheim bereits erlebt, wohin das führt – das Vertrauen der Bürger in Verwaltung und Politik wird nachhaltig beschädigt.“ Denn tatsächlich gingen an vielen Stellen lang genutzte Stellflächen und deutlich mehr Parkraum verloren.

Die FDP fordere deshalb neben einem sofortigen Stopp weiterer Maßnahmen zur Neuordnung des Parkens in Mainz, Transparenz über die tatsächliche Entwicklung von Stellplatzkapazitäten, „ohne beschönigende Rechenmodelle“, betonte Klann. Die baulichen Gegebenheiten in den betroffenen Stadtteilen müssten respektiert werden, ebenso gewachsene nachbarschaftliche Lösungen. Es brauche einen „gesamtstädtischen Masterplans für den ruhenden und stehenden Verkehr“ statt kleinteiliger Einzellösungen – und vor allem die ernsthafte Berücksichtigung der Interessen der Bürger.

Info& auf Mainz&: Mehr zum „Knollen-Feldzug“ in Mainz den dem Protest dagegen lest Ihr hier bei Mainz&.