UPDATE& — „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ wird 70 Jahre alt, und die große Jubiläumssendung dürfte ordentlich Schwung bekommen: Gleich ein halbes Dutzend musikalische Acts sollen in diesem Jahr die ehrwürdige Fernsehsitzung beleben, wie der SWR am Sonntag bekanntgab. Und das sorgt zugleich für ordentlich Frauenpower: Mit Kathrin Dohle vom „Trio Aeterna“ sowie Neustar Laura Müller feiern gleich zwei stimmgewaltige Sängerinnen ihre Premiere auf der großen Fernsehbühne. Dazu fünf Politikvorträge, vier Mal Kokolores und ein Wiedersehen mit Legenden – die große Fernsehsitzung kann kommen.

Es war am 17. Februar 1955, als sich der damalige Südwestfunk erstmals in eine laufende Fastnachtssitzung einschaltete: die Gemeinschaftssitzung von MCV und MCC. Eine Stunde lang übertrug das Fernsehen live unter dem Titel „Mainz, wie es singt und lacht“ die bunte Welt der Fastnacht ins Fernsehen – die Fernsehsitzungsfastnacht war geboren! 70 Jahre danach läuft die „Mutter aller Fernsehsitzungen“ immer noch, seit 1973 im jährlichen Wechsel von SWR und ZDF ausgetragen und unter dem Namen „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ weltweit bekannt.
Das große Jubiläum wird in diesem Jahr natürlich eine zentrale Rolle in der Fernsehsitzung am 28. Februar 2025 spielen: In einem kurios-nostalgischen Rückblick werden Legenden der Fernsehfastnacht wie Rolf Braun, der legendäre „Bote vom Bundestag“ Jürgen Dietz, die beiden Putzfrauen „Fraa Babbisch und Fraa Struwwelich“, die Tramps von der Palz sowie Herbert Bonewitz mit seinem legendären „Prinz Bibi“-Auftritt auf die Bühne zurückkehren – gespielt von heutigen Fastnachtsstars. Wie das aussehen wird, könnt Ihr schon einmal hier bei Mainz& nachlesen und ansehen.

Politik mit Till, Moguntia, Thomas Becker und Lars Reichow
„Mainz bleibt Mainz“ steht aber vor allem auch für die Besonderheit der politisch-literarischen Fastnacht, und die wird in diesem Jahr durch vier Redner plus X vertreten. Der SWR setzt dabei auf Florian Sitte, der zum zweiten Mal in die Symbolfigur des „Till“ schlüpft, dazu wird natürlich Johannes Bersch mit seiner „Moguntia“ seine Spitzen setzen. Etwas überraschend verzichtet der SWR aber auf ein Protokoll – dabei hätte es mit Chrissy Grom vom GCV eine fantastische Newcomerin in dem Fach gegeben, die zudem als erste Frau die Protokollerrolle bei einem der vier großen Fastnachtsvereine MCV, MCC, GCV und KCK ausfüllt.

Stattdessen wird Politikvortrag Nummer drei von Thomas Becker gegeben, allerdings seltsamerweise nicht mit seiner fantastischen Rolle als „Schweizergarde“, sondern als „Motivationsberater“. Wieder mit dabei ist Kabarettist Lars Reichow, dessen Nichtberücksichtigung für die Fernsehsitzung im vergangenen Jahr für einigen Ärger gesorgt hatte. Das war es aber noch nicht mit der Politik, auch wenn der SWR eine weitere politische Nummer kurioserweise unter „Kokolores“ einordnet: Kati Greule darf mit ihrer Polit-Kita das Publikum zu Lachsalven reizen – wie schon in der gesamten Kampagne – obwohl die Bundestagswahl mit dem heutigen Sonntag ja passé ist.
Die politischen Redner nähmen in diesem Bundestagswahl-Jahr die Herausforderung an, „dieses politische Großereignis in ihren Vorträgen zu kommentieren, keine leichte Aufgabe bei der zeitlichen Nähe“, sagten denn auch die verantwortlichen SWR-Redakteure Günther Dudek, Sabine Schäfer und Peter Thielen. Zugleich versprechen die Fernsehmacher: „Sie werden gewohnt witzig, frech, scharfzüngig und satirisch an die Themen rangehen. Die prominenten Politikerinnen und Politiker im Saal müssen sich also auf einiges gefasst machen – ihnen werden nach guter Mainzer Gepflogenheit wieder ordentlich die Leviten gelesen.“
Kokolores: Ernst Lustig, Heininger & Schier und Bersch als „Shirin“
Für den bunten Kokolores sind ansonsten ausschließlich Herren zuständig, allen voran Jürgen Wiesmann, der mit seinem „Ernst Lustig“ in diesem Jahr wieder ausgesprochen gut aufgelegt ist. Dazu darf erneut Alexander Leber den „Polizisten“ geben, während Christian Schier und Martin Heininger mit ihrem verrückten Papageien wohl wieder den Schlussvortrag abliefern dürften – auch ihr Auftritt war zumindest bisher in der Kampagne alles andere als politikfrei, strotzen die Mainzer Papageien mit Wiesbadener Migrationshintergrund doch vor Anspielungen auf ein bestimmtes aktuelles Thema. Ein herrlicher närrischer Spaß.

Einen Auftritt der wahrlich besonderen Art legt Johannes Bersch als „Shirin Davids Cousine“ hin: Die „Moguntia“ hat den Pilates-Hit „Bauch, Beine, Po“ auf Fastnacht und Rosenmontag gedreht – unglaublich. Markus Schönberg wiederum darf erneut als „Ignaz“ das Publikum erfreuen, wobei der Mann am Piano eigentlich schon zur musikalischen Sparte gehört. Und bei der geht „Mainz bleibt Mainz“ in diesem Jahr in die Vollen: Die Schnorreswackler dürfen ihr singendes Blumenbeet performen, und „Handkäs und sei Mussig“ sind mit ihrem Hit „Die Fee von gestern Nacht“ dabei, mit dem die junge Truppe im Januar den SSC Song Contest gewannen.
Das Bemerkenswerteste an der 70. Ausgabe von „Mainz bleibt Mainz“ ist aber vielleicht dies: Nach Jahren als fast Frauen-freier Zone gibt es in diesem Jahr geballte Frauenpower, und das neben Kati Greule vor allem an den Mikrofonen. Denn den musikalischen Einstieg in die Sitzung darf unter anderem die stimmgewaltige Powerfrau Kathrin Dohle vom „Trio Aeterna“ gestalten.

Frauenpower bei „Mainz bleibt Mainz“ mit Laura, Kathrin und Kati
Dazu gibt es ein zweites Sensations-Debut: Laura Müller, die Entdeckung der Kampagne bei der GCVrau, darf tatsächlich ihre Gänsehaut-Hymne „Wir sind Mainzer“ auf die Bühne des Kurfürstlichen Schlosses bringen. Gerade erst begeisterte Laura am Freitagabend 3.000 Gäste bei der „Stehung“ in der Mainzer Rheingoldhalle, nun gelingt der jungen Sängerin gleich in ihrer ersten Fastnachtskampagne der Sprung in die Fernsehsitzung. Ein Portrait von „Laura singt“ findet Ihr hier bei Mainz&.

Zum Einstieg in die Sitzung sind neben Kathrin Dohle außerdem das „Trio Aeterna“ Thomas Neger und das Duo „Dobbelbock“ aktiv, gemeinsam sollen sie ein Medley zum Jubiläum „70 Jahre ‚Mainz bleibt Mainz’‘“ performen, wie der SWR mitteilte. Wir gehen mal schwer davon aus, dass dabei die „Humba“ ebenso zu hören sein wird wie Evergreens wie „Wähle 06131“ oder „Gell, du hast mich gelle gern“. „Dobbelbock“ werden zudem, wie schon in der Kampagne, vom Ballett der Füsiliergarde begleitet.
Ein Hit ist allerdings für seine ganz besondere Sängerin reserviert: Margit Sponheimer, mittlerweile 82 Jahre alte Fastnachtsikone, wird natürlich ihren Mega-Hit „Am Rosenmontag, bin ich geboren“ singen – da ist Gänsehaut vorprogrammiert. Begleitung und Tusch kommen übrigens in diesem Jahr erneut von „Soundcheck“, der Sitzungskappelle des Kasteler KCK.
Sitzungspräsident Adi Guckelsberger, Wiedersehen mit Margit
Durch die Sendung führt in diesem Jahr nicht Andreas Schmitt, der langjährige Sitzungspräsident muss in diesem Jahr aus Gesundheitsgründen pausieren, und wird deshalb auch nicht als „Obermessdiener“ auf der Bühne stehen. Sitzungspräsident ist stattdessen Adi Guckelsberger, wie der SWR bereits vor zehn Tagen mitteilte. Guckelsberger, bundesweit als „Nachtwächter“ bekannt, gibt zudem in der Jubiläumsnummer den Rolf Braun, stilecht mit Brille und Bademantel. Sein Vertreter an der Sitzungsschelle ist Sebastian Grom, Sitzungspräsident des GCV.

UPDATE&: Angesichts von so viel musikalischer Fastnachtspower verzichtet der SWR allerdings komplett auf jegliche Ballettnummern, und das trotz der zahlreichen fantastischen Showtanzgruppen, die es inzwischen in der Fastnacht gibt – das hatten wir eben noch geschrieben, weil kein Ballett in der ankündigenden Pressemitteilung stand. Inzwischen hat sich der SWR aber korrigiert: Mit dabei ist auch die Showtanzgruppe „Fantasy“ vom MCV, die mit „Alice im Wunderland“ das Publikum verzaubern werden.
Dazu darf natürlich das MCV-Hofballett nicht fehlen, das traditionell das Finale gestaltet – natürlich gemeinsam mit dem Mainzer Hofsängern, die aber zuvor noch Teile ihres sehr modernen Medleys auf die Bühne bringen dürften. Dann ist „Mainz bleibt Mainz“ auch schon wieder vorbei, und mit „Sassa“ und „Olé Fiesta“ endet das Narrenspektakel auf der Bühne.
Info& auf Mainz&: Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ wird am 28. Februar 2025 ab 20.15 Uhr live aus dem Kurfürstlichen Schloss zu Mainz gesendet, dieses Jahr in der ARD. Einen ausführlichen Bericht über die Jubiläumsnummer zum 70. Geburtstag der Fernsehsitzung lest Ihr hier bei Mainz&.