Nun hat auch die Satirepartei „Die Partei“ ihren OB-Kandidaten – und schickt gleich mal eine Provokation ins Rennen: Der 23 Jahre alte Lukas Haker ist nämlich Wiesbadener. Daneben ist Haker seit dem 1. April 2021 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Wiesbaden, weitere Qualifikationen: unklar. „Hurra, Die PARTEI hat den wohl besten Oberbürgermeisterkandidaten gefunden“, teilte die Satirepartei am Sonntag mit: „Denn schlimmer geht nimmer.“

So suchte "Die Partei" einen OB-Kandidaten für die anstehende Neuwahl in Mainz. - Foto: Die Partei
So suchte „Die Partei“ einen OB-Kandidaten für die anstehende Neuwahl in Mainz. – Foto: Die Partei

Es ist bereits Tradition, dass sich „Die Partei“ auch bei Wahlkämpfen einmischt: 2019 hatte sie den angehenden Studienrat Martin Erhardt ins OB-Rennen geschickt, Erhardt machte eine überraschend gut Figur und mischte mit pfiffigen Auftritten und tiefgründigen Ideen manch eine Wahlkampf-Veranstaltung auf. Ende Oktober teilte „Die Partei“ dann mit, man suche nun einen Kandidaten für die OB-Wahl per Ausschreibung – wer Oberbürgermeister in Mainz werden will, muss hier übrigens nicht seinen Wohnsitz haben.

Am Sonntag hieß es dann: „Wir haben in einer Ausschreibung den besten Kandidaten für Mainz gesucht. Aber Kloppos Nummer hatten wir nicht, Tobias Mann hat abgesagt, bevor wir ihn fragen konnten und Sven Hieronymus hat zwar nachgedacht, aber am Ende haben ihm seine Frau und das Management (ist das nicht das gleiche?) mit Scheidung gedroht.“ Nun habe man „den wohl besten Oberbürgermeisterkandidaten gefunden“ – und stellte angesichts der traditionellen „Städte-Fehde“ zwischen Mainz und Wiesbaden prompt die provokative Frage: „Warum nicht mal ein Wiesbadener?“

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„Warum nicht mal ein Wiesbadener?“

„Wir wissen was Mainzer wollen“, heißt es in der Mitteilung weiter: „Grüne Parkflächen, einen Fußball Drittligisten, ein Kurhaus, ein Jagdschloss, eine Lerchenbergbahn, einen geilen Kletterwald und all das mit einer traumhaften Aussicht auf das andere Rheinufer. Also im Prinzip alles was Wiesbaden auch hat.“ Also habe man sich „den Wiesbadener mit dem meisten Know-How gesucht, den wir auftreiben konnten.“

OB-Kandidat der "Partei": Der Wiesbadener Lukas Haker. - Foto. Die Partei
OB-Kandidat der „Partei“: Der Wiesbadener Lukas Haker. – Foto. Die Partei

Lukas Haker sei „sehr gut, außerdem Stadtverordneter und, mit einem Alter von 23 Jahren, der wohl jüngste Oberbürgermeister den Mainz in seiner Stadtgeschichte haben könnte“, lobt die Partei ihren Kandidaten weiter, und stichelt: „Nachdem die SPD den Platz in über 70 Jahren warmgehalten hat, wird es dort Zeit für Abwechslung. Wir möchten den alten, weißen Mann durch einen jungen, weißen Mann ersetzen, denn unser Matz weiß was die Jugend will.“

Damit fährt „Die Partei“ gleich mal eine Breitseite nicht nur gegen die SPD; die seit mehr als 70 Jahren ununterbrochen den Oberbürgermeister von Mainz stellte, sondern auch gegen die CDU-Kandidatin, Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz: Die hatte sich mit ihrem Agieren gegen den Jugendtreffpunkt Winterhafen im Sommer scharfe Kritik eingefangen.

 

Viel ist über Haker ansonsten nicht bekannt: Der 23-Jährige trat 2017 in der „Partei“ ein und wurde 2020 bereits zum Kreisvorsitzenden gewählt. Haker trat 2021 als Spitzenkandidat seiner Partei bei der Kommunalwahl an und wurde prompt die den Wiesbadener Stadtrat gewählt. Seither arbeitete er zunächst eng mit den Linken zusammen, erklärte aber zum 1. Oktober seinen Austritt aus dieser Fraktion. In seiner Selbstauskunft für die Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung, die noch auf der Fraktionsseite der Linken zu finden ist, gibt Haker zudem an, einen Realschulabschluss zu haben, das Gymnasium vor dem Abitur aber abgebrochen zu haben.

Plakat der Satirepartei "Die Partei" zur Kür ihres OB-Kandidaten. - Foto: Die Partei
Plakat der Satirepartei „Die Partei“ zur Kür ihres OB-Kandidaten. – Foto: Die Partei

Als Themen nennt Haker: „AutofahrerX ärgern, Förderung Lokaler Spezialitäten und wahnsinnige Großbauprojekte“. Haker war bereits Mitglied im Wirtschaftsausschuss sowie im Ausschuss für Mobilität in Wiesbaden, sein Werdegang spricht aber eher für eine andere Maxime der „Partei“ für den OB-Wahlkampf 2022 in Mainz: „Schlimmer geht nimmer.“

Die OB-Wahl in Mainz wird nötig, weil der bisherige Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) am 13. Oktober überraschend zum Innenminister von Rheinland-Pfalz berufen wurde. Der erste Wahlgang soll nun am 12. Februar 2023 stattfinden – bislang treten fünf Kandidaten von CDU, SPD, FDP und Grünen sowie der parteilose Nino Haase als OB-Kandidaten an, mit Haker sind es nun sechs.

Info& auf Mainz&: Alles zur OB-Wahl in Mainz 2022-2023, alle Kandidaten und Entwicklungen findet Ihr in unserem Mainz&-Dossier zur OB-Wahl – genau hier.

Korrektur&: Herr Haker hat uns darauf hingewiesen, dass er inzwischen aus der Fraktion der Linken ausgetreten ist – im Internet stand er noch auf deren Seite. Nun ja. Wir haben die Infvormation natürlich ergänzt.