Der Schoppestecher ist das Zugplakettcher für den Mainzer Rosenmontagszug des Jahres 2024 – wenig überraschend: Denn die Umhängefigur passt damit genau zum Mainzer Fastnachtsmotto für die kommende Kampagne, das der Figur des weinfreudigen Kneipengängers huldigt. Die wirkliche Besonderheit ist eine andere: Das Zugplakettcher kehrt zurück zu seinen Ursprüngen. Gefertigt wird es nämlich nicht mehr in Fernost, sondern von den Enkeln des Erfinders des Zugplakettchers, Adam Krautkrämer. Der Wermutstropfen: Das Zugplakettcher ist nicht mehr vierfarbbunt, sondern in schlichtem Grau gehalten.

Es war im Jahr 1948, als in Mainz der 72. Katholikentag stattfand, und so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Verantwortlichen vor einem Problem: Wie das Event finanzieren? Mit einer Plakette wurde das Problem gelöst, mit dem Verkauf der Blechplaketten der Katholikentag finanziert. Zwei Jahre später sollte der erste Rosenmontagszug nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Straßen von Mainz rollen – und die Narren standen vor dem gleichen Programm: Woher das Geld für das Spektakel nehmen?
Mitglied im Mainzer Carneval Verein (MCV) war damals ein bekannter Blechfabrikant aus dem rheinhessischen Budenheim vor den Toren von Mainz; Adam Krautkrämer. „Der sagte: Machen wir es den Katholiken nach“, erzählt MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig – das Zugplakettcher war geboren. Seither gibt es jedes Jahr eine Umhängefigur, die passend zum jeweiligen Fastnachtsmotto ausgestaltet wird – und deren Verkauf maßgeblich zur Finanzierung eines der größten Fastnachtsumzüge der Republik beiträgt.
Enkel des Erfinders Krautkrämer fertigen das neue Zugplakettche
„Zwei Jahrzehnte lang kam das Zugplakettcher aus Fernost“, berichtete Schönig nun weiter, das habe ihn gewurmt: „Es war die Frage: gibt es da keine Alternative? Gibt es keine Chance, hier so etwas regional herzustellen?“ Wie die Geschichte es will, spielte auch hier die Familie Krautkrämer erneut Schicksal: „Im Großen Rat des MCV sitzen noch heute zwei Brüder mit dem Namen Krautkrämer“, berichtete Schönig weiter. Die Brüder leiten heute die Firma Bericap, ein Weltmarktführer für Kunststoffverschlüsse für Flaschen – und dort beschloss man kurzerhand, die Familientradition fortzuführen.

„Wir haben in Kooperation mit der Firma Bericap die Produktion von Fernost wieder hierher geholt“, sagte Schönig. Damit knüpfe die Firma an eine alte Familientradition an: „Was der Großvater gestartet hat, führen die Enkel jetzt fort“, freute sich Schönig. Der MCV habe damit seinen ökologischen Fußabdruck deutlich verbessert, und das wolle man auch dauerhaft beibehalten. Gefertigt wurde das neue Zugplakettcher am Ende im 3D-Druckverfahren in einer Fabrik von Bericap in Ungarn.
Die Kordeln wiederum wurden vom Wiesbadener Integrationsbetrieb Facettenwerk, dort seien insgesamt 33 Kilometer Kordeln an die Figuren geknotet worden. „Wir mussten eine Figur schaffen, die komplett in Europa zu fertigen ist“ sagte Schönig. Heraus kam passend zum Mainzer Fastnachtsmotto des Jahres 2024 die Figur des Schoppestechers – Modell dafür stand das Denkmal des Schoppestechers, der vor dem Proviantamt in Mainz steht. Deshalb sei das Plakettcher auch in Grau gehalten, betonte man beim MCV.

Das Zugplakettcher gibt es in einer Auflage von 40.000 Stück zum Preis von 6,- Euro ab dem 11.11. zu kaufen. Eine Besonderheit bietet der MCV dann noch ab Januar: Dann gibt es genau 7.777 Zugplakettcher in Goldfarbe, die seien auch durchnummeriert, und sollten für den guten Zweck versteigert werden. Am 11.11. lädt der MCV nun zur großen Party auf den Schillerplatz, die Fastnachtskampagne beginnt dann am 1. Januar 2024. Dann steht ganz Mainz unter dem Motto: „Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein, die ganze Welt zum Schoppe ein.“
Info& auf Mainz&: Mehr zum Fastnachtsmotto 2024 und dem „Schoppestecher“ lest ihr hier auf Mainz&. Mehr zum 11.11. und der großen Party auf dem Schillerplatz könnt Ihr hier bei Mainz& lesen.