Am Donnerstag verlängerten Bund und Länder wegen der anhaltenden Corona-Pandemie das geltende Verbot von Großveranstaltungen bis Ende Dezember, nun steht auch der Mainzer Weihnachtsmarkt auf der Kippe. Die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) stellte am Freitag im Mainz&-Interview klar: „Das klassische Budendorf am Dom, so kann es dieses Jahr nicht werden.“ Abgesagt ist der Weihnachtsmarkt damit aber noch nicht: Eine Variante sei, die Buden über die ganze Stadt zu verteilen, sagte Matz. Doch nach den Erfahrungen mit der City-Oase ist man bei der Stadt vorsichtig geworden.
Bund und Länder hatten wegen der erneut gestiegenen Infektionszahlen mit dem Coronavirus am Donnerstag die Bestimmungen zum Schutz gegen die Pandemie erstmals wieder verschärft: Ein Mindestbußgeld von 50,- Euro bei Verstößen gegen die Maskenpflicht, schärfere Regeln bei Reisen in Risikogebiete, und auch Feiern stehen nun wieder schärfer unter Beobachtung. Dazu verlängerten die Regierungschefs das Verbot für Großveranstaltungen – damit brach sofort die Debatte los: Können unter diesen Bedingungen Weihnachtsmärkte überhaupt stattfinden? In Köln wurde der große Weihnachtsmarkt am Dom bereits abgesagt, Mainz& fragte deshalb bei der Stadt Mainz nach.
„Das wird noch mal eine große Herausforderung“, sagte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) im Gespräch, und stellte klar: „Das klassische Budendorf am Dom, so kann es dieses Jahr sicher nicht werden.“ Dennoch: Absagen will Matz das Weihnachtsdorf bislang nicht, auch die Länderchefs taten das am Donnerstag nicht: Auf eine generelle Absage von Weihnachtsmärkten habe man sich bewusst noch nicht verständigt, sagte der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in Berlin – die Ausrichtung solcher Märkte hänge sehr stark von den Infektionszahlen in der jeweiligen Stadt und von regionalen Gegebenheiten ab.
„Die Frage ist ja auch, was eine Großveranstaltung ist“, sagte Matz, gemeint seien damit bisher vor allem Konzerte, Fußballspiele und größere Events. „Wir gehen bislang davon aus, dass ein Weihnachtsmarkt ein sogenannter Spezialmarkt ist“, sagte Matz. Stufe die Landesregierung Rheinland-Pfalz die Märkte so ein, dann würden die bekannten Regeln gelten: Der Markt müsse „eingehaust“, also umgrenzt sein, Zutritt hat nur eine beschränkte Anzahl von Personen, die Laufwege werden markiert, es gelten strenge Abstandsregelungen. „Wenn der Weihnachtsmarkt analog zu einem Wochenmarkt behandelt würde, hätten wir eine Basis für die Planungen“, sagte Matz.
Das Wirtschaftsdezernat habe sich aber natürlich bereits Gedanken über einen Corona-konformen Markt gemacht, betonte die Dezernentin, das Ziel sei, den Marktbeschickern, die seit März oft keine Einnahmen gehabt hätten, die Möglichkeit zu geben, ihre Waren anzubieten. „Wir haben die Köpfe über den Stadtplan gebeugt und überlegt, wie könnte man die Stände entzerren“, sagte Matz: „Die Idee ist, das möglichst großräumig so weit zu entzerren, dass keine Menschenansammlungen an einem Platz entstehen.“ Eine Variante sei, die Buden über die ganze Stadt zu verteilen, für knapp 100 Stände müsste dann Platz gefunden werden, darunter sind gut ein Dutzend Glühweinstände, 33 Kunsthandwerksangebote und zahlreiche Essensstände.
„Unproblematisch sind aus unserer Sicht alle Kunsthandwerkstreibende“, sagte Matz, hier sei ein Riesenandrang nicht zu erwarten. Anders sieht es allerdings bei den Glühweinständen aus: Gerade erst war vergangenen Samstag die City-Oase, eine Gastronomie-Zone auf dem Schillerplatz mit Essens- und Cocktailständen, von Besuchern förmlich überrannt worden, die City-Oase machte nach nur vier Tagen wieder dicht. Die Erfahrung habe sie vorsichtig gemacht, sagte Matz, die gleichwohl das Event verteidigte: „Das Konzept war gut“, betonte sie, es sei aber „nicht damit zu rechnen gewesen, dass die Besucher so unvernünftig sein würden.“
Das hat nun auch Konsequenzen für den Weihnachtsmarkt: „Wir denken über eine Entzerrung über das ganze Stadtgebiet nach: ein Glühweinstand und ein Essensstand an einem Ort“, sagte Matz. Auch dann aber werde es Konzepte für Abstand und Hygieneschutz geben müssen, auch der Einsatz von Securityleuten sei denkbar, die auch gegen Auswüchse vorgehen könnten. Eine andere Überlegung sei, nur die Glühweinstände auf den Markt zu positionieren, „analog zur Gastronomie“, sagte Matz – das könnte feste Tische, Einlasskontrollen und Besuchererfassung bedeuten.
„Es sind momentan alles noch Gedankenmodelle, wir wissen einfach nicht, wie es weiter geht“, betonte Matz. Es gebe zudem derzeit gar keine rechtliche Grundlage für eine Planung, betonte die Dezernentin – Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte am Donnerstag angekündigt, die Frage nach dem Umgang „mit dem Brauchtum“ solle in der nächsten Corona-Verordnung des Landes Mitte September geregelt werden. „Wir fahren auf Sicht“, betonte Matz, die Infektionszahlen gingen ja derzeit Auf und Ab – die Hoffnung mag man in Mainz noch nicht aufgeben, schließlich ist der Weihnachtsmarkt auch ein wichtiger Wirtschafts- und Tourismusfaktor für die Stadt.
„Wir halten uns noch fest an der Hoffnung, dass alles gut wird“, sagte Matz denn auch – vielleicht reiche ja auch schon das kalte Winterwetter, um größeren Mengen vorzubeugen. „Der Infektionsschutz hat aber oberste Priorität“, stellte die Dezernentin auch klar, „das ist ein Tanz auf der Rasierklinge, den wir hier vollführen.“
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